Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Viertes Quartal.Macchiavelli. noch manches im Argen, Aber der richtige Unternehmungsgeist, die nötige Wie manchen Bauern kann man sagen hören: "Ich habe alles versucht, Macchiavelli, i. BWH lich billiger zu produziren als früher, und wenn ähnliche Versuche sich allenthalben be¬
währen -- was doch gewiß nicht mit Bestimmtheit behauptet werden kann --, so werden dennoch staatliche Maßregeln nötig sein, weil es leider eine Thatsache ist, daß die amerika¬ nische Konkurrenz auch dann noch wird bestehen können, wenn unsre Getreidepreise noch um ein bedeutendes sinken. Behagt doch eine Berechnung aus amerikanischer Feder (D. Landw. Presse, Jahrg. 1882, Ur. 27), daß amerikanischer Weizen in stets wachsender Quantität um den Preis von 34 Schillingen sür den Quarter in Europa gelandet werden könne, und daß durch Verringerung der Transportkosten für die Zukunft ein noch weiteres Sinken des Minimalpreiscs in Aussicht stehe. Macchiavelli. noch manches im Argen, Aber der richtige Unternehmungsgeist, die nötige Wie manchen Bauern kann man sagen hören: „Ich habe alles versucht, Macchiavelli, i. BWH lich billiger zu produziren als früher, und wenn ähnliche Versuche sich allenthalben be¬
währen — was doch gewiß nicht mit Bestimmtheit behauptet werden kann —, so werden dennoch staatliche Maßregeln nötig sein, weil es leider eine Thatsache ist, daß die amerika¬ nische Konkurrenz auch dann noch wird bestehen können, wenn unsre Getreidepreise noch um ein bedeutendes sinken. Behagt doch eine Berechnung aus amerikanischer Feder (D. Landw. Presse, Jahrg. 1882, Ur. 27), daß amerikanischer Weizen in stets wachsender Quantität um den Preis von 34 Schillingen sür den Quarter in Europa gelandet werden könne, und daß durch Verringerung der Transportkosten für die Zukunft ein noch weiteres Sinken des Minimalpreiscs in Aussicht stehe. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0244" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/154409"/> <fw type="header" place="top"> Macchiavelli.</fw><lb/> <p xml:id="ID_705" prev="#ID_704"> noch manches im Argen, Aber der richtige Unternehmungsgeist, die nötige<lb/> Schaffensfreudigkeit kann sich nicht einstellen, solange die schlechten Preise der<lb/> landwirtschaftlichen Produkte jeglichen Erfolg vereiteln.</p><lb/> <p xml:id="ID_706"> Wie manchen Bauern kann man sagen hören: „Ich habe alles versucht,<lb/> was die wissenschaftlichen Lehrer der Landwirtschaft angeraten haben; ich habe<lb/> dies und habe jenes gethan, und meine Wirtschaft wird weit und breit als eine<lb/> Musterwirtschaft gepriesen. Aber der Erlös aus meinen Produkten hat meinen<lb/> Aufwand nicht gedeckt, und ich bin ein armer Mann geworden!"</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Macchiavelli,<lb/> i. </head><lb/> <p xml:id="ID_707" next="#ID_708"> BWH<lb/> 5 >,>Ameer den Namen und Wörtern, die in politischer Rede, von der<lb/> Tribüne und in der Presse häufig gebraucht werden, ohne daß<lb/> man sich an ihrer Quelle klar gemacht hätte, was sie von Rechts<lb/> wegen bezeichnen sollten, nehmen der Name Macchiavelli und das<lb/> Wort macchiavellistisch eine hervorragende Stelle ein. Man folgt<lb/> dem Herkommen, ohne zu fragen, warum, obwohl man sich längst schon belehrt<lb/> haben könnte, daß man damit dem Träger des Namens Unrecht thut und die<lb/> Sache, um die sichs handelt, falsch charakterisirt. Nach dem sprachlichen Her¬<lb/> kommen wäre Macchiavelli die Verkörperung der Politik ohne Gewissen, der<lb/> Anwalt eines ebenso gewaltthätigen als tückischen und verlogenen Despotismus,<lb/> der Urheber einer diplomatischen Afterkunst gewesen, die nur das persönliche<lb/> Interesse des betreffenden Fürsten im Auge hätte, gewohnheitsmäßig und unter<lb/> allen Umständen die krummen Wege den geraden, die Täuschung ehrlichem Ver¬<lb/> fahren vorzöge und Gott sei Dank! hier folgt ein erleichternder Seufzer -—<lb/> in unserm erleuchteten und moralischen Jahrhundert alle Geltung verloren hätte</p><lb/> <note xml:id="FID_20" prev="#FID_19" place="foot"> lich billiger zu produziren als früher, und wenn ähnliche Versuche sich allenthalben be¬<lb/> währen — was doch gewiß nicht mit Bestimmtheit behauptet werden kann —, so werden<lb/> dennoch staatliche Maßregeln nötig sein, weil es leider eine Thatsache ist, daß die amerika¬<lb/> nische Konkurrenz auch dann noch wird bestehen können, wenn unsre Getreidepreise noch<lb/> um ein bedeutendes sinken. Behagt doch eine Berechnung aus amerikanischer Feder<lb/> (D. Landw. Presse, Jahrg. 1882, Ur. 27), daß amerikanischer Weizen in stets wachsender<lb/> Quantität um den Preis von 34 Schillingen sür den Quarter in Europa gelandet werden<lb/> könne, und daß durch Verringerung der Transportkosten für die Zukunft ein noch weiteres<lb/> Sinken des Minimalpreiscs in Aussicht stehe.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0244]
Macchiavelli.
noch manches im Argen, Aber der richtige Unternehmungsgeist, die nötige
Schaffensfreudigkeit kann sich nicht einstellen, solange die schlechten Preise der
landwirtschaftlichen Produkte jeglichen Erfolg vereiteln.
Wie manchen Bauern kann man sagen hören: „Ich habe alles versucht,
was die wissenschaftlichen Lehrer der Landwirtschaft angeraten haben; ich habe
dies und habe jenes gethan, und meine Wirtschaft wird weit und breit als eine
Musterwirtschaft gepriesen. Aber der Erlös aus meinen Produkten hat meinen
Aufwand nicht gedeckt, und ich bin ein armer Mann geworden!"
Macchiavelli,
i.
BWH
5 >,>Ameer den Namen und Wörtern, die in politischer Rede, von der
Tribüne und in der Presse häufig gebraucht werden, ohne daß
man sich an ihrer Quelle klar gemacht hätte, was sie von Rechts
wegen bezeichnen sollten, nehmen der Name Macchiavelli und das
Wort macchiavellistisch eine hervorragende Stelle ein. Man folgt
dem Herkommen, ohne zu fragen, warum, obwohl man sich längst schon belehrt
haben könnte, daß man damit dem Träger des Namens Unrecht thut und die
Sache, um die sichs handelt, falsch charakterisirt. Nach dem sprachlichen Her¬
kommen wäre Macchiavelli die Verkörperung der Politik ohne Gewissen, der
Anwalt eines ebenso gewaltthätigen als tückischen und verlogenen Despotismus,
der Urheber einer diplomatischen Afterkunst gewesen, die nur das persönliche
Interesse des betreffenden Fürsten im Auge hätte, gewohnheitsmäßig und unter
allen Umständen die krummen Wege den geraden, die Täuschung ehrlichem Ver¬
fahren vorzöge und Gott sei Dank! hier folgt ein erleichternder Seufzer -—
in unserm erleuchteten und moralischen Jahrhundert alle Geltung verloren hätte
lich billiger zu produziren als früher, und wenn ähnliche Versuche sich allenthalben be¬
währen — was doch gewiß nicht mit Bestimmtheit behauptet werden kann —, so werden
dennoch staatliche Maßregeln nötig sein, weil es leider eine Thatsache ist, daß die amerika¬
nische Konkurrenz auch dann noch wird bestehen können, wenn unsre Getreidepreise noch
um ein bedeutendes sinken. Behagt doch eine Berechnung aus amerikanischer Feder
(D. Landw. Presse, Jahrg. 1882, Ur. 27), daß amerikanischer Weizen in stets wachsender
Quantität um den Preis von 34 Schillingen sür den Quarter in Europa gelandet werden
könne, und daß durch Verringerung der Transportkosten für die Zukunft ein noch weiteres
Sinken des Minimalpreiscs in Aussicht stehe.
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