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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Viertes Quartal.

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Die historische Kommission in München.

In unsern Augen ist es eine Ehre, an einem derartigen Nationalwcrke mit
thätig sein zu dürfen; wir meinen, jeder Mitarbeiter sollte dessen fort und fort
eingedenk sein und mit größter Gewissenhaftigkeit den übernommenen Pflichten
nachzukommen trachten. Sieht er sich dazu außer Stande, so sollte er lieber
auf die Mitarbeiterschaft verzichten, als das große Unternehmen durch seine
Lässigkeit aufhalten und schädigen.

Glücklicherweise lebt das Bewußtsein für die Bedeutung der Aufgabe in der
Mehrzahl der Mitarbeiter, zu denen schon mehr als 700 deutsche Gelehrte ge¬
hören. Was sie geleistet, ist trotz der von uns erhobenen Ausstellungen, die
ja nur aus der Begeisterung für die Sache fließen, im ganzen etwas Hochcrfreu-
lichcs. "Groß ist die Zahl derer, so schließt Giesebrecht seinen Bericht über
dieses Unternehmen der Kommission, die bereits aus dem Werke Belehrung ge¬
schöpft haben, und noch weit mehr wird dies in Zukunft geschehen. Und doch
liegt nicht darin allein der Gewinn ans demselben: noch höher anzuschlagen ist,
daß die Nation hier erst recht erkennt, welche Fülle bedeutender Personen in
Staat und Kirche, in Wissenschaft und Kunst, wie auf allen andern Lebens¬
gebieten ans ihr hervorgegangen ist, und daß sie im Hinblick darauf sich ihrer
historischen Rechte und ihrer Pflichten deutlicher bewußt wird."

Die historische Kommission ist die persönliche Schöpfung König Maxi¬
milians II. Aus seinen Privatmitteln bestritt er die Kosten, welche aus den
Arbeiten derselben erwuchsen. Es konnte daher die Frage entstehen, ob die
Kommission auch nach seinem Tode noch in den Stand gesetzt sein würde, das
Begonnene fortzuführen. Derartige Besorgnisse erwiesen sich als unnötig.
König Ludwig II. hat die Schöpfung seines Vaters nicht untergehen lassen.
Nachdem er im Jahre 1865 zunächst eine namhafte Unterstützung zur Vollendung
der begonnenen Arbeiten auf fünfzehn Jahre bewilligt hatte, stellte er im Jahre
1880 durch die Begründung der Wittelsbacher Stiftung für Wissenschaft
und Kunst die Zukunft der historischen Kommission für alle Zeiten sicher.

So können die noch unvollendeten Unternehmungen mit wünschenswerter
Stetigkeit zu Ende geführt und nach freier Wahl neue wichtige Aufgaben in
Angriff genommen werden. Möchte dabei die Kommission, nachdem sie die po¬
litische und wissenschaftliche Entwicklung des deutschen Volkes zum Gegenstande
ihrer bisherigen Arbeit gemacht hat, in Zukunft auch den Gang der wirtschaft¬
lichen und sozialen Verhältnisse Deutschlands ins Auge fassen und uns recht
bald mit einer deutschen Wirtschaftsgeschichte beschenken, für die ja die
Kräfte und Mittel eines einzelnen nicht ausreichen. Dann wird sich auch die
Zukunft der Kommission so ruhmvoll gestalte,?, wie zu ihrer Genugthuung ihre
Vergangenheit erscheint.




Die historische Kommission in München.

In unsern Augen ist es eine Ehre, an einem derartigen Nationalwcrke mit
thätig sein zu dürfen; wir meinen, jeder Mitarbeiter sollte dessen fort und fort
eingedenk sein und mit größter Gewissenhaftigkeit den übernommenen Pflichten
nachzukommen trachten. Sieht er sich dazu außer Stande, so sollte er lieber
auf die Mitarbeiterschaft verzichten, als das große Unternehmen durch seine
Lässigkeit aufhalten und schädigen.

Glücklicherweise lebt das Bewußtsein für die Bedeutung der Aufgabe in der
Mehrzahl der Mitarbeiter, zu denen schon mehr als 700 deutsche Gelehrte ge¬
hören. Was sie geleistet, ist trotz der von uns erhobenen Ausstellungen, die
ja nur aus der Begeisterung für die Sache fließen, im ganzen etwas Hochcrfreu-
lichcs. „Groß ist die Zahl derer, so schließt Giesebrecht seinen Bericht über
dieses Unternehmen der Kommission, die bereits aus dem Werke Belehrung ge¬
schöpft haben, und noch weit mehr wird dies in Zukunft geschehen. Und doch
liegt nicht darin allein der Gewinn ans demselben: noch höher anzuschlagen ist,
daß die Nation hier erst recht erkennt, welche Fülle bedeutender Personen in
Staat und Kirche, in Wissenschaft und Kunst, wie auf allen andern Lebens¬
gebieten ans ihr hervorgegangen ist, und daß sie im Hinblick darauf sich ihrer
historischen Rechte und ihrer Pflichten deutlicher bewußt wird."

Die historische Kommission ist die persönliche Schöpfung König Maxi¬
milians II. Aus seinen Privatmitteln bestritt er die Kosten, welche aus den
Arbeiten derselben erwuchsen. Es konnte daher die Frage entstehen, ob die
Kommission auch nach seinem Tode noch in den Stand gesetzt sein würde, das
Begonnene fortzuführen. Derartige Besorgnisse erwiesen sich als unnötig.
König Ludwig II. hat die Schöpfung seines Vaters nicht untergehen lassen.
Nachdem er im Jahre 1865 zunächst eine namhafte Unterstützung zur Vollendung
der begonnenen Arbeiten auf fünfzehn Jahre bewilligt hatte, stellte er im Jahre
1880 durch die Begründung der Wittelsbacher Stiftung für Wissenschaft
und Kunst die Zukunft der historischen Kommission für alle Zeiten sicher.

So können die noch unvollendeten Unternehmungen mit wünschenswerter
Stetigkeit zu Ende geführt und nach freier Wahl neue wichtige Aufgaben in
Angriff genommen werden. Möchte dabei die Kommission, nachdem sie die po¬
litische und wissenschaftliche Entwicklung des deutschen Volkes zum Gegenstande
ihrer bisherigen Arbeit gemacht hat, in Zukunft auch den Gang der wirtschaft¬
lichen und sozialen Verhältnisse Deutschlands ins Auge fassen und uns recht
bald mit einer deutschen Wirtschaftsgeschichte beschenken, für die ja die
Kräfte und Mittel eines einzelnen nicht ausreichen. Dann wird sich auch die
Zukunft der Kommission so ruhmvoll gestalte,?, wie zu ihrer Genugthuung ihre
Vergangenheit erscheint.




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[0496] Die historische Kommission in München. In unsern Augen ist es eine Ehre, an einem derartigen Nationalwcrke mit thätig sein zu dürfen; wir meinen, jeder Mitarbeiter sollte dessen fort und fort eingedenk sein und mit größter Gewissenhaftigkeit den übernommenen Pflichten nachzukommen trachten. Sieht er sich dazu außer Stande, so sollte er lieber auf die Mitarbeiterschaft verzichten, als das große Unternehmen durch seine Lässigkeit aufhalten und schädigen. Glücklicherweise lebt das Bewußtsein für die Bedeutung der Aufgabe in der Mehrzahl der Mitarbeiter, zu denen schon mehr als 700 deutsche Gelehrte ge¬ hören. Was sie geleistet, ist trotz der von uns erhobenen Ausstellungen, die ja nur aus der Begeisterung für die Sache fließen, im ganzen etwas Hochcrfreu- lichcs. „Groß ist die Zahl derer, so schließt Giesebrecht seinen Bericht über dieses Unternehmen der Kommission, die bereits aus dem Werke Belehrung ge¬ schöpft haben, und noch weit mehr wird dies in Zukunft geschehen. Und doch liegt nicht darin allein der Gewinn ans demselben: noch höher anzuschlagen ist, daß die Nation hier erst recht erkennt, welche Fülle bedeutender Personen in Staat und Kirche, in Wissenschaft und Kunst, wie auf allen andern Lebens¬ gebieten ans ihr hervorgegangen ist, und daß sie im Hinblick darauf sich ihrer historischen Rechte und ihrer Pflichten deutlicher bewußt wird." Die historische Kommission ist die persönliche Schöpfung König Maxi¬ milians II. Aus seinen Privatmitteln bestritt er die Kosten, welche aus den Arbeiten derselben erwuchsen. Es konnte daher die Frage entstehen, ob die Kommission auch nach seinem Tode noch in den Stand gesetzt sein würde, das Begonnene fortzuführen. Derartige Besorgnisse erwiesen sich als unnötig. König Ludwig II. hat die Schöpfung seines Vaters nicht untergehen lassen. Nachdem er im Jahre 1865 zunächst eine namhafte Unterstützung zur Vollendung der begonnenen Arbeiten auf fünfzehn Jahre bewilligt hatte, stellte er im Jahre 1880 durch die Begründung der Wittelsbacher Stiftung für Wissenschaft und Kunst die Zukunft der historischen Kommission für alle Zeiten sicher. So können die noch unvollendeten Unternehmungen mit wünschenswerter Stetigkeit zu Ende geführt und nach freier Wahl neue wichtige Aufgaben in Angriff genommen werden. Möchte dabei die Kommission, nachdem sie die po¬ litische und wissenschaftliche Entwicklung des deutschen Volkes zum Gegenstande ihrer bisherigen Arbeit gemacht hat, in Zukunft auch den Gang der wirtschaft¬ lichen und sozialen Verhältnisse Deutschlands ins Auge fassen und uns recht bald mit einer deutschen Wirtschaftsgeschichte beschenken, für die ja die Kräfte und Mittel eines einzelnen nicht ausreichen. Dann wird sich auch die Zukunft der Kommission so ruhmvoll gestalte,?, wie zu ihrer Genugthuung ihre Vergangenheit erscheint.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_154164/496>, abgerufen am 01.09.2024.