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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Erstes Quartal.

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Der zweite Pariser Arach.

Diese Umwälzung füllt mit dem Eintritt Rothschilds in Frankreich zu¬
sammen; Rothschild erscheint als das zersetzende Element für das französische
Finanzwesen seit seinem Auftreten auf französischem Boden.

Wären wir fatalistisch gesinnt, so möchten wir wohl diese zersetzende Thätig¬
keit als eine schicksalbestimmte Aufgabe jenes Fmanzbegriffes bezeichnen. Denn
schon das erste Auftreten des Namens Rothschild in der Finanzgeschichte über-


Das Defizit erscheint ausgeglichen und die Einnahmen sind sogar auf 726 000 000 Franks
gehoben durch "auswärtige Einnahmen." Die öffentliche Schuld erfordert wenig über
10 Prozent der gesamten Staatsausgaben, während allerdings Krieg und Marine etwa
50 Prozent in Anspruch nehmen. Die direkten Steuern bez. die Grundsteuern spielen noch
die Hauptrolle bei den ordentlichen Einnahmen. Aber schon im Jahre 1829 betrug die
Ausgabe für die öffentliche Schuld 248 Will. Franks und war auf 26 Prozent der gesamten
Staatsausgaben gestiegen. Im Jahre I8S6 war der Bedarf für die öffentliche Schuld weiter
gestiegen auf 455 Millionen Franks, sodaß sie nun nahezu 30 Prozent der gesamten Staats-
ausgaben erreichte. Endlich gestaltete sich das Budget von 1881 folgendermaßen in der
Einnahme:
Grundsteuern174 300 000 Fr.
Personal- und Mobiliarsteuern61717S00 ,.
Thür- und Fenstersteuern42 556 500 "
Gewerbesteuern102 230 300 "
Mahngebühren594 000 "
Güter der toten HandS 240 000 "
Bergbau-Abgaben2 200 000 "
Gebühren der Verwaltung13 967 000 "
Enrcgistrement, Stempel693 983 000 "
Domänen und Forsten53 802 600 "
Zölle592 715 000 "
Salzsteuer17 971000
Judirekte Steuern968 644 600 ,,
Post und Telegraph137 500 000 "
llcoerschüsse80 609 400 "
Verschiedene kleinere Einkünfte151464269 "
2 763 203 789 Fr.;
Ausgabe:
Oeffentliche Schuld und Dotationen1 243 567 908 Fr.
Finanzen203 770 813 ,.
Justiz34 547 442 "
Äußeres13 726 800 "
Inneres und Kultus (einhebt. Algerien)140 705 571 "
Posten und Telegraphen111 014509 "
Krieg570 280 085 "
Marine und Kolonien196 236 101 "
Unterricht und schöne Künste71 997 276 "
Ackerbau und Handel35 275 709 "
Oeffentliche Arbeiten141 358 603 "
2 762 480 817 Fr.
Bei einer Steigerung des ordentlichen Budgets im Jahre 1881 auf das vierfache von 1804
ist also die Ausgabe für die öffentliche Schuld um mehr als das siebzehnfache gestiegen
und beträgt jetzt bereits mehr als 45 Prozent der gesamten Staatsausgaben Frankreichs.
Das Kriegsbudget sogar, daß im Jahre 1804 fast das vierfache der öffentlichen Schuld be¬
anspruchte, hat es nur wenig über die Verdoppelung gebracht und beträgt gegenwärtig bei
weitem uoch nicht die Hälfte des Erfordernisses für die Staatsschuld!
Der zweite Pariser Arach.

Diese Umwälzung füllt mit dem Eintritt Rothschilds in Frankreich zu¬
sammen; Rothschild erscheint als das zersetzende Element für das französische
Finanzwesen seit seinem Auftreten auf französischem Boden.

Wären wir fatalistisch gesinnt, so möchten wir wohl diese zersetzende Thätig¬
keit als eine schicksalbestimmte Aufgabe jenes Fmanzbegriffes bezeichnen. Denn
schon das erste Auftreten des Namens Rothschild in der Finanzgeschichte über-


Das Defizit erscheint ausgeglichen und die Einnahmen sind sogar auf 726 000 000 Franks
gehoben durch „auswärtige Einnahmen." Die öffentliche Schuld erfordert wenig über
10 Prozent der gesamten Staatsausgaben, während allerdings Krieg und Marine etwa
50 Prozent in Anspruch nehmen. Die direkten Steuern bez. die Grundsteuern spielen noch
die Hauptrolle bei den ordentlichen Einnahmen. Aber schon im Jahre 1829 betrug die
Ausgabe für die öffentliche Schuld 248 Will. Franks und war auf 26 Prozent der gesamten
Staatsausgaben gestiegen. Im Jahre I8S6 war der Bedarf für die öffentliche Schuld weiter
gestiegen auf 455 Millionen Franks, sodaß sie nun nahezu 30 Prozent der gesamten Staats-
ausgaben erreichte. Endlich gestaltete sich das Budget von 1881 folgendermaßen in der
Einnahme:
Grundsteuern174 300 000 Fr.
Personal- und Mobiliarsteuern61717S00 ,.
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Enrcgistrement, Stempel693 983 000 „
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Judirekte Steuern968 644 600 ,,
Post und Telegraph137 500 000 „
llcoerschüsse80 609 400 „
Verschiedene kleinere Einkünfte151464269 „
2 763 203 789 Fr.;
Ausgabe:
Oeffentliche Schuld und Dotationen1 243 567 908 Fr.
Finanzen203 770 813 ,.
Justiz34 547 442 „
Äußeres13 726 800 „
Inneres und Kultus (einhebt. Algerien)140 705 571 „
Posten und Telegraphen111 014509 „
Krieg570 280 085 „
Marine und Kolonien196 236 101 „
Unterricht und schöne Künste71 997 276 „
Ackerbau und Handel35 275 709 „
Oeffentliche Arbeiten141 358 603 „
2 762 480 817 Fr.
Bei einer Steigerung des ordentlichen Budgets im Jahre 1881 auf das vierfache von 1804
ist also die Ausgabe für die öffentliche Schuld um mehr als das siebzehnfache gestiegen
und beträgt jetzt bereits mehr als 45 Prozent der gesamten Staatsausgaben Frankreichs.
Das Kriegsbudget sogar, daß im Jahre 1804 fast das vierfache der öffentlichen Schuld be¬
anspruchte, hat es nur wenig über die Verdoppelung gebracht und beträgt gegenwärtig bei
weitem uoch nicht die Hälfte des Erfordernisses für die Staatsschuld!
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[0194] Der zweite Pariser Arach. Diese Umwälzung füllt mit dem Eintritt Rothschilds in Frankreich zu¬ sammen; Rothschild erscheint als das zersetzende Element für das französische Finanzwesen seit seinem Auftreten auf französischem Boden. Wären wir fatalistisch gesinnt, so möchten wir wohl diese zersetzende Thätig¬ keit als eine schicksalbestimmte Aufgabe jenes Fmanzbegriffes bezeichnen. Denn schon das erste Auftreten des Namens Rothschild in der Finanzgeschichte über- Das Defizit erscheint ausgeglichen und die Einnahmen sind sogar auf 726 000 000 Franks gehoben durch „auswärtige Einnahmen." Die öffentliche Schuld erfordert wenig über 10 Prozent der gesamten Staatsausgaben, während allerdings Krieg und Marine etwa 50 Prozent in Anspruch nehmen. Die direkten Steuern bez. die Grundsteuern spielen noch die Hauptrolle bei den ordentlichen Einnahmen. Aber schon im Jahre 1829 betrug die Ausgabe für die öffentliche Schuld 248 Will. Franks und war auf 26 Prozent der gesamten Staatsausgaben gestiegen. Im Jahre I8S6 war der Bedarf für die öffentliche Schuld weiter gestiegen auf 455 Millionen Franks, sodaß sie nun nahezu 30 Prozent der gesamten Staats- ausgaben erreichte. Endlich gestaltete sich das Budget von 1881 folgendermaßen in der Einnahme: Grundsteuern174 300 000 Fr. Personal- und Mobiliarsteuern61717S00 ,. Thür- und Fenstersteuern42 556 500 „ Gewerbesteuern102 230 300 „ Mahngebühren594 000 „ Güter der toten HandS 240 000 „ Bergbau-Abgaben2 200 000 „ Gebühren der Verwaltung13 967 000 „ Enrcgistrement, Stempel693 983 000 „ Domänen und Forsten53 802 600 „ Zölle592 715 000 „ Salzsteuer17 971000 Judirekte Steuern968 644 600 ,, Post und Telegraph137 500 000 „ llcoerschüsse80 609 400 „ Verschiedene kleinere Einkünfte151464269 „ 2 763 203 789 Fr.; Ausgabe: Oeffentliche Schuld und Dotationen1 243 567 908 Fr. Finanzen203 770 813 ,. Justiz34 547 442 „ Äußeres13 726 800 „ Inneres und Kultus (einhebt. Algerien)140 705 571 „ Posten und Telegraphen111 014509 „ Krieg570 280 085 „ Marine und Kolonien196 236 101 „ Unterricht und schöne Künste71 997 276 „ Ackerbau und Handel35 275 709 „ Oeffentliche Arbeiten141 358 603 „ 2 762 480 817 Fr. Bei einer Steigerung des ordentlichen Budgets im Jahre 1881 auf das vierfache von 1804 ist also die Ausgabe für die öffentliche Schuld um mehr als das siebzehnfache gestiegen und beträgt jetzt bereits mehr als 45 Prozent der gesamten Staatsausgaben Frankreichs. Das Kriegsbudget sogar, daß im Jahre 1804 fast das vierfache der öffentlichen Schuld be¬ anspruchte, hat es nur wenig über die Verdoppelung gebracht und beträgt gegenwärtig bei weitem uoch nicht die Hälfte des Erfordernisses für die Staatsschuld!

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_151310/194>, abgerufen am 25.08.2024.