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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Drittes Quartal.

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Der Streitfall von Tamatave.

Entfernung des Admirals Pierre zu schaffen, die in der That wie eine Abbe¬
rufung aussieht? Das sind Fragen, auf die wir für jetzt nicht eingehen wollen."
Dasselbe Journal bemerkt weiter in Bezug auf Pierres Rücktritt vom Ober¬
befehl in Madagaskar, daß es sehr ungewöhnlich für einen Offizier sei, um
Rückberufung von seinem Posten zu bitten, wenn er sich vor dem Feinde befinde,
und nicht einmal die Ankunft seines Nachfolgers abzuwarten, und daß man es
nur natürlich finden müsse, wenn Leute den angegebenen Grund des Rücktrittes
mit einigem Zweifel aufgenommen hätten. "In der That, fährt das Blatt
fort, es giebt Leute, die sich fragen, ob Admiral Pierres Entfernung, weit
entfernt davon, seiner schlechten Gesundheit wegen erfolgt zu sein, nicht der
Energie zuzuschreiben ist, die er in den letzten Monaten an den Tag gelegt
hat, und die nach der Meinung gewisser Herren über das rechte Maß hinaus¬
ging. ... Die Gesundheit auf seinem Geschwader soll nichts zu wünschen übrig
lassen. Es ist ein rechtes Unglück, daß Admiral Pierre, nachdem er sogut für
seine Leute gesorgt hat, für seine Person so krank ist, daß er sie in solcher Zeit
und Lage verlassen muß. Denn man braucht keiner von den großen Propheten
zu sein, um vorauszusehen, was die Folge seines Abganges sein wird."

Das ass Dsbats widmet der Erklärung Gladstones im Mansion
House einen Leitartikel. Es kann nicht begreifen, wie ein so erleuchteter und
erfahrener Staatsmann sich durch ein Telegramm habe verleiten lassen. "So¬
dann aber, heißt es weiter, gesetzt selbst den Fall, daß diese Erklärung richtig
wäre, wie kommt es, daß Herr Gladstone mehrere Wochen wartete, bis er die
ganze Wahrheit enthüllte? Und warum trug er sie nicht dem Unterhause statt
dem Lordmayor und dessen Gästen vor? Es war im Parlamente, wo der eng¬
lische Premier die ernsthaftesten Anklagen gegen einen französischen Admiral vor¬
brachte, und es hätte in derselben Versammlung geschehen sollen, wenn er seine
KaMsonKZ iPoloZ^ den Opfern einer Verleumdung machen wollte, die einen
Neger in Herrn Pakenhams Diensten zum Urheber hatte." Das Blatt meint
sodann, es sei wohl eine bedauerliche Sache, daß die französische Regierung nicht
gleich zu Anfang auf Gewährung der Genugthuung bestanden habe, zu der sie
berechtigt gewesen sei. "Es ist wahr, daß die freundschaftlichen Beziehungen,
die zwischen den beiden westlichen Mächten bestehen, und die Achtung, die man
Herrn Gladstone persönlich schuldete, in Betracht gezogen werden mußten, aber
nichtsdestoweniger war es schwierig, es ohne Einspruch hingehen zu lassen, wenn
in einem fremden Parlament wegen angeblicher gewaltthätiger Handlungen des
Befehlshabers eines französischen Geschwaders eine derartige Sprache geführt
wurde. Wenn eine Negierung sich mit Unternehmungen kriegerischer Art in
fernen Ländern befaßt, so sollte sie den Umstand nicht außer Acht lassen, daß
die erste Bedingung des Erfolges die ist. daß man den Befehlshaber, der ja
dort nicht jeden Tag vom Mutterlande Weisungen bezüglich seines Verhaltens
bekommen kann, mit dem vollständigsten Selbstvertrauen erfüllt. Wir haben bis


Der Streitfall von Tamatave.

Entfernung des Admirals Pierre zu schaffen, die in der That wie eine Abbe¬
rufung aussieht? Das sind Fragen, auf die wir für jetzt nicht eingehen wollen."
Dasselbe Journal bemerkt weiter in Bezug auf Pierres Rücktritt vom Ober¬
befehl in Madagaskar, daß es sehr ungewöhnlich für einen Offizier sei, um
Rückberufung von seinem Posten zu bitten, wenn er sich vor dem Feinde befinde,
und nicht einmal die Ankunft seines Nachfolgers abzuwarten, und daß man es
nur natürlich finden müsse, wenn Leute den angegebenen Grund des Rücktrittes
mit einigem Zweifel aufgenommen hätten. „In der That, fährt das Blatt
fort, es giebt Leute, die sich fragen, ob Admiral Pierres Entfernung, weit
entfernt davon, seiner schlechten Gesundheit wegen erfolgt zu sein, nicht der
Energie zuzuschreiben ist, die er in den letzten Monaten an den Tag gelegt
hat, und die nach der Meinung gewisser Herren über das rechte Maß hinaus¬
ging. ... Die Gesundheit auf seinem Geschwader soll nichts zu wünschen übrig
lassen. Es ist ein rechtes Unglück, daß Admiral Pierre, nachdem er sogut für
seine Leute gesorgt hat, für seine Person so krank ist, daß er sie in solcher Zeit
und Lage verlassen muß. Denn man braucht keiner von den großen Propheten
zu sein, um vorauszusehen, was die Folge seines Abganges sein wird."

Das ass Dsbats widmet der Erklärung Gladstones im Mansion
House einen Leitartikel. Es kann nicht begreifen, wie ein so erleuchteter und
erfahrener Staatsmann sich durch ein Telegramm habe verleiten lassen. „So¬
dann aber, heißt es weiter, gesetzt selbst den Fall, daß diese Erklärung richtig
wäre, wie kommt es, daß Herr Gladstone mehrere Wochen wartete, bis er die
ganze Wahrheit enthüllte? Und warum trug er sie nicht dem Unterhause statt
dem Lordmayor und dessen Gästen vor? Es war im Parlamente, wo der eng¬
lische Premier die ernsthaftesten Anklagen gegen einen französischen Admiral vor¬
brachte, und es hätte in derselben Versammlung geschehen sollen, wenn er seine
KaMsonKZ iPoloZ^ den Opfern einer Verleumdung machen wollte, die einen
Neger in Herrn Pakenhams Diensten zum Urheber hatte." Das Blatt meint
sodann, es sei wohl eine bedauerliche Sache, daß die französische Regierung nicht
gleich zu Anfang auf Gewährung der Genugthuung bestanden habe, zu der sie
berechtigt gewesen sei. „Es ist wahr, daß die freundschaftlichen Beziehungen,
die zwischen den beiden westlichen Mächten bestehen, und die Achtung, die man
Herrn Gladstone persönlich schuldete, in Betracht gezogen werden mußten, aber
nichtsdestoweniger war es schwierig, es ohne Einspruch hingehen zu lassen, wenn
in einem fremden Parlament wegen angeblicher gewaltthätiger Handlungen des
Befehlshabers eines französischen Geschwaders eine derartige Sprache geführt
wurde. Wenn eine Negierung sich mit Unternehmungen kriegerischer Art in
fernen Ländern befaßt, so sollte sie den Umstand nicht außer Acht lassen, daß
die erste Bedingung des Erfolges die ist. daß man den Befehlshaber, der ja
dort nicht jeden Tag vom Mutterlande Weisungen bezüglich seines Verhaltens
bekommen kann, mit dem vollständigsten Selbstvertrauen erfüllt. Wir haben bis


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[0439] Der Streitfall von Tamatave. Entfernung des Admirals Pierre zu schaffen, die in der That wie eine Abbe¬ rufung aussieht? Das sind Fragen, auf die wir für jetzt nicht eingehen wollen." Dasselbe Journal bemerkt weiter in Bezug auf Pierres Rücktritt vom Ober¬ befehl in Madagaskar, daß es sehr ungewöhnlich für einen Offizier sei, um Rückberufung von seinem Posten zu bitten, wenn er sich vor dem Feinde befinde, und nicht einmal die Ankunft seines Nachfolgers abzuwarten, und daß man es nur natürlich finden müsse, wenn Leute den angegebenen Grund des Rücktrittes mit einigem Zweifel aufgenommen hätten. „In der That, fährt das Blatt fort, es giebt Leute, die sich fragen, ob Admiral Pierres Entfernung, weit entfernt davon, seiner schlechten Gesundheit wegen erfolgt zu sein, nicht der Energie zuzuschreiben ist, die er in den letzten Monaten an den Tag gelegt hat, und die nach der Meinung gewisser Herren über das rechte Maß hinaus¬ ging. ... Die Gesundheit auf seinem Geschwader soll nichts zu wünschen übrig lassen. Es ist ein rechtes Unglück, daß Admiral Pierre, nachdem er sogut für seine Leute gesorgt hat, für seine Person so krank ist, daß er sie in solcher Zeit und Lage verlassen muß. Denn man braucht keiner von den großen Propheten zu sein, um vorauszusehen, was die Folge seines Abganges sein wird." Das ass Dsbats widmet der Erklärung Gladstones im Mansion House einen Leitartikel. Es kann nicht begreifen, wie ein so erleuchteter und erfahrener Staatsmann sich durch ein Telegramm habe verleiten lassen. „So¬ dann aber, heißt es weiter, gesetzt selbst den Fall, daß diese Erklärung richtig wäre, wie kommt es, daß Herr Gladstone mehrere Wochen wartete, bis er die ganze Wahrheit enthüllte? Und warum trug er sie nicht dem Unterhause statt dem Lordmayor und dessen Gästen vor? Es war im Parlamente, wo der eng¬ lische Premier die ernsthaftesten Anklagen gegen einen französischen Admiral vor¬ brachte, und es hätte in derselben Versammlung geschehen sollen, wenn er seine KaMsonKZ iPoloZ^ den Opfern einer Verleumdung machen wollte, die einen Neger in Herrn Pakenhams Diensten zum Urheber hatte." Das Blatt meint sodann, es sei wohl eine bedauerliche Sache, daß die französische Regierung nicht gleich zu Anfang auf Gewährung der Genugthuung bestanden habe, zu der sie berechtigt gewesen sei. „Es ist wahr, daß die freundschaftlichen Beziehungen, die zwischen den beiden westlichen Mächten bestehen, und die Achtung, die man Herrn Gladstone persönlich schuldete, in Betracht gezogen werden mußten, aber nichtsdestoweniger war es schwierig, es ohne Einspruch hingehen zu lassen, wenn in einem fremden Parlament wegen angeblicher gewaltthätiger Handlungen des Befehlshabers eines französischen Geschwaders eine derartige Sprache geführt wurde. Wenn eine Negierung sich mit Unternehmungen kriegerischer Art in fernen Ländern befaßt, so sollte sie den Umstand nicht außer Acht lassen, daß die erste Bedingung des Erfolges die ist. daß man den Befehlshaber, der ja dort nicht jeden Tag vom Mutterlande Weisungen bezüglich seines Verhaltens bekommen kann, mit dem vollständigsten Selbstvertrauen erfüllt. Wir haben bis

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_153446/439>, abgerufen am 08.09.2024.