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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Erstes Quartal.

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Die deutschen Rriegervcrcme,

und Reich stärken und beleben. Im Falle eines Krieges stellt sich der Krieger-
bnnd dem Staate im Sinne der Genfer Konvention zur Verfügung, und wäh¬
rend friedlicher Zeit sieht er einen hervorragenden Teil seiner Thätigkeit in der
Unterstützung von alten und notleidenden Bundesangchörigen, sei es durch
einmalige oder fortlaufende Geldspenden an die Mitglieder oder durch Ge¬
währung von sterbe-, Begräbnis- und Ansstattungsgelderu an deren An¬
gehörige.

Im ganzen haben sich der Organisation des Kriegcrbundes bis jetzt 1546
Vereine angeschlossen, und die täglich wachsende Mitgliederzahl betrügt in runder
Summe 120 000. Es ist hier nicht der Ort, ans die innere Gliederung des
Bundes näher einzugehen, welche sich im allgemeinen an die Bildung der
Landwehrl'ezirke im Reiche anschließen soll. Der Sitz des Bundes befindet sich
in der Reichshauptstadt, und das eigentliche Leben desselben pulsirt in dem
jährlich zu Ostern oder Pfingsten, und zwar jedesmal an einem andern Orte
zusammentretende" Abgevrdncteutage, auf welchem Delegirte der angeschlossenen
Vereine über sämtliche gemeinschaftlichen Angelegenheiten beraten.

Seine ethischen Ziele verfolgt der Bund dnrch eine Wochenschrift, die
"Parole," welche bereits in ihren siebenten Jahrgang eingetreten ist; in neuester
Zeit geht auch die Idee eines Anschlusses an das Zentralkomitee des Roten
Kreuzes ihrer Verwirklichung entgegen. Zur Förderung der materiellen Zwecke
aber erhebt der Bund von den verbündeten Vereinen und den ihnen betretenden
Einzelmitglieder" Beitrittsgclder und Jahresbeiträge. Diese sind sehr gering
bemessen und ermöglichen auch dem ärmsten Manne die Teilnahme. Das Bei¬
trittsgeld beträgt für jeden Verein zwischen 3 und 15 Mark, für einen aus
mehreren Einzelvereinen zusammengesetzten Verband 15 Mark, während an
Jahresbeiträgen jedes Mitglied, sofern der Verein an der Unterstützungskasse
des Bundes Teil nimmt, 20 Pfennig, im andern Falle gar nur 2 Pfennig
zu entrichten hat. Trotzdem hat der Bund während seines neunjährigen Be¬
stehens bis zum Jahre 1881 in runder Summe 43 000 Mark an Unterstützungen
für hilfsbedürftige Kameraden verwenden tonnen, und die Zahl der Gesuche,
welche abgelehnt werden mußten, hat sich in erfreulicher Weise vermindert.
Die Bundeskasse ist daneben zu einem Bestände von etwa 37 000 Mark an¬
gewachsen. Ebenso haben die Sammlungen innerhalb des Kamcmdenkreises für
eine Stiftung "Zum ewigen Gedächtnis an das 70jährige Dienstjubiläum
Sr. Majestät des Kaisers Wilhelms am 1. Januar 1877" einen inzwischen auf
mehr als das doppelte angewachsenen Grundstock von 5000 Mark ergebe", und
die vom Kaiser genehmigte "Kaiser Wilhelm- und Kaiserin Augusta- goldene
Hvchzcitsstiftung" besitzt'ein Kapital von etwa 58 000 Mark. Die Zinsen
beider Fonds werden zu Unterstützungen an mittellose Witwen und An¬
gehörige von Bundesmitgliedern verwendet. Verschiedne Einrichtungen, Ab¬
kommen mit Industriellen u. dergl. sind geeignet, den Bundesmitgliedern manche


Die deutschen Rriegervcrcme,

und Reich stärken und beleben. Im Falle eines Krieges stellt sich der Krieger-
bnnd dem Staate im Sinne der Genfer Konvention zur Verfügung, und wäh¬
rend friedlicher Zeit sieht er einen hervorragenden Teil seiner Thätigkeit in der
Unterstützung von alten und notleidenden Bundesangchörigen, sei es durch
einmalige oder fortlaufende Geldspenden an die Mitglieder oder durch Ge¬
währung von sterbe-, Begräbnis- und Ansstattungsgelderu an deren An¬
gehörige.

Im ganzen haben sich der Organisation des Kriegcrbundes bis jetzt 1546
Vereine angeschlossen, und die täglich wachsende Mitgliederzahl betrügt in runder
Summe 120 000. Es ist hier nicht der Ort, ans die innere Gliederung des
Bundes näher einzugehen, welche sich im allgemeinen an die Bildung der
Landwehrl'ezirke im Reiche anschließen soll. Der Sitz des Bundes befindet sich
in der Reichshauptstadt, und das eigentliche Leben desselben pulsirt in dem
jährlich zu Ostern oder Pfingsten, und zwar jedesmal an einem andern Orte
zusammentretende» Abgevrdncteutage, auf welchem Delegirte der angeschlossenen
Vereine über sämtliche gemeinschaftlichen Angelegenheiten beraten.

Seine ethischen Ziele verfolgt der Bund dnrch eine Wochenschrift, die
„Parole," welche bereits in ihren siebenten Jahrgang eingetreten ist; in neuester
Zeit geht auch die Idee eines Anschlusses an das Zentralkomitee des Roten
Kreuzes ihrer Verwirklichung entgegen. Zur Förderung der materiellen Zwecke
aber erhebt der Bund von den verbündeten Vereinen und den ihnen betretenden
Einzelmitglieder» Beitrittsgclder und Jahresbeiträge. Diese sind sehr gering
bemessen und ermöglichen auch dem ärmsten Manne die Teilnahme. Das Bei¬
trittsgeld beträgt für jeden Verein zwischen 3 und 15 Mark, für einen aus
mehreren Einzelvereinen zusammengesetzten Verband 15 Mark, während an
Jahresbeiträgen jedes Mitglied, sofern der Verein an der Unterstützungskasse
des Bundes Teil nimmt, 20 Pfennig, im andern Falle gar nur 2 Pfennig
zu entrichten hat. Trotzdem hat der Bund während seines neunjährigen Be¬
stehens bis zum Jahre 1881 in runder Summe 43 000 Mark an Unterstützungen
für hilfsbedürftige Kameraden verwenden tonnen, und die Zahl der Gesuche,
welche abgelehnt werden mußten, hat sich in erfreulicher Weise vermindert.
Die Bundeskasse ist daneben zu einem Bestände von etwa 37 000 Mark an¬
gewachsen. Ebenso haben die Sammlungen innerhalb des Kamcmdenkreises für
eine Stiftung „Zum ewigen Gedächtnis an das 70jährige Dienstjubiläum
Sr. Majestät des Kaisers Wilhelms am 1. Januar 1877" einen inzwischen auf
mehr als das doppelte angewachsenen Grundstock von 5000 Mark ergebe», und
die vom Kaiser genehmigte „Kaiser Wilhelm- und Kaiserin Augusta- goldene
Hvchzcitsstiftung" besitzt'ein Kapital von etwa 58 000 Mark. Die Zinsen
beider Fonds werden zu Unterstützungen an mittellose Witwen und An¬
gehörige von Bundesmitgliedern verwendet. Verschiedne Einrichtungen, Ab¬
kommen mit Industriellen u. dergl. sind geeignet, den Bundesmitgliedern manche


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[0203] Die deutschen Rriegervcrcme, und Reich stärken und beleben. Im Falle eines Krieges stellt sich der Krieger- bnnd dem Staate im Sinne der Genfer Konvention zur Verfügung, und wäh¬ rend friedlicher Zeit sieht er einen hervorragenden Teil seiner Thätigkeit in der Unterstützung von alten und notleidenden Bundesangchörigen, sei es durch einmalige oder fortlaufende Geldspenden an die Mitglieder oder durch Ge¬ währung von sterbe-, Begräbnis- und Ansstattungsgelderu an deren An¬ gehörige. Im ganzen haben sich der Organisation des Kriegcrbundes bis jetzt 1546 Vereine angeschlossen, und die täglich wachsende Mitgliederzahl betrügt in runder Summe 120 000. Es ist hier nicht der Ort, ans die innere Gliederung des Bundes näher einzugehen, welche sich im allgemeinen an die Bildung der Landwehrl'ezirke im Reiche anschließen soll. Der Sitz des Bundes befindet sich in der Reichshauptstadt, und das eigentliche Leben desselben pulsirt in dem jährlich zu Ostern oder Pfingsten, und zwar jedesmal an einem andern Orte zusammentretende» Abgevrdncteutage, auf welchem Delegirte der angeschlossenen Vereine über sämtliche gemeinschaftlichen Angelegenheiten beraten. Seine ethischen Ziele verfolgt der Bund dnrch eine Wochenschrift, die „Parole," welche bereits in ihren siebenten Jahrgang eingetreten ist; in neuester Zeit geht auch die Idee eines Anschlusses an das Zentralkomitee des Roten Kreuzes ihrer Verwirklichung entgegen. Zur Förderung der materiellen Zwecke aber erhebt der Bund von den verbündeten Vereinen und den ihnen betretenden Einzelmitglieder» Beitrittsgclder und Jahresbeiträge. Diese sind sehr gering bemessen und ermöglichen auch dem ärmsten Manne die Teilnahme. Das Bei¬ trittsgeld beträgt für jeden Verein zwischen 3 und 15 Mark, für einen aus mehreren Einzelvereinen zusammengesetzten Verband 15 Mark, während an Jahresbeiträgen jedes Mitglied, sofern der Verein an der Unterstützungskasse des Bundes Teil nimmt, 20 Pfennig, im andern Falle gar nur 2 Pfennig zu entrichten hat. Trotzdem hat der Bund während seines neunjährigen Be¬ stehens bis zum Jahre 1881 in runder Summe 43 000 Mark an Unterstützungen für hilfsbedürftige Kameraden verwenden tonnen, und die Zahl der Gesuche, welche abgelehnt werden mußten, hat sich in erfreulicher Weise vermindert. Die Bundeskasse ist daneben zu einem Bestände von etwa 37 000 Mark an¬ gewachsen. Ebenso haben die Sammlungen innerhalb des Kamcmdenkreises für eine Stiftung „Zum ewigen Gedächtnis an das 70jährige Dienstjubiläum Sr. Majestät des Kaisers Wilhelms am 1. Januar 1877" einen inzwischen auf mehr als das doppelte angewachsenen Grundstock von 5000 Mark ergebe», und die vom Kaiser genehmigte „Kaiser Wilhelm- und Kaiserin Augusta- goldene Hvchzcitsstiftung" besitzt'ein Kapital von etwa 58 000 Mark. Die Zinsen beider Fonds werden zu Unterstützungen an mittellose Witwen und An¬ gehörige von Bundesmitgliedern verwendet. Verschiedne Einrichtungen, Ab¬ kommen mit Industriellen u. dergl. sind geeignet, den Bundesmitgliedern manche

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_151310/203>, abgerufen am 23.07.2024.