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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Viertes Quartal.

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Literatur.

die gereimten Unterschriften, wie sie sich unter den Holzschnittserien des 15. Jahr¬
hunderts finden, entschieden nicht in eine solche Sammlung, am wenigsten, wenn
der Herausgeber, wie es vorkommt, statt der ganzen Serie nur ein einzelnes Blatt
gekannt hat. Ebensowenig gehören herein die Reime, die sich unter Bildercyklcn
finden, welche geschichtliche Vorgänge darstellen. Man könnte sonst schließlich auch
die zahlreichen Reimereien mit hereinnehmen, die unter den im 16. Jahrhundert
so beliebten Galerien von Fürstenporträts angebracht wurden und in Holzschnitt-
Publikationen solcher Porträtgalerieu vielfach erhalten sind.

Die wissenschaftliche Zubereitung des mitgeteilten Stoffes ist im Ganzen ver¬
trauenerweckend, wiewohl es eigentümlich berührt, einen so bekannten Kunsthistoriker
wie Woltmann wiederholt Woldtmann geschrieben zu finden. Die Druckausstattuug
ist ansprechend, der Einband -- wohl eine Leistung der Berliner Buchbinderei --
höchst wunderlich.


Rafael. Die Stanzen des Vatikan. In Nachbildungen nach Kupferstichen heraus¬
gegeben von Adolf Gutbier. Mit erläuterndem Text von Wilhelm Lübke. Dresden,
A. Gutbier (1883).

Es wird etwa ein Jahr her sein, daß wir den Leserkreis der Grenzboten auf
das Rafaelwerk aufmerksam machten, welches in drei herrlich ausgestatteten Quart¬
bänden die Kunsthandlung von A. Gutbier in Dresden herausgegeben hatte, und
welches sämtliche Tafelbilder und Fresken des Meisters in Nachbildungen nach
Kupferstichen und Photographien vorführte, begleitet von einem Leben Rafaels aus
Lübkcs Feder (3 Bde. geb. 185 Mk.). Einem Wunsche, den wir damals nicht
auszusprechen wagten, ist die Verlagshandlung inzwischen von selbst entgegenge¬
kommen: sie hat von dem kostbaren Werke Teilausgabcn veranstaltet. Schon vor
Monaten erschienen in einem besondern Bande die Madonnen und die heiligen Familien,
(tard. 30 Mk., geb. 40 Mk.), und vor kurzem hat sich ein zweiter, ebenfalls ge¬
trennt zu beziehender Band jenem ersten angeschlossen, der die Stanzen des Va¬
tikan enthält (tard. 30 Mk., geb. 40 Mk.). Es sind 35 Tafeln, die diesen Band
bilden. Zwölf sind der StAus-g, clella, SognatniÄ gewidmet (Disputa, Parnaß,
Schule von Athen, Poesie, Sündenfall, Urteil Salomonis :c.), acht der 8t.-mW
ä'Moäoio (Vertreibung des Heliodor, Messe vou Bolsena, Attila vor Rom, Petri
Befreiung ?c.), sieben der 8tMW alsit' Inesnäio (Brand im Borgo :c.), acht dem
Saal Constantins. Gesamtansichtcn der einzelnen Zimmer gehen den Wand- und
Deckengemälden voraus. Zur Vorlage für die Reproduktion der Fresken aber haben
die meisterhaften Stiche von Volpato gedient, von denen eins der selten vor¬
kommenden Exemplare vor aller Schrift der photographischen Aufnahme zu Grunde
gelegt werden konnte. Die Lichtdrucke sind in der Anstalt Martin Rommels in
Stuttgart, der wir wegen ihrer vollendeten Leistungen gerade in der Wiedergabe
von Kupferstichen schon wiederholt in d. Bl. die größte Anerkennung gezollt haben,
hergestellt worden. Lübke hat den Tafeln einen beqnem und geschmackvoll orien-
tirenden Text beigegeben, der Schritt für Schritt den Tafeln folgt. Die Aus¬
stattung unterscheidet sich in nichts von der des großen Gesamtwerkes. Möchte
denn die so gewährte Erleichterung in der Anschaffung des Werkes in deu Kreisen
ernsterer Kunstfreunde die beabsichtigte Wirkung nicht verfehlen. Dies wünschen wir
von Herzen, vor allem im Hinblick auf die herannahende Weihnachtszeit.




Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig.
Verlag vou F. L. Herbig in Leipzig. -- Druck von Carl Marquart in Raudnitz-Leipzig-
Literatur.

die gereimten Unterschriften, wie sie sich unter den Holzschnittserien des 15. Jahr¬
hunderts finden, entschieden nicht in eine solche Sammlung, am wenigsten, wenn
der Herausgeber, wie es vorkommt, statt der ganzen Serie nur ein einzelnes Blatt
gekannt hat. Ebensowenig gehören herein die Reime, die sich unter Bildercyklcn
finden, welche geschichtliche Vorgänge darstellen. Man könnte sonst schließlich auch
die zahlreichen Reimereien mit hereinnehmen, die unter den im 16. Jahrhundert
so beliebten Galerien von Fürstenporträts angebracht wurden und in Holzschnitt-
Publikationen solcher Porträtgalerieu vielfach erhalten sind.

Die wissenschaftliche Zubereitung des mitgeteilten Stoffes ist im Ganzen ver¬
trauenerweckend, wiewohl es eigentümlich berührt, einen so bekannten Kunsthistoriker
wie Woltmann wiederholt Woldtmann geschrieben zu finden. Die Druckausstattuug
ist ansprechend, der Einband — wohl eine Leistung der Berliner Buchbinderei —
höchst wunderlich.


Rafael. Die Stanzen des Vatikan. In Nachbildungen nach Kupferstichen heraus¬
gegeben von Adolf Gutbier. Mit erläuterndem Text von Wilhelm Lübke. Dresden,
A. Gutbier (1883).

Es wird etwa ein Jahr her sein, daß wir den Leserkreis der Grenzboten auf
das Rafaelwerk aufmerksam machten, welches in drei herrlich ausgestatteten Quart¬
bänden die Kunsthandlung von A. Gutbier in Dresden herausgegeben hatte, und
welches sämtliche Tafelbilder und Fresken des Meisters in Nachbildungen nach
Kupferstichen und Photographien vorführte, begleitet von einem Leben Rafaels aus
Lübkcs Feder (3 Bde. geb. 185 Mk.). Einem Wunsche, den wir damals nicht
auszusprechen wagten, ist die Verlagshandlung inzwischen von selbst entgegenge¬
kommen: sie hat von dem kostbaren Werke Teilausgabcn veranstaltet. Schon vor
Monaten erschienen in einem besondern Bande die Madonnen und die heiligen Familien,
(tard. 30 Mk., geb. 40 Mk.), und vor kurzem hat sich ein zweiter, ebenfalls ge¬
trennt zu beziehender Band jenem ersten angeschlossen, der die Stanzen des Va¬
tikan enthält (tard. 30 Mk., geb. 40 Mk.). Es sind 35 Tafeln, die diesen Band
bilden. Zwölf sind der StAus-g, clella, SognatniÄ gewidmet (Disputa, Parnaß,
Schule von Athen, Poesie, Sündenfall, Urteil Salomonis :c.), acht der 8t.-mW
ä'Moäoio (Vertreibung des Heliodor, Messe vou Bolsena, Attila vor Rom, Petri
Befreiung ?c.), sieben der 8tMW alsit' Inesnäio (Brand im Borgo :c.), acht dem
Saal Constantins. Gesamtansichtcn der einzelnen Zimmer gehen den Wand- und
Deckengemälden voraus. Zur Vorlage für die Reproduktion der Fresken aber haben
die meisterhaften Stiche von Volpato gedient, von denen eins der selten vor¬
kommenden Exemplare vor aller Schrift der photographischen Aufnahme zu Grunde
gelegt werden konnte. Die Lichtdrucke sind in der Anstalt Martin Rommels in
Stuttgart, der wir wegen ihrer vollendeten Leistungen gerade in der Wiedergabe
von Kupferstichen schon wiederholt in d. Bl. die größte Anerkennung gezollt haben,
hergestellt worden. Lübke hat den Tafeln einen beqnem und geschmackvoll orien-
tirenden Text beigegeben, der Schritt für Schritt den Tafeln folgt. Die Aus¬
stattung unterscheidet sich in nichts von der des großen Gesamtwerkes. Möchte
denn die so gewährte Erleichterung in der Anschaffung des Werkes in deu Kreisen
ernsterer Kunstfreunde die beabsichtigte Wirkung nicht verfehlen. Dies wünschen wir
von Herzen, vor allem im Hinblick auf die herannahende Weihnachtszeit.




Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig.
Verlag vou F. L. Herbig in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Raudnitz-Leipzig-
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[0594] Literatur. die gereimten Unterschriften, wie sie sich unter den Holzschnittserien des 15. Jahr¬ hunderts finden, entschieden nicht in eine solche Sammlung, am wenigsten, wenn der Herausgeber, wie es vorkommt, statt der ganzen Serie nur ein einzelnes Blatt gekannt hat. Ebensowenig gehören herein die Reime, die sich unter Bildercyklcn finden, welche geschichtliche Vorgänge darstellen. Man könnte sonst schließlich auch die zahlreichen Reimereien mit hereinnehmen, die unter den im 16. Jahrhundert so beliebten Galerien von Fürstenporträts angebracht wurden und in Holzschnitt- Publikationen solcher Porträtgalerieu vielfach erhalten sind. Die wissenschaftliche Zubereitung des mitgeteilten Stoffes ist im Ganzen ver¬ trauenerweckend, wiewohl es eigentümlich berührt, einen so bekannten Kunsthistoriker wie Woltmann wiederholt Woldtmann geschrieben zu finden. Die Druckausstattuug ist ansprechend, der Einband — wohl eine Leistung der Berliner Buchbinderei — höchst wunderlich. Rafael. Die Stanzen des Vatikan. In Nachbildungen nach Kupferstichen heraus¬ gegeben von Adolf Gutbier. Mit erläuterndem Text von Wilhelm Lübke. Dresden, A. Gutbier (1883). Es wird etwa ein Jahr her sein, daß wir den Leserkreis der Grenzboten auf das Rafaelwerk aufmerksam machten, welches in drei herrlich ausgestatteten Quart¬ bänden die Kunsthandlung von A. Gutbier in Dresden herausgegeben hatte, und welches sämtliche Tafelbilder und Fresken des Meisters in Nachbildungen nach Kupferstichen und Photographien vorführte, begleitet von einem Leben Rafaels aus Lübkcs Feder (3 Bde. geb. 185 Mk.). Einem Wunsche, den wir damals nicht auszusprechen wagten, ist die Verlagshandlung inzwischen von selbst entgegenge¬ kommen: sie hat von dem kostbaren Werke Teilausgabcn veranstaltet. Schon vor Monaten erschienen in einem besondern Bande die Madonnen und die heiligen Familien, (tard. 30 Mk., geb. 40 Mk.), und vor kurzem hat sich ein zweiter, ebenfalls ge¬ trennt zu beziehender Band jenem ersten angeschlossen, der die Stanzen des Va¬ tikan enthält (tard. 30 Mk., geb. 40 Mk.). Es sind 35 Tafeln, die diesen Band bilden. Zwölf sind der StAus-g, clella, SognatniÄ gewidmet (Disputa, Parnaß, Schule von Athen, Poesie, Sündenfall, Urteil Salomonis :c.), acht der 8t.-mW ä'Moäoio (Vertreibung des Heliodor, Messe vou Bolsena, Attila vor Rom, Petri Befreiung ?c.), sieben der 8tMW alsit' Inesnäio (Brand im Borgo :c.), acht dem Saal Constantins. Gesamtansichtcn der einzelnen Zimmer gehen den Wand- und Deckengemälden voraus. Zur Vorlage für die Reproduktion der Fresken aber haben die meisterhaften Stiche von Volpato gedient, von denen eins der selten vor¬ kommenden Exemplare vor aller Schrift der photographischen Aufnahme zu Grunde gelegt werden konnte. Die Lichtdrucke sind in der Anstalt Martin Rommels in Stuttgart, der wir wegen ihrer vollendeten Leistungen gerade in der Wiedergabe von Kupferstichen schon wiederholt in d. Bl. die größte Anerkennung gezollt haben, hergestellt worden. Lübke hat den Tafeln einen beqnem und geschmackvoll orien- tirenden Text beigegeben, der Schritt für Schritt den Tafeln folgt. Die Aus¬ stattung unterscheidet sich in nichts von der des großen Gesamtwerkes. Möchte denn die so gewährte Erleichterung in der Anschaffung des Werkes in deu Kreisen ernsterer Kunstfreunde die beabsichtigte Wirkung nicht verfehlen. Dies wünschen wir von Herzen, vor allem im Hinblick auf die herannahende Weihnachtszeit. Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig. Verlag vou F. L. Herbig in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Raudnitz-Leipzig-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_154164/594>, abgerufen am 13.11.2024.