Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Drittes Quartal.Frankreich, Annain und <Lhina. Vasall Chinas war, die ihm aufgedrungenen Bedingungen nicht erfüllt haben. Die Nachricht, daß die fünftausend Manu, welche seit einiger Zeit Nam Frankreich, Annain und <Lhina. Vasall Chinas war, die ihm aufgedrungenen Bedingungen nicht erfüllt haben. Die Nachricht, daß die fünftausend Manu, welche seit einiger Zeit Nam <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0498" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/153945"/> <fw type="header" place="top"> Frankreich, Annain und <Lhina.</fw><lb/> <p xml:id="ID_2214" prev="#ID_2213"> Vasall Chinas war, die ihm aufgedrungenen Bedingungen nicht erfüllt haben.<lb/> Die betreffenden Ansprüche waren einige Zeit halb vergessen und lebten erst<lb/> wieder auf, als man in Paris den Entschluß faßte, den etwas schattenhaften<lb/> Besitztitel im Gebiete des Roten Flusses geltend zu machen. Diese Ansprüche<lb/> auf herrschende Stellung in Arran erregten, als sie energisch erhoben wurden,<lb/> die „Empfindlichkeit" der Chinesen, deren Herrscher durchaus nicht gewillt sind,<lb/> ihre suzcrcinen Rechte über die hinterindischen Landschaften Birma, Nepaul,<lb/> Tibet und Arran aufzugeben. Man berichtet nun, daß der französische Admiral<lb/> Mayer, über dessen Anwesenheit und Absichten schon früher Andeutungen durch die<lb/> Blätter gingen, den Befehl erhalten habe, eine Flottendemonstration in den chine¬<lb/> sischen Gewässern zu machen, um den Hof in Peking zum Verzicht auf seine<lb/> Suzeränetät über Arran zu „zwingen." Bestimmtere Nachrichten fehlen, man<lb/> weiß nur, daß der Admiral und seine Panzerschiffe sich in der Nähe der großen<lb/> Ein- und Ausfuhrhäfen des chinesischen Reiches befinden, und daß die Chinesen<lb/> eifrig Vorbereitungen zur Abwehr eines Angriffs treffen. Wenigstens wollen<lb/> die französischen Zeitungen Kunde habe», daß Massen von Gewehren, Munition<lb/> und Kanonen herbeigeschafft und die Befestigungen an der Mündung des Peiho-<lb/> flusses mit Eifer verstärkt werden. Vor einiger Zeit wurde der Mandarin Li<lb/> Hang Dschang, der in Südchina den Oberbefehl führt, auf seinen Posten zurück¬<lb/> berufen, und es ist Grund zu der Annahme vorhanden, daß Truppenmassen in<lb/> beträchtlicher Stärke in den südlichen Provinzen des himmlischen Reiches kon-<lb/> zentrirt worden sind. Andrerseits veröffentlichte der 1so,x8 am 17. d. M. fol¬<lb/> gende sehr bezeichnende Notiz: „Es bestätigt sich, daß die an den verschiednen<lb/> europäischen Höfen beglaubigten Diplomaten Chinas sich von der zweideutigen<lb/> Haltung ihrer Regierung sehr beunruhigt fühlen. Sie fürchten, daß die Absen-<lb/> dung chinesischer Truppen nach songeai und Nam Din, die als nahe bevor¬<lb/> stehend geschildert wird, zu Verwicklungen führen würde, die um jeden Preis<lb/> zu vermeiden seie». Sie haben daher das Dsvng Li Jamen (den chinesischen<lb/> Staats- lind Regentschaftsrat) benachrichtigt, daß ein solcher Schritt in Europa<lb/> als ein Akt der Feindseligkeit betrachtet werden würde, welcher nach der Praxis<lb/> zivilisirter Nationen nur stattfinden könnte, wenn ihr eine Kriegserklärung<lb/> vorausgegangen wäre, und sie haben ihre Regierung gebeten, nicht nur den Ab¬<lb/> marsch dieser Truppen zu verhindern, sondern auch die regulären Soldaten<lb/> zurückzubeordern, die unter der schwarzen Flagge fechten." (Nach neueren<lb/> Berichten wäre diese Mitteilung unbegründet, wenigstens hat sie der chinesische<lb/> Gesandte in Paris, soweit sie ihn betrifft, in Abrede gestellt.)</p><lb/> <p xml:id="ID_2215" next="#ID_2216"> Die Nachricht, daß die fünftausend Manu, welche seit einiger Zeit Nam<lb/> Din umzingelt halten, reguläre chinesische Soldaten seien, verbunden mit dem<lb/> Umstände, daß das ^onrns.1 Ä68 veoats in diesen Tagen offen erklärte, „das<lb/> himmlische Reich gebe sich nicht die geringste Mühe mehr, den offiziellen Krieg<lb/> zu verbergen, den es vom Ausbruche der Feindseligkeiten in Tonkin an bis jetzt</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0498]
Frankreich, Annain und <Lhina.
Vasall Chinas war, die ihm aufgedrungenen Bedingungen nicht erfüllt haben.
Die betreffenden Ansprüche waren einige Zeit halb vergessen und lebten erst
wieder auf, als man in Paris den Entschluß faßte, den etwas schattenhaften
Besitztitel im Gebiete des Roten Flusses geltend zu machen. Diese Ansprüche
auf herrschende Stellung in Arran erregten, als sie energisch erhoben wurden,
die „Empfindlichkeit" der Chinesen, deren Herrscher durchaus nicht gewillt sind,
ihre suzcrcinen Rechte über die hinterindischen Landschaften Birma, Nepaul,
Tibet und Arran aufzugeben. Man berichtet nun, daß der französische Admiral
Mayer, über dessen Anwesenheit und Absichten schon früher Andeutungen durch die
Blätter gingen, den Befehl erhalten habe, eine Flottendemonstration in den chine¬
sischen Gewässern zu machen, um den Hof in Peking zum Verzicht auf seine
Suzeränetät über Arran zu „zwingen." Bestimmtere Nachrichten fehlen, man
weiß nur, daß der Admiral und seine Panzerschiffe sich in der Nähe der großen
Ein- und Ausfuhrhäfen des chinesischen Reiches befinden, und daß die Chinesen
eifrig Vorbereitungen zur Abwehr eines Angriffs treffen. Wenigstens wollen
die französischen Zeitungen Kunde habe», daß Massen von Gewehren, Munition
und Kanonen herbeigeschafft und die Befestigungen an der Mündung des Peiho-
flusses mit Eifer verstärkt werden. Vor einiger Zeit wurde der Mandarin Li
Hang Dschang, der in Südchina den Oberbefehl führt, auf seinen Posten zurück¬
berufen, und es ist Grund zu der Annahme vorhanden, daß Truppenmassen in
beträchtlicher Stärke in den südlichen Provinzen des himmlischen Reiches kon-
zentrirt worden sind. Andrerseits veröffentlichte der 1so,x8 am 17. d. M. fol¬
gende sehr bezeichnende Notiz: „Es bestätigt sich, daß die an den verschiednen
europäischen Höfen beglaubigten Diplomaten Chinas sich von der zweideutigen
Haltung ihrer Regierung sehr beunruhigt fühlen. Sie fürchten, daß die Absen-
dung chinesischer Truppen nach songeai und Nam Din, die als nahe bevor¬
stehend geschildert wird, zu Verwicklungen führen würde, die um jeden Preis
zu vermeiden seie». Sie haben daher das Dsvng Li Jamen (den chinesischen
Staats- lind Regentschaftsrat) benachrichtigt, daß ein solcher Schritt in Europa
als ein Akt der Feindseligkeit betrachtet werden würde, welcher nach der Praxis
zivilisirter Nationen nur stattfinden könnte, wenn ihr eine Kriegserklärung
vorausgegangen wäre, und sie haben ihre Regierung gebeten, nicht nur den Ab¬
marsch dieser Truppen zu verhindern, sondern auch die regulären Soldaten
zurückzubeordern, die unter der schwarzen Flagge fechten." (Nach neueren
Berichten wäre diese Mitteilung unbegründet, wenigstens hat sie der chinesische
Gesandte in Paris, soweit sie ihn betrifft, in Abrede gestellt.)
Die Nachricht, daß die fünftausend Manu, welche seit einiger Zeit Nam
Din umzingelt halten, reguläre chinesische Soldaten seien, verbunden mit dem
Umstände, daß das ^onrns.1 Ä68 veoats in diesen Tagen offen erklärte, „das
himmlische Reich gebe sich nicht die geringste Mühe mehr, den offiziellen Krieg
zu verbergen, den es vom Ausbruche der Feindseligkeiten in Tonkin an bis jetzt
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