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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Erstes Quartal.

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Kohlensteuer.

so ergiebt sich für sämtliche Dampfkessel ein Arbeitsvermögen von rund 1610 000
Pferden.

Der thatsächliche Verbrauch an Steinkohlen zur Erzeugung einer eine
Stunde laug arbeitenden Pferdekrnft bewegt sich innerhalb sehr weiter Grenze",
je nachdem derselbe in Betracht gezogen wird in Bezug auf Kessel von großer
oder geringerer VerdampfnngSfäyigkeit, unter sachkundiger oder unverständiger
Bedienung und auf Dampfmaschinen von großer oder kleiner Kraftleistung,
höherer oder niederer Admissionsspannnng, mit oder ohne Kondensation, unter
sorgfältiger oder mangelhafter Adjüstirung u. f. w. Unter Voraussetzung einer
Steinkohle von mittlerem Heizwert stellt sich der stündliche Kohlenverbranch sür
eine Pferdekraft bei einer mit einem Kessel vorzüglicher Verdauipfuugsfähigkeit
arbeitenden, gut unterhaltenen Dampfmaschine von über 100 Pferdekräften, nach
dem Reeeiver-Compound-System ausgeführt, auf höchstens ein Kilogramm, wo¬
gegen derselben bei einer von einem minder verdampfungsfähigen Kessel ge¬
speisten einfachen Hochdruckmaschine von etwa 10 Pferdekräften, unter nicht ganz
normaler Adjüstirung und AbWartung, ans 8 bis 10 Kilogramm steigen kann.
Erwägt man nun, daß das durchschnittliche Kaliber der im Jahre 1879 vor¬
handenen 54 631 Dampfmaschinen gemäß der statistischen Daten auf 25 Pferde¬
kräfte beziffert werden kann, daß ferner nur ein verschwindender Teil derselbe"
dem oben bezeichneten, am ökonomischste" arbeitenden Compoundsystem, der
größte Teil dagegen dem am wenigsten ausgiebigen einfachen Hochdrucksystem
nugehörte, und daß in Betreff des Grades der Dampferzeugung, sowie der Ad-
jüstirung und Wartung nicht mehr als Mittelmäßigkeit angenommen werden
kann, so darf der thatsächliche Dnrchschnittsverbrauch pro Pferdekraft und Stunde
auf etwa 6^ Kilogramm Steinkohle beziffert werden. Unter Zugrundelegung
dieser Zahl ergiebt sich bei 300 Tagen mit je 10sen"digcr Arbeitsdauer el"
Jahresverbrauch von 1610 000x3000x6^ 5. Millionen Kilo-
gram":, und da bei Berücksichtigung eines durchschnittlichen Frachtaufschlages
der Durchschnittspreis der Kohlen mit 0,9 Pfennig pro Kilogramm jedenfalls
nicht zu hoch gegriffen sein dürfte, so stellt sich in jenen: Totalverbranch eine
Jahresallsgabe von 289 800 000 Mark dar.

Um nun beurteilen zu können, wieviel von dieser Ausgabe absolut not¬
wendig und wieviel davon als verschleudert zu betrachten ist, wolle man sich
folgendes vergegenwärtigen: 1. daß eine 7^fache Verdampfung als eine mittel¬
mäßige Leistung unsrer nach bewährten Grundsätze" angelegten und geheizten
Dampfkessel zu bezeichnen ist, das heißt, daß in denselben mit je einem Kilogramm
verbrannter Kohle 7,5 Kilogramm Dampf erzeugt werde" kann; 2. daß el"
Maximalverbrauch von 10 Kilogramm Dampf pro Pferdekmfc und Stunde bei
einer nach dem Receiver-Compvnnd - System gebauten Dampfmaschine von
25 Pferdekräften so sicher erreichbar ist, daß keiner misrer besser" Maschinen-
fabrikanten Anstand nimmt, denselben zu garantiren.


Kohlensteuer.

so ergiebt sich für sämtliche Dampfkessel ein Arbeitsvermögen von rund 1610 000
Pferden.

Der thatsächliche Verbrauch an Steinkohlen zur Erzeugung einer eine
Stunde laug arbeitenden Pferdekrnft bewegt sich innerhalb sehr weiter Grenze»,
je nachdem derselbe in Betracht gezogen wird in Bezug auf Kessel von großer
oder geringerer VerdampfnngSfäyigkeit, unter sachkundiger oder unverständiger
Bedienung und auf Dampfmaschinen von großer oder kleiner Kraftleistung,
höherer oder niederer Admissionsspannnng, mit oder ohne Kondensation, unter
sorgfältiger oder mangelhafter Adjüstirung u. f. w. Unter Voraussetzung einer
Steinkohle von mittlerem Heizwert stellt sich der stündliche Kohlenverbranch sür
eine Pferdekraft bei einer mit einem Kessel vorzüglicher Verdauipfuugsfähigkeit
arbeitenden, gut unterhaltenen Dampfmaschine von über 100 Pferdekräften, nach
dem Reeeiver-Compound-System ausgeführt, auf höchstens ein Kilogramm, wo¬
gegen derselben bei einer von einem minder verdampfungsfähigen Kessel ge¬
speisten einfachen Hochdruckmaschine von etwa 10 Pferdekräften, unter nicht ganz
normaler Adjüstirung und AbWartung, ans 8 bis 10 Kilogramm steigen kann.
Erwägt man nun, daß das durchschnittliche Kaliber der im Jahre 1879 vor¬
handenen 54 631 Dampfmaschinen gemäß der statistischen Daten auf 25 Pferde¬
kräfte beziffert werden kann, daß ferner nur ein verschwindender Teil derselbe»
dem oben bezeichneten, am ökonomischste» arbeitenden Compoundsystem, der
größte Teil dagegen dem am wenigsten ausgiebigen einfachen Hochdrucksystem
nugehörte, und daß in Betreff des Grades der Dampferzeugung, sowie der Ad-
jüstirung und Wartung nicht mehr als Mittelmäßigkeit angenommen werden
kann, so darf der thatsächliche Dnrchschnittsverbrauch pro Pferdekraft und Stunde
auf etwa 6^ Kilogramm Steinkohle beziffert werden. Unter Zugrundelegung
dieser Zahl ergiebt sich bei 300 Tagen mit je 10sen»digcr Arbeitsdauer el»
Jahresverbrauch von 1610 000x3000x6^ 5. Millionen Kilo-
gram»:, und da bei Berücksichtigung eines durchschnittlichen Frachtaufschlages
der Durchschnittspreis der Kohlen mit 0,9 Pfennig pro Kilogramm jedenfalls
nicht zu hoch gegriffen sein dürfte, so stellt sich in jenen: Totalverbranch eine
Jahresallsgabe von 289 800 000 Mark dar.

Um nun beurteilen zu können, wieviel von dieser Ausgabe absolut not¬
wendig und wieviel davon als verschleudert zu betrachten ist, wolle man sich
folgendes vergegenwärtigen: 1. daß eine 7^fache Verdampfung als eine mittel¬
mäßige Leistung unsrer nach bewährten Grundsätze» angelegten und geheizten
Dampfkessel zu bezeichnen ist, das heißt, daß in denselben mit je einem Kilogramm
verbrannter Kohle 7,5 Kilogramm Dampf erzeugt werde» kann; 2. daß el»
Maximalverbrauch von 10 Kilogramm Dampf pro Pferdekmfc und Stunde bei
einer nach dem Receiver-Compvnnd - System gebauten Dampfmaschine von
25 Pferdekräften so sicher erreichbar ist, daß keiner misrer besser» Maschinen-
fabrikanten Anstand nimmt, denselben zu garantiren.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_151310/79>, abgerufen am 23.07.2024.