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Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Erstes Quartal.

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Aus de"n neuen Griechenland.

zählt jetzt zwölf Dampfer mit 9400 Tonnen und ist über sechs Millionen Drachmen
wert. Die zweite, die den Namen ihres Begründers D. Gondi führt, besteht
seit 1878 und zählt fünf große, sehr komfortabel eingerichtete Dampfer, die
dritte, die //ave^/vtoc,' ^r^o?r>>.otx^ 'Ara^t", im Jahre 1882 ins Leben
getreten, besitzt sechs große Dampfer. Einen größeren Aufschwung wird der
allgemeine Verkehr des Landes erhalten nach Vollendung der Durchstechung
des korinthischen Isthmus, die Dank den Bestrebungen der Gesellschaft, welche
unter Leitung des Generals Thr dieselbe übernommen hat, in nicht allzulanger
Zeit zu erwarten ist.

In zweiter Linie hat die Regierung jeder Zeit ihr Augenmerk auf das
PostWesen gerichtet, wovon der jetzt bestehende regelmäßige und gewissenhafte
Postbetrieb ein lebendiges Zeugnis ablegt. Wenn man sich erinnert in
welch elendem Zustande dieser Verkehrszweig vor fünfzig Jahren sich befand,
so wird man den Fortschritten seine Achtung nicht versagen, welche das junge
Hellas in diesem Zeiträume gemacht hat, um in diesem den allgemeinen Interessen
der Menschheit dienenden Verkehrsmittel den andern europäischen Staaten
gegenüber nicht zu weit zurückzustehen. Als Beleg dazu, wie groß diese Fort¬
schritte sind, möge eine kleine Notiz dienen. Zu der Zeit, da der erste König
von Griechenland, Htto, nach Athen kam, war anstatt des verwickelten und so
viele Beamten in Anspruch nehmenden heutigen Postsysteins folgendes im
Gange. Ein einziger Beauftragter, eine Art Herold, rief an bestimmten Tagen
und auf dem bekanntesten Platze die Adressen der eingegangenen Briefe laut
aus, und wenn der betreffende Abnehmer sich innerhalb von drei Tagen nicht
vorstellte oder meldete, so wurden die Briefe ins Feuer geworfen.

Vor allem aber müssen wir die unermüdliche Sorge, mit welcher zu jeder
Zeit die griechische Regierung die Erziehung und geistige Entwicklung des helle¬
nischen Volkes befördert hat, rühmend erwähnen. Auf die Ergebnisse, die hier
erzielt worden sind, darf der junge Staat mit Recht stolz sein.

Im Jahre 1834 ward der Grundstein gelegt zu dem heute fast vollendeten
Bau, indem der Unterricht obligatorisch und unentgeltlich, dabei aber auch von
der Kirche getrennt wurde. Der Staat konnte natürlicherweise nur allmählich
dem Bedürfnisse nach neu zu errichtenden Bildungsanstalten entsprechen, da zu
viele andre und dringendere Ansprüche des von einem siebenjährigen Kriege ver¬
wüsteten Landes an ihn herantraten. Von der Liebe zum Vaterlande begeistert,
nahmen jedoch viele im Auslande lebende reiche Patrioten thätigen Anteil an
diesem segensreichen Werke. Die meisten der großen Bildungsanstalten in Hellas
sind errichtet und werden unterhalten auf Kosten solcher Patrioten. In gleicher
Weise standen aber auch die im Inlande vorhandenen Vereine -- Syllogen -- dem
Staate in diesem Werke der geistige" Wiederbelebung der Nation erfolgreich
bei. Ich beschränke mich hier darauf, nur die folgenden sieben Vereine zu er¬
wähnen: den "Verein zur Verbreitung der griechischen Bildung," die "Archäo-


Aus de»n neuen Griechenland.

zählt jetzt zwölf Dampfer mit 9400 Tonnen und ist über sechs Millionen Drachmen
wert. Die zweite, die den Namen ihres Begründers D. Gondi führt, besteht
seit 1878 und zählt fünf große, sehr komfortabel eingerichtete Dampfer, die
dritte, die //ave^/vtoc,' ^r^o?r>>.otx^ 'Ara^t«, im Jahre 1882 ins Leben
getreten, besitzt sechs große Dampfer. Einen größeren Aufschwung wird der
allgemeine Verkehr des Landes erhalten nach Vollendung der Durchstechung
des korinthischen Isthmus, die Dank den Bestrebungen der Gesellschaft, welche
unter Leitung des Generals Thr dieselbe übernommen hat, in nicht allzulanger
Zeit zu erwarten ist.

In zweiter Linie hat die Regierung jeder Zeit ihr Augenmerk auf das
PostWesen gerichtet, wovon der jetzt bestehende regelmäßige und gewissenhafte
Postbetrieb ein lebendiges Zeugnis ablegt. Wenn man sich erinnert in
welch elendem Zustande dieser Verkehrszweig vor fünfzig Jahren sich befand,
so wird man den Fortschritten seine Achtung nicht versagen, welche das junge
Hellas in diesem Zeiträume gemacht hat, um in diesem den allgemeinen Interessen
der Menschheit dienenden Verkehrsmittel den andern europäischen Staaten
gegenüber nicht zu weit zurückzustehen. Als Beleg dazu, wie groß diese Fort¬
schritte sind, möge eine kleine Notiz dienen. Zu der Zeit, da der erste König
von Griechenland, Htto, nach Athen kam, war anstatt des verwickelten und so
viele Beamten in Anspruch nehmenden heutigen Postsysteins folgendes im
Gange. Ein einziger Beauftragter, eine Art Herold, rief an bestimmten Tagen
und auf dem bekanntesten Platze die Adressen der eingegangenen Briefe laut
aus, und wenn der betreffende Abnehmer sich innerhalb von drei Tagen nicht
vorstellte oder meldete, so wurden die Briefe ins Feuer geworfen.

Vor allem aber müssen wir die unermüdliche Sorge, mit welcher zu jeder
Zeit die griechische Regierung die Erziehung und geistige Entwicklung des helle¬
nischen Volkes befördert hat, rühmend erwähnen. Auf die Ergebnisse, die hier
erzielt worden sind, darf der junge Staat mit Recht stolz sein.

Im Jahre 1834 ward der Grundstein gelegt zu dem heute fast vollendeten
Bau, indem der Unterricht obligatorisch und unentgeltlich, dabei aber auch von
der Kirche getrennt wurde. Der Staat konnte natürlicherweise nur allmählich
dem Bedürfnisse nach neu zu errichtenden Bildungsanstalten entsprechen, da zu
viele andre und dringendere Ansprüche des von einem siebenjährigen Kriege ver¬
wüsteten Landes an ihn herantraten. Von der Liebe zum Vaterlande begeistert,
nahmen jedoch viele im Auslande lebende reiche Patrioten thätigen Anteil an
diesem segensreichen Werke. Die meisten der großen Bildungsanstalten in Hellas
sind errichtet und werden unterhalten auf Kosten solcher Patrioten. In gleicher
Weise standen aber auch die im Inlande vorhandenen Vereine — Syllogen — dem
Staate in diesem Werke der geistige» Wiederbelebung der Nation erfolgreich
bei. Ich beschränke mich hier darauf, nur die folgenden sieben Vereine zu er¬
wähnen: den „Verein zur Verbreitung der griechischen Bildung," die „Archäo-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_158199/190>, abgerufen am 22.07.2024.