Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Viertes Quartal.Archiv und Bibliothek des Vatikan. ein namhafter Gelehrter und hervorragender Kenner der orientalischen Sprachen v. R. Grenzboten IV. 1884.S9
Archiv und Bibliothek des Vatikan. ein namhafter Gelehrter und hervorragender Kenner der orientalischen Sprachen v. R. Grenzboten IV. 1884.S9
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0473" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/157398"/> <fw type="header" place="top"> Archiv und Bibliothek des Vatikan.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1627" prev="#ID_1626"> ein namhafter Gelehrter und hervorragender Kenner der orientalischen Sprachen<lb/> und Literaturen ist, die er vor 1870 auch als Professor gelehrt hat, so ist er auch<lb/> imstande, die mannichfachen Wünsche der Gelehrten, welche ihm dieselben im In¬<lb/> teresse ihrer Studie» äußern, zu würdigen, dabei bestrebt und jederzeit bereit,<lb/> diesen Wünschen entgegenzukommen, während er zugleich die Energie besitzt, seine<lb/> Forderungen, durch welche er der Wissenschaft in allen ihren Vertretern förderlich<lb/> zu sein sucht, gegenüber der Gleichgiltigkeit und dem Übelwollen durchzusetzen. So<lb/> verdankt ihm bereits die Gelehrtenwelt verschiedne höchst wertvolle Erleichterungen<lb/> für die Arbeit in der Bibliothek. Während dieselbe früher nur von acht bis<lb/> elf Uhr geöffnet und außer an den zahlreichen Festtagen auch noch Donnerstags<lb/> und Sonnabends geschlossen war, ist der Sonnabend als Vakanztag in Wegfall<lb/> gekommen, und die Arbeitszeit ist auf die Zeit von ^8 bis 12 Uhr ausgedehnt<lb/> worden. Außerdem hatte er die Ferienzeit um Ostern dieses Jahres von vierzehn<lb/> Tagen auf acht Tage eingeschränkt. Auch sonst sind mancherlei Erleichterungen,<lb/> z. B. in der Benutzung der Kataloge, durch seine Fürsorge herbeigeführt worden.<lb/> Dabei ist der persönliche Verkehr mit ihm ein äußerst nugenehmer; mit ge¬<lb/> winnender Freundlichkeit und einem wahrhaft vornehmen Auslande waltet er<lb/> seines Amtes, jedem Auskunft erteilend, bald hier, bald da bei der Entzifferung<lb/> schwieriger Stellen in den Handschriften mit seiner Erfahrung aushelfend.<lb/> Wenn er zur Vollführung der Lebensaufgabe, die er sich gestellt hat und die<lb/> in einer Fortführung der liturgischen Arbeiten der beiden Brüder Assemani, der<lb/> berühmten orientalischen Gelehrten des vorigen Jahrhunderts, besteht, einen<lb/> längeren Urlaub sich erbitten und so von der Verwaltung der vatikanischen<lb/> Bibliothek sich zurückziehen sollte, so wäre dies ein schwerer Verlust vor allem<lb/> für die deutschen Gelehrten, die durch ihre Studien nach dem Vatikan geführt<lb/> werden, umsomehr, als manche ohne die nötige Kenntnis des Italienischen nach<lb/> Rom kommen und dadurch sich selbst den Verkehr mit den Italienern unnötig<lb/> erschweren. Möge er nicht allzulange von der vatikanischen Bibliothek fern¬<lb/> gehalten werden.</p><lb/> <note type="byline"> v. R.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten IV. 1884.S9</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0473]
Archiv und Bibliothek des Vatikan.
ein namhafter Gelehrter und hervorragender Kenner der orientalischen Sprachen
und Literaturen ist, die er vor 1870 auch als Professor gelehrt hat, so ist er auch
imstande, die mannichfachen Wünsche der Gelehrten, welche ihm dieselben im In¬
teresse ihrer Studie» äußern, zu würdigen, dabei bestrebt und jederzeit bereit,
diesen Wünschen entgegenzukommen, während er zugleich die Energie besitzt, seine
Forderungen, durch welche er der Wissenschaft in allen ihren Vertretern förderlich
zu sein sucht, gegenüber der Gleichgiltigkeit und dem Übelwollen durchzusetzen. So
verdankt ihm bereits die Gelehrtenwelt verschiedne höchst wertvolle Erleichterungen
für die Arbeit in der Bibliothek. Während dieselbe früher nur von acht bis
elf Uhr geöffnet und außer an den zahlreichen Festtagen auch noch Donnerstags
und Sonnabends geschlossen war, ist der Sonnabend als Vakanztag in Wegfall
gekommen, und die Arbeitszeit ist auf die Zeit von ^8 bis 12 Uhr ausgedehnt
worden. Außerdem hatte er die Ferienzeit um Ostern dieses Jahres von vierzehn
Tagen auf acht Tage eingeschränkt. Auch sonst sind mancherlei Erleichterungen,
z. B. in der Benutzung der Kataloge, durch seine Fürsorge herbeigeführt worden.
Dabei ist der persönliche Verkehr mit ihm ein äußerst nugenehmer; mit ge¬
winnender Freundlichkeit und einem wahrhaft vornehmen Auslande waltet er
seines Amtes, jedem Auskunft erteilend, bald hier, bald da bei der Entzifferung
schwieriger Stellen in den Handschriften mit seiner Erfahrung aushelfend.
Wenn er zur Vollführung der Lebensaufgabe, die er sich gestellt hat und die
in einer Fortführung der liturgischen Arbeiten der beiden Brüder Assemani, der
berühmten orientalischen Gelehrten des vorigen Jahrhunderts, besteht, einen
längeren Urlaub sich erbitten und so von der Verwaltung der vatikanischen
Bibliothek sich zurückziehen sollte, so wäre dies ein schwerer Verlust vor allem
für die deutschen Gelehrten, die durch ihre Studien nach dem Vatikan geführt
werden, umsomehr, als manche ohne die nötige Kenntnis des Italienischen nach
Rom kommen und dadurch sich selbst den Verkehr mit den Italienern unnötig
erschweren. Möge er nicht allzulange von der vatikanischen Bibliothek fern¬
gehalten werden.
v. R.
Grenzboten IV. 1884.S9
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |