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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Drittes Quartal.

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Fritz Reuters Haushund.

von deiner und deiner lieben Frauen unendlicher Güte ein sinniges, liebevolles
Geschenk, was nur für alle Zeiten unser neues Haus lieb und wert machen
wird, und -- die Thränen stürzten nur aus den Angen wegen der Liebe, die
so unverdient ihre warmen Strahlen auf mich ausströmte. Meine liebe Luise
trocknet sich jetzt noch die Augen, denn uach meiner ersten Regung war doch
die zweite, daß ich ihr Bild und Schrift zeigte, die zwei freundliche Herzen
uns als Licbesgruß boten. -- Aber -- sieh nnr, nnn steckt der Böse schon
wieder die Hörner bei mir aus -- was ist das für eine Tücke und Hinterlist,
sich unter dem Vorwand von Neugier eine Photographie von dein Hanse zu
verschaffen und dasselbe dann in dem reizendsten Duft mit Lcipidarversen und
Rosen und unvermeidlichen Lebens-Eseln zu verklären! -- Ach, deine Frau und
du, habt beide euern Zweck erreicht, Ihr habt ein paar Mettscheu tief in die
Seele hinein gerührt!"

Als einer der ersten Gäste hat der Großherzog von Sachsen-Weimar-
Eisenach, der hohe Schloßherr der Wartburg, seinem "Nachbarn im Thale"
seinen Segen erteilt:


Friede sey in diesem Schluß,
Und sein Herr ein Glücksgeuoß.

Der Schloßhauptmann B. von Arnswalde, welcher gemeinsam mit seinem
Vetter Professor Hugo von Ritgen sich um die architektonisch getreue Ncstauri-
ruug der alten Bergveste unvergängliches Verdienst erwarb, schrieb:


O! wohl mir, der ich hier so oft
Ein gastlich Dach gefunden!

Ja jede Stunde, die ich in Villa Reuter genießen durste, zähle ich unter die beneidens¬
wertesten meines Lebens. -- Dieses schöne, liebe Hans am Fuße der Wartburg steht in
Gottes Hand und wird darum hoffentlich noch lange seine teuern Bewohner schützen, er¬
halten und beglücken. -- Hier wohnen wahre edle deutsche Seelen und Herzen, und einer
der mit Recht gefeiertsten vaterländischen Dichter. Darum wallen auch Tausende allsommer¬
lich nach diesem Wohnsitz, gleich wie nach Wartburg, der Burg des Lichtes. Und alle tragen
Wünsche des Heils ihm zu und kehren beglückt heim, wenn sie so glücklich waren, das liebe
Ehepaar Reuter in Haus oder Garten walten zu scheu. -- O! möchte auch mir uoch lauge
das Amt des Schirmvogtes dieses Hauses verbleiben und dabei vergönnt sein, zuweilen da
Einkehr halten zu dürfen! Mit diesem Wunsche unterzeichne ich mich unter Vorschreiben
meines achthuudcrtjährigeu Wappcnspruches "Treu dem Herrn!" als Ihr wahrhaft ver¬
ehrender und ergebenster Freund.

Der treffliche Mann ruht jetzt in kühler Erde, wie so mancher andre, dessen
Hand hier Erinnerungsworte einschrieb, vor allen das Wunderkind unsers Jahr¬
hunderts, der berühmte Danteforscher Geheimrat Karl Witte aus Halle. Dieser
ehrwürdige Greis, der noch bis vor kurzem jährlich, sobald Pfingsten gekommen,
nach Eisenach pilgerte, hat folgenden Herzenserguß hinterlassen:

Silvio Pelileo gewann sich durch die christliche Geduld, mit der er seine unverdienten
Leiden ertrug, die Sympathie seines Volkes, die auch um seine Gedichte die Glorie einer


Fritz Reuters Haushund.

von deiner und deiner lieben Frauen unendlicher Güte ein sinniges, liebevolles
Geschenk, was nur für alle Zeiten unser neues Haus lieb und wert machen
wird, und — die Thränen stürzten nur aus den Angen wegen der Liebe, die
so unverdient ihre warmen Strahlen auf mich ausströmte. Meine liebe Luise
trocknet sich jetzt noch die Augen, denn uach meiner ersten Regung war doch
die zweite, daß ich ihr Bild und Schrift zeigte, die zwei freundliche Herzen
uns als Licbesgruß boten. — Aber — sieh nnr, nnn steckt der Böse schon
wieder die Hörner bei mir aus — was ist das für eine Tücke und Hinterlist,
sich unter dem Vorwand von Neugier eine Photographie von dein Hanse zu
verschaffen und dasselbe dann in dem reizendsten Duft mit Lcipidarversen und
Rosen und unvermeidlichen Lebens-Eseln zu verklären! — Ach, deine Frau und
du, habt beide euern Zweck erreicht, Ihr habt ein paar Mettscheu tief in die
Seele hinein gerührt!"

Als einer der ersten Gäste hat der Großherzog von Sachsen-Weimar-
Eisenach, der hohe Schloßherr der Wartburg, seinem „Nachbarn im Thale"
seinen Segen erteilt:


Friede sey in diesem Schluß,
Und sein Herr ein Glücksgeuoß.

Der Schloßhauptmann B. von Arnswalde, welcher gemeinsam mit seinem
Vetter Professor Hugo von Ritgen sich um die architektonisch getreue Ncstauri-
ruug der alten Bergveste unvergängliches Verdienst erwarb, schrieb:


O! wohl mir, der ich hier so oft
Ein gastlich Dach gefunden!

Ja jede Stunde, die ich in Villa Reuter genießen durste, zähle ich unter die beneidens¬
wertesten meines Lebens. — Dieses schöne, liebe Hans am Fuße der Wartburg steht in
Gottes Hand und wird darum hoffentlich noch lange seine teuern Bewohner schützen, er¬
halten und beglücken. — Hier wohnen wahre edle deutsche Seelen und Herzen, und einer
der mit Recht gefeiertsten vaterländischen Dichter. Darum wallen auch Tausende allsommer¬
lich nach diesem Wohnsitz, gleich wie nach Wartburg, der Burg des Lichtes. Und alle tragen
Wünsche des Heils ihm zu und kehren beglückt heim, wenn sie so glücklich waren, das liebe
Ehepaar Reuter in Haus oder Garten walten zu scheu. — O! möchte auch mir uoch lauge
das Amt des Schirmvogtes dieses Hauses verbleiben und dabei vergönnt sein, zuweilen da
Einkehr halten zu dürfen! Mit diesem Wunsche unterzeichne ich mich unter Vorschreiben
meines achthuudcrtjährigeu Wappcnspruches „Treu dem Herrn!" als Ihr wahrhaft ver¬
ehrender und ergebenster Freund.

Der treffliche Mann ruht jetzt in kühler Erde, wie so mancher andre, dessen
Hand hier Erinnerungsworte einschrieb, vor allen das Wunderkind unsers Jahr¬
hunderts, der berühmte Danteforscher Geheimrat Karl Witte aus Halle. Dieser
ehrwürdige Greis, der noch bis vor kurzem jährlich, sobald Pfingsten gekommen,
nach Eisenach pilgerte, hat folgenden Herzenserguß hinterlassen:

Silvio Pelileo gewann sich durch die christliche Geduld, mit der er seine unverdienten
Leiden ertrug, die Sympathie seines Volkes, die auch um seine Gedichte die Glorie einer


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[0524] Fritz Reuters Haushund. von deiner und deiner lieben Frauen unendlicher Güte ein sinniges, liebevolles Geschenk, was nur für alle Zeiten unser neues Haus lieb und wert machen wird, und — die Thränen stürzten nur aus den Angen wegen der Liebe, die so unverdient ihre warmen Strahlen auf mich ausströmte. Meine liebe Luise trocknet sich jetzt noch die Augen, denn uach meiner ersten Regung war doch die zweite, daß ich ihr Bild und Schrift zeigte, die zwei freundliche Herzen uns als Licbesgruß boten. — Aber — sieh nnr, nnn steckt der Böse schon wieder die Hörner bei mir aus — was ist das für eine Tücke und Hinterlist, sich unter dem Vorwand von Neugier eine Photographie von dein Hanse zu verschaffen und dasselbe dann in dem reizendsten Duft mit Lcipidarversen und Rosen und unvermeidlichen Lebens-Eseln zu verklären! — Ach, deine Frau und du, habt beide euern Zweck erreicht, Ihr habt ein paar Mettscheu tief in die Seele hinein gerührt!" Als einer der ersten Gäste hat der Großherzog von Sachsen-Weimar- Eisenach, der hohe Schloßherr der Wartburg, seinem „Nachbarn im Thale" seinen Segen erteilt: Friede sey in diesem Schluß, Und sein Herr ein Glücksgeuoß. Der Schloßhauptmann B. von Arnswalde, welcher gemeinsam mit seinem Vetter Professor Hugo von Ritgen sich um die architektonisch getreue Ncstauri- ruug der alten Bergveste unvergängliches Verdienst erwarb, schrieb: O! wohl mir, der ich hier so oft Ein gastlich Dach gefunden! Ja jede Stunde, die ich in Villa Reuter genießen durste, zähle ich unter die beneidens¬ wertesten meines Lebens. — Dieses schöne, liebe Hans am Fuße der Wartburg steht in Gottes Hand und wird darum hoffentlich noch lange seine teuern Bewohner schützen, er¬ halten und beglücken. — Hier wohnen wahre edle deutsche Seelen und Herzen, und einer der mit Recht gefeiertsten vaterländischen Dichter. Darum wallen auch Tausende allsommer¬ lich nach diesem Wohnsitz, gleich wie nach Wartburg, der Burg des Lichtes. Und alle tragen Wünsche des Heils ihm zu und kehren beglückt heim, wenn sie so glücklich waren, das liebe Ehepaar Reuter in Haus oder Garten walten zu scheu. — O! möchte auch mir uoch lauge das Amt des Schirmvogtes dieses Hauses verbleiben und dabei vergönnt sein, zuweilen da Einkehr halten zu dürfen! Mit diesem Wunsche unterzeichne ich mich unter Vorschreiben meines achthuudcrtjährigeu Wappcnspruches „Treu dem Herrn!" als Ihr wahrhaft ver¬ ehrender und ergebenster Freund. Der treffliche Mann ruht jetzt in kühler Erde, wie so mancher andre, dessen Hand hier Erinnerungsworte einschrieb, vor allen das Wunderkind unsers Jahr¬ hunderts, der berühmte Danteforscher Geheimrat Karl Witte aus Halle. Dieser ehrwürdige Greis, der noch bis vor kurzem jährlich, sobald Pfingsten gekommen, nach Eisenach pilgerte, hat folgenden Herzenserguß hinterlassen: Silvio Pelileo gewann sich durch die christliche Geduld, mit der er seine unverdienten Leiden ertrug, die Sympathie seines Volkes, die auch um seine Gedichte die Glorie einer

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_153446/524>, abgerufen am 08.09.2024.