Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Viertes Quartal.Sie historische Kommission in München. newer Geschichten anfahent Milo aom, 1512" darbieten, verdient gewiß dieselbe Ebenso natürlich wie berechtigt war es, daß eine mit den Mitteln eines *) Vergl. Sybels Historische Zeitschrift, Band II, Beilage S. 22 -- 80. Grenzboten IV 1833. öl
Sie historische Kommission in München. newer Geschichten anfahent Milo aom, 1512" darbieten, verdient gewiß dieselbe Ebenso natürlich wie berechtigt war es, daß eine mit den Mitteln eines *) Vergl. Sybels Historische Zeitschrift, Band II, Beilage S. 22 — 80. Grenzboten IV 1833. öl
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0491" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/154656"/> <fw type="header" place="top"> Sie historische Kommission in München.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1465" prev="#ID_1464"> newer Geschichten anfahent Milo aom, 1512" darbieten, verdient gewiß dieselbe<lb/> Beachtung wie das Chronikwerk des Burkhard Zink, welches einer Veröffentlichung<lb/> von selten der Kommission für wert befunden wurde. Ähnlich mögen die Ver¬<lb/> hältnisse in andern Städten liegen. Wir erlauben uns daher auf die Worte zu<lb/> verweisen, die Hegel in seinem grundlegenden Berichte zu Gunsten der Chroniken<lb/> aus dem sechzehnten Jahrhundert ausgesprochen hat:*) „Es ist zu erwägen,<lb/> daß der durch die allgemeinen geschichtlichen Bezüge bedeutendere<lb/> Inhalt der Chroniken aus der Reformationszeit gerade deren Aufnahme in<lb/> unsre Quellensammlung umsomehr empfiehlt, und was hinzukommt, daß für<lb/> eine ganze Reihe von historisch merkwürdigen Städten Chroniken überhaupt erst<lb/> im sechzehnten Jahrhundert sich finden, die bei Einhaltung jener engeren Zeitgrenze<lb/> ödes vierzehnten und fünfzehnten Jahrhunderts ganz ausfallen würden." Uns<lb/> hat es immer für einen Gegenstand höchsten historischen Interesses gegolten, den<lb/> Gang zu verfolgen, den die reformatorische Bewegung in den Städten des süd¬<lb/> lichen Deutschlands genommen hat, und ihre verschiedene Stellung zu derselben<lb/> zu beobachten, da gerade hier die Reformation nicht wie meist im nördlichen<lb/> und mittleren Deutschland von oben herab durch die Fürsten eingeführt wurde,<lb/> sondern zunächst in den niedern Schichte» der Bevölkerung Eingang und be¬<lb/> geisterte Aufnahme fand. Dazu kommt noch die eigentümliche soziale Lage der<lb/> arbeitenden Klassen in diesen Städten, die bis jetzt viel zu wenig in den Dar¬<lb/> stellungen der Reformationsgeschichte berücksichtigt worden ist, und die obendrein<lb/> die überraschendsten Parallelen zu unsern heutigen Zuständen darbietet. Schon<lb/> aus diesen Gründen erscheint uus die Veröffentlichung der Chroniken aus jener<lb/> Zeit als wünschenswert, zumal da an die Bekanntmachung gleichzeitiger Rats¬<lb/> protokolle und Urgichtcn kaum gedacht werden kann.</p><lb/> <p xml:id="ID_1466" next="#ID_1467"> Ebenso natürlich wie berechtigt war es, daß eine mit den Mitteln eines<lb/> bairischen Herrschers ausgestattete Vereinigung auch die Pflege der bairischen<lb/> Geschichte mit in den Kreis ihrer Aufgaben hineinzog. Wie wenig aber auch<lb/> hierbei einseitig bairische Interessen in den Vordergrund gestellt wurden, beweist<lb/> der Umstand, daß man zunächst eine Periode der bairischen Geschichte ins Auge<lb/> faßte, in der die deutsche Geschichte aufs engste mit der bairischen verknüpft<lb/> war. In der Zeit von der Mitte des sechzehnten Jahrhunderts bis zum dreißig¬<lb/> jährigen Kriege nehmen wir eine leitende Stellung der Fürsten aus dem Hause<lb/> Wittelsbach wahr, da damals die Mitglieder dieses Fürstengeschlechtes in jeder<lb/> der beiden religiösen Parteien die Führerrolle innehalten, die Pfälzer Linie<lb/> unter den Evangelischen, die bairische unter den Katholischen. Indem Cornelius<lb/> auf der Plenarversammlung des Herbstes 1860 auf diese Thatsache aufmerksam<lb/> machte, beantragte er die Herausgabe der politischen Korrespondenzen der<lb/> Wittelsbacher Fürsten aus jener Zeit, und faud für seinen Antrag sofort</p><lb/> <note xml:id="FID_41" place="foot"> *) Vergl. Sybels Historische Zeitschrift, Band II, Beilage S. 22 — 80.</note><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten IV 1833. öl</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0491]
Sie historische Kommission in München.
newer Geschichten anfahent Milo aom, 1512" darbieten, verdient gewiß dieselbe
Beachtung wie das Chronikwerk des Burkhard Zink, welches einer Veröffentlichung
von selten der Kommission für wert befunden wurde. Ähnlich mögen die Ver¬
hältnisse in andern Städten liegen. Wir erlauben uns daher auf die Worte zu
verweisen, die Hegel in seinem grundlegenden Berichte zu Gunsten der Chroniken
aus dem sechzehnten Jahrhundert ausgesprochen hat:*) „Es ist zu erwägen,
daß der durch die allgemeinen geschichtlichen Bezüge bedeutendere
Inhalt der Chroniken aus der Reformationszeit gerade deren Aufnahme in
unsre Quellensammlung umsomehr empfiehlt, und was hinzukommt, daß für
eine ganze Reihe von historisch merkwürdigen Städten Chroniken überhaupt erst
im sechzehnten Jahrhundert sich finden, die bei Einhaltung jener engeren Zeitgrenze
ödes vierzehnten und fünfzehnten Jahrhunderts ganz ausfallen würden." Uns
hat es immer für einen Gegenstand höchsten historischen Interesses gegolten, den
Gang zu verfolgen, den die reformatorische Bewegung in den Städten des süd¬
lichen Deutschlands genommen hat, und ihre verschiedene Stellung zu derselben
zu beobachten, da gerade hier die Reformation nicht wie meist im nördlichen
und mittleren Deutschland von oben herab durch die Fürsten eingeführt wurde,
sondern zunächst in den niedern Schichte» der Bevölkerung Eingang und be¬
geisterte Aufnahme fand. Dazu kommt noch die eigentümliche soziale Lage der
arbeitenden Klassen in diesen Städten, die bis jetzt viel zu wenig in den Dar¬
stellungen der Reformationsgeschichte berücksichtigt worden ist, und die obendrein
die überraschendsten Parallelen zu unsern heutigen Zuständen darbietet. Schon
aus diesen Gründen erscheint uus die Veröffentlichung der Chroniken aus jener
Zeit als wünschenswert, zumal da an die Bekanntmachung gleichzeitiger Rats¬
protokolle und Urgichtcn kaum gedacht werden kann.
Ebenso natürlich wie berechtigt war es, daß eine mit den Mitteln eines
bairischen Herrschers ausgestattete Vereinigung auch die Pflege der bairischen
Geschichte mit in den Kreis ihrer Aufgaben hineinzog. Wie wenig aber auch
hierbei einseitig bairische Interessen in den Vordergrund gestellt wurden, beweist
der Umstand, daß man zunächst eine Periode der bairischen Geschichte ins Auge
faßte, in der die deutsche Geschichte aufs engste mit der bairischen verknüpft
war. In der Zeit von der Mitte des sechzehnten Jahrhunderts bis zum dreißig¬
jährigen Kriege nehmen wir eine leitende Stellung der Fürsten aus dem Hause
Wittelsbach wahr, da damals die Mitglieder dieses Fürstengeschlechtes in jeder
der beiden religiösen Parteien die Führerrolle innehalten, die Pfälzer Linie
unter den Evangelischen, die bairische unter den Katholischen. Indem Cornelius
auf der Plenarversammlung des Herbstes 1860 auf diese Thatsache aufmerksam
machte, beantragte er die Herausgabe der politischen Korrespondenzen der
Wittelsbacher Fürsten aus jener Zeit, und faud für seinen Antrag sofort
*) Vergl. Sybels Historische Zeitschrift, Band II, Beilage S. 22 — 80.
Grenzboten IV 1833. öl
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