Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Viertes Quartal.Notiz. Den Scelenverbrechen Verrucht und verhaßt ist den ewigen Göttern, Nicht Reue versöhnt ihn, der Himmlischen Haß. Es strafte Apoll, Es strafte Diana Der Niobe Hochmut. Es sanken in Reihe die blühenden Kinder, Von Göttergeschossen getroffen, dahin. Nicht eines verblieb, Es folgte der Tochter Der stattliche Sohn. Zögernd erreicht den Greis der ersehnte, Von allen den letzten hilflos, der Tod. Notiz. Schülerwerkstättcn. An den Straßenecken Leipzigs und an den Schau¬ An Leipzigs Schüler! Paßt auf, was hier gesagt wird; es geht jeden richtigen Jungen an. Jeder von euch, der einmal ein ganzer Mann werden will, schaut nicht nnr Nicht zu Handwerkern sollt ihr hier vorgebildet werden, denn dazu würden Da laßt ihr euch zu Weihnachten einen Werkzeugkasten schenken und stellt ihn Es ist nicht anders, ihr Knaben; die meisten von euch können ihre Hände Notiz. Den Scelenverbrechen Verrucht und verhaßt ist den ewigen Göttern, Nicht Reue versöhnt ihn, der Himmlischen Haß. Es strafte Apoll, Es strafte Diana Der Niobe Hochmut. Es sanken in Reihe die blühenden Kinder, Von Göttergeschossen getroffen, dahin. Nicht eines verblieb, Es folgte der Tochter Der stattliche Sohn. Zögernd erreicht den Greis der ersehnte, Von allen den letzten hilflos, der Tod. Notiz. Schülerwerkstättcn. An den Straßenecken Leipzigs und an den Schau¬ An Leipzigs Schüler! Paßt auf, was hier gesagt wird; es geht jeden richtigen Jungen an. Jeder von euch, der einmal ein ganzer Mann werden will, schaut nicht nnr Nicht zu Handwerkern sollt ihr hier vorgebildet werden, denn dazu würden Da laßt ihr euch zu Weihnachten einen Werkzeugkasten schenken und stellt ihn Es ist nicht anders, ihr Knaben; die meisten von euch können ihre Hände <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0336" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/154501"/> <fw type="header" place="top"> Notiz.</fw><lb/> <lg xml:id="POEMID_39" type="poem"> <l> Den Scelenverbrechen<lb/> Verrucht und verhaßt ist den ewigen Göttern,<lb/> Nicht Reue versöhnt ihn, der Himmlischen Haß.</l> <l> Es strafte Apoll,<lb/> Es strafte Diana<lb/> Der Niobe Hochmut.<lb/> Es sanken in Reihe die blühenden Kinder,<lb/> Von Göttergeschossen getroffen, dahin.</l> <l> Nicht eines verblieb,<lb/> Es folgte der Tochter<lb/> Der stattliche Sohn.<lb/> Zögernd erreicht den Greis der ersehnte,<lb/> Von allen den letzten hilflos, der Tod.</l><lb/> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Notiz.</head><lb/> <p xml:id="ID_994"> Schülerwerkstättcn. An den Straßenecken Leipzigs und an den Schau¬<lb/> fenstern seiner Buchhandlungen war in den letzte« Wochen, folgender Aufruf zu lesen,<lb/> der gleichzeitig auch in Hunderten von Exemplaren in den Leipziger Schulen an die<lb/> Schulknnbcn verteilt wurde:</p><lb/> <p xml:id="ID_995"> An Leipzigs Schüler!</p><lb/> <p xml:id="ID_996"> Paßt auf, was hier gesagt wird; es geht jeden richtigen Jungen an.</p><lb/> <p xml:id="ID_997"> Jeder von euch, der einmal ein ganzer Mann werden will, schaut nicht nnr<lb/> gern dem fleißigen Handwerker auf die Finger, sondern mochte selbst mit Hammer<lb/> und Zange, mit Hobel und Säge, mit Feile und LötlMben, mit dem Mvdcllir-<lb/> holz und dem Schnitzmesser brilliren. Dazu findet ihr nun gute Gelegenheit in<lb/> der Schülerwerkstatt.</p><lb/> <p xml:id="ID_998"> Nicht zu Handwerkern sollt ihr hier vorgebildet werden, denn dazu würden<lb/> die kurzen Mußestunden nicht hinreiche», sondern geschickter sollt ihr werden und<lb/> anstelliger, als ihr zumeist seid. Wieviele von euch können einen Nagel gerade in<lb/> die Wand schlagen, ohne sich dabei auf die Finger zu klopfen? wieviele können<lb/> einen Drachen bauen, der Gleichgewicht hat und hoch in der Luft steht? wieviele<lb/> können sich, wenn am Schlittschuh das Eisen locker geworden ist, selbst helfen und<lb/> müssen nicht zum Zeugschmied laufen? Ja die meisten können nicht einmal einen<lb/> Bleistift ordentlich spitzen oder ein Buch richtig einschlagen.</p><lb/> <p xml:id="ID_999"> Da laßt ihr euch zu Weihnachten einen Werkzeugkasten schenken und stellt ihn<lb/> nach ein Paar verunglückten Versuchen in die Ecke zum Verrosten und Verstaube».<lb/> Oder ihr probiert es mit Laubsägearbeiten. Da werden ein Paar Dutzend Säge¬<lb/> blätter zerbrochen, und dann, wenn das geschmacklose Muster herausgequält ist aus<lb/> dem Cigarrenkistendeckel, dann schafft ihr die zerbrochenen Stücke zum Tischler, daß<lb/> er sie wieder keine und das wichtigste an der ganzen Arbeit thue: das Zusammen¬<lb/> setzen. Das verschenkt ihr nachher als euer Werk!</p><lb/> <p xml:id="ID_1000" next="#ID_1001"> Es ist nicht anders, ihr Knaben; die meisten von euch können ihre Hände<lb/> nicht ordentlich brauchen. Statt sich zu tummeln und anch einmal zuzugreifen,<lb/> hocken sie zu Haus und peitschen ein Buch uach dem ander» durch. Gilt es aber<lb/> einmal, Hand anzulegen, so wissen sie sich nicht aus drei Bäumen hcrnnszufinden.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0336]
Notiz.
Den Scelenverbrechen
Verrucht und verhaßt ist den ewigen Göttern,
Nicht Reue versöhnt ihn, der Himmlischen Haß. Es strafte Apoll,
Es strafte Diana
Der Niobe Hochmut.
Es sanken in Reihe die blühenden Kinder,
Von Göttergeschossen getroffen, dahin. Nicht eines verblieb,
Es folgte der Tochter
Der stattliche Sohn.
Zögernd erreicht den Greis der ersehnte,
Von allen den letzten hilflos, der Tod.
Notiz.
Schülerwerkstättcn. An den Straßenecken Leipzigs und an den Schau¬
fenstern seiner Buchhandlungen war in den letzte« Wochen, folgender Aufruf zu lesen,
der gleichzeitig auch in Hunderten von Exemplaren in den Leipziger Schulen an die
Schulknnbcn verteilt wurde:
An Leipzigs Schüler!
Paßt auf, was hier gesagt wird; es geht jeden richtigen Jungen an.
Jeder von euch, der einmal ein ganzer Mann werden will, schaut nicht nnr
gern dem fleißigen Handwerker auf die Finger, sondern mochte selbst mit Hammer
und Zange, mit Hobel und Säge, mit Feile und LötlMben, mit dem Mvdcllir-
holz und dem Schnitzmesser brilliren. Dazu findet ihr nun gute Gelegenheit in
der Schülerwerkstatt.
Nicht zu Handwerkern sollt ihr hier vorgebildet werden, denn dazu würden
die kurzen Mußestunden nicht hinreiche», sondern geschickter sollt ihr werden und
anstelliger, als ihr zumeist seid. Wieviele von euch können einen Nagel gerade in
die Wand schlagen, ohne sich dabei auf die Finger zu klopfen? wieviele können
einen Drachen bauen, der Gleichgewicht hat und hoch in der Luft steht? wieviele
können sich, wenn am Schlittschuh das Eisen locker geworden ist, selbst helfen und
müssen nicht zum Zeugschmied laufen? Ja die meisten können nicht einmal einen
Bleistift ordentlich spitzen oder ein Buch richtig einschlagen.
Da laßt ihr euch zu Weihnachten einen Werkzeugkasten schenken und stellt ihn
nach ein Paar verunglückten Versuchen in die Ecke zum Verrosten und Verstaube».
Oder ihr probiert es mit Laubsägearbeiten. Da werden ein Paar Dutzend Säge¬
blätter zerbrochen, und dann, wenn das geschmacklose Muster herausgequält ist aus
dem Cigarrenkistendeckel, dann schafft ihr die zerbrochenen Stücke zum Tischler, daß
er sie wieder keine und das wichtigste an der ganzen Arbeit thue: das Zusammen¬
setzen. Das verschenkt ihr nachher als euer Werk!
Es ist nicht anders, ihr Knaben; die meisten von euch können ihre Hände
nicht ordentlich brauchen. Statt sich zu tummeln und anch einmal zuzugreifen,
hocken sie zu Haus und peitschen ein Buch uach dem ander» durch. Gilt es aber
einmal, Hand anzulegen, so wissen sie sich nicht aus drei Bäumen hcrnnszufinden.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |