Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Erstes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite
Um eine Perle.

Beppo fühlte unter sein Wams, da ihm einfiel, es sei freilich ratsam,
die halsbrecherische Fahrt nicht ohne Amulet zu wagen.

Aber, fuhr Eufemia fort, vielleicht könnte es für Euch doch uoch ein gut
Teil vorteilhafter sein, wenn Ihr ihm eine Neuigkeit hinterbrächtet, die er,
wenigstens in seiner jetzigen Gemütsverfassung, mit Gold aufwiegen würde.
Kommt Ihr mit einer solchen Neuigkeit, statt mit dem vierten Grauschimmel,
nach Verona zurück, so seid Ihr bei ihm einer guten Aufnahme gewiß, wohl
auch Eurer Wieder"nstellnng. Zugleich braucht Ihr aber auch nicht mit Neue
an alles das zu denken, was Ihr gestern im Albergo della Scala an preis¬
lichen Eigenschaften Eures Herrn vor der leichtgläubigen Eufemia auskramtet,
und Ihr konnt Euch dann ferner sage", daß Eufemia es Euch nicht nachträgt.

Sie blickte bei diesen Worten in seine kleinen, verschmitzten Augen so gut¬
herzig hinein, daß ihm warm uns Herz wurde und er für heute wenigstens in
der That die Spekulation mit dem Schimmel aufzugeben beschloß, vorausgesetzt,
was er jetzt hören würde, entspreche seinen Erwartungen. Das that es dann
allerdings. Die Gefahr, die seit den heutigen Eröffnungen des alten Buona-
eolsi über dem Fräulein schwebte, war eine Neuigkeit, wie Beppo keine wert¬
vollere wünschen konnte. Er hatte in betreff seines Herrn nicht übertreiben
wollen. Nach dem Urteil Beppos wenigstens konnte der Wind, der jetzt nach
Mantua und nach dem Zodiaeo-Gcißchen blies, gar leicht nach einer audern
Richtung umspringen. Die Heftigkeit, mit der er blies, war aber, wenn sofort
auf ein Hindernis treffend, recht wohl zur raschen Durchführung eiues Hand¬
streichs geeignet.

Auch diesmal an Eufemia alles auszuplaudern, was nun geschehen werde,
hielt Beppo jedoch nicht für ratsam; der Einblick in Eufemias Art und Weise
hatte ihn gewitzigt.

So wurde deun nur verabredet, daß Eufemia ihre Herrin zu bestimmen
suchen werde, dem Gebieter Beppos während ihrer Abendandacht in der Kirche
des heiligen Stefano hin und wieder Gelegenheit zum Einziehen von weiteren
Nachrichten über die Pläne des alten Bnonacolsi zu verschaffen. Nachdem
solcherart die lange Zwiesprache zu diesem Ergebnis gekommen war, wechselten
Beppo und die Friaulcrin noch einige kurze Worte, denen aber die sie beglei¬
tenden Blicke eine vielsagende Wärme gaben, worauf Beppo, den Kopf seiner
mausefarbeneu Stute umkehrend, im Galopp nach Verona heimsprengte.

(Fortsetzung fulgt.)




Um eine Perle.

Beppo fühlte unter sein Wams, da ihm einfiel, es sei freilich ratsam,
die halsbrecherische Fahrt nicht ohne Amulet zu wagen.

Aber, fuhr Eufemia fort, vielleicht könnte es für Euch doch uoch ein gut
Teil vorteilhafter sein, wenn Ihr ihm eine Neuigkeit hinterbrächtet, die er,
wenigstens in seiner jetzigen Gemütsverfassung, mit Gold aufwiegen würde.
Kommt Ihr mit einer solchen Neuigkeit, statt mit dem vierten Grauschimmel,
nach Verona zurück, so seid Ihr bei ihm einer guten Aufnahme gewiß, wohl
auch Eurer Wieder«nstellnng. Zugleich braucht Ihr aber auch nicht mit Neue
an alles das zu denken, was Ihr gestern im Albergo della Scala an preis¬
lichen Eigenschaften Eures Herrn vor der leichtgläubigen Eufemia auskramtet,
und Ihr konnt Euch dann ferner sage», daß Eufemia es Euch nicht nachträgt.

Sie blickte bei diesen Worten in seine kleinen, verschmitzten Augen so gut¬
herzig hinein, daß ihm warm uns Herz wurde und er für heute wenigstens in
der That die Spekulation mit dem Schimmel aufzugeben beschloß, vorausgesetzt,
was er jetzt hören würde, entspreche seinen Erwartungen. Das that es dann
allerdings. Die Gefahr, die seit den heutigen Eröffnungen des alten Buona-
eolsi über dem Fräulein schwebte, war eine Neuigkeit, wie Beppo keine wert¬
vollere wünschen konnte. Er hatte in betreff seines Herrn nicht übertreiben
wollen. Nach dem Urteil Beppos wenigstens konnte der Wind, der jetzt nach
Mantua und nach dem Zodiaeo-Gcißchen blies, gar leicht nach einer audern
Richtung umspringen. Die Heftigkeit, mit der er blies, war aber, wenn sofort
auf ein Hindernis treffend, recht wohl zur raschen Durchführung eiues Hand¬
streichs geeignet.

Auch diesmal an Eufemia alles auszuplaudern, was nun geschehen werde,
hielt Beppo jedoch nicht für ratsam; der Einblick in Eufemias Art und Weise
hatte ihn gewitzigt.

So wurde deun nur verabredet, daß Eufemia ihre Herrin zu bestimmen
suchen werde, dem Gebieter Beppos während ihrer Abendandacht in der Kirche
des heiligen Stefano hin und wieder Gelegenheit zum Einziehen von weiteren
Nachrichten über die Pläne des alten Bnonacolsi zu verschaffen. Nachdem
solcherart die lange Zwiesprache zu diesem Ergebnis gekommen war, wechselten
Beppo und die Friaulcrin noch einige kurze Worte, denen aber die sie beglei¬
tenden Blicke eine vielsagende Wärme gaben, worauf Beppo, den Kopf seiner
mausefarbeneu Stute umkehrend, im Galopp nach Verona heimsprengte.

(Fortsetzung fulgt.)




<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0706" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/195382"/>
            <fw type="header" place="top"> Um eine Perle.</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_2771"> Beppo fühlte unter sein Wams, da ihm einfiel, es sei freilich ratsam,<lb/>
die halsbrecherische Fahrt nicht ohne Amulet zu wagen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2772"> Aber, fuhr Eufemia fort, vielleicht könnte es für Euch doch uoch ein gut<lb/>
Teil vorteilhafter sein, wenn Ihr ihm eine Neuigkeit hinterbrächtet, die er,<lb/>
wenigstens in seiner jetzigen Gemütsverfassung, mit Gold aufwiegen würde.<lb/>
Kommt Ihr mit einer solchen Neuigkeit, statt mit dem vierten Grauschimmel,<lb/>
nach Verona zurück, so seid Ihr bei ihm einer guten Aufnahme gewiß, wohl<lb/>
auch Eurer Wieder«nstellnng. Zugleich braucht Ihr aber auch nicht mit Neue<lb/>
an alles das zu denken, was Ihr gestern im Albergo della Scala an preis¬<lb/>
lichen Eigenschaften Eures Herrn vor der leichtgläubigen Eufemia auskramtet,<lb/>
und Ihr konnt Euch dann ferner sage», daß Eufemia es Euch nicht nachträgt.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2773"> Sie blickte bei diesen Worten in seine kleinen, verschmitzten Augen so gut¬<lb/>
herzig hinein, daß ihm warm uns Herz wurde und er für heute wenigstens in<lb/>
der That die Spekulation mit dem Schimmel aufzugeben beschloß, vorausgesetzt,<lb/>
was er jetzt hören würde, entspreche seinen Erwartungen. Das that es dann<lb/>
allerdings. Die Gefahr, die seit den heutigen Eröffnungen des alten Buona-<lb/>
eolsi über dem Fräulein schwebte, war eine Neuigkeit, wie Beppo keine wert¬<lb/>
vollere wünschen konnte. Er hatte in betreff seines Herrn nicht übertreiben<lb/>
wollen. Nach dem Urteil Beppos wenigstens konnte der Wind, der jetzt nach<lb/>
Mantua und nach dem Zodiaeo-Gcißchen blies, gar leicht nach einer audern<lb/>
Richtung umspringen. Die Heftigkeit, mit der er blies, war aber, wenn sofort<lb/>
auf ein Hindernis treffend, recht wohl zur raschen Durchführung eiues Hand¬<lb/>
streichs geeignet.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2774"> Auch diesmal an Eufemia alles auszuplaudern, was nun geschehen werde,<lb/>
hielt Beppo jedoch nicht für ratsam; der Einblick in Eufemias Art und Weise<lb/>
hatte ihn gewitzigt.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2775"> So wurde deun nur verabredet, daß Eufemia ihre Herrin zu bestimmen<lb/>
suchen werde, dem Gebieter Beppos während ihrer Abendandacht in der Kirche<lb/>
des heiligen Stefano hin und wieder Gelegenheit zum Einziehen von weiteren<lb/>
Nachrichten über die Pläne des alten Bnonacolsi zu verschaffen. Nachdem<lb/>
solcherart die lange Zwiesprache zu diesem Ergebnis gekommen war, wechselten<lb/>
Beppo und die Friaulcrin noch einige kurze Worte, denen aber die sie beglei¬<lb/>
tenden Blicke eine vielsagende Wärme gaben, worauf Beppo, den Kopf seiner<lb/>
mausefarbeneu Stute umkehrend, im Galopp nach Verona heimsprengte.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2776"> (Fortsetzung fulgt.)</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0706] Um eine Perle. Beppo fühlte unter sein Wams, da ihm einfiel, es sei freilich ratsam, die halsbrecherische Fahrt nicht ohne Amulet zu wagen. Aber, fuhr Eufemia fort, vielleicht könnte es für Euch doch uoch ein gut Teil vorteilhafter sein, wenn Ihr ihm eine Neuigkeit hinterbrächtet, die er, wenigstens in seiner jetzigen Gemütsverfassung, mit Gold aufwiegen würde. Kommt Ihr mit einer solchen Neuigkeit, statt mit dem vierten Grauschimmel, nach Verona zurück, so seid Ihr bei ihm einer guten Aufnahme gewiß, wohl auch Eurer Wieder«nstellnng. Zugleich braucht Ihr aber auch nicht mit Neue an alles das zu denken, was Ihr gestern im Albergo della Scala an preis¬ lichen Eigenschaften Eures Herrn vor der leichtgläubigen Eufemia auskramtet, und Ihr konnt Euch dann ferner sage», daß Eufemia es Euch nicht nachträgt. Sie blickte bei diesen Worten in seine kleinen, verschmitzten Augen so gut¬ herzig hinein, daß ihm warm uns Herz wurde und er für heute wenigstens in der That die Spekulation mit dem Schimmel aufzugeben beschloß, vorausgesetzt, was er jetzt hören würde, entspreche seinen Erwartungen. Das that es dann allerdings. Die Gefahr, die seit den heutigen Eröffnungen des alten Buona- eolsi über dem Fräulein schwebte, war eine Neuigkeit, wie Beppo keine wert¬ vollere wünschen konnte. Er hatte in betreff seines Herrn nicht übertreiben wollen. Nach dem Urteil Beppos wenigstens konnte der Wind, der jetzt nach Mantua und nach dem Zodiaeo-Gcißchen blies, gar leicht nach einer audern Richtung umspringen. Die Heftigkeit, mit der er blies, war aber, wenn sofort auf ein Hindernis treffend, recht wohl zur raschen Durchführung eiues Hand¬ streichs geeignet. Auch diesmal an Eufemia alles auszuplaudern, was nun geschehen werde, hielt Beppo jedoch nicht für ratsam; der Einblick in Eufemias Art und Weise hatte ihn gewitzigt. So wurde deun nur verabredet, daß Eufemia ihre Herrin zu bestimmen suchen werde, dem Gebieter Beppos während ihrer Abendandacht in der Kirche des heiligen Stefano hin und wieder Gelegenheit zum Einziehen von weiteren Nachrichten über die Pläne des alten Bnonacolsi zu verschaffen. Nachdem solcherart die lange Zwiesprache zu diesem Ergebnis gekommen war, wechselten Beppo und die Friaulcrin noch einige kurze Worte, denen aber die sie beglei¬ tenden Blicke eine vielsagende Wärme gaben, worauf Beppo, den Kopf seiner mausefarbeneu Stute umkehrend, im Galopp nach Verona heimsprengte. (Fortsetzung fulgt.)

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_194675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_194675/706
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_194675/706>, abgerufen am 22.07.2024.