Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Erstes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite
Zur Lutherliteratur.

1665 zu Eisleben herausgab, veröffentlicht wurde, bildete uur einen kleinen Teil
des umfassenden Materials, welches er gesammelt hatte. Seine reiche hand¬
schriftliche Sammlung von Predigten Luthers, welche ursprünglich mit Luthers
Weihnachtsprcdigt 1522 begann, ist fast vollständig, mit alleiniger Ansncihme
der Predigten von Weihnachten 1522 bis Weihnachten 1628. auf der Rats¬
schulbibliothek zu Zwickau erhalten. Für die jetzt verlorenen Bände der Poach-
schen Sammlung bieten uns die gleichfalls in der Zwickauer Bibliothek befind¬
lichen -- es sind im ganzen etwa siebzig Predigten -- teilweise Ersatz für das
Verlorene, An dieser Stelle sei auch der wichtigen Sammlung von gegen acht¬
hundert fast sämtlich noch ungedruckten Briefen an den Zwickcmcr Oberstadt¬
schreiber N, Stephan Noth gedacht, welche aus dem Nachlasse Rvths gleich¬
falls in den Besitz der Zwickauer Ratsschulbibliothek gelangte. Da sich unter
den Vricfschrcibern hervorragende Theologen, Pädagogen und Juristen der Re-
formationszeit befinden und die Vriefsammlung deshalb ein interessantes Bild
der Zeit von 1515 bis 1545, aus welcher sie stammen, sowie der dieselbe jeweilig
bewegenden Fragen giebt, so ist die von derselben Verlagsbuchhandlung beab¬
sichtigte Herausgabe dieser Briefe (in drei Bänden) ein gleich verdienstliches
Unternehmen wie die Veröffentlichung der Poachschen Predigtsammlung.

In die Zwickauer Bibliothek sind Poachs Manuskripte und Briefe wohl
durch dessen Sohn Petrus, einen seinerzeit berühmten Arzt, gelangt, der in
Zwickau, wo er 1592 Stadtphysikus und Schulinspektor, 1610 aber Stadtvogt
geworden war, am 10. Februar 1622 starb. Einer der neun Bände der
Poachschen Sammlung kam erst 1694 mit der gesamten Bibliothek des 1687
als Rektor zu Zwickau gestorbenen Magisters Dann, eines eifrigen Sammlers
von Lutherantographeu, der ihn wahrscheinlich aus Petrus Poachs Nachlaß er¬
worben hatte, in den Besitz der Stadt Zwickau. Ein andrer, ohne Zweifel
ursprünglich ebenfalls der Poachschen Sammlung angehörender Band, welcher
Predigten aus dem Jahre 1537 enthält, befindet sich merkwürdigerweise jetzt in
der fürstlich Oettingen-Wallerstcinschen Bibliothek zu Mayhingen bei Waller¬
stein in Baiern. Früher war er im Besitze Valentin Ernst Löschers, welcher
bereits verschiedne in den damals vorhandenen Gesamtausgaben der Werke
Luthers fehlende Predigten daraus veröffentlichte.




Zur Lutherliteratur.

1665 zu Eisleben herausgab, veröffentlicht wurde, bildete uur einen kleinen Teil
des umfassenden Materials, welches er gesammelt hatte. Seine reiche hand¬
schriftliche Sammlung von Predigten Luthers, welche ursprünglich mit Luthers
Weihnachtsprcdigt 1522 begann, ist fast vollständig, mit alleiniger Ansncihme
der Predigten von Weihnachten 1522 bis Weihnachten 1628. auf der Rats¬
schulbibliothek zu Zwickau erhalten. Für die jetzt verlorenen Bände der Poach-
schen Sammlung bieten uns die gleichfalls in der Zwickauer Bibliothek befind¬
lichen — es sind im ganzen etwa siebzig Predigten — teilweise Ersatz für das
Verlorene, An dieser Stelle sei auch der wichtigen Sammlung von gegen acht¬
hundert fast sämtlich noch ungedruckten Briefen an den Zwickcmcr Oberstadt¬
schreiber N, Stephan Noth gedacht, welche aus dem Nachlasse Rvths gleich¬
falls in den Besitz der Zwickauer Ratsschulbibliothek gelangte. Da sich unter
den Vricfschrcibern hervorragende Theologen, Pädagogen und Juristen der Re-
formationszeit befinden und die Vriefsammlung deshalb ein interessantes Bild
der Zeit von 1515 bis 1545, aus welcher sie stammen, sowie der dieselbe jeweilig
bewegenden Fragen giebt, so ist die von derselben Verlagsbuchhandlung beab¬
sichtigte Herausgabe dieser Briefe (in drei Bänden) ein gleich verdienstliches
Unternehmen wie die Veröffentlichung der Poachschen Predigtsammlung.

In die Zwickauer Bibliothek sind Poachs Manuskripte und Briefe wohl
durch dessen Sohn Petrus, einen seinerzeit berühmten Arzt, gelangt, der in
Zwickau, wo er 1592 Stadtphysikus und Schulinspektor, 1610 aber Stadtvogt
geworden war, am 10. Februar 1622 starb. Einer der neun Bände der
Poachschen Sammlung kam erst 1694 mit der gesamten Bibliothek des 1687
als Rektor zu Zwickau gestorbenen Magisters Dann, eines eifrigen Sammlers
von Lutherantographeu, der ihn wahrscheinlich aus Petrus Poachs Nachlaß er¬
worben hatte, in den Besitz der Stadt Zwickau. Ein andrer, ohne Zweifel
ursprünglich ebenfalls der Poachschen Sammlung angehörender Band, welcher
Predigten aus dem Jahre 1537 enthält, befindet sich merkwürdigerweise jetzt in
der fürstlich Oettingen-Wallerstcinschen Bibliothek zu Mayhingen bei Waller¬
stein in Baiern. Früher war er im Besitze Valentin Ernst Löschers, welcher
bereits verschiedne in den damals vorhandenen Gesamtausgaben der Werke
Luthers fehlende Predigten daraus veröffentlichte.




<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0320" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/194996"/>
          <fw type="header" place="top"> Zur Lutherliteratur.</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_1107" prev="#ID_1106"> 1665 zu Eisleben herausgab, veröffentlicht wurde, bildete uur einen kleinen Teil<lb/>
des umfassenden Materials, welches er gesammelt hatte. Seine reiche hand¬<lb/>
schriftliche Sammlung von Predigten Luthers, welche ursprünglich mit Luthers<lb/>
Weihnachtsprcdigt 1522 begann, ist fast vollständig, mit alleiniger Ansncihme<lb/>
der Predigten von Weihnachten 1522 bis Weihnachten 1628. auf der Rats¬<lb/>
schulbibliothek zu Zwickau erhalten. Für die jetzt verlorenen Bände der Poach-<lb/>
schen Sammlung bieten uns die gleichfalls in der Zwickauer Bibliothek befind¬<lb/>
lichen &#x2014; es sind im ganzen etwa siebzig Predigten &#x2014; teilweise Ersatz für das<lb/>
Verlorene, An dieser Stelle sei auch der wichtigen Sammlung von gegen acht¬<lb/>
hundert fast sämtlich noch ungedruckten Briefen an den Zwickcmcr Oberstadt¬<lb/>
schreiber N, Stephan Noth gedacht, welche aus dem Nachlasse Rvths gleich¬<lb/>
falls in den Besitz der Zwickauer Ratsschulbibliothek gelangte. Da sich unter<lb/>
den Vricfschrcibern hervorragende Theologen, Pädagogen und Juristen der Re-<lb/>
formationszeit befinden und die Vriefsammlung deshalb ein interessantes Bild<lb/>
der Zeit von 1515 bis 1545, aus welcher sie stammen, sowie der dieselbe jeweilig<lb/>
bewegenden Fragen giebt, so ist die von derselben Verlagsbuchhandlung beab¬<lb/>
sichtigte Herausgabe dieser Briefe (in drei Bänden) ein gleich verdienstliches<lb/>
Unternehmen wie die Veröffentlichung der Poachschen Predigtsammlung.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1108"> In die Zwickauer Bibliothek sind Poachs Manuskripte und Briefe wohl<lb/>
durch dessen Sohn Petrus, einen seinerzeit berühmten Arzt, gelangt, der in<lb/>
Zwickau, wo er 1592 Stadtphysikus und Schulinspektor, 1610 aber Stadtvogt<lb/>
geworden war, am 10. Februar 1622 starb. Einer der neun Bände der<lb/>
Poachschen Sammlung kam erst 1694 mit der gesamten Bibliothek des 1687<lb/>
als Rektor zu Zwickau gestorbenen Magisters Dann, eines eifrigen Sammlers<lb/>
von Lutherantographeu, der ihn wahrscheinlich aus Petrus Poachs Nachlaß er¬<lb/>
worben hatte, in den Besitz der Stadt Zwickau. Ein andrer, ohne Zweifel<lb/>
ursprünglich ebenfalls der Poachschen Sammlung angehörender Band, welcher<lb/>
Predigten aus dem Jahre 1537 enthält, befindet sich merkwürdigerweise jetzt in<lb/>
der fürstlich Oettingen-Wallerstcinschen Bibliothek zu Mayhingen bei Waller¬<lb/>
stein in Baiern. Früher war er im Besitze Valentin Ernst Löschers, welcher<lb/>
bereits verschiedne in den damals vorhandenen Gesamtausgaben der Werke<lb/>
Luthers fehlende Predigten daraus veröffentlichte.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0320] Zur Lutherliteratur. 1665 zu Eisleben herausgab, veröffentlicht wurde, bildete uur einen kleinen Teil des umfassenden Materials, welches er gesammelt hatte. Seine reiche hand¬ schriftliche Sammlung von Predigten Luthers, welche ursprünglich mit Luthers Weihnachtsprcdigt 1522 begann, ist fast vollständig, mit alleiniger Ansncihme der Predigten von Weihnachten 1522 bis Weihnachten 1628. auf der Rats¬ schulbibliothek zu Zwickau erhalten. Für die jetzt verlorenen Bände der Poach- schen Sammlung bieten uns die gleichfalls in der Zwickauer Bibliothek befind¬ lichen — es sind im ganzen etwa siebzig Predigten — teilweise Ersatz für das Verlorene, An dieser Stelle sei auch der wichtigen Sammlung von gegen acht¬ hundert fast sämtlich noch ungedruckten Briefen an den Zwickcmcr Oberstadt¬ schreiber N, Stephan Noth gedacht, welche aus dem Nachlasse Rvths gleich¬ falls in den Besitz der Zwickauer Ratsschulbibliothek gelangte. Da sich unter den Vricfschrcibern hervorragende Theologen, Pädagogen und Juristen der Re- formationszeit befinden und die Vriefsammlung deshalb ein interessantes Bild der Zeit von 1515 bis 1545, aus welcher sie stammen, sowie der dieselbe jeweilig bewegenden Fragen giebt, so ist die von derselben Verlagsbuchhandlung beab¬ sichtigte Herausgabe dieser Briefe (in drei Bänden) ein gleich verdienstliches Unternehmen wie die Veröffentlichung der Poachschen Predigtsammlung. In die Zwickauer Bibliothek sind Poachs Manuskripte und Briefe wohl durch dessen Sohn Petrus, einen seinerzeit berühmten Arzt, gelangt, der in Zwickau, wo er 1592 Stadtphysikus und Schulinspektor, 1610 aber Stadtvogt geworden war, am 10. Februar 1622 starb. Einer der neun Bände der Poachschen Sammlung kam erst 1694 mit der gesamten Bibliothek des 1687 als Rektor zu Zwickau gestorbenen Magisters Dann, eines eifrigen Sammlers von Lutherantographeu, der ihn wahrscheinlich aus Petrus Poachs Nachlaß er¬ worben hatte, in den Besitz der Stadt Zwickau. Ein andrer, ohne Zweifel ursprünglich ebenfalls der Poachschen Sammlung angehörender Band, welcher Predigten aus dem Jahre 1537 enthält, befindet sich merkwürdigerweise jetzt in der fürstlich Oettingen-Wallerstcinschen Bibliothek zu Mayhingen bei Waller¬ stein in Baiern. Früher war er im Besitze Valentin Ernst Löschers, welcher bereits verschiedne in den damals vorhandenen Gesamtausgaben der Werke Luthers fehlende Predigten daraus veröffentlichte.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_194675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_194675/320
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_194675/320>, abgerufen am 22.07.2024.