Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Drittes Quartal.Notiz. Cerci verlautet es, daß er ihr den Hof mache und in den allerintimsten Be¬ Oho! Das ist nur eine Verleumdung. Sie ist Witwe und trägt noch Halbtrauer für ihren Mann. Ha! Cota. du sollst deinen Branntwein haben. Und nun setzten sie stillschweigend ihren Weg fort. (Fortsetzung folgt.) Notiz. Der neue Verein für Wirtschaftspolitik.*) Ein Aufruf ist ergangen
Der Präsident liest die Bittschrift, sieht sich die Petenten an und bricht dann un¬ Wir schauten an uns in der Rund, *) Diese hübsche Notiz ist uus fast gleichzeitig mit dem zweiten Artikel des vorliegenden
Heftes noch von andrer Seite zugegangen. Notiz. Cerci verlautet es, daß er ihr den Hof mache und in den allerintimsten Be¬ Oho! Das ist nur eine Verleumdung. Sie ist Witwe und trägt noch Halbtrauer für ihren Mann. Ha! Cota. du sollst deinen Branntwein haben. Und nun setzten sie stillschweigend ihren Weg fort. (Fortsetzung folgt.) Notiz. Der neue Verein für Wirtschaftspolitik.*) Ein Aufruf ist ergangen
Der Präsident liest die Bittschrift, sieht sich die Petenten an und bricht dann un¬ Wir schauten an uns in der Rund, *) Diese hübsche Notiz ist uus fast gleichzeitig mit dem zweiten Artikel des vorliegenden
Heftes noch von andrer Seite zugegangen. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0255" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/156526"/> <fw type="header" place="top"> Notiz.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1150" prev="#ID_1149"> Cerci verlautet es, daß er ihr den Hof mache und in den allerintimsten Be¬<lb/> ziehungen zu ihr stehe.</p><lb/> <p xml:id="ID_1151"> Oho! Das ist nur eine Verleumdung.</p><lb/> <p xml:id="ID_1152"> Sie ist Witwe und trägt noch Halbtrauer für ihren Mann.</p><lb/> <p xml:id="ID_1153"> Ha! Cota. du sollst deinen Branntwein haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1154"> Und nun setzten sie stillschweigend ihren Weg fort.</p><lb/> <p xml:id="ID_1155"> (Fortsetzung folgt.)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Notiz.</head><lb/> <p xml:id="ID_1156"> Der neue Verein für Wirtschaftspolitik.*) Ein Aufruf ist ergangen<lb/> zur Bildung eines „Vereins zur Wahrung der wirtschaftlichen Interessen von Handel<lb/> und Gewerbe." Unterzeichnet ist der Aufruf von einer Menge schwerwiegender<lb/> Berliner Namen; von den Herren von Bleichröder, Adalbert Delbrück, von Hanse¬<lb/> mann, Heckmann, Herz, von der Heydt, Liebermann, Mendelssohn, Schwartzkopff,<lb/> Veit, Zwicker u. s. w. Sie führen Klage darüber, daß die wirtschaftliche Gesetz¬<lb/> gebung ohne Kenntnis des praktischen Lebens arbeite und die Verhältnisse des<lb/> Erwerbes nicht zu würdigen verstehe. Dagegen müsse geholfen werden. Das soll<lb/> die Aufgabe des neuen Vereins sein. Wer dem ältern Geschlechte angehört, dem<lb/> fallen mitunter bei solchen neuen Vorkommnissen alte Dinge ein. Schon vor<lb/> vierzig Jahren klagten öfters Gewerbtreibende, daß die Regierenden nicht das<lb/> rechte Verständnis für ihre Interessen hätten; nnr bewegten sich die damaligen<lb/> Interessen in weit engern Schranken. Ein Vorgang der damaligen Zeit hat einen<lb/> Dichter gefunden, welcher denselben in seiner Pfälzer Mundart dargestellt hat; und<lb/> die „Fliegenden Blätter," damals in ihren ersten Jugendtagen, begleiteten das<lb/> Gedicht mit einer höchst anmutigen Zeichnung. Eine ehrsame Bäckerzunft fand,<lb/> daß „nach Billigkeit und nach Vernunft" ihre Taxe zu niedrig sei. Sie ließ sich<lb/> deshalb von ihrem Zunftskribenten eine lamentable Vorstellung anfertigen, worin<lb/> dargestellt war, daß sie so nicht mehr leben könnten. Der Dichter läßt dann die<lb/> Bäcker den weitern Hergang folgendermaßen erzählen:</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_3" type="poem"> <l> Wir tuscheln sieben Mann heraus,<lb/> Zufällig lauter Dicke;<lb/> Die gehn zum Präsident ins Haus<lb/> Und rücke mit der Bittschrift 'raus,<lb/> Und denken's durchzudrücke.</l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_1157"> Der Präsident liest die Bittschrift, sieht sich die Petenten an und bricht dann un¬<lb/> willkürlich in die Worte aus: „Euch Herren sieht man doch keinen Mangel an."</p><lb/> <quote> Wir schauten an uns in der Rund,<lb/> Da war me viel zu mache;</quote><lb/> <note xml:id="FID_11" place="foot"> *) Diese hübsche Notiz ist uus fast gleichzeitig mit dem zweiten Artikel des vorliegenden<lb/> Heftes noch von andrer Seite zugegangen.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0255]
Notiz.
Cerci verlautet es, daß er ihr den Hof mache und in den allerintimsten Be¬
ziehungen zu ihr stehe.
Oho! Das ist nur eine Verleumdung.
Sie ist Witwe und trägt noch Halbtrauer für ihren Mann.
Ha! Cota. du sollst deinen Branntwein haben.
Und nun setzten sie stillschweigend ihren Weg fort.
(Fortsetzung folgt.)
Notiz.
Der neue Verein für Wirtschaftspolitik.*) Ein Aufruf ist ergangen
zur Bildung eines „Vereins zur Wahrung der wirtschaftlichen Interessen von Handel
und Gewerbe." Unterzeichnet ist der Aufruf von einer Menge schwerwiegender
Berliner Namen; von den Herren von Bleichröder, Adalbert Delbrück, von Hanse¬
mann, Heckmann, Herz, von der Heydt, Liebermann, Mendelssohn, Schwartzkopff,
Veit, Zwicker u. s. w. Sie führen Klage darüber, daß die wirtschaftliche Gesetz¬
gebung ohne Kenntnis des praktischen Lebens arbeite und die Verhältnisse des
Erwerbes nicht zu würdigen verstehe. Dagegen müsse geholfen werden. Das soll
die Aufgabe des neuen Vereins sein. Wer dem ältern Geschlechte angehört, dem
fallen mitunter bei solchen neuen Vorkommnissen alte Dinge ein. Schon vor
vierzig Jahren klagten öfters Gewerbtreibende, daß die Regierenden nicht das
rechte Verständnis für ihre Interessen hätten; nnr bewegten sich die damaligen
Interessen in weit engern Schranken. Ein Vorgang der damaligen Zeit hat einen
Dichter gefunden, welcher denselben in seiner Pfälzer Mundart dargestellt hat; und
die „Fliegenden Blätter," damals in ihren ersten Jugendtagen, begleiteten das
Gedicht mit einer höchst anmutigen Zeichnung. Eine ehrsame Bäckerzunft fand,
daß „nach Billigkeit und nach Vernunft" ihre Taxe zu niedrig sei. Sie ließ sich
deshalb von ihrem Zunftskribenten eine lamentable Vorstellung anfertigen, worin
dargestellt war, daß sie so nicht mehr leben könnten. Der Dichter läßt dann die
Bäcker den weitern Hergang folgendermaßen erzählen:
Wir tuscheln sieben Mann heraus,
Zufällig lauter Dicke;
Die gehn zum Präsident ins Haus
Und rücke mit der Bittschrift 'raus,
Und denken's durchzudrücke.
Der Präsident liest die Bittschrift, sieht sich die Petenten an und bricht dann un¬
willkürlich in die Worte aus: „Euch Herren sieht man doch keinen Mangel an."
Wir schauten an uns in der Rund,
Da war me viel zu mache;
*) Diese hübsche Notiz ist uus fast gleichzeitig mit dem zweiten Artikel des vorliegenden
Heftes noch von andrer Seite zugegangen.
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