Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Viertes Quartal.Dielvahrheit liber die Aatastrophe von Zonci, than. Sie Pflegen ja auch im Leben des Einzelnen die wirksamsten zu sein. Wir danken dem Verfasser für sein Buch, das eine ebenso gründliche als Dielvahrheit liber die Aatastrophe von Zonci, than. Sie Pflegen ja auch im Leben des Einzelnen die wirksamsten zu sein. Wir danken dem Verfasser für sein Buch, das eine ebenso gründliche als <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0623" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/154788"/> <fw type="header" place="top"> Dielvahrheit liber die Aatastrophe von Zonci,</fw><lb/> <p xml:id="ID_1849" prev="#ID_1848"> than. Sie Pflegen ja auch im Leben des Einzelnen die wirksamsten zu sein.<lb/> Aber dennoch hätte sich unser Vaterland nimmermehr so schnell wie der Phönix<lb/> ans der Asche erheben können, wäre nicht seit zwanzig Jahren eine innere gei¬<lb/> stige Bewegung vorangegangen, welche zwar vor der Katastrophe ohne genügenden<lb/> Praktischen Erfolg blieb, aber dennoch schon einen großen Teil des Heeres<lb/> ergriff, und welcher der König weder fremd, noch grundsätzlich ubhvld war.<lb/> Was in den Jahren 1808 bis 1813 im Heere durchgeführt wurde, das Krümper-<lb/> system, die Anbahnung der allgemeinen Wehrpflicht, die Entlassung der Aus¬<lb/> länder, die veränderte, den Verhältnissen angepaßte Fechtwcise, die Verjüngung,<lb/> die andre Zusammensetzung, die erweiterte Bildung des Offizierskorps, die bessere<lb/> Verwaltung, die Erleichterung der Lage der Armee, das waren lauter Dinge,<lb/> über die seit zwei Jahrzehnten schon Promemoria über Promemoria geschrieben,<lb/> Vortrag über Vortrag gehalten worden war. Wäre diese allmähliche Ent¬<lb/> wicklung nicht vorangegangen, so würden auch nach Jena die rettenden Ge¬<lb/> danken nicht vom Himmel gefallen sein, um die Köpfe zu erleuchten. Sie mußten<lb/> aus einem Gährungsprozesse hervorgehen, der seine Zeit verlangte, und dem<lb/> man — dies sei zu Ehren der Braunschweig, Möllendorf, Rüchel u. s. w. ein für<lb/> allemal gesagt — zwar nicht gerade huldigte, den man aber doch bis auf die<lb/> Auswüchse geschehen ließ. Die Geschichte lehrt, was unser thatkräftigster Gegner<lb/> aus der neuesten Zeit Dambetta ist gemeint^ dem eignen Volke zugerufen<lb/> hat: Stegreiferfolge giebt es nicht! Aber die Erfolge der Freiheitskriege waren<lb/> auch keine solchen. Sie waren die Frucht nicht einer sechsjährigen, sondern<lb/> einer sechsundzwanzigjährigen Arbeit, von der nur der erste größere Teil lange<lb/> verborgen blieb. Napoleon allein würdigte ihn richtig und trieb daher die<lb/> Preußen 1806 schon, vorzeitig, in die Entscheidung. Für alle Genossen im<lb/> Heere, die jemals ans neue Gestaltungen hinarbeiten, ohne sogleich Erfolg<lb/> zu sehen, liegt daher in den Erfahrungen der hier abgehandelten Zeit neben<lb/> einer ernsten Mahnung zum Ausharren zugleich eine Beruhigung."</p><lb/> <p xml:id="ID_1850"> Wir danken dem Verfasser für sein Buch, das eine ebenso gründliche als<lb/> klare Beweisführung in Betreff dieser Lehren ist, und sind überzeugt, daß sie<lb/> bei denen, welche über die Weiterentwicklung des preußischen, des deutschen<lb/> Heeres zu entscheiden haben, allezeit ernster Beherzigung sicher sein werden.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0623]
Dielvahrheit liber die Aatastrophe von Zonci,
than. Sie Pflegen ja auch im Leben des Einzelnen die wirksamsten zu sein.
Aber dennoch hätte sich unser Vaterland nimmermehr so schnell wie der Phönix
ans der Asche erheben können, wäre nicht seit zwanzig Jahren eine innere gei¬
stige Bewegung vorangegangen, welche zwar vor der Katastrophe ohne genügenden
Praktischen Erfolg blieb, aber dennoch schon einen großen Teil des Heeres
ergriff, und welcher der König weder fremd, noch grundsätzlich ubhvld war.
Was in den Jahren 1808 bis 1813 im Heere durchgeführt wurde, das Krümper-
system, die Anbahnung der allgemeinen Wehrpflicht, die Entlassung der Aus¬
länder, die veränderte, den Verhältnissen angepaßte Fechtwcise, die Verjüngung,
die andre Zusammensetzung, die erweiterte Bildung des Offizierskorps, die bessere
Verwaltung, die Erleichterung der Lage der Armee, das waren lauter Dinge,
über die seit zwei Jahrzehnten schon Promemoria über Promemoria geschrieben,
Vortrag über Vortrag gehalten worden war. Wäre diese allmähliche Ent¬
wicklung nicht vorangegangen, so würden auch nach Jena die rettenden Ge¬
danken nicht vom Himmel gefallen sein, um die Köpfe zu erleuchten. Sie mußten
aus einem Gährungsprozesse hervorgehen, der seine Zeit verlangte, und dem
man — dies sei zu Ehren der Braunschweig, Möllendorf, Rüchel u. s. w. ein für
allemal gesagt — zwar nicht gerade huldigte, den man aber doch bis auf die
Auswüchse geschehen ließ. Die Geschichte lehrt, was unser thatkräftigster Gegner
aus der neuesten Zeit Dambetta ist gemeint^ dem eignen Volke zugerufen
hat: Stegreiferfolge giebt es nicht! Aber die Erfolge der Freiheitskriege waren
auch keine solchen. Sie waren die Frucht nicht einer sechsjährigen, sondern
einer sechsundzwanzigjährigen Arbeit, von der nur der erste größere Teil lange
verborgen blieb. Napoleon allein würdigte ihn richtig und trieb daher die
Preußen 1806 schon, vorzeitig, in die Entscheidung. Für alle Genossen im
Heere, die jemals ans neue Gestaltungen hinarbeiten, ohne sogleich Erfolg
zu sehen, liegt daher in den Erfahrungen der hier abgehandelten Zeit neben
einer ernsten Mahnung zum Ausharren zugleich eine Beruhigung."
Wir danken dem Verfasser für sein Buch, das eine ebenso gründliche als
klare Beweisführung in Betreff dieser Lehren ist, und sind überzeugt, daß sie
bei denen, welche über die Weiterentwicklung des preußischen, des deutschen
Heeres zu entscheiden haben, allezeit ernster Beherzigung sicher sein werden.
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