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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Drittes Quartal.

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Kleine Goethiana.

Auflage von "Goethes Briefen an Leipziger Freunde" (S. 420 -- 423). Im
folgenden vermehre ich die kleine Reihe noch um zwei, die ebenfalls dem Jahre
1824 angehören und sich auf denselben Gegenstand beziehen.

Die Weygandsche Buchhandlung in Leipzig war die erste, mit der sich
Goethe zu selbständigen Verlagsunternehmungen verband, nachdem er den "Götz"
auf eigne Kosten hatte drucken lassen. In ihrem Verlag erschienen 1774 rasch
hintereinander "Götter, Helden und Wieland," "Clavigo," "Neueröffnetes mo¬
ralisch-politisches Puppenspiel" und "Die Leiden des jungen Werthers." Die
Briefe, die der Dichter damals an die Verlagshandlung geschrieben, sind, wie
Frhr. v. Biedermann mitteilt, von einem Handschriftenhändler nach Amerika ver¬
kauft worden und daher für die Goetheforschung wohl verloren. Fünfzig Jahre
später, 1824, kam der damalige Besitzer der Wcygandschen Handlung, I. Chr. Jasper,
auf den Einfall, eine Jubiläumsausgabe des "Werther" zu veranstalten, und um
dem Unternehmen eine gewisse selbständige Bedeutung zu geben, bat er Goethe
(20. Februar), einige Zusätze und Veränderungen zu dem Werke zu liefern
oder wenigstens einige Worte als neue Vorrede hinzuzufügen. Goethe erklärte
seine Bereitwilligkeit, "ein kurzes Vorwort, rhythmisch oder prosaisch," wenn es
ihm zu rechter Zeit gelingen sollte, zu übersenden, schickte darauf (30. April)
an Hofrat Rochlitz in Leipzig das später in die Werke als "Trilogie der Leiden-,
schaft" aufgenommene Gedicht "An Werther" als eine Art von Einleitung zu
der neuen Ausgabe und bat zugleich Rochlitz, die Honorarfrage zu regeln, indem
er sich (22. Mai) 50 Dukaten und 24 Freiexemplare ausbedang. (Vergl. die
Briefe an Rochlitz, bei Jahr S. 416--420.) Im Juli begann der Druck, und
Riemer las die ersten Korrekturbogen. Weitere Abzüge nach Weimar zu senden
vermied aber die Verlagshandlung, da Goethe versucht hatte, Riemern für seine
"Bemühung" ein besondres Honorar von 10 Dukaten zuzuschanzen. Nur deu
Titelbogen mit dem neuen poetischen Vorwort, um dessen Revision überdies
Rochlitz vom Dichter gebeten worden war, wollte sie "Sr. Excellenz" selbst zur
Ansicht vorlegen.

Die beiden neu mitzuteilenden Briefe lauten nun:

1.

Ew: Wohlgeb.

übersende hiebey, auf die mir von Herrn Hofrath
Rochlitz zugegangene Nachricht, einen Vorschlag zum Titel und überhaupt zur Ein¬
richtung des vorzudruckendeu Bogens; würde solcher baldigst abgedruckt, so wäre
mir angenehm ihn zur Revision zu erhalten. Wo nicht so übernimmt H. Hofr.
Rochlitz wohl gefälligst eine Durchsicht.

Auch übergiebt Ihnen genannter Freund, das einleitende Gedicht.

Dagegen senden Sie mir durch die fahrende Post die Summe von fünfzig
vollwichtigen Ducaten; auch halte mir 24. Exemplare auf gut Papier aus, einige
sauber und zierlich gebunden, wie man es in Leipzig versteht.


Kleine Goethiana.

Auflage von „Goethes Briefen an Leipziger Freunde" (S. 420 — 423). Im
folgenden vermehre ich die kleine Reihe noch um zwei, die ebenfalls dem Jahre
1824 angehören und sich auf denselben Gegenstand beziehen.

Die Weygandsche Buchhandlung in Leipzig war die erste, mit der sich
Goethe zu selbständigen Verlagsunternehmungen verband, nachdem er den „Götz"
auf eigne Kosten hatte drucken lassen. In ihrem Verlag erschienen 1774 rasch
hintereinander „Götter, Helden und Wieland," „Clavigo," „Neueröffnetes mo¬
ralisch-politisches Puppenspiel" und „Die Leiden des jungen Werthers." Die
Briefe, die der Dichter damals an die Verlagshandlung geschrieben, sind, wie
Frhr. v. Biedermann mitteilt, von einem Handschriftenhändler nach Amerika ver¬
kauft worden und daher für die Goetheforschung wohl verloren. Fünfzig Jahre
später, 1824, kam der damalige Besitzer der Wcygandschen Handlung, I. Chr. Jasper,
auf den Einfall, eine Jubiläumsausgabe des „Werther" zu veranstalten, und um
dem Unternehmen eine gewisse selbständige Bedeutung zu geben, bat er Goethe
(20. Februar), einige Zusätze und Veränderungen zu dem Werke zu liefern
oder wenigstens einige Worte als neue Vorrede hinzuzufügen. Goethe erklärte
seine Bereitwilligkeit, „ein kurzes Vorwort, rhythmisch oder prosaisch," wenn es
ihm zu rechter Zeit gelingen sollte, zu übersenden, schickte darauf (30. April)
an Hofrat Rochlitz in Leipzig das später in die Werke als „Trilogie der Leiden-,
schaft" aufgenommene Gedicht „An Werther" als eine Art von Einleitung zu
der neuen Ausgabe und bat zugleich Rochlitz, die Honorarfrage zu regeln, indem
er sich (22. Mai) 50 Dukaten und 24 Freiexemplare ausbedang. (Vergl. die
Briefe an Rochlitz, bei Jahr S. 416—420.) Im Juli begann der Druck, und
Riemer las die ersten Korrekturbogen. Weitere Abzüge nach Weimar zu senden
vermied aber die Verlagshandlung, da Goethe versucht hatte, Riemern für seine
„Bemühung" ein besondres Honorar von 10 Dukaten zuzuschanzen. Nur deu
Titelbogen mit dem neuen poetischen Vorwort, um dessen Revision überdies
Rochlitz vom Dichter gebeten worden war, wollte sie „Sr. Excellenz" selbst zur
Ansicht vorlegen.

Die beiden neu mitzuteilenden Briefe lauten nun:

1.

Ew: Wohlgeb.

übersende hiebey, auf die mir von Herrn Hofrath
Rochlitz zugegangene Nachricht, einen Vorschlag zum Titel und überhaupt zur Ein¬
richtung des vorzudruckendeu Bogens; würde solcher baldigst abgedruckt, so wäre
mir angenehm ihn zur Revision zu erhalten. Wo nicht so übernimmt H. Hofr.
Rochlitz wohl gefälligst eine Durchsicht.

Auch übergiebt Ihnen genannter Freund, das einleitende Gedicht.

Dagegen senden Sie mir durch die fahrende Post die Summe von fünfzig
vollwichtigen Ducaten; auch halte mir 24. Exemplare auf gut Papier aus, einige
sauber und zierlich gebunden, wie man es in Leipzig versteht.


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[0508] Kleine Goethiana. Auflage von „Goethes Briefen an Leipziger Freunde" (S. 420 — 423). Im folgenden vermehre ich die kleine Reihe noch um zwei, die ebenfalls dem Jahre 1824 angehören und sich auf denselben Gegenstand beziehen. Die Weygandsche Buchhandlung in Leipzig war die erste, mit der sich Goethe zu selbständigen Verlagsunternehmungen verband, nachdem er den „Götz" auf eigne Kosten hatte drucken lassen. In ihrem Verlag erschienen 1774 rasch hintereinander „Götter, Helden und Wieland," „Clavigo," „Neueröffnetes mo¬ ralisch-politisches Puppenspiel" und „Die Leiden des jungen Werthers." Die Briefe, die der Dichter damals an die Verlagshandlung geschrieben, sind, wie Frhr. v. Biedermann mitteilt, von einem Handschriftenhändler nach Amerika ver¬ kauft worden und daher für die Goetheforschung wohl verloren. Fünfzig Jahre später, 1824, kam der damalige Besitzer der Wcygandschen Handlung, I. Chr. Jasper, auf den Einfall, eine Jubiläumsausgabe des „Werther" zu veranstalten, und um dem Unternehmen eine gewisse selbständige Bedeutung zu geben, bat er Goethe (20. Februar), einige Zusätze und Veränderungen zu dem Werke zu liefern oder wenigstens einige Worte als neue Vorrede hinzuzufügen. Goethe erklärte seine Bereitwilligkeit, „ein kurzes Vorwort, rhythmisch oder prosaisch," wenn es ihm zu rechter Zeit gelingen sollte, zu übersenden, schickte darauf (30. April) an Hofrat Rochlitz in Leipzig das später in die Werke als „Trilogie der Leiden-, schaft" aufgenommene Gedicht „An Werther" als eine Art von Einleitung zu der neuen Ausgabe und bat zugleich Rochlitz, die Honorarfrage zu regeln, indem er sich (22. Mai) 50 Dukaten und 24 Freiexemplare ausbedang. (Vergl. die Briefe an Rochlitz, bei Jahr S. 416—420.) Im Juli begann der Druck, und Riemer las die ersten Korrekturbogen. Weitere Abzüge nach Weimar zu senden vermied aber die Verlagshandlung, da Goethe versucht hatte, Riemern für seine „Bemühung" ein besondres Honorar von 10 Dukaten zuzuschanzen. Nur deu Titelbogen mit dem neuen poetischen Vorwort, um dessen Revision überdies Rochlitz vom Dichter gebeten worden war, wollte sie „Sr. Excellenz" selbst zur Ansicht vorlegen. Die beiden neu mitzuteilenden Briefe lauten nun: 1. Ew: Wohlgeb. übersende hiebey, auf die mir von Herrn Hofrath Rochlitz zugegangene Nachricht, einen Vorschlag zum Titel und überhaupt zur Ein¬ richtung des vorzudruckendeu Bogens; würde solcher baldigst abgedruckt, so wäre mir angenehm ihn zur Revision zu erhalten. Wo nicht so übernimmt H. Hofr. Rochlitz wohl gefälligst eine Durchsicht. Auch übergiebt Ihnen genannter Freund, das einleitende Gedicht. Dagegen senden Sie mir durch die fahrende Post die Summe von fünfzig vollwichtigen Ducaten; auch halte mir 24. Exemplare auf gut Papier aus, einige sauber und zierlich gebunden, wie man es in Leipzig versteht.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_153446/508>, abgerufen am 08.09.2024.