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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Zweites Quartal.

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-'AlrssteUn'nyen 'in 'Wien.

Baumwollen- und Byssusgewebe ist gebräunt, aber die Pigmente sind unver¬
ändert. Dann staunen wir über den Reichtum an Verzieruugsmotiven und deren
Schönheit. Die Elemente aller Ornamentation herrschen vor, geometrische und
Pflanzenformen, aber auch Tiere fehlen nicht, menschliche Köpfe in Runden,
wie nach Gemmen oder Münzen kopirt, Engelsgestalten in meisterhafter Aus¬
führung. Die wohlerhaltenen Stücke klären uns über den olavus und die wAg,
xrg-ötöxw auf und beweisen das hohe Alter und die orientalische Herkunft der
Gobelintechnik. Diese flüchtigen Andeutungen reichen hin, den hohen Wert des
Fundes zu charakterisiren. Dazu ein ganzes Archiv mit Papyrusurkunden in
griechischer, koptischer, syrischer, arabischer und hebräischer Sprache!

Die noch in der Vorbereitung begriffene Bronzeausstellung verheißt eben¬
falls sehr wichtig zu werden. Durch das Entgegenkommen der kaiserlichen und
anderer öffentlichen und Privatsammlungen, Kirchen, Stifter, Kommunen ist es
ermöglicht, fast alles bedeutende, was Österreich an nicht strengmonumentalen
Bronzen besitzt, auf einem Punkte zu vereinigen, auch vom Auslande her findet
Beteiligung statt, wiewohl vorzugsweise auf dem Gebiete der heutigen Produktion.
Und es leuchtet ein, wie fruchtbar für diesen bedeutenden Industriezweig das
vergleichende Studium der Legirungen, der natürlichen und der künstlichen
Patinirung, der Formengebung, der Ziselirung, der Art, wie dem praktischen
Bedürfnisse gedient wird u. s. w., werden kann.

Endlich soll nicht versäumt werden, auf die graphische Ausstellung auf¬
merksam zu machen. Sie findet unter den: Protektorate des Erzherzogs Ludwig
Viktor statt, ist international und umfaßt alle Zweige der vervielfältigende"
Künste, mit Einschluß derjenigen, welchen die Photographie als Grundlage
dient, und welche heutzutage nicht mehr umgangen werden können. Ist man
mitunter geneigt, diesen einen zu großen Spielraum zu gewähren, so wird gerade
ein solches Nebeneinanderstellen der freien künstlerischen und der wesentlich
mechanischen Arbeit gewiß dazu beitragen, für das richtige Verhältnis zwischen
beiden die Augen zu öffnen. So viel man hört, hat namentlich in Frankreich
das Projekt großen Anklang gefunden.


B. Bucher.


-'AlrssteUn'nyen 'in 'Wien.

Baumwollen- und Byssusgewebe ist gebräunt, aber die Pigmente sind unver¬
ändert. Dann staunen wir über den Reichtum an Verzieruugsmotiven und deren
Schönheit. Die Elemente aller Ornamentation herrschen vor, geometrische und
Pflanzenformen, aber auch Tiere fehlen nicht, menschliche Köpfe in Runden,
wie nach Gemmen oder Münzen kopirt, Engelsgestalten in meisterhafter Aus¬
führung. Die wohlerhaltenen Stücke klären uns über den olavus und die wAg,
xrg-ötöxw auf und beweisen das hohe Alter und die orientalische Herkunft der
Gobelintechnik. Diese flüchtigen Andeutungen reichen hin, den hohen Wert des
Fundes zu charakterisiren. Dazu ein ganzes Archiv mit Papyrusurkunden in
griechischer, koptischer, syrischer, arabischer und hebräischer Sprache!

Die noch in der Vorbereitung begriffene Bronzeausstellung verheißt eben¬
falls sehr wichtig zu werden. Durch das Entgegenkommen der kaiserlichen und
anderer öffentlichen und Privatsammlungen, Kirchen, Stifter, Kommunen ist es
ermöglicht, fast alles bedeutende, was Österreich an nicht strengmonumentalen
Bronzen besitzt, auf einem Punkte zu vereinigen, auch vom Auslande her findet
Beteiligung statt, wiewohl vorzugsweise auf dem Gebiete der heutigen Produktion.
Und es leuchtet ein, wie fruchtbar für diesen bedeutenden Industriezweig das
vergleichende Studium der Legirungen, der natürlichen und der künstlichen
Patinirung, der Formengebung, der Ziselirung, der Art, wie dem praktischen
Bedürfnisse gedient wird u. s. w., werden kann.

Endlich soll nicht versäumt werden, auf die graphische Ausstellung auf¬
merksam zu machen. Sie findet unter den: Protektorate des Erzherzogs Ludwig
Viktor statt, ist international und umfaßt alle Zweige der vervielfältigende»
Künste, mit Einschluß derjenigen, welchen die Photographie als Grundlage
dient, und welche heutzutage nicht mehr umgangen werden können. Ist man
mitunter geneigt, diesen einen zu großen Spielraum zu gewähren, so wird gerade
ein solches Nebeneinanderstellen der freien künstlerischen und der wesentlich
mechanischen Arbeit gewiß dazu beitragen, für das richtige Verhältnis zwischen
beiden die Augen zu öffnen. So viel man hört, hat namentlich in Frankreich
das Projekt großen Anklang gefunden.


B. Bucher.


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[0151] -'AlrssteUn'nyen 'in 'Wien. Baumwollen- und Byssusgewebe ist gebräunt, aber die Pigmente sind unver¬ ändert. Dann staunen wir über den Reichtum an Verzieruugsmotiven und deren Schönheit. Die Elemente aller Ornamentation herrschen vor, geometrische und Pflanzenformen, aber auch Tiere fehlen nicht, menschliche Köpfe in Runden, wie nach Gemmen oder Münzen kopirt, Engelsgestalten in meisterhafter Aus¬ führung. Die wohlerhaltenen Stücke klären uns über den olavus und die wAg, xrg-ötöxw auf und beweisen das hohe Alter und die orientalische Herkunft der Gobelintechnik. Diese flüchtigen Andeutungen reichen hin, den hohen Wert des Fundes zu charakterisiren. Dazu ein ganzes Archiv mit Papyrusurkunden in griechischer, koptischer, syrischer, arabischer und hebräischer Sprache! Die noch in der Vorbereitung begriffene Bronzeausstellung verheißt eben¬ falls sehr wichtig zu werden. Durch das Entgegenkommen der kaiserlichen und anderer öffentlichen und Privatsammlungen, Kirchen, Stifter, Kommunen ist es ermöglicht, fast alles bedeutende, was Österreich an nicht strengmonumentalen Bronzen besitzt, auf einem Punkte zu vereinigen, auch vom Auslande her findet Beteiligung statt, wiewohl vorzugsweise auf dem Gebiete der heutigen Produktion. Und es leuchtet ein, wie fruchtbar für diesen bedeutenden Industriezweig das vergleichende Studium der Legirungen, der natürlichen und der künstlichen Patinirung, der Formengebung, der Ziselirung, der Art, wie dem praktischen Bedürfnisse gedient wird u. s. w., werden kann. Endlich soll nicht versäumt werden, auf die graphische Ausstellung auf¬ merksam zu machen. Sie findet unter den: Protektorate des Erzherzogs Ludwig Viktor statt, ist international und umfaßt alle Zweige der vervielfältigende» Künste, mit Einschluß derjenigen, welchen die Photographie als Grundlage dient, und welche heutzutage nicht mehr umgangen werden können. Ist man mitunter geneigt, diesen einen zu großen Spielraum zu gewähren, so wird gerade ein solches Nebeneinanderstellen der freien künstlerischen und der wesentlich mechanischen Arbeit gewiß dazu beitragen, für das richtige Verhältnis zwischen beiden die Augen zu öffnen. So viel man hört, hat namentlich in Frankreich das Projekt großen Anklang gefunden. B. Bucher.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_152756/151>, abgerufen am 01.10.2024.