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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal.

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Fabrik- und Hausindustrie,

Stande von 1861 hatte die Zahl der mechanischen Stühle sich vergrößert, von
395S4 auf 74773, die der Handwebstühle sich verringert, von 394865 ans
369321. Wieviel Stühle in den Häusern der Arbeiter aufgestellt sind, hat im
Jahre 1875 leider nicht ermittelt werden können. Für das Jahr 1861 wird
ihre Zahl ans 370 970 angegeben. Wirklich beseitigt ist die Handweberei bisher
nur an wenigen Orten und in Herstellung keines einzigen Artikels vollständig
dnrch die mechanische Weberei ersetzt worden. Zurückgegangen ist sie im all¬
gemeinen in allen Teilen Deutschlands für glatte Gewebe, für Massenartikel
und ordinäre Stoffe, Dagegen behauptet sie einen Vorsprang vor der Mechanik
in bezug auf feine und gemusterte Sachen,

"Noch klappern, sagt der Verfasser, im dentschen Reiche 369321 Hand¬
webstühle im Kleinbetriebe und noch viele leider ungezählte in Hausarbeit und
Nebenbeschäftigung, von deren Betrieb 1^ Million Menschen die Existenz hat.
Hier heißt es, diese Handwebstühle nicht zugrunde gehen zu lassen, weil die
Zukunft nach heutiger Anschauung dem mechanischen Stuhle gehört, sondern
die Aufgabe ist vielmehr, auf alle mögliche Weise die Existenz der Handweb¬
stühle zu retten, soweit und wie es nur immer möglich ist. Hierzu ist es jetzt
nicht zu spät." Wir köunen hier die neueren Angaben der Berufszühlmig,
die wenigstens die Personen nachgewiesen hat, über das Verhältnis von Haus¬
und Fabrikbetrieb einschalten, die gleichfalls erkennen lassen, daß der Kampf der
mechanischen Weberei gegen die Handweberci zu einer völligen Niederlage der
letzteren noch nicht geführt hat. Die Zahl der Erwerbsthätigeu betrug im
Juni 1882:'-)

Ais Fabriwrtritb:
Als Hausiielneb!
1. Spinnerei, Hechelei, Haspele,, Zwirnerei, Wollenfabrikation, 24 175 113 176
2, Weberei, einschließlich Bandweberei (anSgenvnuncn Metall-,
Gumnn^ und Roßhaarwebcrei)......... 280 961 193 317
L. Strickerei und Wirkerei (Strumpfwaarenfabrikation) . . . S1 663 17 463
4, Häkelei, Stickerei, Spitzenfabrikation........26 252 6 954
"'
zusammen in diesen vier J,wusKnegruppci^3M0Sil M0 909"

Zur Zeit ist mithin die Zahl der ans den Handwebstuhl angewiesenen noch
größer als die der Fabrikarbeiter, Doch beweist dieses Verhältnis die Lebens¬
fähigkeit der Handwcberei an sich noch nicht, sondern es käme darauf an, wie
viele Stühle wirklich im Gange sind. Zählt man zu beiden Gruppen die Zahl
der Angehörigen zu, die direkt oder indirekt von den Ermerbsthäligen abhängen,
so erhält man im ersten Falle eine Gesamtzahl von 881549, im letzteren Falle
von 636^! 17 Personen, Soviel ist also jedenfalls sicher, daß numerisch die
Haus- und Handwcber die ganze Beachtung der Volkswirte verdienen.



") statistisches Jahrbuch skr das deutsche Reich, S, 13 si.
Fabrik- und Hausindustrie,

Stande von 1861 hatte die Zahl der mechanischen Stühle sich vergrößert, von
395S4 auf 74773, die der Handwebstühle sich verringert, von 394865 ans
369321. Wieviel Stühle in den Häusern der Arbeiter aufgestellt sind, hat im
Jahre 1875 leider nicht ermittelt werden können. Für das Jahr 1861 wird
ihre Zahl ans 370 970 angegeben. Wirklich beseitigt ist die Handweberei bisher
nur an wenigen Orten und in Herstellung keines einzigen Artikels vollständig
dnrch die mechanische Weberei ersetzt worden. Zurückgegangen ist sie im all¬
gemeinen in allen Teilen Deutschlands für glatte Gewebe, für Massenartikel
und ordinäre Stoffe, Dagegen behauptet sie einen Vorsprang vor der Mechanik
in bezug auf feine und gemusterte Sachen,

„Noch klappern, sagt der Verfasser, im dentschen Reiche 369321 Hand¬
webstühle im Kleinbetriebe und noch viele leider ungezählte in Hausarbeit und
Nebenbeschäftigung, von deren Betrieb 1^ Million Menschen die Existenz hat.
Hier heißt es, diese Handwebstühle nicht zugrunde gehen zu lassen, weil die
Zukunft nach heutiger Anschauung dem mechanischen Stuhle gehört, sondern
die Aufgabe ist vielmehr, auf alle mögliche Weise die Existenz der Handweb¬
stühle zu retten, soweit und wie es nur immer möglich ist. Hierzu ist es jetzt
nicht zu spät." Wir köunen hier die neueren Angaben der Berufszühlmig,
die wenigstens die Personen nachgewiesen hat, über das Verhältnis von Haus¬
und Fabrikbetrieb einschalten, die gleichfalls erkennen lassen, daß der Kampf der
mechanischen Weberei gegen die Handweberci zu einer völligen Niederlage der
letzteren noch nicht geführt hat. Die Zahl der Erwerbsthätigeu betrug im
Juni 1882:'-)

Ais Fabriwrtritb:
Als Hausiielneb!
1. Spinnerei, Hechelei, Haspele,, Zwirnerei, Wollenfabrikation, 24 175 113 176
2, Weberei, einschließlich Bandweberei (anSgenvnuncn Metall-,
Gumnn^ und Roßhaarwebcrei)......... 280 961 193 317
L. Strickerei und Wirkerei (Strumpfwaarenfabrikation) . . . S1 663 17 463
4, Häkelei, Stickerei, Spitzenfabrikation........26 252 6 954
"'
zusammen in diesen vier J,wusKnegruppci^3M0Sil M0 909"

Zur Zeit ist mithin die Zahl der ans den Handwebstuhl angewiesenen noch
größer als die der Fabrikarbeiter, Doch beweist dieses Verhältnis die Lebens¬
fähigkeit der Handwcberei an sich noch nicht, sondern es käme darauf an, wie
viele Stühle wirklich im Gange sind. Zählt man zu beiden Gruppen die Zahl
der Angehörigen zu, die direkt oder indirekt von den Ermerbsthäligen abhängen,
so erhält man im ersten Falle eine Gesamtzahl von 881549, im letzteren Falle
von 636^! 17 Personen, Soviel ist also jedenfalls sicher, daß numerisch die
Haus- und Handwcber die ganze Beachtung der Volkswirte verdienen.



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[0194] Fabrik- und Hausindustrie, Stande von 1861 hatte die Zahl der mechanischen Stühle sich vergrößert, von 395S4 auf 74773, die der Handwebstühle sich verringert, von 394865 ans 369321. Wieviel Stühle in den Häusern der Arbeiter aufgestellt sind, hat im Jahre 1875 leider nicht ermittelt werden können. Für das Jahr 1861 wird ihre Zahl ans 370 970 angegeben. Wirklich beseitigt ist die Handweberei bisher nur an wenigen Orten und in Herstellung keines einzigen Artikels vollständig dnrch die mechanische Weberei ersetzt worden. Zurückgegangen ist sie im all¬ gemeinen in allen Teilen Deutschlands für glatte Gewebe, für Massenartikel und ordinäre Stoffe, Dagegen behauptet sie einen Vorsprang vor der Mechanik in bezug auf feine und gemusterte Sachen, „Noch klappern, sagt der Verfasser, im dentschen Reiche 369321 Hand¬ webstühle im Kleinbetriebe und noch viele leider ungezählte in Hausarbeit und Nebenbeschäftigung, von deren Betrieb 1^ Million Menschen die Existenz hat. Hier heißt es, diese Handwebstühle nicht zugrunde gehen zu lassen, weil die Zukunft nach heutiger Anschauung dem mechanischen Stuhle gehört, sondern die Aufgabe ist vielmehr, auf alle mögliche Weise die Existenz der Handweb¬ stühle zu retten, soweit und wie es nur immer möglich ist. Hierzu ist es jetzt nicht zu spät." Wir köunen hier die neueren Angaben der Berufszühlmig, die wenigstens die Personen nachgewiesen hat, über das Verhältnis von Haus¬ und Fabrikbetrieb einschalten, die gleichfalls erkennen lassen, daß der Kampf der mechanischen Weberei gegen die Handweberci zu einer völligen Niederlage der letzteren noch nicht geführt hat. Die Zahl der Erwerbsthätigeu betrug im Juni 1882:'-) Ais Fabriwrtritb: Als Hausiielneb! 1. Spinnerei, Hechelei, Haspele,, Zwirnerei, Wollenfabrikation, 24 175 113 176 2, Weberei, einschließlich Bandweberei (anSgenvnuncn Metall-, Gumnn^ und Roßhaarwebcrei)......... 280 961 193 317 L. Strickerei und Wirkerei (Strumpfwaarenfabrikation) . . . S1 663 17 463 4, Häkelei, Stickerei, Spitzenfabrikation........26 252 6 954 "' zusammen in diesen vier J,wusKnegruppci^3M0Sil M0 909" Zur Zeit ist mithin die Zahl der ans den Handwebstuhl angewiesenen noch größer als die der Fabrikarbeiter, Doch beweist dieses Verhältnis die Lebens¬ fähigkeit der Handwcberei an sich noch nicht, sondern es käme darauf an, wie viele Stühle wirklich im Gange sind. Zählt man zu beiden Gruppen die Zahl der Angehörigen zu, die direkt oder indirekt von den Ermerbsthäligen abhängen, so erhält man im ersten Falle eine Gesamtzahl von 881549, im letzteren Falle von 636^! 17 Personen, Soviel ist also jedenfalls sicher, daß numerisch die Haus- und Handwcber die ganze Beachtung der Volkswirte verdienen. ») statistisches Jahrbuch skr das deutsche Reich, S, 13 si.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_195390/194>, abgerufen am 22.07.2024.