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Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Viertes Quartal.

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Fortschritte in der Photographie.

wo auf einem Gestell die empfindliche Collodiumplatte angebracht ist. Andre
verwenden Kalklicht und Kondensirungslinsen von dreißig bis vierzig Centimeter
Durchmesser und einem Zentner Schwere.

Alle Chlorsilberbilder sind auch bei sorgsamster Herstellung nur von rela¬
tiver Dauerhaftigkeit; auch ist dies Kopirverfahren für größere Mengen nicht
geeignet. So entstand der Wunsch, mit dauerhaftem Pigment, d. h. Ruß, Kohle
oder einem Metallvxyd, zu arbeiten und zwar zu drucken. Nach zwei Seiten
ist diesem Bedürfnisse genügt worden, durch den Kohlendruck und durch das
Lichtdruckverfahren.

Hier verlassen wir die Silberverbiuduugen gänzlich und haben es nur noch
mit doppelchromsauerm Kali und einem Klebestoffe zu thun. Schon bei dem
Andrä'schen Verfahren wurde angedeutet, daß Gelatine, Albumin, Hausenblase,
Gummi und Zucker, welche in Verbindung mit einem dvppelchromsauern Salze,
Kali oder Ammoniak dem Lichte ausgesetzt werden, ihre Löslichkeit im Wasser
verlieren. Hierauf beruht die ganze Reihe der neuerdings in Aufnahme ge¬
kommenen Druckverfahren.

Suchen wir uns zunächst den Kohlendruck zu verdeutlichen, in welchem
neben andern in Deutschland Braun in Dornach, in Frankreich Geruzet, in
England die Autotype Company hervorragendes leisten. Zunächst werden Papier¬
bogen mit einer Mischung von Gelatine und einem Pigment, Schwarz, Purpur,
Braun, Rötelfarbe oder was man will, überzogen und getrocknet. Die eben
genannte Autotype Company stellt von solchem Papiere täglich durchschnittlich
Rollen von tausend Fuß, in den Zeiten starken Bedarfes solche bis zu sechs¬
tausend Fuß Gesamtlänge her. Durch Eintauchen in eine Chromlösung werden
diese schwarzen oder farbigen Blätter lichtempfindlich gemacht. Hiercinf werden
sie unter einem negativ exponirt. Es ist ebenso schwierig wie unerläßlich, die
richtige Zeitdauer zu treffen. Wenn nun das schwarze Papier mit warmem
Wasser abgespült wird, so löst sich die Gelatine von den nicht vom Lichte ge¬
troffenen Stellen und fließt zugleich mit der Schwärze ab. Doch würden hierbei
nur harte Bilder entstehe", welche Weiß und Schwarz, aber keine Halbtöne haben;
und so sahen auch die vor etlichen Jahren in den Handel kommenden Kohlenbilder
aus. Mau schlägt daher einen Umweg ein, man überträgt die vom Papier lös¬
liche schwarze Gelatinehaut auf eine weiße Glasplatte und entwickelt sie von
hinten her. Jetzt entstehen wirklich gute Bilder, die auf Papier zurückübcrtrageu
werden und den Vorzug unbegrenzter Dauer haben. Es ist, wie man sieht,
eigentlich kein Druck-, sondern ein Kopierverfahren, wie das Chlvrsilberverfcchren
auch. Es ist übrigens schwierig und unsicher und scheint keine Aussicht zu
haben, die gebräuchlichere Methode zu verdrängen. Zu Photographien auf Glas
und Porzellan ist es sehr geeignet. Wenn man nämlich statt der Kohle eine
Porzellanfarbe als Pigment benutzt, so kann das Bild nach seiner Übertragung
auf den Teller oder die Platte eingebrannt werden.


Fortschritte in der Photographie.

wo auf einem Gestell die empfindliche Collodiumplatte angebracht ist. Andre
verwenden Kalklicht und Kondensirungslinsen von dreißig bis vierzig Centimeter
Durchmesser und einem Zentner Schwere.

Alle Chlorsilberbilder sind auch bei sorgsamster Herstellung nur von rela¬
tiver Dauerhaftigkeit; auch ist dies Kopirverfahren für größere Mengen nicht
geeignet. So entstand der Wunsch, mit dauerhaftem Pigment, d. h. Ruß, Kohle
oder einem Metallvxyd, zu arbeiten und zwar zu drucken. Nach zwei Seiten
ist diesem Bedürfnisse genügt worden, durch den Kohlendruck und durch das
Lichtdruckverfahren.

Hier verlassen wir die Silberverbiuduugen gänzlich und haben es nur noch
mit doppelchromsauerm Kali und einem Klebestoffe zu thun. Schon bei dem
Andrä'schen Verfahren wurde angedeutet, daß Gelatine, Albumin, Hausenblase,
Gummi und Zucker, welche in Verbindung mit einem dvppelchromsauern Salze,
Kali oder Ammoniak dem Lichte ausgesetzt werden, ihre Löslichkeit im Wasser
verlieren. Hierauf beruht die ganze Reihe der neuerdings in Aufnahme ge¬
kommenen Druckverfahren.

Suchen wir uns zunächst den Kohlendruck zu verdeutlichen, in welchem
neben andern in Deutschland Braun in Dornach, in Frankreich Geruzet, in
England die Autotype Company hervorragendes leisten. Zunächst werden Papier¬
bogen mit einer Mischung von Gelatine und einem Pigment, Schwarz, Purpur,
Braun, Rötelfarbe oder was man will, überzogen und getrocknet. Die eben
genannte Autotype Company stellt von solchem Papiere täglich durchschnittlich
Rollen von tausend Fuß, in den Zeiten starken Bedarfes solche bis zu sechs¬
tausend Fuß Gesamtlänge her. Durch Eintauchen in eine Chromlösung werden
diese schwarzen oder farbigen Blätter lichtempfindlich gemacht. Hiercinf werden
sie unter einem negativ exponirt. Es ist ebenso schwierig wie unerläßlich, die
richtige Zeitdauer zu treffen. Wenn nun das schwarze Papier mit warmem
Wasser abgespült wird, so löst sich die Gelatine von den nicht vom Lichte ge¬
troffenen Stellen und fließt zugleich mit der Schwärze ab. Doch würden hierbei
nur harte Bilder entstehe», welche Weiß und Schwarz, aber keine Halbtöne haben;
und so sahen auch die vor etlichen Jahren in den Handel kommenden Kohlenbilder
aus. Mau schlägt daher einen Umweg ein, man überträgt die vom Papier lös¬
liche schwarze Gelatinehaut auf eine weiße Glasplatte und entwickelt sie von
hinten her. Jetzt entstehen wirklich gute Bilder, die auf Papier zurückübcrtrageu
werden und den Vorzug unbegrenzter Dauer haben. Es ist, wie man sieht,
eigentlich kein Druck-, sondern ein Kopierverfahren, wie das Chlvrsilberverfcchren
auch. Es ist übrigens schwierig und unsicher und scheint keine Aussicht zu
haben, die gebräuchlichere Methode zu verdrängen. Zu Photographien auf Glas
und Porzellan ist es sehr geeignet. Wenn man nämlich statt der Kohle eine
Porzellanfarbe als Pigment benutzt, so kann das Bild nach seiner Übertragung
auf den Teller oder die Platte eingebrannt werden.


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[0520] Fortschritte in der Photographie. wo auf einem Gestell die empfindliche Collodiumplatte angebracht ist. Andre verwenden Kalklicht und Kondensirungslinsen von dreißig bis vierzig Centimeter Durchmesser und einem Zentner Schwere. Alle Chlorsilberbilder sind auch bei sorgsamster Herstellung nur von rela¬ tiver Dauerhaftigkeit; auch ist dies Kopirverfahren für größere Mengen nicht geeignet. So entstand der Wunsch, mit dauerhaftem Pigment, d. h. Ruß, Kohle oder einem Metallvxyd, zu arbeiten und zwar zu drucken. Nach zwei Seiten ist diesem Bedürfnisse genügt worden, durch den Kohlendruck und durch das Lichtdruckverfahren. Hier verlassen wir die Silberverbiuduugen gänzlich und haben es nur noch mit doppelchromsauerm Kali und einem Klebestoffe zu thun. Schon bei dem Andrä'schen Verfahren wurde angedeutet, daß Gelatine, Albumin, Hausenblase, Gummi und Zucker, welche in Verbindung mit einem dvppelchromsauern Salze, Kali oder Ammoniak dem Lichte ausgesetzt werden, ihre Löslichkeit im Wasser verlieren. Hierauf beruht die ganze Reihe der neuerdings in Aufnahme ge¬ kommenen Druckverfahren. Suchen wir uns zunächst den Kohlendruck zu verdeutlichen, in welchem neben andern in Deutschland Braun in Dornach, in Frankreich Geruzet, in England die Autotype Company hervorragendes leisten. Zunächst werden Papier¬ bogen mit einer Mischung von Gelatine und einem Pigment, Schwarz, Purpur, Braun, Rötelfarbe oder was man will, überzogen und getrocknet. Die eben genannte Autotype Company stellt von solchem Papiere täglich durchschnittlich Rollen von tausend Fuß, in den Zeiten starken Bedarfes solche bis zu sechs¬ tausend Fuß Gesamtlänge her. Durch Eintauchen in eine Chromlösung werden diese schwarzen oder farbigen Blätter lichtempfindlich gemacht. Hiercinf werden sie unter einem negativ exponirt. Es ist ebenso schwierig wie unerläßlich, die richtige Zeitdauer zu treffen. Wenn nun das schwarze Papier mit warmem Wasser abgespült wird, so löst sich die Gelatine von den nicht vom Lichte ge¬ troffenen Stellen und fließt zugleich mit der Schwärze ab. Doch würden hierbei nur harte Bilder entstehe», welche Weiß und Schwarz, aber keine Halbtöne haben; und so sahen auch die vor etlichen Jahren in den Handel kommenden Kohlenbilder aus. Mau schlägt daher einen Umweg ein, man überträgt die vom Papier lös¬ liche schwarze Gelatinehaut auf eine weiße Glasplatte und entwickelt sie von hinten her. Jetzt entstehen wirklich gute Bilder, die auf Papier zurückübcrtrageu werden und den Vorzug unbegrenzter Dauer haben. Es ist, wie man sieht, eigentlich kein Druck-, sondern ein Kopierverfahren, wie das Chlvrsilberverfcchren auch. Es ist übrigens schwierig und unsicher und scheint keine Aussicht zu haben, die gebräuchlichere Methode zu verdrängen. Zu Photographien auf Glas und Porzellan ist es sehr geeignet. Wenn man nämlich statt der Kohle eine Porzellanfarbe als Pigment benutzt, so kann das Bild nach seiner Übertragung auf den Teller oder die Platte eingebrannt werden.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_156924/520>, abgerufen am 29.12.2024.