Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Erstes Quartal.Zur Lutherliteratur. wenige andre, unter denen nur noch die von dem verstorbenen Pult namhaft In allen diesen Werken zeigt sich aber das Bestreben, die Persönlichkeit Von diesem Teile der Lutherliteratur, die uns die Lutherfeier des Jahres Eine solche auf wissenschaftlicher Grundlage beruhende Gcsamtsausgabe Zur Lutherliteratur. wenige andre, unter denen nur noch die von dem verstorbenen Pult namhaft In allen diesen Werken zeigt sich aber das Bestreben, die Persönlichkeit Von diesem Teile der Lutherliteratur, die uns die Lutherfeier des Jahres Eine solche auf wissenschaftlicher Grundlage beruhende Gcsamtsausgabe <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0316" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/194992"/> <fw type="header" place="top"> Zur Lutherliteratur.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1092" prev="#ID_1091"> wenige andre, unter denen nur noch die von dem verstorbenen Pult namhaft<lb/> gemacht werden soll.</p><lb/> <p xml:id="ID_1093"> In allen diesen Werken zeigt sich aber das Bestreben, die Persönlichkeit<lb/> Luthers mehr als bisher durch Zurückgehen auf seine unmittelbaren Äußerungen,<lb/> wie sie in seinen Schriften, seinen Reden und Briefen vorliegen, unsrer Zeit<lb/> nahe zu bringen, indem sie Luther gern in seinem geliebten Deutsch reden lassen.<lb/> Dadurch ist aber auch das Interesse an seinen Werken und an den Aufzeich¬<lb/> nungen seiner nicht für die Veröffentlichung bestimmten Äußerungen gewachsen,<lb/> und in gleicher Weise ist auch den Veröffentlichungen einzelner Schriften oder<lb/> ganzer Sammlungen, die den Zweck haben, ein Bild von der Vielseitigkeit<lb/> Luthers durch eine zweckentsprechende Auswahl aus seinen Schriften zu geben<lb/> ein ganz besondres Interesse zugewandt worden, sowohl von den sachkundigen<lb/> Schriftstellern wie von dem laufenden Publikum und den dieses Interesse be¬<lb/> nutzenden Buchhändlern.</p><lb/> <p xml:id="ID_1094"> Von diesem Teile der Lutherliteratur, die uns die Lutherfeier des Jahres<lb/> 1883 gebracht hat, sind wohl zu unterscheiden die Veröffentlichungen lutherischer<lb/> oder auf Luther bezüglicher Schriften, welche ausschließlich die wissenschaftliche<lb/> Erforschung seines Lebens und seiner schriftstellerischen wie kirchengeschichtlichen<lb/> Bedeutung zum Zweck haben. Der Erforschung von Luthers äußeren Lebens¬<lb/> gange und seinem Auftreten in dem Nahmen der politischen Geschichte Deutsch¬<lb/> lands dienen z. B. Th. Briegcrs „Quellen und Forschungen zur Geschichte der<lb/> Reformation," wie auch die nicht gerade zur Verherrlichung Luthers unternom¬<lb/> menen NormniontÄ rokorinMoniL Jene,u<zrana<z ex eg-bulariis 8. Loäis sverotis<lb/> (1521—1525) des frühern vatikanischen Unterarchivars Bakar diesem Zwecke<lb/> dienen müssen. Unter den Veröffentlichungen dagegen, welche die literarische<lb/> Bedeutung Luthers und seine Einwirkung durch Schrift und Wort auf seine<lb/> Zeit erkennen lassen, steht die durch Munificenz der königlich preußischen Re¬<lb/> gierung ermöglichte und durch H. Kuaccke veranstaltete würdige Gesamtausgabe<lb/> der Schriften Luthers — sicher die bedeutendste aller Gaben, die die Jubelfeier<lb/> hervorgerufen hat ^— obenan.</p><lb/> <p xml:id="ID_1095" next="#ID_1096"> Eine solche auf wissenschaftlicher Grundlage beruhende Gcsamtsausgabe<lb/> war ein dringendes Bedürfnis geworden. Denn während noch die Walchsche<lb/> Ausgabe (Halle, 1740—53) wegen Mangels an Rechenschaft über die Quellen<lb/> und vieler einzelnen Willkürlichsten und Nachlässigkeiten zu wissenschaftlichen<lb/> Forschungen nicht verwendbar ist, so kann doch auch die zu Erlangen und<lb/> Frankfurt in den Jahren 1862— 1873 erschienene Ausgabe, welche Luthers<lb/> deutsche Schriften in 67 Bänden (einzelne, wie die Predigten in 20 Bänden, bereits<lb/> in zweiter Auflage), seine lateinischen in 33 Bänden umfaßt, noch nicht allen<lb/> Anforderungen genügen, weil das benutzte Textmaterial unzureichend war, wenn¬<lb/> gleich da, wo es geschehen konnte, die ältesten Texte zugrunde gelegt und ver¬<lb/> glichen worden sind. Wer im Luthcrmusenm zu Wittenberg Gelegenheit gehabt</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0316]
Zur Lutherliteratur.
wenige andre, unter denen nur noch die von dem verstorbenen Pult namhaft
gemacht werden soll.
In allen diesen Werken zeigt sich aber das Bestreben, die Persönlichkeit
Luthers mehr als bisher durch Zurückgehen auf seine unmittelbaren Äußerungen,
wie sie in seinen Schriften, seinen Reden und Briefen vorliegen, unsrer Zeit
nahe zu bringen, indem sie Luther gern in seinem geliebten Deutsch reden lassen.
Dadurch ist aber auch das Interesse an seinen Werken und an den Aufzeich¬
nungen seiner nicht für die Veröffentlichung bestimmten Äußerungen gewachsen,
und in gleicher Weise ist auch den Veröffentlichungen einzelner Schriften oder
ganzer Sammlungen, die den Zweck haben, ein Bild von der Vielseitigkeit
Luthers durch eine zweckentsprechende Auswahl aus seinen Schriften zu geben
ein ganz besondres Interesse zugewandt worden, sowohl von den sachkundigen
Schriftstellern wie von dem laufenden Publikum und den dieses Interesse be¬
nutzenden Buchhändlern.
Von diesem Teile der Lutherliteratur, die uns die Lutherfeier des Jahres
1883 gebracht hat, sind wohl zu unterscheiden die Veröffentlichungen lutherischer
oder auf Luther bezüglicher Schriften, welche ausschließlich die wissenschaftliche
Erforschung seines Lebens und seiner schriftstellerischen wie kirchengeschichtlichen
Bedeutung zum Zweck haben. Der Erforschung von Luthers äußeren Lebens¬
gange und seinem Auftreten in dem Nahmen der politischen Geschichte Deutsch¬
lands dienen z. B. Th. Briegcrs „Quellen und Forschungen zur Geschichte der
Reformation," wie auch die nicht gerade zur Verherrlichung Luthers unternom¬
menen NormniontÄ rokorinMoniL Jene,u<zrana<z ex eg-bulariis 8. Loäis sverotis
(1521—1525) des frühern vatikanischen Unterarchivars Bakar diesem Zwecke
dienen müssen. Unter den Veröffentlichungen dagegen, welche die literarische
Bedeutung Luthers und seine Einwirkung durch Schrift und Wort auf seine
Zeit erkennen lassen, steht die durch Munificenz der königlich preußischen Re¬
gierung ermöglichte und durch H. Kuaccke veranstaltete würdige Gesamtausgabe
der Schriften Luthers — sicher die bedeutendste aller Gaben, die die Jubelfeier
hervorgerufen hat ^— obenan.
Eine solche auf wissenschaftlicher Grundlage beruhende Gcsamtsausgabe
war ein dringendes Bedürfnis geworden. Denn während noch die Walchsche
Ausgabe (Halle, 1740—53) wegen Mangels an Rechenschaft über die Quellen
und vieler einzelnen Willkürlichsten und Nachlässigkeiten zu wissenschaftlichen
Forschungen nicht verwendbar ist, so kann doch auch die zu Erlangen und
Frankfurt in den Jahren 1862— 1873 erschienene Ausgabe, welche Luthers
deutsche Schriften in 67 Bänden (einzelne, wie die Predigten in 20 Bänden, bereits
in zweiter Auflage), seine lateinischen in 33 Bänden umfaßt, noch nicht allen
Anforderungen genügen, weil das benutzte Textmaterial unzureichend war, wenn¬
gleich da, wo es geschehen konnte, die ältesten Texte zugrunde gelegt und ver¬
glichen worden sind. Wer im Luthcrmusenm zu Wittenberg Gelegenheit gehabt
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