Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Viertes Quartal.Die historische Kommission in München. Königsberg (jetzt in Leipzig) übernommen, der eigens zu diesem Zwecke nach Eine ähnliche Aufgabe bildete die Herausgabe der Rezesse der Hansetage, Ein Unternehmen von gleich wichtiger Bedeutung liegt uns in der Samm¬ Dafür sei es gestattet, eine Bitte an dieser Stelle auszusprechen, deren Die historische Kommission in München. Königsberg (jetzt in Leipzig) übernommen, der eigens zu diesem Zwecke nach Eine ähnliche Aufgabe bildete die Herausgabe der Rezesse der Hansetage, Ein Unternehmen von gleich wichtiger Bedeutung liegt uns in der Samm¬ Dafür sei es gestattet, eine Bitte an dieser Stelle auszusprechen, deren <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0490" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/154655"/> <fw type="header" place="top"> Die historische Kommission in München.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1461" prev="#ID_1460"> Königsberg (jetzt in Leipzig) übernommen, der eigens zu diesem Zwecke nach<lb/> München berufen wurde. Ihm folgte seit 1860, wo Voigt eine Professur in<lb/> Rostock übernahm, Julius Weizsäcker, jetzt Professor in Berlin, welcher im<lb/> Jahre 1867 den ersten Band, die Neichstagsakten unter König Wenzel behan¬<lb/> delnd, vorlegen konnte. Bis jetzt sind fünf Bände der Reichstagsakten vollendet,<lb/> welche bis auf Kaiser Siegmunds Regierungszeit sich erstrecken und „nach ein¬<lb/> stimmigem Urteil der Sachverständigen als ein Muster wissenschaftlicher Quellen¬<lb/> edition anerkannt worden sind."</p><lb/> <p xml:id="ID_1462"> Eine ähnliche Aufgabe bildete die Herausgabe der Rezesse der Hansetage,<lb/> einst von dem trefflichen Lappenberg beantragt, dann nach seinem und seines<lb/> Mitarbeiters Junghans Tode von Dr. K. Koppmann weitergeführt. Kopp¬<lb/> manns Arbeit wird bis zum Jahre 1430 reichen, von welchem Zeitpunkt ab<lb/> der 1870 gestiftete hansische Geschichtsverein die Fortsetzung der Sammlung<lb/> übernommen hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_1463"> Ein Unternehmen von gleich wichtiger Bedeutung liegt uns in der Samm¬<lb/> lung der deutschen Städtechroniken vom vierzehnten bis ins sechzehnte<lb/> Jahrhundert vor. Bereits in der ersten vorbcratenden Sitzung von Pertz und<lb/> stallr vorgeschlagen und von Ranke befürwortet, ist diese Sammlung unter der<lb/> ausgezeichneten Leitung des Erlanger Professors Hegel, des „ohne Zweifel be¬<lb/> deutendsten jetzt lebenden Kenners der Städtegeschichte," so schnell gefördert worden,<lb/> daß uns bereits achtzehn Bände derselben vorliegen und in nicht allzuferner<lb/> Zeit der Abschluß des Ganzen zu erwarten ist. Ein Lob über dieses Werk der<lb/> historischen Kommission hier auszusprechen können wir uns füglich ersparen, da<lb/> kaum Trefflicheres auf diesem Gebiete geleistet werden kann.</p><lb/> <p xml:id="ID_1464" next="#ID_1465"> Dafür sei es gestattet, eine Bitte an dieser Stelle auszusprechen, deren<lb/> Gegenstand möglicherweise bei den Mitgliedern der Kommission bereits Gegen¬<lb/> stand der Erwägung gewesen ist. Als man über den Plan wegen Herausgabe<lb/> der deutschen Städtechroniken beriet, erschien es fraglich, wie man es mit den<lb/> Chroniken aus der Reformationszeit halten sollte. Der endgiltige Beschluß<lb/> erklärte sich gegen die Ausschließung der Chroniken des sechzehnten Jahrhunderts,<lb/> vielmehr sollte der Endtermin in jedem einzelnen Falle sachgemäß bestimmt<lb/> werden. Bis jetzt aber gehen mit geringen Ausnahmen die erschienenen Bünde<lb/> für die einzelnen Städte nicht über das fünfzehnte Jahrhundert hinaus. Und<lb/> doch wie viel und reiches Material von unschätzbarem Werte für die Städte¬<lb/> geschichte des sechzehnten Jahrhunderts liegt noch ungehoben in den Bibliotheken<lb/> und Archiven. Wir erinnern hier nur an Augsburg, wo die bis jetzt von<lb/> Frensdorff bearbeiteten Bände noch lange nicht die in dem Augsburgischen<lb/> Stadtarchiv, in der dortigen Bibliothek und auf der Münchener Hof- und<lb/> Stadtbibliothek verwahrten Schätze erschöpfen. Was die dem sechzehnten Jahr¬<lb/> hundert angehörenden Arbeiten des Benediktiner Clemens Sender, insonderheit<lb/> seine erst unlängst wieder aufgefundene <ÜIu-onoAmxllia oder mich die „Chronika</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0490]
Die historische Kommission in München.
Königsberg (jetzt in Leipzig) übernommen, der eigens zu diesem Zwecke nach
München berufen wurde. Ihm folgte seit 1860, wo Voigt eine Professur in
Rostock übernahm, Julius Weizsäcker, jetzt Professor in Berlin, welcher im
Jahre 1867 den ersten Band, die Neichstagsakten unter König Wenzel behan¬
delnd, vorlegen konnte. Bis jetzt sind fünf Bände der Reichstagsakten vollendet,
welche bis auf Kaiser Siegmunds Regierungszeit sich erstrecken und „nach ein¬
stimmigem Urteil der Sachverständigen als ein Muster wissenschaftlicher Quellen¬
edition anerkannt worden sind."
Eine ähnliche Aufgabe bildete die Herausgabe der Rezesse der Hansetage,
einst von dem trefflichen Lappenberg beantragt, dann nach seinem und seines
Mitarbeiters Junghans Tode von Dr. K. Koppmann weitergeführt. Kopp¬
manns Arbeit wird bis zum Jahre 1430 reichen, von welchem Zeitpunkt ab
der 1870 gestiftete hansische Geschichtsverein die Fortsetzung der Sammlung
übernommen hat.
Ein Unternehmen von gleich wichtiger Bedeutung liegt uns in der Samm¬
lung der deutschen Städtechroniken vom vierzehnten bis ins sechzehnte
Jahrhundert vor. Bereits in der ersten vorbcratenden Sitzung von Pertz und
stallr vorgeschlagen und von Ranke befürwortet, ist diese Sammlung unter der
ausgezeichneten Leitung des Erlanger Professors Hegel, des „ohne Zweifel be¬
deutendsten jetzt lebenden Kenners der Städtegeschichte," so schnell gefördert worden,
daß uns bereits achtzehn Bände derselben vorliegen und in nicht allzuferner
Zeit der Abschluß des Ganzen zu erwarten ist. Ein Lob über dieses Werk der
historischen Kommission hier auszusprechen können wir uns füglich ersparen, da
kaum Trefflicheres auf diesem Gebiete geleistet werden kann.
Dafür sei es gestattet, eine Bitte an dieser Stelle auszusprechen, deren
Gegenstand möglicherweise bei den Mitgliedern der Kommission bereits Gegen¬
stand der Erwägung gewesen ist. Als man über den Plan wegen Herausgabe
der deutschen Städtechroniken beriet, erschien es fraglich, wie man es mit den
Chroniken aus der Reformationszeit halten sollte. Der endgiltige Beschluß
erklärte sich gegen die Ausschließung der Chroniken des sechzehnten Jahrhunderts,
vielmehr sollte der Endtermin in jedem einzelnen Falle sachgemäß bestimmt
werden. Bis jetzt aber gehen mit geringen Ausnahmen die erschienenen Bünde
für die einzelnen Städte nicht über das fünfzehnte Jahrhundert hinaus. Und
doch wie viel und reiches Material von unschätzbarem Werte für die Städte¬
geschichte des sechzehnten Jahrhunderts liegt noch ungehoben in den Bibliotheken
und Archiven. Wir erinnern hier nur an Augsburg, wo die bis jetzt von
Frensdorff bearbeiteten Bände noch lange nicht die in dem Augsburgischen
Stadtarchiv, in der dortigen Bibliothek und auf der Münchener Hof- und
Stadtbibliothek verwahrten Schätze erschöpfen. Was die dem sechzehnten Jahr¬
hundert angehörenden Arbeiten des Benediktiner Clemens Sender, insonderheit
seine erst unlängst wieder aufgefundene <ÜIu-onoAmxllia oder mich die „Chronika
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