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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal.

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Notiz.

und Lachen, denn die Nacht war voll Duft und Lieblichkeit, und alle Welt,
mit Ausnahme der schon Schlafenden, der Kranken, der in den Gefängnissen
schmachtenden und der Angehörigen dieser Armen, war fröhlich und guter
Dinge.

Der herzogliche Lakai, voll von Zukunftsplänen, gab wenig Acht auf andres
als auf die ungefähre Richtung seines Heimwegs. Er gehörte zu den Naturen,
die sich nie ganz geben. Wie ein Mann, der mit seinen Füßen auf zwei
nebeneinander fahrenden Booten steht, immer in Gefahr, zwischen beiden ins
Wasser zu fallen, aber auch sich des Vorteils bewußt, beim Sinken des einen
sich rasch auf das andre retten zu können, so hielt er es gleichzeitig mit den
Buonaeolsis und dem regierenden Hause, dessen Rock er trug. Vitalicmo ließ
ihn überwachen, benutzte aber die früheren Verbindungen des zweideutigen Kum¬
pans, um über die Vorgänge in dem Palazzo Pasferino gut unterrichtet zu
bleiben und auch mit den etwaigen Plänen der einst verdächtig gewesenen Vero-
neser Gouzagas Fühlung zu unterhalten. Solcherart hatte Vitalicmo durch An¬
tonio Maria auch Wind bekommen, daß Giuseppe Gonzaga und sein Schatten
Beppo aus Verona verschwunden waren. Ob und wo sie sich in Mantua ver¬
steckt halten mochten, das auszukundschaften hatte der, wie ernährt, mit Beppo
einst in demselben Dienst gewesene Lakai übernommen. Es war keine An¬
gelegenheit, ans welche der superiore Gewicht legte, denn Giuseppes Ruf als
vorwiegend lustiger Lebemann war weit und breit bekannt. Antonio Maria
wußte jedoch, daß in Verona unlängst zwischen Ambrogio Pellegrini und Giu¬
seppe Gonzaga Besprechungen stattgefunden hatten, und wenn er sich auch hü¬
tete, dies dem Sbirrenchef zu verraten, so schloß er doch daraus, daß irgendein
politischer Anschlag im Werke sei, und es lag ihm sehr daran, beizeiten Einblick
in die Sache zu erhalten.

In der Osteria war ihm Beppo entschlüpft; es hatte nicht vermieden
werden können, wollte der Lakai sich von der Einmischung Vitalicmos freihalten.

Es galt jetzt allerorten Fühlfäden nach ihm auszustrecken.

(Fortsetzung folgt.)




Notiz.

Adam Bull. Wer den Charakter der englischen Politik und des englischen
Volkes kennen lernen will, dem raten wir aufs dringendste, den Londoner Brief
zu lesen, welcher soeben in der von A. de Gubernatis in seinein Landhause BidyA
(nicht in Indien, sondern in Florenz gelegen) redigirten Internationalen Revue
erschienen ist. Zu den einzelnen Sätzen, die wir im folgenden mitteilen, enthalten


Notiz.

und Lachen, denn die Nacht war voll Duft und Lieblichkeit, und alle Welt,
mit Ausnahme der schon Schlafenden, der Kranken, der in den Gefängnissen
schmachtenden und der Angehörigen dieser Armen, war fröhlich und guter
Dinge.

Der herzogliche Lakai, voll von Zukunftsplänen, gab wenig Acht auf andres
als auf die ungefähre Richtung seines Heimwegs. Er gehörte zu den Naturen,
die sich nie ganz geben. Wie ein Mann, der mit seinen Füßen auf zwei
nebeneinander fahrenden Booten steht, immer in Gefahr, zwischen beiden ins
Wasser zu fallen, aber auch sich des Vorteils bewußt, beim Sinken des einen
sich rasch auf das andre retten zu können, so hielt er es gleichzeitig mit den
Buonaeolsis und dem regierenden Hause, dessen Rock er trug. Vitalicmo ließ
ihn überwachen, benutzte aber die früheren Verbindungen des zweideutigen Kum¬
pans, um über die Vorgänge in dem Palazzo Pasferino gut unterrichtet zu
bleiben und auch mit den etwaigen Plänen der einst verdächtig gewesenen Vero-
neser Gouzagas Fühlung zu unterhalten. Solcherart hatte Vitalicmo durch An¬
tonio Maria auch Wind bekommen, daß Giuseppe Gonzaga und sein Schatten
Beppo aus Verona verschwunden waren. Ob und wo sie sich in Mantua ver¬
steckt halten mochten, das auszukundschaften hatte der, wie ernährt, mit Beppo
einst in demselben Dienst gewesene Lakai übernommen. Es war keine An¬
gelegenheit, ans welche der superiore Gewicht legte, denn Giuseppes Ruf als
vorwiegend lustiger Lebemann war weit und breit bekannt. Antonio Maria
wußte jedoch, daß in Verona unlängst zwischen Ambrogio Pellegrini und Giu¬
seppe Gonzaga Besprechungen stattgefunden hatten, und wenn er sich auch hü¬
tete, dies dem Sbirrenchef zu verraten, so schloß er doch daraus, daß irgendein
politischer Anschlag im Werke sei, und es lag ihm sehr daran, beizeiten Einblick
in die Sache zu erhalten.

In der Osteria war ihm Beppo entschlüpft; es hatte nicht vermieden
werden können, wollte der Lakai sich von der Einmischung Vitalicmos freihalten.

Es galt jetzt allerorten Fühlfäden nach ihm auszustrecken.

(Fortsetzung folgt.)




Notiz.

Adam Bull. Wer den Charakter der englischen Politik und des englischen
Volkes kennen lernen will, dem raten wir aufs dringendste, den Londoner Brief
zu lesen, welcher soeben in der von A. de Gubernatis in seinein Landhause BidyA
(nicht in Indien, sondern in Florenz gelegen) redigirten Internationalen Revue
erschienen ist. Zu den einzelnen Sätzen, die wir im folgenden mitteilen, enthalten


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[0104] Notiz. und Lachen, denn die Nacht war voll Duft und Lieblichkeit, und alle Welt, mit Ausnahme der schon Schlafenden, der Kranken, der in den Gefängnissen schmachtenden und der Angehörigen dieser Armen, war fröhlich und guter Dinge. Der herzogliche Lakai, voll von Zukunftsplänen, gab wenig Acht auf andres als auf die ungefähre Richtung seines Heimwegs. Er gehörte zu den Naturen, die sich nie ganz geben. Wie ein Mann, der mit seinen Füßen auf zwei nebeneinander fahrenden Booten steht, immer in Gefahr, zwischen beiden ins Wasser zu fallen, aber auch sich des Vorteils bewußt, beim Sinken des einen sich rasch auf das andre retten zu können, so hielt er es gleichzeitig mit den Buonaeolsis und dem regierenden Hause, dessen Rock er trug. Vitalicmo ließ ihn überwachen, benutzte aber die früheren Verbindungen des zweideutigen Kum¬ pans, um über die Vorgänge in dem Palazzo Pasferino gut unterrichtet zu bleiben und auch mit den etwaigen Plänen der einst verdächtig gewesenen Vero- neser Gouzagas Fühlung zu unterhalten. Solcherart hatte Vitalicmo durch An¬ tonio Maria auch Wind bekommen, daß Giuseppe Gonzaga und sein Schatten Beppo aus Verona verschwunden waren. Ob und wo sie sich in Mantua ver¬ steckt halten mochten, das auszukundschaften hatte der, wie ernährt, mit Beppo einst in demselben Dienst gewesene Lakai übernommen. Es war keine An¬ gelegenheit, ans welche der superiore Gewicht legte, denn Giuseppes Ruf als vorwiegend lustiger Lebemann war weit und breit bekannt. Antonio Maria wußte jedoch, daß in Verona unlängst zwischen Ambrogio Pellegrini und Giu¬ seppe Gonzaga Besprechungen stattgefunden hatten, und wenn er sich auch hü¬ tete, dies dem Sbirrenchef zu verraten, so schloß er doch daraus, daß irgendein politischer Anschlag im Werke sei, und es lag ihm sehr daran, beizeiten Einblick in die Sache zu erhalten. In der Osteria war ihm Beppo entschlüpft; es hatte nicht vermieden werden können, wollte der Lakai sich von der Einmischung Vitalicmos freihalten. Es galt jetzt allerorten Fühlfäden nach ihm auszustrecken. (Fortsetzung folgt.) Notiz. Adam Bull. Wer den Charakter der englischen Politik und des englischen Volkes kennen lernen will, dem raten wir aufs dringendste, den Londoner Brief zu lesen, welcher soeben in der von A. de Gubernatis in seinein Landhause BidyA (nicht in Indien, sondern in Florenz gelegen) redigirten Internationalen Revue erschienen ist. Zu den einzelnen Sätzen, die wir im folgenden mitteilen, enthalten

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_195390/104>, abgerufen am 22.07.2024.