Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Viertes Quartal.Wahl- und Denksxrüche. der Einigkeit, der Grundgedanke der durch gleiche Lebensgewohnheiten, gegenseitige Sehr glücklich sind eine Anzahl Bibelsprüche, teilweise mit leichten In den von Akademien, Universitäten und Schulen geführten Denksprüchen Grenzboten IV. 1884. 16
Wahl- und Denksxrüche. der Einigkeit, der Grundgedanke der durch gleiche Lebensgewohnheiten, gegenseitige Sehr glücklich sind eine Anzahl Bibelsprüche, teilweise mit leichten In den von Akademien, Universitäten und Schulen geführten Denksprüchen Grenzboten IV. 1884. 16
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0129" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/157054"/> <fw type="header" place="top"> Wahl- und Denksxrüche.</fw><lb/> <p xml:id="ID_405" prev="#ID_404"> der Einigkeit, der Grundgedanke der durch gleiche Lebensgewohnheiten, gegenseitige<lb/> Rechte und Pflichten verbundenen Genossenschaften, vielfachen Ausdruck findet,<lb/> sei es, daß dies in der Form eines frommen Wunsches geschieht — so von der<lb/> Wagnerinnung: Voä srs.ut unit^, Gott verleihe Einigkeit —, oder sei es, daß,<lb/> wie bei den Londoner Kupferschmieden, mit stolzem Selbstgefühl nur die Thatsache<lb/> der Einung hervorgehoben ("Ws g,rs vns, Wir sind eins), oder, wie bei den<lb/> Holzhändlern und den Schneidern, darauf hingewiesen wird, daß Einigung und<lb/> Eintracht die Quellen der Macht seien: Unitg. tortior, Vereinigt umso mächtiger,<lb/> und: Loneoräig. xs-rvas rss orssount, Durch Eintracht wird Geringes groß.</p><lb/> <p xml:id="ID_406"> Sehr glücklich sind eine Anzahl Bibelsprüche, teilweise mit leichten<lb/> Änderungen, zu solchen Devisen verwandt worden. Die Gärtner sichren den<lb/> treffenden Spruch: In tds speak ok ed.^ orov snM trou eg.t du^ drosä, Im<lb/> Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen; nicht minder geschickt haben<lb/> die Holzhändler einen Vers aus dem Matthäusevangelium gewählt: ^us axs<lb/> is IM de> t,NL rook ok ins tres, Die Axt ist dem Baum an die Wurzel gelegt.<lb/> Eben daher stammt das von der Pflastererinnung gebrauchte: 6va vM raiss to<lb/> ^dranaiQ onilclrsn ok stones, Gott kann Abraham Kinder erwecken aus Steinen.<lb/> (üowL, z^<z dlsWEÄ, vliön I vag ngroourlöW, ^6 loäZöä ins, Kommt her, ihr<lb/> Gesegneten, ich bin ein Gast gewesen, ihr habt mich beherberget, rufen die<lb/> Gastwirte dem müden Wandrer zu.</p><lb/> <p xml:id="ID_407" next="#ID_408"> In den von Akademien, Universitäten und Schulen geführten Denksprüchen<lb/> tritt natürlich die Beziehung zu den Studien hervor. Beginnend mit allgemeiner<lb/> Ermunterung zum Studium, wie die Landesschule zu Meißen (Lg.xsr6 MÄs,<lb/> Wage es weise zu sein), wird dann das selbständige Forschen betont von der<lb/> königlichen Gesellschaft in London: NaUrus in vsrbu., Auf niemandes Wort<lb/> schwören. Unnauain otiosus, Nimmer müssig, verlangt die kaiserliche natur¬<lb/> forschende Gesellschaft. Keine Zersplitterung der Studien, sondern Sammlung<lb/> aller Kräfte für eine Arbeit ist das Motto der Einsamen in Turin (Onuüs in<lb/> ununi, Ganz in einem) und der Barberinischen Akademie in Rom (lig-bor onuribus<lb/> unus, Dieselbe Arbeit sür alle). Mit InäöelinMIi Al-össn, In unentwegbarem<lb/> Schritte, drückt die Devise der Securi in Venedig einen verwandten Gedanken<lb/> aus. Der Wahlspruch der Akademiker von Siena weist darauf hin, daß die<lb/> gesuchten Schätze nicht immer offen zu tage liegen, fondern aufgesucht sein<lb/> wollen: Nsliorg. latent, Das Bessere ist verborgen. Den idealen Zweck der<lb/> Studien betonen das königliche Institut von Großbritannien (IHustrans oornnroö»<lb/> vitas, Es stellt die Güter des Lebens ins rechte Licht), die Berliner Akademie<lb/> der Wissenschaften (Loisutiaruin se liteMuw, inersniönto, Für die Förderung<lb/> der Wissenschaften), das Downing-College in Cambridge (Huasrsrs verum, Die<lb/> Wahrheit suchen). Auch finden sich ganz direkte Hinweise auf den speziellen<lb/> Zweck, dem die Akademie u. s. w. gewidmet ist. Die Akademie der Crusca,<lb/> welche im Emblem ein Sieb führt, deutet feinsinnig ihr Ziel an: II M del</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten IV. 1884. 16</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0129]
Wahl- und Denksxrüche.
der Einigkeit, der Grundgedanke der durch gleiche Lebensgewohnheiten, gegenseitige
Rechte und Pflichten verbundenen Genossenschaften, vielfachen Ausdruck findet,
sei es, daß dies in der Form eines frommen Wunsches geschieht — so von der
Wagnerinnung: Voä srs.ut unit^, Gott verleihe Einigkeit —, oder sei es, daß,
wie bei den Londoner Kupferschmieden, mit stolzem Selbstgefühl nur die Thatsache
der Einung hervorgehoben ("Ws g,rs vns, Wir sind eins), oder, wie bei den
Holzhändlern und den Schneidern, darauf hingewiesen wird, daß Einigung und
Eintracht die Quellen der Macht seien: Unitg. tortior, Vereinigt umso mächtiger,
und: Loneoräig. xs-rvas rss orssount, Durch Eintracht wird Geringes groß.
Sehr glücklich sind eine Anzahl Bibelsprüche, teilweise mit leichten
Änderungen, zu solchen Devisen verwandt worden. Die Gärtner sichren den
treffenden Spruch: In tds speak ok ed.^ orov snM trou eg.t du^ drosä, Im
Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen; nicht minder geschickt haben
die Holzhändler einen Vers aus dem Matthäusevangelium gewählt: ^us axs
is IM de> t,NL rook ok ins tres, Die Axt ist dem Baum an die Wurzel gelegt.
Eben daher stammt das von der Pflastererinnung gebrauchte: 6va vM raiss to
^dranaiQ onilclrsn ok stones, Gott kann Abraham Kinder erwecken aus Steinen.
(üowL, z^<z dlsWEÄ, vliön I vag ngroourlöW, ^6 loäZöä ins, Kommt her, ihr
Gesegneten, ich bin ein Gast gewesen, ihr habt mich beherberget, rufen die
Gastwirte dem müden Wandrer zu.
In den von Akademien, Universitäten und Schulen geführten Denksprüchen
tritt natürlich die Beziehung zu den Studien hervor. Beginnend mit allgemeiner
Ermunterung zum Studium, wie die Landesschule zu Meißen (Lg.xsr6 MÄs,
Wage es weise zu sein), wird dann das selbständige Forschen betont von der
königlichen Gesellschaft in London: NaUrus in vsrbu., Auf niemandes Wort
schwören. Unnauain otiosus, Nimmer müssig, verlangt die kaiserliche natur¬
forschende Gesellschaft. Keine Zersplitterung der Studien, sondern Sammlung
aller Kräfte für eine Arbeit ist das Motto der Einsamen in Turin (Onuüs in
ununi, Ganz in einem) und der Barberinischen Akademie in Rom (lig-bor onuribus
unus, Dieselbe Arbeit sür alle). Mit InäöelinMIi Al-össn, In unentwegbarem
Schritte, drückt die Devise der Securi in Venedig einen verwandten Gedanken
aus. Der Wahlspruch der Akademiker von Siena weist darauf hin, daß die
gesuchten Schätze nicht immer offen zu tage liegen, fondern aufgesucht sein
wollen: Nsliorg. latent, Das Bessere ist verborgen. Den idealen Zweck der
Studien betonen das königliche Institut von Großbritannien (IHustrans oornnroö»
vitas, Es stellt die Güter des Lebens ins rechte Licht), die Berliner Akademie
der Wissenschaften (Loisutiaruin se liteMuw, inersniönto, Für die Förderung
der Wissenschaften), das Downing-College in Cambridge (Huasrsrs verum, Die
Wahrheit suchen). Auch finden sich ganz direkte Hinweise auf den speziellen
Zweck, dem die Akademie u. s. w. gewidmet ist. Die Akademie der Crusca,
welche im Emblem ein Sieb führt, deutet feinsinnig ihr Ziel an: II M del
Grenzboten IV. 1884. 16
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