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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Drittes Quartal.

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Rarl Anaakes Luther-Ausgabe.

schauung zu beurteilen ist. Ist das Wort aber ein berechtigtes und zutreffendes,
so drückt es zugleich wahr und lebhaft aus, ein wie großartiges Unternehmen
die seit Jahren im stillen vorbereitete kritische Gesamtausgabe von Luthers Werken
ist, die uns von Weimar aus unter dem Datum des 1. Januar 1883 öffentlich
angekündigt wird. Wenn die wissenschaftliche Arbeit daran auch nur von einigen
wenigen gethan werden wird, vielleicht sogar, falls ein gütiges Geschick dauernd
das Unternehmen begünstigt, in der Hauptsache ein einziger, mit der rüstigsten
Arbeitskraft ausgestatteter, von Eifer und Begeisterung erfüllter Mann das
Wissenschaftliche der Aufgabe leisten wird, so gehört doch zu einer würdigen
Durchführung des Unternehmens die wohlwollende Unterstützung der weitesten
Kreise, insbesondre auch die mitwirkende Beihilfe aller derer, welche wissenschaft¬
lich fördernd einzugreifen vermögen. Schon der erste glückliche Anfang, von
dem uns die erwähnte öffentliche Bekanntmachung der Verlagsbuchhandlung von
Hermann Bostan in Weimar Kunde giebt, wäre nicht möglich gewesen, wenn
nicht dem Werke gleich in seiner ersten Vorbereitung der mächtigste Schutz zu
Teil geworden wäre. Wir erfahren dnrch diese Bekanntmachung, daß Seine
Majestät der Kaiser, "allezeit bereit, mit seinem Beispiele der Nation voran¬
zuleuchten, mit freigebiger Hand die Mittel dargeboten hat, um die wissenschaft¬
lichen Vorarbeiten zum Abschlüsse zu bringen und die Vollendung für die Wechsel¬
fülle der Zukunft sicherzustellen"; wir erfahren ferner, daß das tgi. preußische
Kultusministerium "eine Kommission gebildet hat, bestehend aus Delegirten der
tgi. Akademie der Wissenschaften (Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Müllenhvff,
Geh. Regierungsrat I)r. Waitz) und einem Vertreter des Ministeriums (Ober-
konsistorialrat Prof. Dr. Weiß), welche das Unternehmen leiten und seine Aus¬
führung im ursprünglichen Sinne sichern soll." Unabhängig von fremdem Bei¬
stande und durch sein eignes Schwergewicht wird sich das großartige Werk erst
später -- dann aber unfehlbar --, wenn es seiner Vollendung näher gekommen
sein wird und die Erfolge aufgewandter kritischer Thätigkeit für jede" darin zu
Tage liegen werden, über den ihm gebührenden Raum in der wissenschaft¬
lichen Literatur ausbreiten können. Das Publikum dieser Zeitschrift, dem es
eine wohlbekannte Thatsache ist, wie reich der Ertrag war, der sich aus der
Anwendung wissenschaftlicher Grundsätze auf die Herausgabe der Schriften unsrer
Klassiker der Neuzeit ergeben hat, wird diese Erwartung gewiß mit der größten
Zuversicht teilen, weil es zu beurteilen vermag, welchen Nutzen man sich für
eine Gesamtausgabe der soviel ältern und an Umfang bedeutender" Werke Lu¬
thers von einer gleichen, auf die ursprünglichen Quellen zurückgehenden kritische"
Methode versprechen darf, zu der in der sogenannten Erlanger Ausgabe der
Lutherschen Schriften erst ein Anfang gemacht ist.

Eine polemische Tendenz werden hoffentlich auch nicht die argwöhnischsten
der heute lebenden Gegner Luthers in dem Unternehmen vermuten, wenn schon
es dazu angethan ist, die Schutzwehren des Protestantismus neu zu verstärken.


Rarl Anaakes Luther-Ausgabe.

schauung zu beurteilen ist. Ist das Wort aber ein berechtigtes und zutreffendes,
so drückt es zugleich wahr und lebhaft aus, ein wie großartiges Unternehmen
die seit Jahren im stillen vorbereitete kritische Gesamtausgabe von Luthers Werken
ist, die uns von Weimar aus unter dem Datum des 1. Januar 1883 öffentlich
angekündigt wird. Wenn die wissenschaftliche Arbeit daran auch nur von einigen
wenigen gethan werden wird, vielleicht sogar, falls ein gütiges Geschick dauernd
das Unternehmen begünstigt, in der Hauptsache ein einziger, mit der rüstigsten
Arbeitskraft ausgestatteter, von Eifer und Begeisterung erfüllter Mann das
Wissenschaftliche der Aufgabe leisten wird, so gehört doch zu einer würdigen
Durchführung des Unternehmens die wohlwollende Unterstützung der weitesten
Kreise, insbesondre auch die mitwirkende Beihilfe aller derer, welche wissenschaft¬
lich fördernd einzugreifen vermögen. Schon der erste glückliche Anfang, von
dem uns die erwähnte öffentliche Bekanntmachung der Verlagsbuchhandlung von
Hermann Bostan in Weimar Kunde giebt, wäre nicht möglich gewesen, wenn
nicht dem Werke gleich in seiner ersten Vorbereitung der mächtigste Schutz zu
Teil geworden wäre. Wir erfahren dnrch diese Bekanntmachung, daß Seine
Majestät der Kaiser, „allezeit bereit, mit seinem Beispiele der Nation voran¬
zuleuchten, mit freigebiger Hand die Mittel dargeboten hat, um die wissenschaft¬
lichen Vorarbeiten zum Abschlüsse zu bringen und die Vollendung für die Wechsel¬
fülle der Zukunft sicherzustellen"; wir erfahren ferner, daß das tgi. preußische
Kultusministerium „eine Kommission gebildet hat, bestehend aus Delegirten der
tgi. Akademie der Wissenschaften (Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Müllenhvff,
Geh. Regierungsrat I)r. Waitz) und einem Vertreter des Ministeriums (Ober-
konsistorialrat Prof. Dr. Weiß), welche das Unternehmen leiten und seine Aus¬
führung im ursprünglichen Sinne sichern soll." Unabhängig von fremdem Bei¬
stande und durch sein eignes Schwergewicht wird sich das großartige Werk erst
später — dann aber unfehlbar —, wenn es seiner Vollendung näher gekommen
sein wird und die Erfolge aufgewandter kritischer Thätigkeit für jede» darin zu
Tage liegen werden, über den ihm gebührenden Raum in der wissenschaft¬
lichen Literatur ausbreiten können. Das Publikum dieser Zeitschrift, dem es
eine wohlbekannte Thatsache ist, wie reich der Ertrag war, der sich aus der
Anwendung wissenschaftlicher Grundsätze auf die Herausgabe der Schriften unsrer
Klassiker der Neuzeit ergeben hat, wird diese Erwartung gewiß mit der größten
Zuversicht teilen, weil es zu beurteilen vermag, welchen Nutzen man sich für
eine Gesamtausgabe der soviel ältern und an Umfang bedeutender» Werke Lu¬
thers von einer gleichen, auf die ursprünglichen Quellen zurückgehenden kritische»
Methode versprechen darf, zu der in der sogenannten Erlanger Ausgabe der
Lutherschen Schriften erst ein Anfang gemacht ist.

Eine polemische Tendenz werden hoffentlich auch nicht die argwöhnischsten
der heute lebenden Gegner Luthers in dem Unternehmen vermuten, wenn schon
es dazu angethan ist, die Schutzwehren des Protestantismus neu zu verstärken.


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[0677] Rarl Anaakes Luther-Ausgabe. schauung zu beurteilen ist. Ist das Wort aber ein berechtigtes und zutreffendes, so drückt es zugleich wahr und lebhaft aus, ein wie großartiges Unternehmen die seit Jahren im stillen vorbereitete kritische Gesamtausgabe von Luthers Werken ist, die uns von Weimar aus unter dem Datum des 1. Januar 1883 öffentlich angekündigt wird. Wenn die wissenschaftliche Arbeit daran auch nur von einigen wenigen gethan werden wird, vielleicht sogar, falls ein gütiges Geschick dauernd das Unternehmen begünstigt, in der Hauptsache ein einziger, mit der rüstigsten Arbeitskraft ausgestatteter, von Eifer und Begeisterung erfüllter Mann das Wissenschaftliche der Aufgabe leisten wird, so gehört doch zu einer würdigen Durchführung des Unternehmens die wohlwollende Unterstützung der weitesten Kreise, insbesondre auch die mitwirkende Beihilfe aller derer, welche wissenschaft¬ lich fördernd einzugreifen vermögen. Schon der erste glückliche Anfang, von dem uns die erwähnte öffentliche Bekanntmachung der Verlagsbuchhandlung von Hermann Bostan in Weimar Kunde giebt, wäre nicht möglich gewesen, wenn nicht dem Werke gleich in seiner ersten Vorbereitung der mächtigste Schutz zu Teil geworden wäre. Wir erfahren dnrch diese Bekanntmachung, daß Seine Majestät der Kaiser, „allezeit bereit, mit seinem Beispiele der Nation voran¬ zuleuchten, mit freigebiger Hand die Mittel dargeboten hat, um die wissenschaft¬ lichen Vorarbeiten zum Abschlüsse zu bringen und die Vollendung für die Wechsel¬ fülle der Zukunft sicherzustellen"; wir erfahren ferner, daß das tgi. preußische Kultusministerium „eine Kommission gebildet hat, bestehend aus Delegirten der tgi. Akademie der Wissenschaften (Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Müllenhvff, Geh. Regierungsrat I)r. Waitz) und einem Vertreter des Ministeriums (Ober- konsistorialrat Prof. Dr. Weiß), welche das Unternehmen leiten und seine Aus¬ führung im ursprünglichen Sinne sichern soll." Unabhängig von fremdem Bei¬ stande und durch sein eignes Schwergewicht wird sich das großartige Werk erst später — dann aber unfehlbar —, wenn es seiner Vollendung näher gekommen sein wird und die Erfolge aufgewandter kritischer Thätigkeit für jede» darin zu Tage liegen werden, über den ihm gebührenden Raum in der wissenschaft¬ lichen Literatur ausbreiten können. Das Publikum dieser Zeitschrift, dem es eine wohlbekannte Thatsache ist, wie reich der Ertrag war, der sich aus der Anwendung wissenschaftlicher Grundsätze auf die Herausgabe der Schriften unsrer Klassiker der Neuzeit ergeben hat, wird diese Erwartung gewiß mit der größten Zuversicht teilen, weil es zu beurteilen vermag, welchen Nutzen man sich für eine Gesamtausgabe der soviel ältern und an Umfang bedeutender» Werke Lu¬ thers von einer gleichen, auf die ursprünglichen Quellen zurückgehenden kritische» Methode versprechen darf, zu der in der sogenannten Erlanger Ausgabe der Lutherschen Schriften erst ein Anfang gemacht ist. Eine polemische Tendenz werden hoffentlich auch nicht die argwöhnischsten der heute lebenden Gegner Luthers in dem Unternehmen vermuten, wenn schon es dazu angethan ist, die Schutzwehren des Protestantismus neu zu verstärken.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_153446/677>, abgerufen am 08.09.2024.