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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal.

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Die Lotteriefrage im preußischen Abgeordnetenhause.

Hamburg mit 454000 Einwohner" hält Lotterien, deren Einsatzgelder
je 9620100 Mark betragen. Man giebt 100 000 Loose aus in Abschnitten,
die dem Befinden der Direktion überlassen sind. Die Verloosung erfolgt in
7 Klassen. Der Preis des Looses für alle Klaffen beträgt 111,60 Mark.
Man verteilt 50500 Gewinne. Der niedrigste beträgt 20 Mark, der höchste
kann bis zu 500000 Mark steigen. Von den Einsatzgeldcrn kommen 12 bis
15 Prozent in Abzug. Als Gesamtgewinn des Staates sind im Budget 1454000
Mark aufgeführt.

Mecklenburg-Schwerin mit 577000 Einwohnern veranstaltet Lotterien,
deren Einsatzgelder je 1831506 Mark betragen. Es werden nur 18000 Loose
ausgegeben in ganzen, halben, Viertel- und Achtelloosen. Die Verloosung er¬
folgt in 6 Klaffen. Der Preis des Looses für alle Klassen beträgt 114 Mark.
Man verteilt 9000 Gewinne. Die niedrigsten betragen 5 Mark, der höchste
kann bis zu 225 000 Mark steigen. Der Gewinnanteil der Staates beträgt
12 Prozent, der der Kollektenre 6'/,^ Prozent. Der Gesamtgewinn des Staates
ist nicht veröffentlicht, würde aber, zu 12 Prozent der Einsatzgelder berechnet,
von zwei Lotterien 439 560 Mark betragen.

In jedem dieser Länder werden jährlich zwei Lotterien veranstaltet. Die
Zahl Der Ziehungen ergiebt sich hiernach, wenn man die Zahl der Klassen jeder
Lotterie mit zwei multiplizirt, sodaß also z. B. in Hamburg jährlich vierzehn
Ziehungen in Zwischenräumen von drei bis sechs Wochen stattfinden. Rechnet
man die Zahlen der Einsatzgcldcr zusammen und verdoppelt dieselben, so ergiebt
sich, daß in den gedachten fünf Ländern alljährlich für 107 433 200 Mark Loose
ausgeboten werde", eine Summe, zu der dann auch noch der fünfprozcntigc
Neichsstempel mit 5 371 660 Mark hinzukommt. Das würde zusammen
112 804 860 Mark machen. An der Summe dieses Einsatzkapitals beteilige"
sich aber die gedachten fünf Länder, wenn man die Größe ihrer Bevölkerung
in Betracht zieht, sehr verschieden. Während das jährliche Einsatzkapital auf
den Kopf der Bevölkerung in Preußen nur eine Mark beträgt, beträgt es in
Mecklenburg 6,3, in Sachsen 12, in Hamburg 42, in Braunschweig nahe an
60 Mark. Daneben ergiebt sich noch folgender auffällige Unterschied. Während
Preußen und auch Sachsen einen Gesamtgewinn aus ihren Lotterien beziehen,
welcher den für den Staat als Gewinn vorbehaltenen Prozenten wenigstens
annähernd entspricht, steht dagegen der Gesamtgewinn, welchen Vraunschweig
und Hamburg aus ihrer Lotterie beziehe,?, weit unter jenen: Prozentsätze. Es
beruht dies darauf, daß in Hamburg die Lotterie nicht vom Staate unmittelbar
betrieben wird, sondern verpachtet ist und der Gewinn des Staates also nur
in dem ausbedungenen Pachtgelde besteht. Ebenso wird in Braunschweig den
festen Übernehmern sämtlicher Loose für Risiko, Kollekteurgebühren und Be¬
streitung sämtlicher Unkosten eine sehr bedeutende Abgabe gewährt, welche den
Gewinn des Staates bis auf die berechnete Summe vermindert. Betrachtet


Die Lotteriefrage im preußischen Abgeordnetenhause.

Hamburg mit 454000 Einwohner» hält Lotterien, deren Einsatzgelder
je 9620100 Mark betragen. Man giebt 100 000 Loose aus in Abschnitten,
die dem Befinden der Direktion überlassen sind. Die Verloosung erfolgt in
7 Klassen. Der Preis des Looses für alle Klaffen beträgt 111,60 Mark.
Man verteilt 50500 Gewinne. Der niedrigste beträgt 20 Mark, der höchste
kann bis zu 500000 Mark steigen. Von den Einsatzgeldcrn kommen 12 bis
15 Prozent in Abzug. Als Gesamtgewinn des Staates sind im Budget 1454000
Mark aufgeführt.

Mecklenburg-Schwerin mit 577000 Einwohnern veranstaltet Lotterien,
deren Einsatzgelder je 1831506 Mark betragen. Es werden nur 18000 Loose
ausgegeben in ganzen, halben, Viertel- und Achtelloosen. Die Verloosung er¬
folgt in 6 Klaffen. Der Preis des Looses für alle Klassen beträgt 114 Mark.
Man verteilt 9000 Gewinne. Die niedrigsten betragen 5 Mark, der höchste
kann bis zu 225 000 Mark steigen. Der Gewinnanteil der Staates beträgt
12 Prozent, der der Kollektenre 6'/,^ Prozent. Der Gesamtgewinn des Staates
ist nicht veröffentlicht, würde aber, zu 12 Prozent der Einsatzgelder berechnet,
von zwei Lotterien 439 560 Mark betragen.

In jedem dieser Länder werden jährlich zwei Lotterien veranstaltet. Die
Zahl Der Ziehungen ergiebt sich hiernach, wenn man die Zahl der Klassen jeder
Lotterie mit zwei multiplizirt, sodaß also z. B. in Hamburg jährlich vierzehn
Ziehungen in Zwischenräumen von drei bis sechs Wochen stattfinden. Rechnet
man die Zahlen der Einsatzgcldcr zusammen und verdoppelt dieselben, so ergiebt
sich, daß in den gedachten fünf Ländern alljährlich für 107 433 200 Mark Loose
ausgeboten werde», eine Summe, zu der dann auch noch der fünfprozcntigc
Neichsstempel mit 5 371 660 Mark hinzukommt. Das würde zusammen
112 804 860 Mark machen. An der Summe dieses Einsatzkapitals beteilige»
sich aber die gedachten fünf Länder, wenn man die Größe ihrer Bevölkerung
in Betracht zieht, sehr verschieden. Während das jährliche Einsatzkapital auf
den Kopf der Bevölkerung in Preußen nur eine Mark beträgt, beträgt es in
Mecklenburg 6,3, in Sachsen 12, in Hamburg 42, in Braunschweig nahe an
60 Mark. Daneben ergiebt sich noch folgender auffällige Unterschied. Während
Preußen und auch Sachsen einen Gesamtgewinn aus ihren Lotterien beziehen,
welcher den für den Staat als Gewinn vorbehaltenen Prozenten wenigstens
annähernd entspricht, steht dagegen der Gesamtgewinn, welchen Vraunschweig
und Hamburg aus ihrer Lotterie beziehe,?, weit unter jenen: Prozentsätze. Es
beruht dies darauf, daß in Hamburg die Lotterie nicht vom Staate unmittelbar
betrieben wird, sondern verpachtet ist und der Gewinn des Staates also nur
in dem ausbedungenen Pachtgelde besteht. Ebenso wird in Braunschweig den
festen Übernehmern sämtlicher Loose für Risiko, Kollekteurgebühren und Be¬
streitung sämtlicher Unkosten eine sehr bedeutende Abgabe gewährt, welche den
Gewinn des Staates bis auf die berechnete Summe vermindert. Betrachtet


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[0127] Die Lotteriefrage im preußischen Abgeordnetenhause. Hamburg mit 454000 Einwohner» hält Lotterien, deren Einsatzgelder je 9620100 Mark betragen. Man giebt 100 000 Loose aus in Abschnitten, die dem Befinden der Direktion überlassen sind. Die Verloosung erfolgt in 7 Klassen. Der Preis des Looses für alle Klaffen beträgt 111,60 Mark. Man verteilt 50500 Gewinne. Der niedrigste beträgt 20 Mark, der höchste kann bis zu 500000 Mark steigen. Von den Einsatzgeldcrn kommen 12 bis 15 Prozent in Abzug. Als Gesamtgewinn des Staates sind im Budget 1454000 Mark aufgeführt. Mecklenburg-Schwerin mit 577000 Einwohnern veranstaltet Lotterien, deren Einsatzgelder je 1831506 Mark betragen. Es werden nur 18000 Loose ausgegeben in ganzen, halben, Viertel- und Achtelloosen. Die Verloosung er¬ folgt in 6 Klaffen. Der Preis des Looses für alle Klassen beträgt 114 Mark. Man verteilt 9000 Gewinne. Die niedrigsten betragen 5 Mark, der höchste kann bis zu 225 000 Mark steigen. Der Gewinnanteil der Staates beträgt 12 Prozent, der der Kollektenre 6'/,^ Prozent. Der Gesamtgewinn des Staates ist nicht veröffentlicht, würde aber, zu 12 Prozent der Einsatzgelder berechnet, von zwei Lotterien 439 560 Mark betragen. In jedem dieser Länder werden jährlich zwei Lotterien veranstaltet. Die Zahl Der Ziehungen ergiebt sich hiernach, wenn man die Zahl der Klassen jeder Lotterie mit zwei multiplizirt, sodaß also z. B. in Hamburg jährlich vierzehn Ziehungen in Zwischenräumen von drei bis sechs Wochen stattfinden. Rechnet man die Zahlen der Einsatzgcldcr zusammen und verdoppelt dieselben, so ergiebt sich, daß in den gedachten fünf Ländern alljährlich für 107 433 200 Mark Loose ausgeboten werde», eine Summe, zu der dann auch noch der fünfprozcntigc Neichsstempel mit 5 371 660 Mark hinzukommt. Das würde zusammen 112 804 860 Mark machen. An der Summe dieses Einsatzkapitals beteilige» sich aber die gedachten fünf Länder, wenn man die Größe ihrer Bevölkerung in Betracht zieht, sehr verschieden. Während das jährliche Einsatzkapital auf den Kopf der Bevölkerung in Preußen nur eine Mark beträgt, beträgt es in Mecklenburg 6,3, in Sachsen 12, in Hamburg 42, in Braunschweig nahe an 60 Mark. Daneben ergiebt sich noch folgender auffällige Unterschied. Während Preußen und auch Sachsen einen Gesamtgewinn aus ihren Lotterien beziehen, welcher den für den Staat als Gewinn vorbehaltenen Prozenten wenigstens annähernd entspricht, steht dagegen der Gesamtgewinn, welchen Vraunschweig und Hamburg aus ihrer Lotterie beziehe,?, weit unter jenen: Prozentsätze. Es beruht dies darauf, daß in Hamburg die Lotterie nicht vom Staate unmittelbar betrieben wird, sondern verpachtet ist und der Gewinn des Staates also nur in dem ausbedungenen Pachtgelde besteht. Ebenso wird in Braunschweig den festen Übernehmern sämtlicher Loose für Risiko, Kollekteurgebühren und Be¬ streitung sämtlicher Unkosten eine sehr bedeutende Abgabe gewährt, welche den Gewinn des Staates bis auf die berechnete Summe vermindert. Betrachtet

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_195390/127>, abgerufen am 22.07.2024.