Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Erstes Quartal.Um eine perle. mein Mangel an Ehrgeiz die Schuld. Possenspiele, Liebeleien, Neiterkünste Während er so seinem Herzen Luft machte, hatte Florida, vou seinen Es pochte an der Wand. Herrin, mahnte die Stimme Eufemias, bedenkt, Geht, Giuseppe Gonzaga, bat Florida; zum erstenmale däuchte ihr Aber sie meinte wie dnrch Zaubermacht an dem Geliebten zu haften, und Macht geschwind! mahnte im Nebenzimmer Eufemia von neuem. Giuseppe Gonzaga öffnete seine um das holde Mädchen geschlungenen Ach, erst in Mantua! schluchzte Florida. Was hast du aus mir gemacht? Ich höre den Herrn Vater! drängte die Stimme im Nebenzimmer. Giuseppe horchte. Dann raffte er seinen Mantel vom Boden auf. Leb Wie kannst du sagen: Lebwohl? schluchzte Florida, eben erst gabst du Noch einmal drückte er sie an sein Herz. Um eine perle. mein Mangel an Ehrgeiz die Schuld. Possenspiele, Liebeleien, Neiterkünste Während er so seinem Herzen Luft machte, hatte Florida, vou seinen Es pochte an der Wand. Herrin, mahnte die Stimme Eufemias, bedenkt, Geht, Giuseppe Gonzaga, bat Florida; zum erstenmale däuchte ihr Aber sie meinte wie dnrch Zaubermacht an dem Geliebten zu haften, und Macht geschwind! mahnte im Nebenzimmer Eufemia von neuem. Giuseppe Gonzaga öffnete seine um das holde Mädchen geschlungenen Ach, erst in Mantua! schluchzte Florida. Was hast du aus mir gemacht? Ich höre den Herrn Vater! drängte die Stimme im Nebenzimmer. Giuseppe horchte. Dann raffte er seinen Mantel vom Boden auf. Leb Wie kannst du sagen: Lebwohl? schluchzte Florida, eben erst gabst du Noch einmal drückte er sie an sein Herz. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0644" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/195320"/> <fw type="header" place="top"> Um eine perle.</fw><lb/> <p xml:id="ID_2468" prev="#ID_2467"> mein Mangel an Ehrgeiz die Schuld. Possenspiele, Liebeleien, Neiterkünste<lb/> haben meine Tage ausgefüllt, und noch vor einer Stunde, Florida Vuonaevlsi,<lb/> — denn es muß heraus — war ich nicht wert, die Spitzen deiner Finger zu<lb/> berühre». Erst dein kindliches Vertrauen hat aus mir einen andern gemacht.<lb/> In hundert schalen Wässerchen hatte sich bis auf diesen Tag der Strom meiner<lb/> Kräfte verzettelt, keinem zum Nutzen, mir zur Schmach. Du erst hast ihn ein¬<lb/> gedämmt und auf ein klares Ziel gerichtet. Nimm meine Huldigung an für<lb/> das, was sie in Wahrheit ist, für das Frciheitsaufjauchzen eiuer Seele, die<lb/> lange in unwürdigen Ketten lag, in selbstgeschmiedeten — ich bereue es — denn<lb/> selbstgeschmiedete sind ja eben auch nicht minder verächtliche Fesseln. Nimm meine<lb/> Huldigung an, Florida! Wage es, an mich zu glauben! Begeistere mich!<lb/> Halte mich, wenn wir von einander fern sind, mit unsichtbarer Hand auf dem<lb/> Pfade der Ehre und des Ruhmes fest, den ich von dieser Stunde an beschreitc!<lb/> Und ist dein Herz noch frei, so möge mir am Ziele werden, was beseligender<lb/> ist als der Besitz aller Macht und Fülle dieser Erde: die Liebe einer süßen<lb/> Braut, deine Liebe, Florida Buouaeolsi.</p><lb/> <p xml:id="ID_2469"> Während er so seinem Herzen Luft machte, hatte Florida, vou seinen<lb/> Worten ergriffen, aber anch beängstigt, sich mit bittend beschwichtigenden Hände¬<lb/> falten erhoben. Ehe sie es hindern konnte und wollte, hielt er sie in seinen<lb/> Armen, sie fühlte es: in seinen starken Armen, und ein fester Kuß besiegelte<lb/> den verheißungsvoller Bund.</p><lb/> <p xml:id="ID_2470"> Es pochte an der Wand. Herrin, mahnte die Stimme Eufemias, bedenkt,<lb/> wenn Euer Vater erwacht und deu Prinzen in Euerm Zimmer findet, so bin<lb/> ich um meinen Posten!</p><lb/> <p xml:id="ID_2471"> Geht, Giuseppe Gonzaga, bat Florida; zum erstenmale däuchte ihr<lb/> der verhaßte Name Gonzaga allen Wohlklang der Welt in sich zu bergen.<lb/> Geht, geht!</p><lb/> <p xml:id="ID_2472"> Aber sie meinte wie dnrch Zaubermacht an dem Geliebten zu haften, und<lb/> daß sie ihn lassen sollte, füllte ihre Augen mit Thränen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2473"> Macht geschwind! mahnte im Nebenzimmer Eufemia von neuem.</p><lb/> <p xml:id="ID_2474"> Giuseppe Gonzaga öffnete seine um das holde Mädchen geschlungenen<lb/> Arme. Wo sehen wir uns wieder? fragte er.</p><lb/> <p xml:id="ID_2475"> Ach, erst in Mantua! schluchzte Florida. Was hast du aus mir gemacht?<lb/> Alles dreht sich um mich im Kreise!</p><lb/> <p xml:id="ID_2476"> Ich höre den Herrn Vater! drängte die Stimme im Nebenzimmer.</p><lb/> <p xml:id="ID_2477"> Giuseppe horchte. Dann raffte er seinen Mantel vom Boden auf. Leb<lb/> Wohl! rief er und nahm ihr thräueuüberströmtes Gesicht in beide Hände, indem<lb/> er ihre Stirn mit Inbrunst küßte. Lebwohl!</p><lb/> <p xml:id="ID_2478"> Wie kannst du sagen: Lebwohl? schluchzte Florida, eben erst gabst du<lb/> mir das Leben, und schon raubst du mir es wieder!</p><lb/> <p xml:id="ID_2479"> Noch einmal drückte er sie an sein Herz.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0644]
Um eine perle.
mein Mangel an Ehrgeiz die Schuld. Possenspiele, Liebeleien, Neiterkünste
haben meine Tage ausgefüllt, und noch vor einer Stunde, Florida Vuonaevlsi,
— denn es muß heraus — war ich nicht wert, die Spitzen deiner Finger zu
berühre». Erst dein kindliches Vertrauen hat aus mir einen andern gemacht.
In hundert schalen Wässerchen hatte sich bis auf diesen Tag der Strom meiner
Kräfte verzettelt, keinem zum Nutzen, mir zur Schmach. Du erst hast ihn ein¬
gedämmt und auf ein klares Ziel gerichtet. Nimm meine Huldigung an für
das, was sie in Wahrheit ist, für das Frciheitsaufjauchzen eiuer Seele, die
lange in unwürdigen Ketten lag, in selbstgeschmiedeten — ich bereue es — denn
selbstgeschmiedete sind ja eben auch nicht minder verächtliche Fesseln. Nimm meine
Huldigung an, Florida! Wage es, an mich zu glauben! Begeistere mich!
Halte mich, wenn wir von einander fern sind, mit unsichtbarer Hand auf dem
Pfade der Ehre und des Ruhmes fest, den ich von dieser Stunde an beschreitc!
Und ist dein Herz noch frei, so möge mir am Ziele werden, was beseligender
ist als der Besitz aller Macht und Fülle dieser Erde: die Liebe einer süßen
Braut, deine Liebe, Florida Buouaeolsi.
Während er so seinem Herzen Luft machte, hatte Florida, vou seinen
Worten ergriffen, aber anch beängstigt, sich mit bittend beschwichtigenden Hände¬
falten erhoben. Ehe sie es hindern konnte und wollte, hielt er sie in seinen
Armen, sie fühlte es: in seinen starken Armen, und ein fester Kuß besiegelte
den verheißungsvoller Bund.
Es pochte an der Wand. Herrin, mahnte die Stimme Eufemias, bedenkt,
wenn Euer Vater erwacht und deu Prinzen in Euerm Zimmer findet, so bin
ich um meinen Posten!
Geht, Giuseppe Gonzaga, bat Florida; zum erstenmale däuchte ihr
der verhaßte Name Gonzaga allen Wohlklang der Welt in sich zu bergen.
Geht, geht!
Aber sie meinte wie dnrch Zaubermacht an dem Geliebten zu haften, und
daß sie ihn lassen sollte, füllte ihre Augen mit Thränen.
Macht geschwind! mahnte im Nebenzimmer Eufemia von neuem.
Giuseppe Gonzaga öffnete seine um das holde Mädchen geschlungenen
Arme. Wo sehen wir uns wieder? fragte er.
Ach, erst in Mantua! schluchzte Florida. Was hast du aus mir gemacht?
Alles dreht sich um mich im Kreise!
Ich höre den Herrn Vater! drängte die Stimme im Nebenzimmer.
Giuseppe horchte. Dann raffte er seinen Mantel vom Boden auf. Leb
Wohl! rief er und nahm ihr thräueuüberströmtes Gesicht in beide Hände, indem
er ihre Stirn mit Inbrunst küßte. Lebwohl!
Wie kannst du sagen: Lebwohl? schluchzte Florida, eben erst gabst du
mir das Leben, und schon raubst du mir es wieder!
Noch einmal drückte er sie an sein Herz.
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