Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Viertes Quartal.pfisters Mühle. Du kommst im Fleisch aus einem Reiche, in dem ich mich eben im Traume Ja, es riecht hier in der That wie bei uns im Winter nach allerlei, aber In der That? Merkst du das wirklich? schmunzelte Asche geschmeichelt. Er führte mich durch eine zweite Thür seines Arbeitsgemachs merkwürdiger¬ Es hindert dich durchaus nichts, dir einzubilden, wir schritten wiederum, Ich dankte für alle diese gütigen Nachfragen und war aus eignem Be¬ Und dann habe ich zuletzt noch eine Bestellung an dich, Asche. Die wäre? . . schwach opalisirend . . . nicht flüssige Substanzen. . . 11,36 Von Fräulein Albertine Lippoldes nämlich. Da that der Mann an meiner Seite und am Ufer des graufarbigen Was sagst du? Was hat sie gesagt? Was hatte sie mir durch dich pfisters Mühle. Du kommst im Fleisch aus einem Reiche, in dem ich mich eben im Traume Ja, es riecht hier in der That wie bei uns im Winter nach allerlei, aber In der That? Merkst du das wirklich? schmunzelte Asche geschmeichelt. Er führte mich durch eine zweite Thür seines Arbeitsgemachs merkwürdiger¬ Es hindert dich durchaus nichts, dir einzubilden, wir schritten wiederum, Ich dankte für alle diese gütigen Nachfragen und war aus eignem Be¬ Und dann habe ich zuletzt noch eine Bestellung an dich, Asche. Die wäre? . . schwach opalisirend . . . nicht flüssige Substanzen. . . 11,36 Von Fräulein Albertine Lippoldes nämlich. Da that der Mann an meiner Seite und am Ufer des graufarbigen Was sagst du? Was hat sie gesagt? Was hatte sie mir durch dich <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0486" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/157411"/> <fw type="header" place="top"> pfisters Mühle.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1681"> Du kommst im Fleisch aus einem Reiche, in dem ich mich eben im Traume<lb/> temporär aufhielt. Du wirst mir allerlei erzählen Molken, und wir können dann<lb/> ja unsre Notizen vergleichen. Gefrühstückt wirst du haben, zum Mittagsessen<lb/> fahren wir in die Stadt — vor dem verdammten Gelärm nebenan hört man<lb/> sein eigen Wort nicht und noch weniger das eines andern: vielleicht würdest<lb/> du vorziehen, bei etwas geringerm Getöse und in etwas reinerer Luft vou euch<lb/> zu berichten?</p><lb/> <p xml:id="ID_1682"> Ja, es riecht hier in der That wie bei uns im Winter nach allerlei, aber<lb/> vorzüglich nach Benzin, wie damals in deiner Schlehengasse.</p><lb/> <p xml:id="ID_1683"> In der That? Merkst du das wirklich? schmunzelte Asche geschmeichelt.<lb/> Benzin! grandioser Fortschritt, riesige Errungenschaften, stupifizirende Neue¬<lb/> rungen! Ich hoffe, dir an deiner eignen Garderobe demnächst zu beweisen, welche<lb/> Gigantenschritte wir auf dem Wege zur höchstmöglichen Vollkommenheit in<lb/> unserm Fache gemacht haben! Dreh'dich mal um; — wie wär's, wenn du auf<lb/> der Stelle deinen Rock auszögest und ihn in jene Klappe reichtest? Wir stellen<lb/> dir sofort die allein aus dem Kragen extraHirten Fettteile als Roscnpommade<lb/> und Kokusnußölsvdaseife wieder zu! Du möchtest lieber nicht? Nun, so rede<lb/> mir jedenfalls mit Achtung von allem bei siebzig bis hundert Grad destillirendem<lb/> flüssigen Kohlenwasserstoff, und da die Verwendung desselben wirklich mit<lb/> einigem Lärm verknüpft ist, so komm mit. Wandeln wir auch hier ein wenig<lb/> an unserm Wasserlauf auf und ab, denke dich völlig nach Pfisters Mühle und<lb/> erzähle mir so viel als möglich von — euch!</p><lb/> <p xml:id="ID_1684"> Er führte mich durch eine zweite Thür seines Arbeitsgemachs merkwürdiger¬<lb/> weise durch ein von gothischen Kreuzgängen im Viereck umgebenes Klostergärtchen<lb/> in einen andern Korridor, zu einem andern Flügel des ungeistlichen Fabrik¬<lb/> gebäudekomplexes und von da aus platt auf die Landstraße an der, wie es<lb/> schien, halb ohnmächtig vor Ekel auf niedergetretenen „Parisern" gen Spenden<lb/> schlürfenden Spree.</p><lb/> <p xml:id="ID_1685"> Es hindert dich durchaus nichts, dir einzubilden, wir schritten wiederum,<lb/> still und friedlich, wenn auch mit einiger Sehnsucht nach der Ferne, an den<lb/> Bächen deiner Heimat. Nun singe mir dein Lied von Pfisters Mühle! Was<lb/> macht der alte Herr? Gedenkt die Jungfer Christine meiner noch mit dem alten<lb/> Wohlwollen? Und vor allen Dingen, wie steht der große Prozeß Pfisters<lb/> Mühle gegen Krickerode?</p><lb/> <p xml:id="ID_1686"> Ich dankte für alle diese gütigen Nachfragen und war aus eignem Be¬<lb/> dürfnis ziemlich ausführlich. Mein Exmentor nahm alles mit Gleichmut hin<lb/> und machte mir den Eindruck, als ob er stellenweise bei meinem Berichte ab¬<lb/> wesend sei, und zwar in dem kleinen Kabinet, dem Maschinenlärm, dem destil-<lb/> irten Kohlenwasserstoff und den Bogen mit den Zahlen, Buchstaben, Formeln<lb/> und Figuren von Schmurky und Kompagnie auf der andern Seite der Straße.</p><lb/> <p xml:id="ID_1687"> Und dann habe ich zuletzt noch eine Bestellung an dich, Asche.</p><lb/> <p xml:id="ID_1688"> Die wäre? . . schwach opalisirend . . . nicht flüssige Substanzen. . . 11,36<lb/> Prozent Chlor — du weißt, wie du mir durch die kleinste Notiz aus dem alten,<lb/> lieben Leben das Herz erregst —</p><lb/> <p xml:id="ID_1689"> Von Fräulein Albertine Lippoldes nämlich.</p><lb/> <p xml:id="ID_1690"> Da that der Mann an meiner Seite und am Ufer des graufarbigen<lb/> Stromes einen Schritt zur Seite, um mich besser ansehen zu können. 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pfisters Mühle.
Du kommst im Fleisch aus einem Reiche, in dem ich mich eben im Traume
temporär aufhielt. Du wirst mir allerlei erzählen Molken, und wir können dann
ja unsre Notizen vergleichen. Gefrühstückt wirst du haben, zum Mittagsessen
fahren wir in die Stadt — vor dem verdammten Gelärm nebenan hört man
sein eigen Wort nicht und noch weniger das eines andern: vielleicht würdest
du vorziehen, bei etwas geringerm Getöse und in etwas reinerer Luft vou euch
zu berichten?
Ja, es riecht hier in der That wie bei uns im Winter nach allerlei, aber
vorzüglich nach Benzin, wie damals in deiner Schlehengasse.
In der That? Merkst du das wirklich? schmunzelte Asche geschmeichelt.
Benzin! grandioser Fortschritt, riesige Errungenschaften, stupifizirende Neue¬
rungen! Ich hoffe, dir an deiner eignen Garderobe demnächst zu beweisen, welche
Gigantenschritte wir auf dem Wege zur höchstmöglichen Vollkommenheit in
unserm Fache gemacht haben! Dreh'dich mal um; — wie wär's, wenn du auf
der Stelle deinen Rock auszögest und ihn in jene Klappe reichtest? Wir stellen
dir sofort die allein aus dem Kragen extraHirten Fettteile als Roscnpommade
und Kokusnußölsvdaseife wieder zu! Du möchtest lieber nicht? Nun, so rede
mir jedenfalls mit Achtung von allem bei siebzig bis hundert Grad destillirendem
flüssigen Kohlenwasserstoff, und da die Verwendung desselben wirklich mit
einigem Lärm verknüpft ist, so komm mit. Wandeln wir auch hier ein wenig
an unserm Wasserlauf auf und ab, denke dich völlig nach Pfisters Mühle und
erzähle mir so viel als möglich von — euch!
Er führte mich durch eine zweite Thür seines Arbeitsgemachs merkwürdiger¬
weise durch ein von gothischen Kreuzgängen im Viereck umgebenes Klostergärtchen
in einen andern Korridor, zu einem andern Flügel des ungeistlichen Fabrik¬
gebäudekomplexes und von da aus platt auf die Landstraße an der, wie es
schien, halb ohnmächtig vor Ekel auf niedergetretenen „Parisern" gen Spenden
schlürfenden Spree.
Es hindert dich durchaus nichts, dir einzubilden, wir schritten wiederum,
still und friedlich, wenn auch mit einiger Sehnsucht nach der Ferne, an den
Bächen deiner Heimat. Nun singe mir dein Lied von Pfisters Mühle! Was
macht der alte Herr? Gedenkt die Jungfer Christine meiner noch mit dem alten
Wohlwollen? Und vor allen Dingen, wie steht der große Prozeß Pfisters
Mühle gegen Krickerode?
Ich dankte für alle diese gütigen Nachfragen und war aus eignem Be¬
dürfnis ziemlich ausführlich. Mein Exmentor nahm alles mit Gleichmut hin
und machte mir den Eindruck, als ob er stellenweise bei meinem Berichte ab¬
wesend sei, und zwar in dem kleinen Kabinet, dem Maschinenlärm, dem destil-
irten Kohlenwasserstoff und den Bogen mit den Zahlen, Buchstaben, Formeln
und Figuren von Schmurky und Kompagnie auf der andern Seite der Straße.
Und dann habe ich zuletzt noch eine Bestellung an dich, Asche.
Die wäre? . . schwach opalisirend . . . nicht flüssige Substanzen. . . 11,36
Prozent Chlor — du weißt, wie du mir durch die kleinste Notiz aus dem alten,
lieben Leben das Herz erregst —
Von Fräulein Albertine Lippoldes nämlich.
Da that der Mann an meiner Seite und am Ufer des graufarbigen
Stromes einen Schritt zur Seite, um mich besser ansehen zu können. Er packte
mich auch am Arm, und zwar garnicht sanft, und schnarrte:
Was sagst du? Was hat sie gesagt? Was hatte sie mir durch dich
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