Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Zweites Quartal.Die Grafen von Altenschwerdt. wohl tändeln mit den Musen, aber seine Liebe zu der in der Welt angesehenen So hörte er denn bald mit gehorsamer Aufmerksamkeit seiner Mutter zu, So kamen sie in völliger Einigkeit wieder in Fischbeck an, aber Dietrich Neunzehntes Uapitel. Baron Sextus verlebte keine sehr angenehme Nacht. Zunächst konnte er nicht Dazu kam noch die andre Aufgabe, welche ihm bevorstand. Er mußte in Baron Sextus liebte die Umschweife nicht. Er hatte nicht die Natur, um Freilich, was Eberhardt betraf, so gab es da wohl kaum eine Schwierig¬ Die Grafen von Altenschwerdt. wohl tändeln mit den Musen, aber seine Liebe zu der in der Welt angesehenen So hörte er denn bald mit gehorsamer Aufmerksamkeit seiner Mutter zu, So kamen sie in völliger Einigkeit wieder in Fischbeck an, aber Dietrich Neunzehntes Uapitel. Baron Sextus verlebte keine sehr angenehme Nacht. Zunächst konnte er nicht Dazu kam noch die andre Aufgabe, welche ihm bevorstand. Er mußte in Baron Sextus liebte die Umschweife nicht. Er hatte nicht die Natur, um Freilich, was Eberhardt betraf, so gab es da wohl kaum eine Schwierig¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0111" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/152868"/> <fw type="header" place="top"> Die Grafen von Altenschwerdt.</fw><lb/> <p xml:id="ID_454" prev="#ID_453"> wohl tändeln mit den Musen, aber seine Liebe zu der in der Welt angesehenen<lb/> Stellung des Beamten war doch stärker als seine übrigen Neigungen. Er steckte<lb/> in ererbten Anschauungen wie in einem kostbaren Sammetkleide, das nur im<lb/> Salon ohne Beschädigung getragen werden kann.</p><lb/> <p xml:id="ID_455"> So hörte er denn bald mit gehorsamer Aufmerksamkeit seiner Mutter zu,<lb/> welche ihm von neuem die Notwendigkeit und die unermeßlichen Vorteile seiner<lb/> Verbindung mit Dorothea darlegte und ihm sagte, daß sie mit dem Baron einen<lb/> lungern Besuch in Schloß Eichhausen verabredet habe. Baron Sextus, so er¬<lb/> zählte sie, wollte in den nächsten Tagen eine förmliche Einladung an sie er¬<lb/> gehen lassen und fortfahren, Dorothea gegenüber die anzuknüpfende Freundschaft<lb/> als eine vom Zufall geleitete hinzustellen. Sie schloß hieran die Ermahnung,<lb/> Dietrich möge alles daran setzen, vollständig ihrem Plan gemäß zu handeln,<lb/> und Dietrich war wirklich hierzu entschlossen.</p><lb/> <p xml:id="ID_456"> So kamen sie in völliger Einigkeit wieder in Fischbeck an, aber Dietrich<lb/> stieg mit Kopfschmerzen aus, in großer Sehnsucht, sich in Annas liebenswür¬<lb/> diger Gesellschaft von dieser angreifenden Partie zu erholen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="2"> <head> Neunzehntes Uapitel.</head><lb/> <p xml:id="ID_457"> Baron Sextus verlebte keine sehr angenehme Nacht. Zunächst konnte er nicht<lb/> einschlafen, weil ihm die Bilder der heutigen Gesellschaft zu lebhaft vorschwebten,<lb/> und dann wachte er schon vor Tagesgrauen wieder auf, weil ihm die fatale<lb/> Enthüllung der Gräfin hinsichtlich Eberhcirdts auf den Nerven lag. Der ritter¬<lb/> liche alte Herr war geneigt, die Gastfreundschaft im Sinne der vielbclvbten<lb/> Araberscheikhs aufzufassen. Die Ehre des Hausfreundes war ihm heilig. Aber<lb/> wie wurde die Sache, wenn zwei Gastfreunde einander feindselig gegenüber¬<lb/> standen? Und sollte eine Frau wie Gräfin Sibylle, eine so große Dame, eine<lb/> so scharfsinnige und geistreiche Persönlichkeit, sich vollständig irren oder ohne<lb/> ganz triftigen Grund jemanden verdächtige», der ihr doch offenbar nichts zu<lb/> Leide gethan hatte?</p><lb/> <p xml:id="ID_458"> Dazu kam noch die andre Aufgabe, welche ihm bevorstand. Er mußte in<lb/> einer unverfänglichen Weise seiner Tochter gegenüber seine Absicht zu erkennen<lb/> geben, Altenschwerdts auf Wochen in das Schloß zu bitten.</p><lb/> <p xml:id="ID_459"> Baron Sextus liebte die Umschweife nicht. Er hatte nicht die Natur, um<lb/> einen heißen Brei vorsichtig herumgehen. Das fühlte er deutlich, als er sich<lb/> heute Morgen zum zweiten Frühstück begab, wo er mit seiner Tochter zusammen¬<lb/> zutreffen pflegte und wo er die obschwebenden Angelegenheiten zur Besprechung<lb/> bringen wollte.</p><lb/> <p xml:id="ID_460" next="#ID_461"> Freilich, was Eberhardt betraf, so gab es da wohl kaum eine Schwierig¬<lb/> keit. Im Gegenteil, Dorothea würde ganz die Person sein, dachte er, die ihm</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0111]
Die Grafen von Altenschwerdt.
wohl tändeln mit den Musen, aber seine Liebe zu der in der Welt angesehenen
Stellung des Beamten war doch stärker als seine übrigen Neigungen. Er steckte
in ererbten Anschauungen wie in einem kostbaren Sammetkleide, das nur im
Salon ohne Beschädigung getragen werden kann.
So hörte er denn bald mit gehorsamer Aufmerksamkeit seiner Mutter zu,
welche ihm von neuem die Notwendigkeit und die unermeßlichen Vorteile seiner
Verbindung mit Dorothea darlegte und ihm sagte, daß sie mit dem Baron einen
lungern Besuch in Schloß Eichhausen verabredet habe. Baron Sextus, so er¬
zählte sie, wollte in den nächsten Tagen eine förmliche Einladung an sie er¬
gehen lassen und fortfahren, Dorothea gegenüber die anzuknüpfende Freundschaft
als eine vom Zufall geleitete hinzustellen. Sie schloß hieran die Ermahnung,
Dietrich möge alles daran setzen, vollständig ihrem Plan gemäß zu handeln,
und Dietrich war wirklich hierzu entschlossen.
So kamen sie in völliger Einigkeit wieder in Fischbeck an, aber Dietrich
stieg mit Kopfschmerzen aus, in großer Sehnsucht, sich in Annas liebenswür¬
diger Gesellschaft von dieser angreifenden Partie zu erholen.
Neunzehntes Uapitel.
Baron Sextus verlebte keine sehr angenehme Nacht. Zunächst konnte er nicht
einschlafen, weil ihm die Bilder der heutigen Gesellschaft zu lebhaft vorschwebten,
und dann wachte er schon vor Tagesgrauen wieder auf, weil ihm die fatale
Enthüllung der Gräfin hinsichtlich Eberhcirdts auf den Nerven lag. Der ritter¬
liche alte Herr war geneigt, die Gastfreundschaft im Sinne der vielbclvbten
Araberscheikhs aufzufassen. Die Ehre des Hausfreundes war ihm heilig. Aber
wie wurde die Sache, wenn zwei Gastfreunde einander feindselig gegenüber¬
standen? Und sollte eine Frau wie Gräfin Sibylle, eine so große Dame, eine
so scharfsinnige und geistreiche Persönlichkeit, sich vollständig irren oder ohne
ganz triftigen Grund jemanden verdächtige», der ihr doch offenbar nichts zu
Leide gethan hatte?
Dazu kam noch die andre Aufgabe, welche ihm bevorstand. Er mußte in
einer unverfänglichen Weise seiner Tochter gegenüber seine Absicht zu erkennen
geben, Altenschwerdts auf Wochen in das Schloß zu bitten.
Baron Sextus liebte die Umschweife nicht. Er hatte nicht die Natur, um
einen heißen Brei vorsichtig herumgehen. Das fühlte er deutlich, als er sich
heute Morgen zum zweiten Frühstück begab, wo er mit seiner Tochter zusammen¬
zutreffen pflegte und wo er die obschwebenden Angelegenheiten zur Besprechung
bringen wollte.
Freilich, was Eberhardt betraf, so gab es da wohl kaum eine Schwierig¬
keit. Im Gegenteil, Dorothea würde ganz die Person sein, dachte er, die ihm
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |