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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Drittes Quartal.

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Die internationale Kunstausstellung in München,

in umgekehrter Richtung, sodaß sein Haupt zu den Füßen des Königs ruhte.
Ein Strahl der Morgensonne -- dem gestrigen Nebeltage war ein blauer,
wolkenloser gefolgt -- glitt durch das niedrige Kirchenfenster, verklärte das
Heldenantlitz und sparte noch ein schimmernden für den Lockenkopf des Pagen
Lcubelfing." Die Ausführung auch dieser Novelle ist meisterhaft, der Hinter¬
grund der schlachtwüsten Zeit mit der gleichen Anschaulichkeit für gelegentliche
Ausblicke dargestellt wie die kleine Erzählung des Vordergrundes. Aus dem
Tone der Geschichte fällt einigermaßen der Tod der Slavonierin Corinna heraus,
er hat statt des dramatischen einen theatralischen Beigeschmack.

C. F. Meyers "Kleine Novellen" sind sämtlich geeignet, die historische Er¬
zählung, welche durch die archäologischen Romanschriftsteller mit gutem Rechte
arg in Verruf gekommen ist, wieder zu Ehren zu bringen. Mit leuchtend kräf¬
tigen Farben und anschaulicher Sicherheit stellt er Gestalten und Situationen
dar, die nur in bestimmter Zeit denkbar sind, läßt uns, ohne Kenntnisse aus¬
zukramen und wissenschaftliche Exkurse zu machen, vom Odem dieser Zeit um¬
wehen und vergißt dabei nicht einen Augenblick, daß uns die Poesie vor allem
für jenes Leben und Menschenschicksal erwärmen soll, an welchem die Geschichte
gleichgiltig vorübergeht. Ohne daß wir dein Autor oder uns eine unendliche
Folge dieser historischen Erzählungen wünschten, dürfen wir uns der Aussicht
freuen, daß der lebendigen Phantasie unsers Dichters noch einige gleich glück¬
liche Schöpfungen gelinge" mochten, wie die besten der besprochenen Novelle" sind.


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Die internationale Kunstausstellung in München.
von Adolf Rosenberg. 1.

bwvhl die Schwierigkeit", welche sich dem Zustandekommen der
zweiten internationalen Kunstausstellung in München in den Weg
gestellt hatten, außerordentlich groß waren, ist es den Unter¬
nehmern doch gelungen, ihr Stück durchzusetzen, und zwar mit
solchem Erfolge, daß sie volle Ursache haben, mit Stolz auf das
vollendete Werk zu blicke". Die Vollendung verzögerte sich freilich bis in den
August hinein. Als man die Ausstellung am 1. Juli eröffnete, war von Paris,
Berlin und Düsseldorf noch nichts zu sehen, weil einerseits der Schluß desW


Die internationale Kunstausstellung in München,

in umgekehrter Richtung, sodaß sein Haupt zu den Füßen des Königs ruhte.
Ein Strahl der Morgensonne — dem gestrigen Nebeltage war ein blauer,
wolkenloser gefolgt — glitt durch das niedrige Kirchenfenster, verklärte das
Heldenantlitz und sparte noch ein schimmernden für den Lockenkopf des Pagen
Lcubelfing." Die Ausführung auch dieser Novelle ist meisterhaft, der Hinter¬
grund der schlachtwüsten Zeit mit der gleichen Anschaulichkeit für gelegentliche
Ausblicke dargestellt wie die kleine Erzählung des Vordergrundes. Aus dem
Tone der Geschichte fällt einigermaßen der Tod der Slavonierin Corinna heraus,
er hat statt des dramatischen einen theatralischen Beigeschmack.

C. F. Meyers „Kleine Novellen" sind sämtlich geeignet, die historische Er¬
zählung, welche durch die archäologischen Romanschriftsteller mit gutem Rechte
arg in Verruf gekommen ist, wieder zu Ehren zu bringen. Mit leuchtend kräf¬
tigen Farben und anschaulicher Sicherheit stellt er Gestalten und Situationen
dar, die nur in bestimmter Zeit denkbar sind, läßt uns, ohne Kenntnisse aus¬
zukramen und wissenschaftliche Exkurse zu machen, vom Odem dieser Zeit um¬
wehen und vergißt dabei nicht einen Augenblick, daß uns die Poesie vor allem
für jenes Leben und Menschenschicksal erwärmen soll, an welchem die Geschichte
gleichgiltig vorübergeht. Ohne daß wir dein Autor oder uns eine unendliche
Folge dieser historischen Erzählungen wünschten, dürfen wir uns der Aussicht
freuen, daß der lebendigen Phantasie unsers Dichters noch einige gleich glück¬
liche Schöpfungen gelinge» mochten, wie die besten der besprochenen Novelle» sind.


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Die internationale Kunstausstellung in München.
von Adolf Rosenberg. 1.

bwvhl die Schwierigkeit», welche sich dem Zustandekommen der
zweiten internationalen Kunstausstellung in München in den Weg
gestellt hatten, außerordentlich groß waren, ist es den Unter¬
nehmern doch gelungen, ihr Stück durchzusetzen, und zwar mit
solchem Erfolge, daß sie volle Ursache haben, mit Stolz auf das
vollendete Werk zu blicke». Die Vollendung verzögerte sich freilich bis in den
August hinein. Als man die Ausstellung am 1. Juli eröffnete, war von Paris,
Berlin und Düsseldorf noch nichts zu sehen, weil einerseits der Schluß desW


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[0627] Die internationale Kunstausstellung in München, in umgekehrter Richtung, sodaß sein Haupt zu den Füßen des Königs ruhte. Ein Strahl der Morgensonne — dem gestrigen Nebeltage war ein blauer, wolkenloser gefolgt — glitt durch das niedrige Kirchenfenster, verklärte das Heldenantlitz und sparte noch ein schimmernden für den Lockenkopf des Pagen Lcubelfing." Die Ausführung auch dieser Novelle ist meisterhaft, der Hinter¬ grund der schlachtwüsten Zeit mit der gleichen Anschaulichkeit für gelegentliche Ausblicke dargestellt wie die kleine Erzählung des Vordergrundes. Aus dem Tone der Geschichte fällt einigermaßen der Tod der Slavonierin Corinna heraus, er hat statt des dramatischen einen theatralischen Beigeschmack. C. F. Meyers „Kleine Novellen" sind sämtlich geeignet, die historische Er¬ zählung, welche durch die archäologischen Romanschriftsteller mit gutem Rechte arg in Verruf gekommen ist, wieder zu Ehren zu bringen. Mit leuchtend kräf¬ tigen Farben und anschaulicher Sicherheit stellt er Gestalten und Situationen dar, die nur in bestimmter Zeit denkbar sind, läßt uns, ohne Kenntnisse aus¬ zukramen und wissenschaftliche Exkurse zu machen, vom Odem dieser Zeit um¬ wehen und vergißt dabei nicht einen Augenblick, daß uns die Poesie vor allem für jenes Leben und Menschenschicksal erwärmen soll, an welchem die Geschichte gleichgiltig vorübergeht. Ohne daß wir dein Autor oder uns eine unendliche Folge dieser historischen Erzählungen wünschten, dürfen wir uns der Aussicht freuen, daß der lebendigen Phantasie unsers Dichters noch einige gleich glück¬ liche Schöpfungen gelinge» mochten, wie die besten der besprochenen Novelle» sind. » Die internationale Kunstausstellung in München. von Adolf Rosenberg. 1. bwvhl die Schwierigkeit», welche sich dem Zustandekommen der zweiten internationalen Kunstausstellung in München in den Weg gestellt hatten, außerordentlich groß waren, ist es den Unter¬ nehmern doch gelungen, ihr Stück durchzusetzen, und zwar mit solchem Erfolge, daß sie volle Ursache haben, mit Stolz auf das vollendete Werk zu blicke». Die Vollendung verzögerte sich freilich bis in den August hinein. Als man die Ausstellung am 1. Juli eröffnete, war von Paris, Berlin und Düsseldorf noch nichts zu sehen, weil einerseits der Schluß desW

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_153446/627>, abgerufen am 08.09.2024.