Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Erstes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite
Lin neuer Rommenwr zu Goethes Gedichte".

wenn die Kolumnen durch Fußnoten veranstaltet würde". Von einer solchen
Liebhabcransgabe ist aber doch die vorliegende, wenn sie mich besser ausgestattet
ist als die erste "Hempclausgabe," die ja, was Armseligkeit des Äußern betraf,
gleich hinter der Neclamschen stand, noch weit entfernt. Es ist eine gewöhnliche
gute Ausgabe zum Studium, in der die Anmerkungen recht gut hätten unterm
Texte bleiben können. Jedenfalls ist das fortwährende Vor- und Zurückschlagen
eine Erschwernis beim Studium, die durch die übersichtlichste typographische Ein¬
richtung der Anmerkungen selbst wieder ausgeglichen werden müßte. Für eine
solche ist aber hier nicht im geringsten gesorgt. Vor allen Dingen sind die
Anmerkungen zu verschiednen Versen immer in der Zeile fortgedruckt. Nie ist
durch einen Gedankenstrich oder gar durch eine neue Zeile die eine Anmerkung
von der andern getrennt. Wer also z. V. den Kommentar zur sechsten "Römischen
Elegie" aufschlägt, wird dort in folgender Weise belehrt: "V. 126 u. 127 die
Falconieri und Albcmi nur nach Römischen Familiennamen, ohne persönliche
Beziehungen. Ostia V. 128 außerhalb, die aus-dro toiriAn" innerhalb Roms am
Quirinal. Der Rotstrumpf V. 130 vom Kardinal, der Violetstrumpf vou den
nächstfolgenden geistlichen Würdenträgern, den päpstlichen Prälaten. Die hier
V. 118 und V. 139 eingestreuten individuellen Züge nur zur Belebung der Dar¬
stellung, wie vorher V. 41 und später V. 174, 305, 308 und 353. Das Bild
V. 144 wie in Ovids Herolden (Lx. XVII): Nomina roosus xs-ron. sM-zg.
rMöäit Ma, und Goethes "Flamme der Wahrheit durch Schulasche zugedeckt"
(Bd. XXXVI, 342, 1. Ausg.). Einige Stellen der 6, Elegie hatte Schiller als
erklärungsbedürftig bezeichnet (Goethe an ihn den 17. Mai 1795)." Zu "Alexis
und Dom" sehen die Erläuterungen so aus: "V. 3 die Delphine, die Tümmler
des Theokrit, auch im ersten Absatz der Reise der Söhne des Megaprazon, aus
eigner Anschauung (Ital. Reise vom 1. April u. 15. Mai 1787). V. 31 Amor
ohne Binde, wie im Besuch (Thl. II). V. 48 in "Trost in Thränen": die
Sterne, die begehrt man nicht. V. 52 vergl. "Terpsichore" von Hermann und
Dorothea: "die Wand war gefallen, die unsere Höfe geschieden." V. 77 Aus
Torbole schreibt Goethe den 12. Sept. 1786: "Hier traf ich die Weißen kleinen
Feigen als gemeine Frucht." V. 96 des Zeus Donner zum Zeugnis nach
V. 110-112; dazu V. 150. In V. 102, einige der "Sachen, die noch gar
nicht seien von einem Sterblichen ausgesprochen worden" (nach Schillers Brief
Ur. 183)" u. s. w.

Unwillkürlich wird sich der Leser an den Kopf greifen und sagen: Das ist
ja ein wahrer Fitz, wer soll sich da hineinfinden? So sehen aber alle Loeperschen
Anmerkungen aus, eine wie die andre, und es ist in der That eine Qual, sich
da etwas herauszusuchen.

Einigermaßen erträglich würde diese Art der Anordnung geworden sein,
wenn sich Loeper wenigstens der typographischen Hilfsmittelchen des gesperrten
Druckes und der Anführungszeichen bedient hätte. Wir lieben im allgemeinen


Lin neuer Rommenwr zu Goethes Gedichte».

wenn die Kolumnen durch Fußnoten veranstaltet würde». Von einer solchen
Liebhabcransgabe ist aber doch die vorliegende, wenn sie mich besser ausgestattet
ist als die erste „Hempclausgabe," die ja, was Armseligkeit des Äußern betraf,
gleich hinter der Neclamschen stand, noch weit entfernt. Es ist eine gewöhnliche
gute Ausgabe zum Studium, in der die Anmerkungen recht gut hätten unterm
Texte bleiben können. Jedenfalls ist das fortwährende Vor- und Zurückschlagen
eine Erschwernis beim Studium, die durch die übersichtlichste typographische Ein¬
richtung der Anmerkungen selbst wieder ausgeglichen werden müßte. Für eine
solche ist aber hier nicht im geringsten gesorgt. Vor allen Dingen sind die
Anmerkungen zu verschiednen Versen immer in der Zeile fortgedruckt. Nie ist
durch einen Gedankenstrich oder gar durch eine neue Zeile die eine Anmerkung
von der andern getrennt. Wer also z. V. den Kommentar zur sechsten „Römischen
Elegie" aufschlägt, wird dort in folgender Weise belehrt: „V. 126 u. 127 die
Falconieri und Albcmi nur nach Römischen Familiennamen, ohne persönliche
Beziehungen. Ostia V. 128 außerhalb, die aus-dro toiriAn« innerhalb Roms am
Quirinal. Der Rotstrumpf V. 130 vom Kardinal, der Violetstrumpf vou den
nächstfolgenden geistlichen Würdenträgern, den päpstlichen Prälaten. Die hier
V. 118 und V. 139 eingestreuten individuellen Züge nur zur Belebung der Dar¬
stellung, wie vorher V. 41 und später V. 174, 305, 308 und 353. Das Bild
V. 144 wie in Ovids Herolden (Lx. XVII): Nomina roosus xs-ron. sM-zg.
rMöäit Ma, und Goethes »Flamme der Wahrheit durch Schulasche zugedeckt«
(Bd. XXXVI, 342, 1. Ausg.). Einige Stellen der 6, Elegie hatte Schiller als
erklärungsbedürftig bezeichnet (Goethe an ihn den 17. Mai 1795)." Zu „Alexis
und Dom" sehen die Erläuterungen so aus: „V. 3 die Delphine, die Tümmler
des Theokrit, auch im ersten Absatz der Reise der Söhne des Megaprazon, aus
eigner Anschauung (Ital. Reise vom 1. April u. 15. Mai 1787). V. 31 Amor
ohne Binde, wie im Besuch (Thl. II). V. 48 in »Trost in Thränen«: die
Sterne, die begehrt man nicht. V. 52 vergl. »Terpsichore« von Hermann und
Dorothea: »die Wand war gefallen, die unsere Höfe geschieden.« V. 77 Aus
Torbole schreibt Goethe den 12. Sept. 1786: »Hier traf ich die Weißen kleinen
Feigen als gemeine Frucht.« V. 96 des Zeus Donner zum Zeugnis nach
V. 110-112; dazu V. 150. In V. 102, einige der »Sachen, die noch gar
nicht seien von einem Sterblichen ausgesprochen worden« (nach Schillers Brief
Ur. 183)" u. s. w.

Unwillkürlich wird sich der Leser an den Kopf greifen und sagen: Das ist
ja ein wahrer Fitz, wer soll sich da hineinfinden? So sehen aber alle Loeperschen
Anmerkungen aus, eine wie die andre, und es ist in der That eine Qual, sich
da etwas herauszusuchen.

Einigermaßen erträglich würde diese Art der Anordnung geworden sein,
wenn sich Loeper wenigstens der typographischen Hilfsmittelchen des gesperrten
Druckes und der Anführungszeichen bedient hätte. Wir lieben im allgemeinen


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0516" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/152342"/>
          <fw type="header" place="top"> Lin neuer Rommenwr zu Goethes Gedichte».</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_1951" prev="#ID_1950"> wenn die Kolumnen durch Fußnoten veranstaltet würde». Von einer solchen<lb/>
Liebhabcransgabe ist aber doch die vorliegende, wenn sie mich besser ausgestattet<lb/>
ist als die erste &#x201E;Hempclausgabe," die ja, was Armseligkeit des Äußern betraf,<lb/>
gleich hinter der Neclamschen stand, noch weit entfernt. Es ist eine gewöhnliche<lb/>
gute Ausgabe zum Studium, in der die Anmerkungen recht gut hätten unterm<lb/>
Texte bleiben können. Jedenfalls ist das fortwährende Vor- und Zurückschlagen<lb/>
eine Erschwernis beim Studium, die durch die übersichtlichste typographische Ein¬<lb/>
richtung der Anmerkungen selbst wieder ausgeglichen werden müßte. Für eine<lb/>
solche ist aber hier nicht im geringsten gesorgt. Vor allen Dingen sind die<lb/>
Anmerkungen zu verschiednen Versen immer in der Zeile fortgedruckt. Nie ist<lb/>
durch einen Gedankenstrich oder gar durch eine neue Zeile die eine Anmerkung<lb/>
von der andern getrennt. Wer also z. V. den Kommentar zur sechsten &#x201E;Römischen<lb/>
Elegie" aufschlägt, wird dort in folgender Weise belehrt: &#x201E;V. 126 u. 127 die<lb/>
Falconieri und Albcmi nur nach Römischen Familiennamen, ohne persönliche<lb/>
Beziehungen. Ostia V. 128 außerhalb, die aus-dro toiriAn« innerhalb Roms am<lb/>
Quirinal. Der Rotstrumpf V. 130 vom Kardinal, der Violetstrumpf vou den<lb/>
nächstfolgenden geistlichen Würdenträgern, den päpstlichen Prälaten. Die hier<lb/>
V. 118 und V. 139 eingestreuten individuellen Züge nur zur Belebung der Dar¬<lb/>
stellung, wie vorher V. 41 und später V. 174, 305, 308 und 353. Das Bild<lb/>
V. 144 wie in Ovids Herolden (Lx. XVII): Nomina roosus xs-ron. sM-zg.<lb/>
rMöäit Ma, und Goethes »Flamme der Wahrheit durch Schulasche zugedeckt«<lb/>
(Bd. XXXVI, 342, 1. Ausg.). Einige Stellen der 6, Elegie hatte Schiller als<lb/>
erklärungsbedürftig bezeichnet (Goethe an ihn den 17. Mai 1795)." Zu &#x201E;Alexis<lb/>
und Dom" sehen die Erläuterungen so aus: &#x201E;V. 3 die Delphine, die Tümmler<lb/>
des Theokrit, auch im ersten Absatz der Reise der Söhne des Megaprazon, aus<lb/>
eigner Anschauung (Ital. Reise vom 1. April u. 15. Mai 1787). V. 31 Amor<lb/>
ohne Binde, wie im Besuch (Thl. II). V. 48 in »Trost in Thränen«: die<lb/>
Sterne, die begehrt man nicht. V. 52 vergl. »Terpsichore« von Hermann und<lb/>
Dorothea: »die Wand war gefallen, die unsere Höfe geschieden.« V. 77 Aus<lb/>
Torbole schreibt Goethe den 12. Sept. 1786: »Hier traf ich die Weißen kleinen<lb/>
Feigen als gemeine Frucht.« V. 96 des Zeus Donner zum Zeugnis nach<lb/>
V. 110-112; dazu V. 150. In V. 102, einige der »Sachen, die noch gar<lb/>
nicht seien von einem Sterblichen ausgesprochen worden« (nach Schillers Brief<lb/>
Ur. 183)" u. s. w.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1952"> Unwillkürlich wird sich der Leser an den Kopf greifen und sagen: Das ist<lb/>
ja ein wahrer Fitz, wer soll sich da hineinfinden? So sehen aber alle Loeperschen<lb/>
Anmerkungen aus, eine wie die andre, und es ist in der That eine Qual, sich<lb/>
da etwas herauszusuchen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1953" next="#ID_1954"> Einigermaßen erträglich würde diese Art der Anordnung geworden sein,<lb/>
wenn sich Loeper wenigstens der typographischen Hilfsmittelchen des gesperrten<lb/>
Druckes und der Anführungszeichen bedient hätte. Wir lieben im allgemeinen</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0516] Lin neuer Rommenwr zu Goethes Gedichte». wenn die Kolumnen durch Fußnoten veranstaltet würde». Von einer solchen Liebhabcransgabe ist aber doch die vorliegende, wenn sie mich besser ausgestattet ist als die erste „Hempclausgabe," die ja, was Armseligkeit des Äußern betraf, gleich hinter der Neclamschen stand, noch weit entfernt. Es ist eine gewöhnliche gute Ausgabe zum Studium, in der die Anmerkungen recht gut hätten unterm Texte bleiben können. Jedenfalls ist das fortwährende Vor- und Zurückschlagen eine Erschwernis beim Studium, die durch die übersichtlichste typographische Ein¬ richtung der Anmerkungen selbst wieder ausgeglichen werden müßte. Für eine solche ist aber hier nicht im geringsten gesorgt. Vor allen Dingen sind die Anmerkungen zu verschiednen Versen immer in der Zeile fortgedruckt. Nie ist durch einen Gedankenstrich oder gar durch eine neue Zeile die eine Anmerkung von der andern getrennt. Wer also z. V. den Kommentar zur sechsten „Römischen Elegie" aufschlägt, wird dort in folgender Weise belehrt: „V. 126 u. 127 die Falconieri und Albcmi nur nach Römischen Familiennamen, ohne persönliche Beziehungen. Ostia V. 128 außerhalb, die aus-dro toiriAn« innerhalb Roms am Quirinal. Der Rotstrumpf V. 130 vom Kardinal, der Violetstrumpf vou den nächstfolgenden geistlichen Würdenträgern, den päpstlichen Prälaten. Die hier V. 118 und V. 139 eingestreuten individuellen Züge nur zur Belebung der Dar¬ stellung, wie vorher V. 41 und später V. 174, 305, 308 und 353. Das Bild V. 144 wie in Ovids Herolden (Lx. XVII): Nomina roosus xs-ron. sM-zg. rMöäit Ma, und Goethes »Flamme der Wahrheit durch Schulasche zugedeckt« (Bd. XXXVI, 342, 1. Ausg.). Einige Stellen der 6, Elegie hatte Schiller als erklärungsbedürftig bezeichnet (Goethe an ihn den 17. Mai 1795)." Zu „Alexis und Dom" sehen die Erläuterungen so aus: „V. 3 die Delphine, die Tümmler des Theokrit, auch im ersten Absatz der Reise der Söhne des Megaprazon, aus eigner Anschauung (Ital. Reise vom 1. April u. 15. Mai 1787). V. 31 Amor ohne Binde, wie im Besuch (Thl. II). V. 48 in »Trost in Thränen«: die Sterne, die begehrt man nicht. V. 52 vergl. »Terpsichore« von Hermann und Dorothea: »die Wand war gefallen, die unsere Höfe geschieden.« V. 77 Aus Torbole schreibt Goethe den 12. Sept. 1786: »Hier traf ich die Weißen kleinen Feigen als gemeine Frucht.« V. 96 des Zeus Donner zum Zeugnis nach V. 110-112; dazu V. 150. In V. 102, einige der »Sachen, die noch gar nicht seien von einem Sterblichen ausgesprochen worden« (nach Schillers Brief Ur. 183)" u. s. w. Unwillkürlich wird sich der Leser an den Kopf greifen und sagen: Das ist ja ein wahrer Fitz, wer soll sich da hineinfinden? So sehen aber alle Loeperschen Anmerkungen aus, eine wie die andre, und es ist in der That eine Qual, sich da etwas herauszusuchen. Einigermaßen erträglich würde diese Art der Anordnung geworden sein, wenn sich Loeper wenigstens der typographischen Hilfsmittelchen des gesperrten Druckes und der Anführungszeichen bedient hätte. Wir lieben im allgemeinen

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_151310
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_151310/516
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_151310/516>, abgerufen am 23.07.2024.