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Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Viertes Quartal.

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Sachsens Aunstleben im sechzehnten Jahrhundert.

lauter Gerhard van der Meer erbaute Schloßkapelle gebildet, ihr gegenüber
liegt im zweiten Stockwerke des westlichen Flügels der Fürstcnsaal.

Schon während des Beines wurde an der innern Ausschmückung dieser
Säle gearbeitet. Der Künstler, den August hauptsächlich dabei beschäftigte,
war der jüngere Cranach. Dieser lieferte das Altarbild für die Kirche, das
links das Gebet am Ölberge, rechts die Auferstehung, in der Mitte Christus
am Kreuze vorführt, wie er von der kurfürstlichen Familie angebetet wird. Weiter
fiel Cranach die Ausschmückung des Fürstensaales anheim, an dessen Langseiten
über dreißig Porträts der sächsischen Fürsten prangen sollten, über die ihm
der Kurfürst in einem Schreiben vom 1. August 1571 die genauen Angaben
machte. Ein zweiter Künstler, den der Kurfürst beschäftigte, war Heinrich
Göding aus Braunschweig. Dieser lieferte die Malereien im Venussaale des
Hasenhauses, die in friesartigen Streifen Hasen in allen möglichen menschlichen
Verrichtungen vorführen. Göding erhielt für diese Arbeit, die zu Michaelis
1572 vollendet war, wöchentlich vier Gulden, und wurde "in Anerkennung seiner
treuen, fleißigen Dienste, so er sonderlich in Zierung etlicher Schlösser und Ge¬
bäude bisher geleistet und noch leisten wird," am 1. Januar 1573 auf zwanzig
Jahre als Hofmaler mit einem jährlichen Gehalte von hundert Gulden ange¬
stellt. Von Göding werden auch die an der Decke des Speisesaales angebrachten
Malereien herrühren, welche die Wirkungen der Tafelfreuden auf die vier Tem¬
peramente veranschaulichen. Die plastischen Arbeiten, welche für die Kirche
nötig waren, den hölzernen, reich geschnitzten Altar und die gemalte und ver¬
goldete Kanzel, lieferte der Meister Schreckenfuchs aus Salzburg.

Ziemlich gleichzeitig mit der Augustusburg wurde 1572 -- 75 auf Befehl
der Kurfürstin Anna an Stelle des alten Schlosses Lochau bei Schweinitz an
der schwarzen Elster die Annaburg erbaut. Auch die Ausschmückung dieses
Schlosses wurde in erster Linie von Cranach geliefert. 1573 ließ Anna ihn
ein Bild für die Kirche des Schlosses malen, über das sie mehrere Briefe mit
ihm wechselte. Am 4. März 1575 erinnerte sie Cranach, "er solle das ganze
Contrafact der Churfürstin, das ihm vor dieser Zeit aufgegeben, nun vor die
Hand nehmen und mit allem Fleiße fertigen." Freilich scheint sie Cranach als
Porträtmaler nicht sehr hoch gestellt zu haben, da sie am 22. Juli 1577 an
die Herzogin Maria von Baiern schrieb: "Wir haben hier zu Land in Wahr¬
heit nicht so gute Maler, die recht gute Contrafact machen können, als es draußen
pu Baiern) hat." Auch Geschenke kamen zum Schmucke des Schlosses ein.
So schenkte Jakob Strada 1575 der Kurfürstin "die ersten zwölf römischen Kaiser
von Julius Cäsar bis auf Domitian in Öl durch den damaligen besten Maler
in Welschland gemalt."

Aber auch der Kurfürst begann bald darnach noch einen zweiten Schlo߬
bau, den Freudenstein bei Freiberg, der in den Jahren 1572-- 73 vollendet
wurde. Der Leiter dieses Baues war der schon erwähnte Graf Rochus von


Sachsens Aunstleben im sechzehnten Jahrhundert.

lauter Gerhard van der Meer erbaute Schloßkapelle gebildet, ihr gegenüber
liegt im zweiten Stockwerke des westlichen Flügels der Fürstcnsaal.

Schon während des Beines wurde an der innern Ausschmückung dieser
Säle gearbeitet. Der Künstler, den August hauptsächlich dabei beschäftigte,
war der jüngere Cranach. Dieser lieferte das Altarbild für die Kirche, das
links das Gebet am Ölberge, rechts die Auferstehung, in der Mitte Christus
am Kreuze vorführt, wie er von der kurfürstlichen Familie angebetet wird. Weiter
fiel Cranach die Ausschmückung des Fürstensaales anheim, an dessen Langseiten
über dreißig Porträts der sächsischen Fürsten prangen sollten, über die ihm
der Kurfürst in einem Schreiben vom 1. August 1571 die genauen Angaben
machte. Ein zweiter Künstler, den der Kurfürst beschäftigte, war Heinrich
Göding aus Braunschweig. Dieser lieferte die Malereien im Venussaale des
Hasenhauses, die in friesartigen Streifen Hasen in allen möglichen menschlichen
Verrichtungen vorführen. Göding erhielt für diese Arbeit, die zu Michaelis
1572 vollendet war, wöchentlich vier Gulden, und wurde „in Anerkennung seiner
treuen, fleißigen Dienste, so er sonderlich in Zierung etlicher Schlösser und Ge¬
bäude bisher geleistet und noch leisten wird," am 1. Januar 1573 auf zwanzig
Jahre als Hofmaler mit einem jährlichen Gehalte von hundert Gulden ange¬
stellt. Von Göding werden auch die an der Decke des Speisesaales angebrachten
Malereien herrühren, welche die Wirkungen der Tafelfreuden auf die vier Tem¬
peramente veranschaulichen. Die plastischen Arbeiten, welche für die Kirche
nötig waren, den hölzernen, reich geschnitzten Altar und die gemalte und ver¬
goldete Kanzel, lieferte der Meister Schreckenfuchs aus Salzburg.

Ziemlich gleichzeitig mit der Augustusburg wurde 1572 — 75 auf Befehl
der Kurfürstin Anna an Stelle des alten Schlosses Lochau bei Schweinitz an
der schwarzen Elster die Annaburg erbaut. Auch die Ausschmückung dieses
Schlosses wurde in erster Linie von Cranach geliefert. 1573 ließ Anna ihn
ein Bild für die Kirche des Schlosses malen, über das sie mehrere Briefe mit
ihm wechselte. Am 4. März 1575 erinnerte sie Cranach, „er solle das ganze
Contrafact der Churfürstin, das ihm vor dieser Zeit aufgegeben, nun vor die
Hand nehmen und mit allem Fleiße fertigen." Freilich scheint sie Cranach als
Porträtmaler nicht sehr hoch gestellt zu haben, da sie am 22. Juli 1577 an
die Herzogin Maria von Baiern schrieb: „Wir haben hier zu Land in Wahr¬
heit nicht so gute Maler, die recht gute Contrafact machen können, als es draußen
pu Baiern) hat." Auch Geschenke kamen zum Schmucke des Schlosses ein.
So schenkte Jakob Strada 1575 der Kurfürstin „die ersten zwölf römischen Kaiser
von Julius Cäsar bis auf Domitian in Öl durch den damaligen besten Maler
in Welschland gemalt."

Aber auch der Kurfürst begann bald darnach noch einen zweiten Schlo߬
bau, den Freudenstein bei Freiberg, der in den Jahren 1572— 73 vollendet
wurde. Der Leiter dieses Baues war der schon erwähnte Graf Rochus von


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_156924/90>, abgerufen am 29.12.2024.