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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Erstes Quartal.

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Ein franzSfischer Kriegsminister.

Wortlaut hat: ^'snMAs og. x^roth Ä'lioiinsur, Ah us k"irs s,nouv sssg-i as
tuits, ä'suvo^ör se Ah rsosvoir ass oorrssxonÄMvss uni^usmsnt psr l's.utorits'
militg-irs, se Ah ri'sdussi su Mvuns mMsrs Ah 1s, xsrimssion, ^u'on in'g.
Avril^s, Ah eiroulsr librsinent. Aauh Iss krontisrss an'ein in'iinxssörÄ.

General Thibaudin hat in der kurzen Zeit seiner Ministerherrlichkeit bereits
mehrfach Gelegenheit gefunden, höhere Offiziere mit strengen Arreststrafen zu
belegen, und mochte das Vergehen nun darin bestehen, daß hochverräterischer
Weise ein für den Begräbnistag Gambettas angesetzter Ball nicht abgesagt
worden war, oder in ähnlichen mit der innern Verwaltung der Armee in aller-
unmittelbarster Beziehung stehenden Vergehen und Unterlassungen, stets wird
bei der Bestrafung die Notwendigkeit einer straffen Handhabung der Disziplin
betont!

Der parlamentarische Feldzug des neuen Ministers, auf den in Frankreich
noch höheres Gewicht gelegt werden muß als andrer Orten, ist der Rede des
Herzogs von Audiffret-Pasquier gegenüber mit einem sogenannten Erfolge in
Szene gesetzt worden. Doch hat die Kammer den neuen Armeereorganisations-
entwurf, welcher in der Beschaffung andrer Uniformen für die Infanterie gipfelte,
dem General mit dem Bemerken zurückgegeben, daß er den Schnitt der Waffen¬
röcke innerhalb der etatsmäßigen Mittel selbst bestimmen möge, und im Senate
hat der Minister einen Zwischenruf des Barons Lareinty bisher nicht beantwortet.
Der genannte Herr soll nämlich in seiner Wißbegierde sich zu der Frage ver¬
stiegen haben, was der Kriegsminister mit einem Offiziere anfangen würde, der
das gegebene Ehrenwort nicht gehalten hätte. Außer dem Minister scheinen
indeß noch andre Personen im Sitzungssaale des Senats nicht mit besonders
scharfen Sinneswerkzeugen begnadigt zu sein, wenigstens ist der parlamentarische
Zwischenfall auf Anordnung des Präsidenten nicht in das Sitzungsprotokoll
eingetragen worden, weil das Bureau ihn nicht gehört hat.

Wir sollten meinen, daß solche Dinge in Verbindung mit der Sprache
mancher, auch rein militärischer Blätter völlig hinreichend seien, um einem Minister
die Erwägung nahe zu legen, sich von dem gefahrvollen Posten wieder zurück¬
zuziehen. Herr Thibaudin aber scheint festzustehen, und wir freuen uns dessen
und hoffen, daß diejenigen seiner Kollegen, welche den Zeitungsberichten zufolge
ihn nicht ungern scheiden sehen würden, nicht das Oberwasser bekommen werden.
Abgesehen von der Unannehmlichkeit, welche für die nach Frankreich kommandirten
vaterländischen Offiziere der persönliche Verkehr mit dem entwichenen Kriegs¬
gefangenen notwendigerweise im Gefolge haben muß, können die Deutschen nichts
mehr wünschen, als die möglichst lange Dauer eines Kriegsministeriums Thibaudin.
Denn wie ein republikanisches Frankreich anscheinend von sämtlichen Staats¬
formen die beste Gewähr bietet für den von aller Welt gewünschten Frieden,
so muß ein Mann von der Vergangenheit des Generals Thibaudin auf die
französische Armee, in deren Reihen zahlreiche politische Parteianschauuugen


Ein franzSfischer Kriegsminister.

Wortlaut hat: ^'snMAs og. x^roth Ä'lioiinsur, Ah us k»irs s,nouv sssg-i as
tuits, ä'suvo^ör se Ah rsosvoir ass oorrssxonÄMvss uni^usmsnt psr l's.utorits'
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Avril^s, Ah eiroulsr librsinent. Aauh Iss krontisrss an'ein in'iinxssörÄ.

General Thibaudin hat in der kurzen Zeit seiner Ministerherrlichkeit bereits
mehrfach Gelegenheit gefunden, höhere Offiziere mit strengen Arreststrafen zu
belegen, und mochte das Vergehen nun darin bestehen, daß hochverräterischer
Weise ein für den Begräbnistag Gambettas angesetzter Ball nicht abgesagt
worden war, oder in ähnlichen mit der innern Verwaltung der Armee in aller-
unmittelbarster Beziehung stehenden Vergehen und Unterlassungen, stets wird
bei der Bestrafung die Notwendigkeit einer straffen Handhabung der Disziplin
betont!

Der parlamentarische Feldzug des neuen Ministers, auf den in Frankreich
noch höheres Gewicht gelegt werden muß als andrer Orten, ist der Rede des
Herzogs von Audiffret-Pasquier gegenüber mit einem sogenannten Erfolge in
Szene gesetzt worden. Doch hat die Kammer den neuen Armeereorganisations-
entwurf, welcher in der Beschaffung andrer Uniformen für die Infanterie gipfelte,
dem General mit dem Bemerken zurückgegeben, daß er den Schnitt der Waffen¬
röcke innerhalb der etatsmäßigen Mittel selbst bestimmen möge, und im Senate
hat der Minister einen Zwischenruf des Barons Lareinty bisher nicht beantwortet.
Der genannte Herr soll nämlich in seiner Wißbegierde sich zu der Frage ver¬
stiegen haben, was der Kriegsminister mit einem Offiziere anfangen würde, der
das gegebene Ehrenwort nicht gehalten hätte. Außer dem Minister scheinen
indeß noch andre Personen im Sitzungssaale des Senats nicht mit besonders
scharfen Sinneswerkzeugen begnadigt zu sein, wenigstens ist der parlamentarische
Zwischenfall auf Anordnung des Präsidenten nicht in das Sitzungsprotokoll
eingetragen worden, weil das Bureau ihn nicht gehört hat.

Wir sollten meinen, daß solche Dinge in Verbindung mit der Sprache
mancher, auch rein militärischer Blätter völlig hinreichend seien, um einem Minister
die Erwägung nahe zu legen, sich von dem gefahrvollen Posten wieder zurück¬
zuziehen. Herr Thibaudin aber scheint festzustehen, und wir freuen uns dessen
und hoffen, daß diejenigen seiner Kollegen, welche den Zeitungsberichten zufolge
ihn nicht ungern scheiden sehen würden, nicht das Oberwasser bekommen werden.
Abgesehen von der Unannehmlichkeit, welche für die nach Frankreich kommandirten
vaterländischen Offiziere der persönliche Verkehr mit dem entwichenen Kriegs¬
gefangenen notwendigerweise im Gefolge haben muß, können die Deutschen nichts
mehr wünschen, als die möglichst lange Dauer eines Kriegsministeriums Thibaudin.
Denn wie ein republikanisches Frankreich anscheinend von sämtlichen Staats¬
formen die beste Gewähr bietet für den von aller Welt gewünschten Frieden,
so muß ein Mann von der Vergangenheit des Generals Thibaudin auf die
französische Armee, in deren Reihen zahlreiche politische Parteianschauuugen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_151310/612>, abgerufen am 23.07.2024.