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Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Erstes Quartal.

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Der Literarische verein in Stuttgart.

Begründung des Vereins. Mit seinem Ordnungssinn, seiner Geschüftsgewcmdt-
heit, seiner Uneigennützigkeit hat er die materiellen wie die geistigen Interessen
des Vereins in rühmenswertester Weise gefördert." Für immer wird daher der
Name Keller mit dem Litcrarischcn Verein unauflöslich verbunden bleiben.

Keller vereinfachte zuerst die Verwaltung und befreite sie aus ihrer Ab¬
hängigkeit vom Buchhandel. Gleichzeitig aber wußte er zu den bisherigen
Mitgliedern des Ausschusses noch andre hervorragende Männer aus dem Kreise
der deutschen Geschichts- und Altertumsforscher heranzuziehen, unter deren Bei¬
hilfe es gelang, die Teilnahme für den Verein so zu heben, daß ihm im
Jahre 1882 mehr als 400 Mitglieder angehörten.

Die wertvollste Unterstützung erfuhr Keller in seinen Bemühungen für das
Wohl des seiner Leitung anvertraute" Vereines durch W. L. Holland, jetzt
Professor in Tübingen. Früher ein Schüler Kellers, dann sein treuester Freund,
eine Zeit lang (bis 1857) auch Sekretär des Vereins, war er daher auch gewiß
am meisten befähigt, nunmehr in die durch Kellers Tod erledigte Stelle eines
Präsidenten einzurücken. Mit Befriedigung haben wir daher vernommen, daß
die Wahl des Ausschusses auf ihn gefallen ist. Ihm wird es in erster Linie
obliegen, alle die Pläne zur Ausführung zu bringen, von deren Vorhandensein
Keller am Schlüsse seines Schriftchens spricht. Noch ist nichts von diesen, der
Ankündigung nach, zum Teil umfangreichen Unternehmungen bekannt geworden;
umso begieriger dürfen die Mitglieder und Freunde des Vereins auf die Ar¬
beiten des letzten Verwaltungsjahres sein, welche wohl Ausschluß über das bis
jetzt verborgen Gehaltene geben werden.

Ein Blick in die von dem Literarischeu Verein veranstalteten Ausgaben zeigt,
daß dieselben in erster Linie dazu dienen sollen, Werke durch den Druck be¬
kannt und zugänglich zu machen; erst in zweiter Linie kommt bei ihnen die kri¬
tische Behandlung in Betracht, sodaß bereits wiederholt edirte Denkmäler, welche
jedoch noch einer erneuten kritischen Bearbeitung bedürfen, weniger beachtet worden
sind. Damit soll nicht gesagt sein, daß diese Ausgaben unkritisch gefertigt würden
und des wissenschaftlichen Wertes entbehrten; im Gegenteil kann ein wahrhaft
wissenschaftliches Verfahren an den meisten Publikationen gerühmt werden, nur
daß dieses hier bescheiden in den Hintergrund tritt und Anmerkungen und ge¬
lehrte Beigaben nicht wie sonst so oft mehr Raum als das edirte Werk selbst
beanspruchen dürfen.

Indem wir nun versuchen, einen Überblick über die Werke, welche von dem
Literarischen Verein herausgegeben wurden, zu entwerfen, müssen wir von vorn¬
herein darauf verzichten, auch nur den größern Teil derselben hier vorzuführen.
Wer wäre auch imstande, die ganze Reihe der 164 Bände, die bis jetzt erschienen
sind, in gebührender Weise zu würdigen? Wir wollen uns vielmehr angelegen
sein lassen, aus dieser Zahl dasjenige herauszugreifen, was auch in weiteren
Kreisen Anspruch auf Beachtung erheben kann.


Der Literarische verein in Stuttgart.

Begründung des Vereins. Mit seinem Ordnungssinn, seiner Geschüftsgewcmdt-
heit, seiner Uneigennützigkeit hat er die materiellen wie die geistigen Interessen
des Vereins in rühmenswertester Weise gefördert." Für immer wird daher der
Name Keller mit dem Litcrarischcn Verein unauflöslich verbunden bleiben.

Keller vereinfachte zuerst die Verwaltung und befreite sie aus ihrer Ab¬
hängigkeit vom Buchhandel. Gleichzeitig aber wußte er zu den bisherigen
Mitgliedern des Ausschusses noch andre hervorragende Männer aus dem Kreise
der deutschen Geschichts- und Altertumsforscher heranzuziehen, unter deren Bei¬
hilfe es gelang, die Teilnahme für den Verein so zu heben, daß ihm im
Jahre 1882 mehr als 400 Mitglieder angehörten.

Die wertvollste Unterstützung erfuhr Keller in seinen Bemühungen für das
Wohl des seiner Leitung anvertraute» Vereines durch W. L. Holland, jetzt
Professor in Tübingen. Früher ein Schüler Kellers, dann sein treuester Freund,
eine Zeit lang (bis 1857) auch Sekretär des Vereins, war er daher auch gewiß
am meisten befähigt, nunmehr in die durch Kellers Tod erledigte Stelle eines
Präsidenten einzurücken. Mit Befriedigung haben wir daher vernommen, daß
die Wahl des Ausschusses auf ihn gefallen ist. Ihm wird es in erster Linie
obliegen, alle die Pläne zur Ausführung zu bringen, von deren Vorhandensein
Keller am Schlüsse seines Schriftchens spricht. Noch ist nichts von diesen, der
Ankündigung nach, zum Teil umfangreichen Unternehmungen bekannt geworden;
umso begieriger dürfen die Mitglieder und Freunde des Vereins auf die Ar¬
beiten des letzten Verwaltungsjahres sein, welche wohl Ausschluß über das bis
jetzt verborgen Gehaltene geben werden.

Ein Blick in die von dem Literarischeu Verein veranstalteten Ausgaben zeigt,
daß dieselben in erster Linie dazu dienen sollen, Werke durch den Druck be¬
kannt und zugänglich zu machen; erst in zweiter Linie kommt bei ihnen die kri¬
tische Behandlung in Betracht, sodaß bereits wiederholt edirte Denkmäler, welche
jedoch noch einer erneuten kritischen Bearbeitung bedürfen, weniger beachtet worden
sind. Damit soll nicht gesagt sein, daß diese Ausgaben unkritisch gefertigt würden
und des wissenschaftlichen Wertes entbehrten; im Gegenteil kann ein wahrhaft
wissenschaftliches Verfahren an den meisten Publikationen gerühmt werden, nur
daß dieses hier bescheiden in den Hintergrund tritt und Anmerkungen und ge¬
lehrte Beigaben nicht wie sonst so oft mehr Raum als das edirte Werk selbst
beanspruchen dürfen.

Indem wir nun versuchen, einen Überblick über die Werke, welche von dem
Literarischen Verein herausgegeben wurden, zu entwerfen, müssen wir von vorn¬
herein darauf verzichten, auch nur den größern Teil derselben hier vorzuführen.
Wer wäre auch imstande, die ganze Reihe der 164 Bände, die bis jetzt erschienen
sind, in gebührender Weise zu würdigen? Wir wollen uns vielmehr angelegen
sein lassen, aus dieser Zahl dasjenige herauszugreifen, was auch in weiteren
Kreisen Anspruch auf Beachtung erheben kann.


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[0562] Der Literarische verein in Stuttgart. Begründung des Vereins. Mit seinem Ordnungssinn, seiner Geschüftsgewcmdt- heit, seiner Uneigennützigkeit hat er die materiellen wie die geistigen Interessen des Vereins in rühmenswertester Weise gefördert." Für immer wird daher der Name Keller mit dem Litcrarischcn Verein unauflöslich verbunden bleiben. Keller vereinfachte zuerst die Verwaltung und befreite sie aus ihrer Ab¬ hängigkeit vom Buchhandel. Gleichzeitig aber wußte er zu den bisherigen Mitgliedern des Ausschusses noch andre hervorragende Männer aus dem Kreise der deutschen Geschichts- und Altertumsforscher heranzuziehen, unter deren Bei¬ hilfe es gelang, die Teilnahme für den Verein so zu heben, daß ihm im Jahre 1882 mehr als 400 Mitglieder angehörten. Die wertvollste Unterstützung erfuhr Keller in seinen Bemühungen für das Wohl des seiner Leitung anvertraute» Vereines durch W. L. Holland, jetzt Professor in Tübingen. Früher ein Schüler Kellers, dann sein treuester Freund, eine Zeit lang (bis 1857) auch Sekretär des Vereins, war er daher auch gewiß am meisten befähigt, nunmehr in die durch Kellers Tod erledigte Stelle eines Präsidenten einzurücken. Mit Befriedigung haben wir daher vernommen, daß die Wahl des Ausschusses auf ihn gefallen ist. Ihm wird es in erster Linie obliegen, alle die Pläne zur Ausführung zu bringen, von deren Vorhandensein Keller am Schlüsse seines Schriftchens spricht. Noch ist nichts von diesen, der Ankündigung nach, zum Teil umfangreichen Unternehmungen bekannt geworden; umso begieriger dürfen die Mitglieder und Freunde des Vereins auf die Ar¬ beiten des letzten Verwaltungsjahres sein, welche wohl Ausschluß über das bis jetzt verborgen Gehaltene geben werden. Ein Blick in die von dem Literarischeu Verein veranstalteten Ausgaben zeigt, daß dieselben in erster Linie dazu dienen sollen, Werke durch den Druck be¬ kannt und zugänglich zu machen; erst in zweiter Linie kommt bei ihnen die kri¬ tische Behandlung in Betracht, sodaß bereits wiederholt edirte Denkmäler, welche jedoch noch einer erneuten kritischen Bearbeitung bedürfen, weniger beachtet worden sind. Damit soll nicht gesagt sein, daß diese Ausgaben unkritisch gefertigt würden und des wissenschaftlichen Wertes entbehrten; im Gegenteil kann ein wahrhaft wissenschaftliches Verfahren an den meisten Publikationen gerühmt werden, nur daß dieses hier bescheiden in den Hintergrund tritt und Anmerkungen und ge¬ lehrte Beigaben nicht wie sonst so oft mehr Raum als das edirte Werk selbst beanspruchen dürfen. Indem wir nun versuchen, einen Überblick über die Werke, welche von dem Literarischen Verein herausgegeben wurden, zu entwerfen, müssen wir von vorn¬ herein darauf verzichten, auch nur den größern Teil derselben hier vorzuführen. Wer wäre auch imstande, die ganze Reihe der 164 Bände, die bis jetzt erschienen sind, in gebührender Weise zu würdigen? Wir wollen uns vielmehr angelegen sein lassen, aus dieser Zahl dasjenige herauszugreifen, was auch in weiteren Kreisen Anspruch auf Beachtung erheben kann.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_158199/562>, abgerufen am 26.08.2024.