geboten, welche im Gegensatz zu jener konservativ-liberale Grundsätze vertritt und den Staatsgedanken hochhält.
Und diese Mittelpartei muß nicht nur unter sich, sondern auch noch nach einer andern Seite Verständigung suchen: mit dem Fürsten Bismarck, Solange ihm Gott das Dasein schenkt, ist Fürst Bismarck ein unentbehrlicher Faktor unsers deutschen Staatslebens, und wir können Gott nur bitten, daß er ihn uns noch lange erhalten möge. In den Richterschen Ruf: "Fort mit Bismarck!" würden, wenn es wirklich darauf ankäme, wohl nur sehr wenige im deutschen Volte einstimmen; wir glauben, nur solche, die ihre Sache auf nichts gestellt. Ist aber Fürst Bismarck für uns unentbehrlich, so müssen wir auch mit ihm rechnen. Eine Partei, welche dies thut, braucht deshalb noch nicht eine Partei Bismarck Sö-us purg-Sö zu sein. Es ist nicht wahr, was man mitunter sagt, daß Fürst Bismarck alles nur nach seinem Willen ordnen wolle. Wie jeder starke Geist, hat auch er starke Überzeugungen und einen starken Willen. Aber er hat auch oft betont, daß alles politische Leben nur durch Kompromisse sich weiter¬ bilde, und er hat oft gezeigt, daß er diesen Satz auch gegen sich selbst gelten läßt. Er hat nicht selten, wie er offen aussprach, die eigne Ansicht, wenn sie nicht gerade eine Kardinalfrage betraf, fremden Ansichten untergeordnet. Ma߬ vollen Männern, welche nach einer Verständigung mit ihm streben, wird daher eine solche nicht unmöglich sein.
Wir ziehen aus unsrer Darstellung die Resultate. Gefahrbringend für Deutschland sind die beiden Parteien rechts und links und das mit beiden lieb¬ äugelnde Zentrum. Alle einsichtigen und patriotischen Männer müssen dem Ziele zustreben, daß wieder eine starke und einige Mittelpartei sich bilde. Die National- liberalen haben deshalb nicht nach links, sondern nach rechts Fühlung zu suchen. Nur in dieser Verbindung werden sie eine ihrer inneren Bedeutung und ihrem Patriotismus entsprechende Wirksamkeit zu üben vermögen. Von einem bischen mehr oder weniger Liberalismus hängt das Heil Deutschlands wahrlich nicht ab. Wohl aber von einem besonnenen und gemäßigten Fortschreiten auf der früher rühmlichst beschrittenen Bahn.
Unsre Parteien.
geboten, welche im Gegensatz zu jener konservativ-liberale Grundsätze vertritt und den Staatsgedanken hochhält.
Und diese Mittelpartei muß nicht nur unter sich, sondern auch noch nach einer andern Seite Verständigung suchen: mit dem Fürsten Bismarck, Solange ihm Gott das Dasein schenkt, ist Fürst Bismarck ein unentbehrlicher Faktor unsers deutschen Staatslebens, und wir können Gott nur bitten, daß er ihn uns noch lange erhalten möge. In den Richterschen Ruf: „Fort mit Bismarck!" würden, wenn es wirklich darauf ankäme, wohl nur sehr wenige im deutschen Volte einstimmen; wir glauben, nur solche, die ihre Sache auf nichts gestellt. Ist aber Fürst Bismarck für uns unentbehrlich, so müssen wir auch mit ihm rechnen. Eine Partei, welche dies thut, braucht deshalb noch nicht eine Partei Bismarck Sö-us purg-Sö zu sein. Es ist nicht wahr, was man mitunter sagt, daß Fürst Bismarck alles nur nach seinem Willen ordnen wolle. Wie jeder starke Geist, hat auch er starke Überzeugungen und einen starken Willen. Aber er hat auch oft betont, daß alles politische Leben nur durch Kompromisse sich weiter¬ bilde, und er hat oft gezeigt, daß er diesen Satz auch gegen sich selbst gelten läßt. Er hat nicht selten, wie er offen aussprach, die eigne Ansicht, wenn sie nicht gerade eine Kardinalfrage betraf, fremden Ansichten untergeordnet. Ma߬ vollen Männern, welche nach einer Verständigung mit ihm streben, wird daher eine solche nicht unmöglich sein.
Wir ziehen aus unsrer Darstellung die Resultate. Gefahrbringend für Deutschland sind die beiden Parteien rechts und links und das mit beiden lieb¬ äugelnde Zentrum. Alle einsichtigen und patriotischen Männer müssen dem Ziele zustreben, daß wieder eine starke und einige Mittelpartei sich bilde. Die National- liberalen haben deshalb nicht nach links, sondern nach rechts Fühlung zu suchen. Nur in dieser Verbindung werden sie eine ihrer inneren Bedeutung und ihrem Patriotismus entsprechende Wirksamkeit zu üben vermögen. Von einem bischen mehr oder weniger Liberalismus hängt das Heil Deutschlands wahrlich nicht ab. Wohl aber von einem besonnenen und gemäßigten Fortschreiten auf der früher rühmlichst beschrittenen Bahn.
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[0487]
Unsre Parteien.
geboten, welche im Gegensatz zu jener konservativ-liberale Grundsätze vertritt
und den Staatsgedanken hochhält.
Und diese Mittelpartei muß nicht nur unter sich, sondern auch noch nach
einer andern Seite Verständigung suchen: mit dem Fürsten Bismarck, Solange
ihm Gott das Dasein schenkt, ist Fürst Bismarck ein unentbehrlicher Faktor
unsers deutschen Staatslebens, und wir können Gott nur bitten, daß er ihn
uns noch lange erhalten möge. In den Richterschen Ruf: „Fort mit Bismarck!"
würden, wenn es wirklich darauf ankäme, wohl nur sehr wenige im deutschen
Volte einstimmen; wir glauben, nur solche, die ihre Sache auf nichts gestellt.
Ist aber Fürst Bismarck für uns unentbehrlich, so müssen wir auch mit ihm
rechnen. Eine Partei, welche dies thut, braucht deshalb noch nicht eine Partei
Bismarck Sö-us purg-Sö zu sein. Es ist nicht wahr, was man mitunter sagt, daß
Fürst Bismarck alles nur nach seinem Willen ordnen wolle. Wie jeder starke
Geist, hat auch er starke Überzeugungen und einen starken Willen. Aber er hat
auch oft betont, daß alles politische Leben nur durch Kompromisse sich weiter¬
bilde, und er hat oft gezeigt, daß er diesen Satz auch gegen sich selbst gelten
läßt. Er hat nicht selten, wie er offen aussprach, die eigne Ansicht, wenn sie
nicht gerade eine Kardinalfrage betraf, fremden Ansichten untergeordnet. Ma߬
vollen Männern, welche nach einer Verständigung mit ihm streben, wird daher
eine solche nicht unmöglich sein.
Wir ziehen aus unsrer Darstellung die Resultate. Gefahrbringend für
Deutschland sind die beiden Parteien rechts und links und das mit beiden lieb¬
äugelnde Zentrum. Alle einsichtigen und patriotischen Männer müssen dem Ziele
zustreben, daß wieder eine starke und einige Mittelpartei sich bilde. Die National-
liberalen haben deshalb nicht nach links, sondern nach rechts Fühlung zu suchen.
Nur in dieser Verbindung werden sie eine ihrer inneren Bedeutung und ihrem
Patriotismus entsprechende Wirksamkeit zu üben vermögen. Von einem bischen
mehr oder weniger Liberalismus hängt das Heil Deutschlands wahrlich nicht
ab. Wohl aber von einem besonnenen und gemäßigten Fortschreiten auf der
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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_154164/487>, abgerufen am 23.01.2025.
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