Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Erstes Quartal.Treitschkes Deutsche Geschichte. das Recht der Bitten und Vorstellungen für Angelegenheiten ihrer provinziellen So weit war diese Angelegenheit in Aachen gediehen. Eine Wirkung der Einige Tage vor der Eröffnung derselben traf Metternich in Teplitz mit Es liegen uns über diesen Vorgang zwei Berichte Metternichs vom 30. Juli Treitschkes Deutsche Geschichte. das Recht der Bitten und Vorstellungen für Angelegenheiten ihrer provinziellen So weit war diese Angelegenheit in Aachen gediehen. Eine Wirkung der Einige Tage vor der Eröffnung derselben traf Metternich in Teplitz mit Es liegen uns über diesen Vorgang zwei Berichte Metternichs vom 30. Juli <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0248" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/151806"/> <fw type="header" place="top"> Treitschkes Deutsche Geschichte.</fw><lb/> <p xml:id="ID_807" prev="#ID_806"> das Recht der Bitten und Vorstellungen für Angelegenheiten ihrer provinziellen<lb/> Sphäre, sowie die Reparation der direkten Steuern zugewiesen werden; sollte<lb/> in der Folge eine „Zentralrepräsentation" nützlich oder unvermeidlich erscheinen,<lb/> so würde diese, schlägt die Denkschrift vor, etwa durch einen Ausschuß von je<lb/> drei Mitgliedern der einzelnen provinzialständischen Körperschaften zu bilden sein.<lb/> In seinem Begleitschreiben an Wittgenstein freilich fiigt Metternich hinzu, daß<lb/> dieser letztere Vorschlag einer „Zentraldeputation" ihm auch schon sehr bedenklich<lb/> erscheine, er stelle ihn nur auf aus Rücksicht auf das öffentliche Versprechen<lb/> des Königs, ohne dieses würden ihm bloße Provinzialstünde ohne jede zentrale<lb/> Vereinigung am angemessensten erscheinen.</p><lb/> <p xml:id="ID_808"> So weit war diese Angelegenheit in Aachen gediehen. Eine Wirkung der<lb/> Metternichschen Vorstellungen war in der Behandlung der Verfassungsfrage<lb/> zunächst in Berlin nicht zu bemerken; die Berufung Humboldts ins Ministerium<lb/> schien vielmehr eine günstige Wendung im Sinne der liberalen Erwartungen<lb/> anzudeuten. Im März 1819 erfolgte die Ermordung Kotzebues. Im August<lb/> trat auf Metternichs Veranstaltung der Karlsbader Konferenz zusammen, deren<lb/> Beschlüsse, wenn man sie so nennen will, den verhängnisvollen Umschwung in<lb/> Deutschland herbeiführten.</p><lb/> <p xml:id="ID_809"> Einige Tage vor der Eröffnung derselben traf Metternich in Teplitz mit<lb/> dem König Friedrich Wilhelm zusammen. Er war in der gehobensten Stimmung:<lb/> ^.ovo l'Mo as visu, j'ssvörs b^ters 1a rsvolutiov Allsmanäs, tont vomiruz j'^i<lb/> vAneu 1s oououLiNnt co monäs, schreibt der soi-äisg-ut Besieger Napoleons<lb/> an seine Gemahlin. Am 29. Juli fand zwischen ihm und dem König eine ge¬<lb/> heime Unterredung statt. Ich lasse hier bei Seite, welches die Resultate der¬<lb/> selben für die allgemeinen deutschen Angelegenheiten und für den gemeinsam zu<lb/> unternehmenden Repressionsfeldzug waren; sie rechtfertigten bekanntlich nur<lb/> allzusehr Metternichs enthusiastische Hoffnungen. Im Zusammenhange damit<lb/> aber stand nun auch ein erneutes Vorgehen in Bezug auf die preußische Ver¬<lb/> fassungsfrage, und dieses ist hier allein ins Auge zu fassen. Es kommt uns<lb/> für unsre Betrachtung lediglich auf die Frage an: Welche Forderung hat<lb/> Metternich in jener Teplitzer Konferenz, oder richtiger in den beiden Konferenzen,<lb/> die er mit dem Könige hatte (denn eine zweite Unterredung fand am 31. Juli<lb/> statt), in Bezug auf die preußische Verfassnngsangelcgenheit von Friedrich<lb/> Wilhelm gestellt?</p><lb/> <p xml:id="ID_810" next="#ID_811"> Es liegen uns über diesen Vorgang zwei Berichte Metternichs vom 30. Juli<lb/> und vom 1. August als einzige Quelle vor. Der erste derselben erzählt ein¬<lb/> gehend, meist in direkter Rede, den Verlauf der ersten Entrevue; der zweite<lb/> erwähnt die Konferenz vom 31. Juli nur vorübergehend und faßt vornehmlich<lb/> die allgemeinen Gesichtspunkte und Resultate zusammen. Diese Berichte sind in<lb/> Metternichs Papieren (III, 398 ff.) gedruckt. Metternich überreichte hierauf dem<lb/> König zu seiner weitern Information eine Denkschrift, welche leider nicht mehr</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0248]
Treitschkes Deutsche Geschichte.
das Recht der Bitten und Vorstellungen für Angelegenheiten ihrer provinziellen
Sphäre, sowie die Reparation der direkten Steuern zugewiesen werden; sollte
in der Folge eine „Zentralrepräsentation" nützlich oder unvermeidlich erscheinen,
so würde diese, schlägt die Denkschrift vor, etwa durch einen Ausschuß von je
drei Mitgliedern der einzelnen provinzialständischen Körperschaften zu bilden sein.
In seinem Begleitschreiben an Wittgenstein freilich fiigt Metternich hinzu, daß
dieser letztere Vorschlag einer „Zentraldeputation" ihm auch schon sehr bedenklich
erscheine, er stelle ihn nur auf aus Rücksicht auf das öffentliche Versprechen
des Königs, ohne dieses würden ihm bloße Provinzialstünde ohne jede zentrale
Vereinigung am angemessensten erscheinen.
So weit war diese Angelegenheit in Aachen gediehen. Eine Wirkung der
Metternichschen Vorstellungen war in der Behandlung der Verfassungsfrage
zunächst in Berlin nicht zu bemerken; die Berufung Humboldts ins Ministerium
schien vielmehr eine günstige Wendung im Sinne der liberalen Erwartungen
anzudeuten. Im März 1819 erfolgte die Ermordung Kotzebues. Im August
trat auf Metternichs Veranstaltung der Karlsbader Konferenz zusammen, deren
Beschlüsse, wenn man sie so nennen will, den verhängnisvollen Umschwung in
Deutschland herbeiführten.
Einige Tage vor der Eröffnung derselben traf Metternich in Teplitz mit
dem König Friedrich Wilhelm zusammen. Er war in der gehobensten Stimmung:
^.ovo l'Mo as visu, j'ssvörs b^ters 1a rsvolutiov Allsmanäs, tont vomiruz j'^i
vAneu 1s oououLiNnt co monäs, schreibt der soi-äisg-ut Besieger Napoleons
an seine Gemahlin. Am 29. Juli fand zwischen ihm und dem König eine ge¬
heime Unterredung statt. Ich lasse hier bei Seite, welches die Resultate der¬
selben für die allgemeinen deutschen Angelegenheiten und für den gemeinsam zu
unternehmenden Repressionsfeldzug waren; sie rechtfertigten bekanntlich nur
allzusehr Metternichs enthusiastische Hoffnungen. Im Zusammenhange damit
aber stand nun auch ein erneutes Vorgehen in Bezug auf die preußische Ver¬
fassungsfrage, und dieses ist hier allein ins Auge zu fassen. Es kommt uns
für unsre Betrachtung lediglich auf die Frage an: Welche Forderung hat
Metternich in jener Teplitzer Konferenz, oder richtiger in den beiden Konferenzen,
die er mit dem Könige hatte (denn eine zweite Unterredung fand am 31. Juli
statt), in Bezug auf die preußische Verfassnngsangelcgenheit von Friedrich
Wilhelm gestellt?
Es liegen uns über diesen Vorgang zwei Berichte Metternichs vom 30. Juli
und vom 1. August als einzige Quelle vor. Der erste derselben erzählt ein¬
gehend, meist in direkter Rede, den Verlauf der ersten Entrevue; der zweite
erwähnt die Konferenz vom 31. Juli nur vorübergehend und faßt vornehmlich
die allgemeinen Gesichtspunkte und Resultate zusammen. Diese Berichte sind in
Metternichs Papieren (III, 398 ff.) gedruckt. Metternich überreichte hierauf dem
König zu seiner weitern Information eine Denkschrift, welche leider nicht mehr
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