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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Erstes Quartal.

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ermöglichen, sonder" mich infolge seines hohen Nährwertes die ganze Art der
Ernährung unsers deutschen Volkes auf einen höhern Standpunkt stellen.

Die aus frischem Rindfleisch gewonnene (Arms purs, enthält den Haupt-
nährstoff, das Eiweiß, in der außerordentlichen Menge von 73 Prozent, wäh¬
rend frisches Ochsenfleisch davon gewöhnlich nur 23--25 Prozent enthält. Zur
Darstellung von 1 Kilogramm Fleischpulver, dessen Preis 2 Mark 50 Pfennige
nicht überschreiten soll, sind 6--6 Kilogramm frisches Fleisch erforderlich,
sodaß nach Abzug von Fett und Knochen, wenn man den Durchschnittspreis
für 1 Kilogramm Fleisch mit 1 Mark 20 Pfennigen berechnet, der Preis des
Fleischmehles dem Nährwerte frischen Fleisches gegenüber sich um etwa 160
Prozent billiger stellen würde. Eingehende Versuche, welche über einen Zeit¬
raum von sechs Jahren ausgedehnt worden sind, haben die fast unbeschränkte
Haltbarkeit des Präparates erwiesen! dabei ist dasselbe leicht, nimmt wenig
Raum ein, ist in der einfachsten Umhüllung aufzubewahren und zu transpor-
tiren, läßt sich leicht in die kleinsten Portionen ableiten und verleiht, ganz wie
das Fleischextrakt, den Speisen einen kräftigen Wohlgeschmack, während es ihnen
zugleich den vollen Nährwert des Fleisches zuführt. Das Fleischmehl ist in
heißem Wasser leicht löslich und kann einfach in dieser Form den Speisen zu¬
gesetzt werden; doch werden auch in Form von Tafeln gemischte Konserven der
verschiedensten Art hergestellt.

Gelehrte und Volkswirte haben dem Fleischmehl in Bezug auf seine Güte
wie seine volkswirtschaftliche Bedeutung wohlwollende Beurteilung zu Teil werden
lassen, und in der That scheint dasselbe nach praktischen Versuchen allen An¬
forderungen zu entsprechen, die berechtigter Weise an eine Fleischkonserve gestellt
werden können. Im bürgerlichen Haushalte wird es zur Erhöhung des Wohl¬
geschmacks und Steigerung des Nährwertes bei vielen Speisen der sorgsamen
Hausfrau willkommen sein. Auch auf die Verbesserung der täglichen Mann¬
schaftskost in der Armee, auf die Festsetzung und Bereitstellung der sogenannten
eisernen Portion im Kriege, auf die Verproviantirung von Festungen und
Schiffen wird es möglicherweise großen Einfluß gewinnen. Vor allen Dingen
aber scheint das Fleischmehl berufen zu sein, eine vorläufig in ihrer Ausdeh¬
nung und ihren Folgen noch garnicht zu übersehende Veränderung und Ver¬
besserung der Ernährungsverhältnisse des deutschen Arbeiters, des ländlichen
wie des industriellen, zu bewirken. In dieser Beziehung hat der eine Woche
lang durchgeführte Versuch, das Fleischmehl in der Küche eines Arbeiters zu
benutzen, das erfreuliche Resultat geliefert, daß unter Verdoppelung und Ver¬
dreifachung des Nährwertcs neben erhöhter Abwechslung sich der Geschmack der
gebotenen Speisen wesentlich verbesserte, während der Preis der Portion sich
nur um zwei Pfennige erhöhte. Es erscheint überflüssig, dieser Thatsache
weitere Schlußfolgerungen anzureihen, sie ergebe" sich von selbst.


Lsrne pur».

ermöglichen, sonder» mich infolge seines hohen Nährwertes die ganze Art der
Ernährung unsers deutschen Volkes auf einen höhern Standpunkt stellen.

Die aus frischem Rindfleisch gewonnene (Arms purs, enthält den Haupt-
nährstoff, das Eiweiß, in der außerordentlichen Menge von 73 Prozent, wäh¬
rend frisches Ochsenfleisch davon gewöhnlich nur 23—25 Prozent enthält. Zur
Darstellung von 1 Kilogramm Fleischpulver, dessen Preis 2 Mark 50 Pfennige
nicht überschreiten soll, sind 6—6 Kilogramm frisches Fleisch erforderlich,
sodaß nach Abzug von Fett und Knochen, wenn man den Durchschnittspreis
für 1 Kilogramm Fleisch mit 1 Mark 20 Pfennigen berechnet, der Preis des
Fleischmehles dem Nährwerte frischen Fleisches gegenüber sich um etwa 160
Prozent billiger stellen würde. Eingehende Versuche, welche über einen Zeit¬
raum von sechs Jahren ausgedehnt worden sind, haben die fast unbeschränkte
Haltbarkeit des Präparates erwiesen! dabei ist dasselbe leicht, nimmt wenig
Raum ein, ist in der einfachsten Umhüllung aufzubewahren und zu transpor-
tiren, läßt sich leicht in die kleinsten Portionen ableiten und verleiht, ganz wie
das Fleischextrakt, den Speisen einen kräftigen Wohlgeschmack, während es ihnen
zugleich den vollen Nährwert des Fleisches zuführt. Das Fleischmehl ist in
heißem Wasser leicht löslich und kann einfach in dieser Form den Speisen zu¬
gesetzt werden; doch werden auch in Form von Tafeln gemischte Konserven der
verschiedensten Art hergestellt.

Gelehrte und Volkswirte haben dem Fleischmehl in Bezug auf seine Güte
wie seine volkswirtschaftliche Bedeutung wohlwollende Beurteilung zu Teil werden
lassen, und in der That scheint dasselbe nach praktischen Versuchen allen An¬
forderungen zu entsprechen, die berechtigter Weise an eine Fleischkonserve gestellt
werden können. Im bürgerlichen Haushalte wird es zur Erhöhung des Wohl¬
geschmacks und Steigerung des Nährwertes bei vielen Speisen der sorgsamen
Hausfrau willkommen sein. Auch auf die Verbesserung der täglichen Mann¬
schaftskost in der Armee, auf die Festsetzung und Bereitstellung der sogenannten
eisernen Portion im Kriege, auf die Verproviantirung von Festungen und
Schiffen wird es möglicherweise großen Einfluß gewinnen. Vor allen Dingen
aber scheint das Fleischmehl berufen zu sein, eine vorläufig in ihrer Ausdeh¬
nung und ihren Folgen noch garnicht zu übersehende Veränderung und Ver¬
besserung der Ernährungsverhältnisse des deutschen Arbeiters, des ländlichen
wie des industriellen, zu bewirken. In dieser Beziehung hat der eine Woche
lang durchgeführte Versuch, das Fleischmehl in der Küche eines Arbeiters zu
benutzen, das erfreuliche Resultat geliefert, daß unter Verdoppelung und Ver¬
dreifachung des Nährwertcs neben erhöhter Abwechslung sich der Geschmack der
gebotenen Speisen wesentlich verbesserte, während der Preis der Portion sich
nur um zwei Pfennige erhöhte. Es erscheint überflüssig, dieser Thatsache
weitere Schlußfolgerungen anzureihen, sie ergebe« sich von selbst.


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[0570] Lsrne pur». ermöglichen, sonder» mich infolge seines hohen Nährwertes die ganze Art der Ernährung unsers deutschen Volkes auf einen höhern Standpunkt stellen. Die aus frischem Rindfleisch gewonnene (Arms purs, enthält den Haupt- nährstoff, das Eiweiß, in der außerordentlichen Menge von 73 Prozent, wäh¬ rend frisches Ochsenfleisch davon gewöhnlich nur 23—25 Prozent enthält. Zur Darstellung von 1 Kilogramm Fleischpulver, dessen Preis 2 Mark 50 Pfennige nicht überschreiten soll, sind 6—6 Kilogramm frisches Fleisch erforderlich, sodaß nach Abzug von Fett und Knochen, wenn man den Durchschnittspreis für 1 Kilogramm Fleisch mit 1 Mark 20 Pfennigen berechnet, der Preis des Fleischmehles dem Nährwerte frischen Fleisches gegenüber sich um etwa 160 Prozent billiger stellen würde. Eingehende Versuche, welche über einen Zeit¬ raum von sechs Jahren ausgedehnt worden sind, haben die fast unbeschränkte Haltbarkeit des Präparates erwiesen! dabei ist dasselbe leicht, nimmt wenig Raum ein, ist in der einfachsten Umhüllung aufzubewahren und zu transpor- tiren, läßt sich leicht in die kleinsten Portionen ableiten und verleiht, ganz wie das Fleischextrakt, den Speisen einen kräftigen Wohlgeschmack, während es ihnen zugleich den vollen Nährwert des Fleisches zuführt. Das Fleischmehl ist in heißem Wasser leicht löslich und kann einfach in dieser Form den Speisen zu¬ gesetzt werden; doch werden auch in Form von Tafeln gemischte Konserven der verschiedensten Art hergestellt. Gelehrte und Volkswirte haben dem Fleischmehl in Bezug auf seine Güte wie seine volkswirtschaftliche Bedeutung wohlwollende Beurteilung zu Teil werden lassen, und in der That scheint dasselbe nach praktischen Versuchen allen An¬ forderungen zu entsprechen, die berechtigter Weise an eine Fleischkonserve gestellt werden können. Im bürgerlichen Haushalte wird es zur Erhöhung des Wohl¬ geschmacks und Steigerung des Nährwertes bei vielen Speisen der sorgsamen Hausfrau willkommen sein. Auch auf die Verbesserung der täglichen Mann¬ schaftskost in der Armee, auf die Festsetzung und Bereitstellung der sogenannten eisernen Portion im Kriege, auf die Verproviantirung von Festungen und Schiffen wird es möglicherweise großen Einfluß gewinnen. Vor allen Dingen aber scheint das Fleischmehl berufen zu sein, eine vorläufig in ihrer Ausdeh¬ nung und ihren Folgen noch garnicht zu übersehende Veränderung und Ver¬ besserung der Ernährungsverhältnisse des deutschen Arbeiters, des ländlichen wie des industriellen, zu bewirken. In dieser Beziehung hat der eine Woche lang durchgeführte Versuch, das Fleischmehl in der Küche eines Arbeiters zu benutzen, das erfreuliche Resultat geliefert, daß unter Verdoppelung und Ver¬ dreifachung des Nährwertcs neben erhöhter Abwechslung sich der Geschmack der gebotenen Speisen wesentlich verbesserte, während der Preis der Portion sich nur um zwei Pfennige erhöhte. Es erscheint überflüssig, dieser Thatsache weitere Schlußfolgerungen anzureihen, sie ergebe« sich von selbst.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_151310/570>, abgerufen am 25.08.2024.