Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Zweites Quartal.Die Bloomfieldschen Memoiren. lische Schlauköpfe dieser Art in Dentschland, und später war Loftus in Berlin in Wir schließen unsre Auszüge mit einem Bericht über die Flucht Metter- In jenen Märztagen länger in Wien zu verweilen, war sehr gefährlich für Die Bloomfieldschen Memoiren. lische Schlauköpfe dieser Art in Dentschland, und später war Loftus in Berlin in Wir schließen unsre Auszüge mit einem Bericht über die Flucht Metter- In jenen Märztagen länger in Wien zu verweilen, war sehr gefährlich für <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0501" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/153250"/> <fw type="header" place="top"> Die Bloomfieldschen Memoiren.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1977" prev="#ID_1976"> lische Schlauköpfe dieser Art in Dentschland, und später war Loftus in Berlin in<lb/> Gesinnung und Kenntnis von ganz ähnlichen! Kaliber.)</p><lb/> <p xml:id="ID_1978"> Wir schließen unsre Auszüge mit einem Bericht über die Flucht Metter-<lb/> nichs vor der Revolution von 1848, den Graf Rechberg der Verfasserin im<lb/> Februar 1861 erstattete.</p><lb/> <p xml:id="ID_1979" next="#ID_1980"> In jenen Märztagen länger in Wien zu verweilen, war sehr gefährlich für<lb/> den Fürsten geworden. Der Pöbel war wütend gegen ihn, die Stadt befand sich<lb/> im Aufstande, und die Straße» waren voll Barrikaden. Fürst und Fürstin Metter-<lb/> nich waren deshalb nicht imstande, von ihrem eignen Hause aus sich zu entfernen,<lb/> und als Graf Rechberg erschien, um Abschied zu nehmen, bat ihn der Prinz als<lb/> alten und vertrauten Freund, in das Haus eines andern Freundes zu kommen<lb/> und die Fürstin noch einmal zu sehen. Von da wollten sie und der Fürst in<lb/> einem Fiaker sich nach Felsberg begeben, einen, dem Fürsten Liechtenstein gehörigen<lb/> Landgute, etwa dreißig Meilen von Wien. Ihre Kinder sollten zurückbleiben,<lb/> um ihnen später mit der Eisenbahn zu folgen. Infolge dessen ging Graf Rech-,<lb/> berg um 5 Uhr, um die Fürstin zu sehen. Er fand sie in großer Angst und<lb/> Furcht; denn der Herr, auf den sie sich verlassen hatten, er werde ihre Kinder<lb/> begleiten, war im letzten Augenblicke ausgeblieben, und sie fragte den Grafen, ob<lb/> er sich nun der Verantwortlichkeit unterziehen wolle. Nicht ein Augenblick war<lb/> mehr zu verlieren, der Pöbel wurde von Stunde zu Stunde gewaltthätiger, und<lb/> jedes Zögern konnte sich verhängnisvoll erweisen. So brachte Graf Rechberg, ganz<lb/> unvorbereitet, wie er war, den Fürsten und die Fürstin rasch in ihren Fiaker und<lb/> gab denn der ältesten unverheirateten Tochter, Prinzessin Melanie, der jetzigen<lb/> Gräfin Zichy, den Arm, und begleitet von der Prinzessin Herminie, welche lahm<lb/> war, und deren beiden Brüdern brachen sie auf, um so gut, als es gehen wollte,<lb/> durch die Straßen nach der Eisenbahn zu gelangen. Graf Rechberg hatte einen<lb/> Fiaker vor das Thor am rothen Thurm bestellt, ans Ufer der Donau. Unglück¬<lb/> licherweise wurden sie, kurz bevor sie dieses Thor erreichte», vom Pöbel erkannt,<lb/> der die Prinzessinnen mit wildem Johlen und Kreischen empfing und sie in Stücke<lb/> zu reißen drohte. Rechberg gelang es, sie an eine Mauer zu stellen und zu ver¬<lb/> teidigen. Er war zuletzt nicht mehr imstande, dem großen Andrange des Volkes<lb/> Widerstand zu leisten. Da wurde plötzlich Luft, und sie wurden allesamt weiter<lb/> und zum Thor hinausgeschoben. 'Hier wurden sie von den Fiakerkutschern erkannt,<lb/> welche, ihre gefahrvolle Lage sehend, ihre Pferde zum Galopp peitschten, auf die<lb/> Menge zuführen und sie für einen Augenblick auseinanderstäuben ließen, sodaß<lb/> die Flüchtlinge entkamen und nach der Eisenbahnstation in der Nähe des Prnters<lb/> fuhren. Aber hier fanden sie wieder zu ihrer Bestürzung, daß sie drei Stunden<lb/> warten mußten, da ein verspäteter Zug mit Truppen die Strecke sperrte. Ein<lb/> Wiener Bürger, welcher die kleine Gesellschaft erkannte, sagte dem Grafen, er<lb/> könne auf ihn zählen, er werde in der Nähe bleiben und ihnen im Falle der<lb/> Not seinen Beistand leisten. Die Studenten hatten von der beabsichtigten Ab¬<lb/> reise des Fürsten Wind bekommen und kamen nach dem Bahnhofe, um ihm auf¬<lb/> zupassen. Alle fünf Minuten gingen sie unter den Passagieren hin und her und<lb/> forderten ihnen ihre Pässe ab; aber glücklicherweise nahm ein Beamter die Flücht¬<lb/> linge unter seinen Schutz, zeigte seinen Paß vor und sagte, sie gehörten zu seiner<lb/> Gesellschaft. So entgingen sie der Entdeckung und dampften nach Lundenburg ab.<lb/> Als sie in kalter Winternacht dort eintrafen, fanden sie, daß die Station einige</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0501]
Die Bloomfieldschen Memoiren.
lische Schlauköpfe dieser Art in Dentschland, und später war Loftus in Berlin in
Gesinnung und Kenntnis von ganz ähnlichen! Kaliber.)
Wir schließen unsre Auszüge mit einem Bericht über die Flucht Metter-
nichs vor der Revolution von 1848, den Graf Rechberg der Verfasserin im
Februar 1861 erstattete.
In jenen Märztagen länger in Wien zu verweilen, war sehr gefährlich für
den Fürsten geworden. Der Pöbel war wütend gegen ihn, die Stadt befand sich
im Aufstande, und die Straße» waren voll Barrikaden. Fürst und Fürstin Metter-
nich waren deshalb nicht imstande, von ihrem eignen Hause aus sich zu entfernen,
und als Graf Rechberg erschien, um Abschied zu nehmen, bat ihn der Prinz als
alten und vertrauten Freund, in das Haus eines andern Freundes zu kommen
und die Fürstin noch einmal zu sehen. Von da wollten sie und der Fürst in
einem Fiaker sich nach Felsberg begeben, einen, dem Fürsten Liechtenstein gehörigen
Landgute, etwa dreißig Meilen von Wien. Ihre Kinder sollten zurückbleiben,
um ihnen später mit der Eisenbahn zu folgen. Infolge dessen ging Graf Rech-,
berg um 5 Uhr, um die Fürstin zu sehen. Er fand sie in großer Angst und
Furcht; denn der Herr, auf den sie sich verlassen hatten, er werde ihre Kinder
begleiten, war im letzten Augenblicke ausgeblieben, und sie fragte den Grafen, ob
er sich nun der Verantwortlichkeit unterziehen wolle. Nicht ein Augenblick war
mehr zu verlieren, der Pöbel wurde von Stunde zu Stunde gewaltthätiger, und
jedes Zögern konnte sich verhängnisvoll erweisen. So brachte Graf Rechberg, ganz
unvorbereitet, wie er war, den Fürsten und die Fürstin rasch in ihren Fiaker und
gab denn der ältesten unverheirateten Tochter, Prinzessin Melanie, der jetzigen
Gräfin Zichy, den Arm, und begleitet von der Prinzessin Herminie, welche lahm
war, und deren beiden Brüdern brachen sie auf, um so gut, als es gehen wollte,
durch die Straßen nach der Eisenbahn zu gelangen. Graf Rechberg hatte einen
Fiaker vor das Thor am rothen Thurm bestellt, ans Ufer der Donau. Unglück¬
licherweise wurden sie, kurz bevor sie dieses Thor erreichte», vom Pöbel erkannt,
der die Prinzessinnen mit wildem Johlen und Kreischen empfing und sie in Stücke
zu reißen drohte. Rechberg gelang es, sie an eine Mauer zu stellen und zu ver¬
teidigen. Er war zuletzt nicht mehr imstande, dem großen Andrange des Volkes
Widerstand zu leisten. Da wurde plötzlich Luft, und sie wurden allesamt weiter
und zum Thor hinausgeschoben. 'Hier wurden sie von den Fiakerkutschern erkannt,
welche, ihre gefahrvolle Lage sehend, ihre Pferde zum Galopp peitschten, auf die
Menge zuführen und sie für einen Augenblick auseinanderstäuben ließen, sodaß
die Flüchtlinge entkamen und nach der Eisenbahnstation in der Nähe des Prnters
fuhren. Aber hier fanden sie wieder zu ihrer Bestürzung, daß sie drei Stunden
warten mußten, da ein verspäteter Zug mit Truppen die Strecke sperrte. Ein
Wiener Bürger, welcher die kleine Gesellschaft erkannte, sagte dem Grafen, er
könne auf ihn zählen, er werde in der Nähe bleiben und ihnen im Falle der
Not seinen Beistand leisten. Die Studenten hatten von der beabsichtigten Ab¬
reise des Fürsten Wind bekommen und kamen nach dem Bahnhofe, um ihm auf¬
zupassen. Alle fünf Minuten gingen sie unter den Passagieren hin und her und
forderten ihnen ihre Pässe ab; aber glücklicherweise nahm ein Beamter die Flücht¬
linge unter seinen Schutz, zeigte seinen Paß vor und sagte, sie gehörten zu seiner
Gesellschaft. So entgingen sie der Entdeckung und dampften nach Lundenburg ab.
Als sie in kalter Winternacht dort eintrafen, fanden sie, daß die Station einige
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