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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Zweites Quartal.

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Literatur.

Gewicht auf den Erwerb eines Wappens und haben eine wohlbegriindete Furcht,
ihre "sauer" erworbenen Millionen in der Hand von Glücksrittern und Glücks¬
jägern zersplittern zu sehen. Wenigstens Madame Desvarennes denkt so, hat als
Bräutigam für Micheline einen jungen Ingenieur Pierre Delnrne ausgesucht,
der als zweiter die lleolo vvIMeliuicmo verlassen hat, also nach französischer Ans
fassnng eine sichere Größe der Zukunft ist. Unglücklicherweise kommt es Monsieur
Pierre bei, daß er mit seinem "Ruhm" die Millivuenerbschaft Michelinens auf¬
wiegen müsse. Während er dem roten Bande mit staunenswerten Unternehmungen
an der Nordküste von Afrika nachjagt, erscheint Fürst Sergius Pauiu im Gesichts¬
kreise von Micheline Desvareuues, kommt, spricht (mit weichem polnischen Accent)
und siegt. Der arme Pierre, von Madame Desvarennes eilig herzngernfen, wagt
nicht den Kampf um dies Mädchenherz mit dem polnischen Edelmann zu bestehen.
"Das Übel kommt daher," setzt er der Millionärin auseinander, "daß wir in
einer fieberhaft aufgeregten Zeit leben und unsre Fähigkeiten nicht ausreichen,
alles zu gleicher Zeit zu umfassen, was das Leben uns bietet: Frende und Arbeit.
Wir sind gezwungen zu wählen, mit Zeit und Kräften hauszuhalten und ungeteilt
das Gehirn oder das Herz arbeiten zu lassen. Daraus folgt, daß das vernach¬
lässigte Organ verkümmert und daß die Menschen, welche dem Vergnügen lebe",
erbärmliche Arbeiter sind, während diejenigen, welche ihr Dasein der Arbeit weihen,
eine traurige Rolle als Liebhaber spielen. Die einen haben geopfert, was dem
Leben seine Würde, die andern, was ihm seinen Reiz verleiht." Dank dieser
Logik räumt Pierre Delarue dem Fürsten Pcmin das Feld, hilft deu Widerstand
der Madame Desvarennes gegen die hochadliche Verbindung besiegen. Madame
Desvarennes fügt sich, wiegt sich kurze Zeit in dem Glauben, daß die Dinge gut
gehen werden, erfährt aber am Tage der Hochzeit ihrer Tochter mit Prinz Sergius,
daß der letztere Jeanne zuvor "geliebt" und sie um der reichen Pflegeschwester
willen ausgegeben hat. Jeanne i" ihrer Verzweiflung hat sogar auf Zureden des
Treulosen den plumpen Bankier Cayrol, einen gleichfalls Millionär gewordnen
Anvergnaten, geheiratet. Madame Desvareuues übersieht mit dem unbarmherzige"
Scharfblick einer französischen Frnn, welche Gefahr ihrer Tochter Micheline aus
dieser Sachlage droht. Und sie ist nun zwischen zwei Empfindungen geteilt. Sie
weiß zunächst, daß man Feuer und Pulver auseinanderhalten muß nud beweist
Jeanne, daß es ihre Pflicht sei, nicht nnr Monsieur Cayrol ein getreues Weib zu
sein, sondern auch jede Begegnung mit dem Fürsten Pcmin zu meiden. Sie sinnt
alsdann grollend darauf, wie es wohl möglich sei, die kaum vermählte Micheline
dem verhaßten fürstlichen Schwiegersohne wieder von der Seite zu reißen. Kein
Zweifel, die energische Frau haßt Pumm und durchschaut mit dem Instinkt des
Hasses die innerliche Hohlheit des einschmeichelnden Slawen. Sergius Pauiu beträgt
sich binnen wenigen Monaten so, daß seine Schwiegermutter nnr zu guten Grund
hat, ihn zu hasse" -- allein wenn dies auch nicht der Fall wäre, Madame Des¬
varennes würde ihm keinen Pardon geben. Ihre Lebensaufgabe ist fortan, Micheline
wieder zu erhalten. Ginge es gut, so würde die junge Frau nach ihrer Berech¬
nung ein Kind erhalten und dann von selbst die Liebe zu dem Vater dieses Kindes
fahren lassen. Ginge es schlimm -- wie es denn in der That geht --. so möchte
sich ja wohl ein andres Mittel finden. Schade nnr, daß Madame Desvarennes
an Fürst Paniu einen Gegner hat, der ihr beinahe gewachsen ist. Auch der leicht¬
sinnige, herzlose Pole durchschaut seine teure Schwiegermutter vollkommen und weiß
nur zu gut, daß, so lange Michelinens Herz ihm gehört, er jedem Zug im Spiel
der Millionärin mit einem Gegenzug begegnen kaun. Er verschwendet die Mit¬
gift seiner Frau, er überläßt sich bei der ersten Wiederbegegnung mit Jeanne Cayrol


Literatur.

Gewicht auf den Erwerb eines Wappens und haben eine wohlbegriindete Furcht,
ihre „sauer" erworbenen Millionen in der Hand von Glücksrittern und Glücks¬
jägern zersplittern zu sehen. Wenigstens Madame Desvarennes denkt so, hat als
Bräutigam für Micheline einen jungen Ingenieur Pierre Delnrne ausgesucht,
der als zweiter die lleolo vvIMeliuicmo verlassen hat, also nach französischer Ans
fassnng eine sichere Größe der Zukunft ist. Unglücklicherweise kommt es Monsieur
Pierre bei, daß er mit seinem „Ruhm" die Millivuenerbschaft Michelinens auf¬
wiegen müsse. Während er dem roten Bande mit staunenswerten Unternehmungen
an der Nordküste von Afrika nachjagt, erscheint Fürst Sergius Pauiu im Gesichts¬
kreise von Micheline Desvareuues, kommt, spricht (mit weichem polnischen Accent)
und siegt. Der arme Pierre, von Madame Desvarennes eilig herzngernfen, wagt
nicht den Kampf um dies Mädchenherz mit dem polnischen Edelmann zu bestehen.
„Das Übel kommt daher," setzt er der Millionärin auseinander, „daß wir in
einer fieberhaft aufgeregten Zeit leben und unsre Fähigkeiten nicht ausreichen,
alles zu gleicher Zeit zu umfassen, was das Leben uns bietet: Frende und Arbeit.
Wir sind gezwungen zu wählen, mit Zeit und Kräften hauszuhalten und ungeteilt
das Gehirn oder das Herz arbeiten zu lassen. Daraus folgt, daß das vernach¬
lässigte Organ verkümmert und daß die Menschen, welche dem Vergnügen lebe»,
erbärmliche Arbeiter sind, während diejenigen, welche ihr Dasein der Arbeit weihen,
eine traurige Rolle als Liebhaber spielen. Die einen haben geopfert, was dem
Leben seine Würde, die andern, was ihm seinen Reiz verleiht." Dank dieser
Logik räumt Pierre Delarue dem Fürsten Pcmin das Feld, hilft deu Widerstand
der Madame Desvarennes gegen die hochadliche Verbindung besiegen. Madame
Desvarennes fügt sich, wiegt sich kurze Zeit in dem Glauben, daß die Dinge gut
gehen werden, erfährt aber am Tage der Hochzeit ihrer Tochter mit Prinz Sergius,
daß der letztere Jeanne zuvor „geliebt" und sie um der reichen Pflegeschwester
willen ausgegeben hat. Jeanne i« ihrer Verzweiflung hat sogar auf Zureden des
Treulosen den plumpen Bankier Cayrol, einen gleichfalls Millionär gewordnen
Anvergnaten, geheiratet. Madame Desvareuues übersieht mit dem unbarmherzige»
Scharfblick einer französischen Frnn, welche Gefahr ihrer Tochter Micheline aus
dieser Sachlage droht. Und sie ist nun zwischen zwei Empfindungen geteilt. Sie
weiß zunächst, daß man Feuer und Pulver auseinanderhalten muß nud beweist
Jeanne, daß es ihre Pflicht sei, nicht nnr Monsieur Cayrol ein getreues Weib zu
sein, sondern auch jede Begegnung mit dem Fürsten Pcmin zu meiden. Sie sinnt
alsdann grollend darauf, wie es wohl möglich sei, die kaum vermählte Micheline
dem verhaßten fürstlichen Schwiegersohne wieder von der Seite zu reißen. Kein
Zweifel, die energische Frau haßt Pumm und durchschaut mit dem Instinkt des
Hasses die innerliche Hohlheit des einschmeichelnden Slawen. Sergius Pauiu beträgt
sich binnen wenigen Monaten so, daß seine Schwiegermutter nnr zu guten Grund
hat, ihn zu hasse» — allein wenn dies auch nicht der Fall wäre, Madame Des¬
varennes würde ihm keinen Pardon geben. Ihre Lebensaufgabe ist fortan, Micheline
wieder zu erhalten. Ginge es gut, so würde die junge Frau nach ihrer Berech¬
nung ein Kind erhalten und dann von selbst die Liebe zu dem Vater dieses Kindes
fahren lassen. Ginge es schlimm — wie es denn in der That geht —. so möchte
sich ja wohl ein andres Mittel finden. Schade nnr, daß Madame Desvarennes
an Fürst Paniu einen Gegner hat, der ihr beinahe gewachsen ist. Auch der leicht¬
sinnige, herzlose Pole durchschaut seine teure Schwiegermutter vollkommen und weiß
nur zu gut, daß, so lange Michelinens Herz ihm gehört, er jedem Zug im Spiel
der Millionärin mit einem Gegenzug begegnen kaun. Er verschwendet die Mit¬
gift seiner Frau, er überläßt sich bei der ersten Wiederbegegnung mit Jeanne Cayrol


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_152756/167>, abgerufen am 03.07.2024.