Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Viertes Quartal.pfisters Mühle, zu Woche kam er auf anderen Füßen und in verdrießlicherer Stimmung, Zwar Reden Sie ihm nur um Gotteswillen jetzt nichts mehr darwider, Herr So begleitete ich nun den Alten zu dem juristischen Weisen, wie ich ihm Diesmal war's ein sonniger, windiger Morgen im staubigen Monat März, Vater Pfister! rief er, bei unserm Eintritt besagte Lastträger immer noch Jawohl, vivat Pfisters Mühle, seufzte mein Vater. Hat sich was mit Grenzboten IV- lW4, 55
pfisters Mühle, zu Woche kam er auf anderen Füßen und in verdrießlicherer Stimmung, Zwar Reden Sie ihm nur um Gotteswillen jetzt nichts mehr darwider, Herr So begleitete ich nun den Alten zu dem juristischen Weisen, wie ich ihm Diesmal war's ein sonniger, windiger Morgen im staubigen Monat März, Vater Pfister! rief er, bei unserm Eintritt besagte Lastträger immer noch Jawohl, vivat Pfisters Mühle, seufzte mein Vater. Hat sich was mit Grenzboten IV- lW4, 55
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pfisters Mühle,
zu Woche kam er auf anderen Füßen und in verdrießlicherer Stimmung, Zwar
war, wie das immer ist, vom Februar an, wo die Znckerkampagne beendigt
wird, sein Mühlwasser wieder klar und die Luft über seinem Anwesen und in
seinem Hause wieder rein; aber die Gewißheit, daß im nächsten Oktober das
Elend von neuem angehe und Krickerodc ihm ungestraft von jeglichem Jahr die
Hälfte streichen und stehlen dürfe, nagte zu sehr an seiner Seele und an
seinem Rechtsgefühl, als daß er uoch in der alten Weise die alte lustige Schenke
für den Sommer hätte putzen und seinen fröhlichen, grünen Maienbaum zu
Pfingsten vor ihre Thür hätte pflanzen können.
Reden Sie ihm nur um Gotteswillen jetzt nichts mehr darwider, Herr
Ebert, flüsterte mir saufe zu. Es ist der leidige Satan, aber es ist nicht
anders, der Advokate bleibt anjetzo noch das einzige, was uns in dem Jammer
eine Ableitung geben kann!
So begleitete ich nun den Alten zu dem juristischen Weisen, wie ich ihm
zum chemischen das Geleit gegeben hatte; aber es war doch noch ein andres,
diesen als jenen nach Pfisters Mühle herauszuholen, und da konnte es noch für
ein Glück in allem Unheil gerechnet werden, daß ich wenigstens den richtigen
Mann für die Sache in Vorschlag zu bringen wußte.
Diesmal war's ein sonniger, windiger Morgen im staubigen Monat März,
als ich den Vater durch die verkehrsreichsten Gassen der Stadt zum Doktor
Riechei begleitete. Und der ließ auch nicht mehr seine Beine in Kanonen von
einem der Baumäste in Pfisters Garten auf den Zechtisch der Kommilitonen
hcrabbanmcln, sondern hatte sie in schäbigen schwarzen Büchsen stecken und trug
einen von den unberechenbaren, unbezahlten Bäuchen drin, über die ungezählte
Anekdotenscnnmluugeu seit Urväterzeiten zu scherzen wissen.
Vater Pfister! rief er, bei unserm Eintritt besagte Lastträger immer noch
mit merkwürdiger Behendigkeit von einem hohen Dreibein herabschwingend und
sie in grünen Pantoffeln ans dem zerschäbten, aber doch noch schreiend bunten
Teppich vor uns feststellend. Beim Zeus, der Vater Pfister — der Müller
und sein Kind! Leben Sie denn wirklich noch? Ja, gottlob! aber das ist ja
riesig, das ist ja reizend, das ist ja wirklich ganz famos! .. Du liebster Himmel,
wie lange hängt man hier im Spinnweb, ohne zu Ihnen hinausgekommen zu
sein! . , Und beinahe noch ganz unverändert — ganz die liebe, alte, heitere
Kneipenseele und Kommersidylle! Vivat Pfisters Mühle —
Jawohl, vivat Pfisters Mühle, seufzte mein Vater. Hat sich was mit
Vivat Pfisters Mühle, Doktor. Na ja. Sie haben freilich seinerzeit mit Ihren
Herren Studienbrüdern manch liebes Vivat auf mancherlei Dinge bei mir aus¬
gebracht, und so kann ich wohl nichts dawider haben, daß Sie's noch 'mal thun
auf das alte Lokal, Herr Doktor. Und mehr als ein Pereat haben Sie auch
ertönen lassen beim Vater Pfister seinerzeit, und — das ist jetzt die Parole.
Pereat, Herr Doktor! und von wegen Pereat Pfisters Mühle sind wir heute
Grenzboten IV- lW4, 55
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