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Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Erstes Quartal.

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Aus dem neuen Griechenland,

diesem Berufe dem Budget des Staates entnommene große Summe, die be¬
deutende" Beitrage, welche von allen Teilen Griechenlands und den im Auslande
lebende" Hellenen zuflössen, geben uns Anlaß zu hoffen, daß auch in dieser
Richtung der Verein baldmöglichst zu einem guten Ziele gelangen werde.

Nicht zu unterschätze" ist auch die Wirksamkeit der "Gesellschaft der Volks-
freunde," der ^"t^t" pit^v rov ^."vo, welche durch ihre unermüdliche
Thätigkeit und ihre Veröffentlichungen an der weitern Volksausbildung mit¬
gewirkt haben. Der Verein "Byron" unterhält seine eigne Volksschule und eine
gleichnamige Zeitschrift, in welcher seine Mitglieder ihre literarischen Beiträge
veröffentlichen können.

Der "Musikalische und dramatische Verein," im Jahre 1871 ins Leben
gerufen, hat lediglich dnrch seine Mittel ein Konservatorium errichtet und dotirt,
in welchem gegen zweihundert Zöglinge geistige Erhebung und Vervollkommnung
finden.

Endlich der Nativnalverein, der 'LAvtxog Ä^o/oc.-, welcher zu seinen
Mitgliedern viele Politiker und junge Vertreter der Wissenschaft zählt und erst
vor einem Jahre ins Leben gerufen wurde. Er hat seine volle Aufmerksam¬
keit auf die Ausbildung des Nationaltheaters gelenkt, in welchem der griechische
Geist vergangener Zeiten seine bewunderungswürdige, schwungvolle Kraft ent¬
faltet hat. Wir hoffen, daß die Bemühungen auch dieses Vereins von dem
besten Erfolge gekrönt und einer der empfindlichsten Mängel des klassischen
Landes dadurch beseitigt werden wird.

Die größte Aufmerksamkeit verdienen natürlich die Volksschulen, welche
sich immer mehr nach den gleichen europäischen Schulen verbessern. Griechen¬
land besitzt jetzt in jeder seiner 450 Gemeinden mindestens zwei Volksschulen,
welche gemeinsam von Staat und Gemeinde unterhalten werden. Die größern
lind reichern Gemeinden weisen natürlich mehr solche Schulen auf, und wenn
man zu ihnen noch die andern unter der Aufsicht der Regierung stehenden
Privatvvlksschuleu rechnet, so ergiebt sich der ungemein günstige Schluß, daß
auf eine zwei Millionen zählende Bevölkerung im ganzen 2000 Volksschulen
mit über 150 000 Schülern kommen. Außerdem müssen wir noch die Schüler
jener andern sehr zahlreichen und von Vereinen gegründeten und unterhaltenen
Wohlthätigkeitsanstalten in Betracht ziehen, welche samt den den häuslichen Unter¬
richt erhaltenden Zöglingen eine große Anzahl ausmachen. Athen selbst mit
beinahe 80 000 Einwohnern kann sich jetzt rühmen, zehn Volksschulen, vier
Prvgymnasien (Mittelschulen), vier Gymnasien, ein Polytechnikum, eine Lehrer¬
bildungsanstalt und eine ausgezeichnete ekklesiastische Schule zu besitzen, außer¬
dem noch zwölf höhere Schulen und zweiunddreißig Privatanstalten, in welchen
Kinder aus den besseren Ständen Unterricht genießen.

Auch für die Hebung des geistlichen Standes, der einer Reformation
dringend bedürftig war, hat man Sorge getragen; fünf Schulen sind dazu be-


Aus dem neuen Griechenland,

diesem Berufe dem Budget des Staates entnommene große Summe, die be¬
deutende» Beitrage, welche von allen Teilen Griechenlands und den im Auslande
lebende» Hellenen zuflössen, geben uns Anlaß zu hoffen, daß auch in dieser
Richtung der Verein baldmöglichst zu einem guten Ziele gelangen werde.

Nicht zu unterschätze» ist auch die Wirksamkeit der „Gesellschaft der Volks-
freunde," der ^«t^t« pit^v rov ^.«vo, welche durch ihre unermüdliche
Thätigkeit und ihre Veröffentlichungen an der weitern Volksausbildung mit¬
gewirkt haben. Der Verein „Byron" unterhält seine eigne Volksschule und eine
gleichnamige Zeitschrift, in welcher seine Mitglieder ihre literarischen Beiträge
veröffentlichen können.

Der „Musikalische und dramatische Verein," im Jahre 1871 ins Leben
gerufen, hat lediglich dnrch seine Mittel ein Konservatorium errichtet und dotirt,
in welchem gegen zweihundert Zöglinge geistige Erhebung und Vervollkommnung
finden.

Endlich der Nativnalverein, der 'LAvtxog Ä^o/oc.-, welcher zu seinen
Mitgliedern viele Politiker und junge Vertreter der Wissenschaft zählt und erst
vor einem Jahre ins Leben gerufen wurde. Er hat seine volle Aufmerksam¬
keit auf die Ausbildung des Nationaltheaters gelenkt, in welchem der griechische
Geist vergangener Zeiten seine bewunderungswürdige, schwungvolle Kraft ent¬
faltet hat. Wir hoffen, daß die Bemühungen auch dieses Vereins von dem
besten Erfolge gekrönt und einer der empfindlichsten Mängel des klassischen
Landes dadurch beseitigt werden wird.

Die größte Aufmerksamkeit verdienen natürlich die Volksschulen, welche
sich immer mehr nach den gleichen europäischen Schulen verbessern. Griechen¬
land besitzt jetzt in jeder seiner 450 Gemeinden mindestens zwei Volksschulen,
welche gemeinsam von Staat und Gemeinde unterhalten werden. Die größern
lind reichern Gemeinden weisen natürlich mehr solche Schulen auf, und wenn
man zu ihnen noch die andern unter der Aufsicht der Regierung stehenden
Privatvvlksschuleu rechnet, so ergiebt sich der ungemein günstige Schluß, daß
auf eine zwei Millionen zählende Bevölkerung im ganzen 2000 Volksschulen
mit über 150 000 Schülern kommen. Außerdem müssen wir noch die Schüler
jener andern sehr zahlreichen und von Vereinen gegründeten und unterhaltenen
Wohlthätigkeitsanstalten in Betracht ziehen, welche samt den den häuslichen Unter¬
richt erhaltenden Zöglingen eine große Anzahl ausmachen. Athen selbst mit
beinahe 80 000 Einwohnern kann sich jetzt rühmen, zehn Volksschulen, vier
Prvgymnasien (Mittelschulen), vier Gymnasien, ein Polytechnikum, eine Lehrer¬
bildungsanstalt und eine ausgezeichnete ekklesiastische Schule zu besitzen, außer¬
dem noch zwölf höhere Schulen und zweiunddreißig Privatanstalten, in welchen
Kinder aus den besseren Ständen Unterricht genießen.

Auch für die Hebung des geistlichen Standes, der einer Reformation
dringend bedürftig war, hat man Sorge getragen; fünf Schulen sind dazu be-


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[0192] Aus dem neuen Griechenland, diesem Berufe dem Budget des Staates entnommene große Summe, die be¬ deutende» Beitrage, welche von allen Teilen Griechenlands und den im Auslande lebende» Hellenen zuflössen, geben uns Anlaß zu hoffen, daß auch in dieser Richtung der Verein baldmöglichst zu einem guten Ziele gelangen werde. Nicht zu unterschätze» ist auch die Wirksamkeit der „Gesellschaft der Volks- freunde," der ^«t^t« pit^v rov ^.«vo, welche durch ihre unermüdliche Thätigkeit und ihre Veröffentlichungen an der weitern Volksausbildung mit¬ gewirkt haben. Der Verein „Byron" unterhält seine eigne Volksschule und eine gleichnamige Zeitschrift, in welcher seine Mitglieder ihre literarischen Beiträge veröffentlichen können. Der „Musikalische und dramatische Verein," im Jahre 1871 ins Leben gerufen, hat lediglich dnrch seine Mittel ein Konservatorium errichtet und dotirt, in welchem gegen zweihundert Zöglinge geistige Erhebung und Vervollkommnung finden. Endlich der Nativnalverein, der 'LAvtxog Ä^o/oc.-, welcher zu seinen Mitgliedern viele Politiker und junge Vertreter der Wissenschaft zählt und erst vor einem Jahre ins Leben gerufen wurde. Er hat seine volle Aufmerksam¬ keit auf die Ausbildung des Nationaltheaters gelenkt, in welchem der griechische Geist vergangener Zeiten seine bewunderungswürdige, schwungvolle Kraft ent¬ faltet hat. Wir hoffen, daß die Bemühungen auch dieses Vereins von dem besten Erfolge gekrönt und einer der empfindlichsten Mängel des klassischen Landes dadurch beseitigt werden wird. Die größte Aufmerksamkeit verdienen natürlich die Volksschulen, welche sich immer mehr nach den gleichen europäischen Schulen verbessern. Griechen¬ land besitzt jetzt in jeder seiner 450 Gemeinden mindestens zwei Volksschulen, welche gemeinsam von Staat und Gemeinde unterhalten werden. Die größern lind reichern Gemeinden weisen natürlich mehr solche Schulen auf, und wenn man zu ihnen noch die andern unter der Aufsicht der Regierung stehenden Privatvvlksschuleu rechnet, so ergiebt sich der ungemein günstige Schluß, daß auf eine zwei Millionen zählende Bevölkerung im ganzen 2000 Volksschulen mit über 150 000 Schülern kommen. Außerdem müssen wir noch die Schüler jener andern sehr zahlreichen und von Vereinen gegründeten und unterhaltenen Wohlthätigkeitsanstalten in Betracht ziehen, welche samt den den häuslichen Unter¬ richt erhaltenden Zöglingen eine große Anzahl ausmachen. Athen selbst mit beinahe 80 000 Einwohnern kann sich jetzt rühmen, zehn Volksschulen, vier Prvgymnasien (Mittelschulen), vier Gymnasien, ein Polytechnikum, eine Lehrer¬ bildungsanstalt und eine ausgezeichnete ekklesiastische Schule zu besitzen, außer¬ dem noch zwölf höhere Schulen und zweiunddreißig Privatanstalten, in welchen Kinder aus den besseren Ständen Unterricht genießen. Auch für die Hebung des geistlichen Standes, der einer Reformation dringend bedürftig war, hat man Sorge getragen; fünf Schulen sind dazu be-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_158199/192>, abgerufen am 22.07.2024.