Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal.Literatur. Vergleichende Zahlen und Bilder zur Reichssteuersrage in ihrer Zweckbeziehung z" der Finanzlage der Gemeinden in Preuszeu. Zum allgemeinen Gebrauch auf Grund amtlicher Quellen ausgearbeitet von Philipp Gerstscldt. Leipzig. Ott" Wicgand, 1881. Seit dem Entstehen des norddeutschen Bundes und wiederum seit der Gründung Literatur. Vergleichende Zahlen und Bilder zur Reichssteuersrage in ihrer Zweckbeziehung z» der Finanzlage der Gemeinden in Preuszeu. Zum allgemeinen Gebrauch auf Grund amtlicher Quellen ausgearbeitet von Philipp Gerstscldt. Leipzig. Ott» Wicgand, 1881. Seit dem Entstehen des norddeutschen Bundes und wiederum seit der Gründung <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0063" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/86184"/> </div> </div> <div n="1"> <head> Literatur.</head><lb/> <div n="2"> <head> Vergleichende Zahlen und Bilder zur Reichssteuersrage in ihrer Zweckbeziehung<lb/> z» der Finanzlage der Gemeinden in Preuszeu. Zum allgemeinen Gebrauch auf Grund<lb/> amtlicher Quellen ausgearbeitet von Philipp Gerstscldt. Leipzig. Ott» Wicgand, 1881.</head><lb/> <p xml:id="ID_229" next="#ID_230"> Seit dem Entstehen des norddeutschen Bundes und wiederum seit der Gründung<lb/> des deutschen Reiches ist die ganze innere Politik desselben fast ausschließlich Steuer-<lb/> und Finanzpolitik. Der Kanzler hatte stets die Absicht, die Zölle und Verbrauchs¬<lb/> steuern so ertragsfähig zu machen, daß der Bedarf des Reiches ohne Zuschuß der<lb/> Einzelstaaten gedeckt werden könnte. Der Reichstag aber hatte von Anfang an<lb/> entschiedene Abneigung gegen indirekte Steuern. Der Krieg und in seinem Ge¬<lb/> folge die reiche Kriegsentschädigung und der gesteigerte Ertrag der Verbrauchs¬<lb/> steuern während der wirtschaftlichen Blüte der Jahre 70—73 verscheuchte alle<lb/> finanzwirtschaftlichen Sorgen, bis 1S75 das Stcuerproblem wieder auf der Tages¬<lb/> ordnung erschien. Der Kanzler sprach sich jetzt für ein reines Finanzzollsystem<lb/> aus, fand aber im Reichstage keine Zustimmung. Die Folge war, daß er seinen<lb/> Finanzplan nun erweiterte und nicht nnr die Matrikularbeitrcige zu beseitigen, sondern<lb/> auch noch den Staate,, mit Ueberschüssen unter die Arme zu greifen gedachte, damit<lb/> diese wiederum den namentlich in Preußen von Jahr zu Jahr steigenden Klagen<lb/> über zunehmende Belastung durch direkte Staats- und Gemeindesteuern zu be¬<lb/> schwichtigen imstande wären. Auf diese Weise kam es zu dem Zolltarif von 1879.<lb/> der aber als eine endgiltige Regelung der Finanz- und Steuerfrage „och nicht an¬<lb/> gesehen werden darf. Betreffs der Gemeindesteuern kann er noch keine Besserung<lb/> herbeiführen. Leider ist das Material zur Beurteilung der Finanzvcrhältnissc in<lb/> den Gemeinden vollständig nur in Preußen vorhanden. Dort haben im Jahre<lb/> 1877 statistische Erhebungen stattgefunden, durch welche die Finanzzustände im<lb/> Jahre 1876 für jede einzelne der 157 Städte mit über 10 000 Einwohnern<lb/> mit einer bisher unerreichten Vollständigkeit, für die übrigen Städte und Land¬<lb/> gemeinden summarisch ermittelt worden sind. Veröffentlicht wurde dies Material<lb/> durch den Geheimen Obcrregierungsrat L. Herrfurth 1878 und 1879 (Zeitschrift<lb/> des königl. preuß. statistischen Bureaus nebst Ergänzungsheft). Aus diesem im<lb/> Verein mit der in, Ergänzungsheft von 1880 veröffentlichten „Finanzstatistik der<lb/> Kreise des preußischen Staates" läßt sich ein einigermaßen vollständiges Bild vou<lb/> der Belastung für örtliche Zwecke herstellen. Von der Überzeugung ausgehend,<lb/> »daß eine Verbreitung der Kenntnisse lokaler Finanzverhältnisse den weiter,, Gang<lb/> der Rcichssteuerfragc und ihre glückliche Lösung wesentlich fördern könne," hat<lb/> nun Gerstfeldt die vorliegenden tabellarischen Übersichten und graphischen Skizzen<lb/> veröffentlicht. Er will auch durch diese Schrift wie durch seine frühern für das<lb/> englische System der indirekten Besteuerung eintreten, d. h. für das System der<lb/> wenigen, aber ertragreichen indirekten Steuern auf Luxusartikel der großen Masse,<lb/> wie Tabak. Kaffee. Bier, Branntwein, Zucker, unter Aufhebung der Salzabgaben,<lb/> Getreidezölle und einiger andern indirekten Abgaben, die in der That gerade die<lb/> Armut belasten. Die Quellen und die Methoden der Bearbeitung des Materials<lb/> sind überall angegeben, wodurch Kontrole und tieferes Eingehen ermöglicht wird.<lb/> Die graphischen Skizzen gewähren über die Hauptergebnisse eine überraschend de<<lb/> queue Übersicht und erleichtern in hohe», Maße die Benutzung des Werkes. Wir</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0063]
Literatur.
Vergleichende Zahlen und Bilder zur Reichssteuersrage in ihrer Zweckbeziehung
z» der Finanzlage der Gemeinden in Preuszeu. Zum allgemeinen Gebrauch auf Grund
amtlicher Quellen ausgearbeitet von Philipp Gerstscldt. Leipzig. Ott» Wicgand, 1881.
Seit dem Entstehen des norddeutschen Bundes und wiederum seit der Gründung
des deutschen Reiches ist die ganze innere Politik desselben fast ausschließlich Steuer-
und Finanzpolitik. Der Kanzler hatte stets die Absicht, die Zölle und Verbrauchs¬
steuern so ertragsfähig zu machen, daß der Bedarf des Reiches ohne Zuschuß der
Einzelstaaten gedeckt werden könnte. Der Reichstag aber hatte von Anfang an
entschiedene Abneigung gegen indirekte Steuern. Der Krieg und in seinem Ge¬
folge die reiche Kriegsentschädigung und der gesteigerte Ertrag der Verbrauchs¬
steuern während der wirtschaftlichen Blüte der Jahre 70—73 verscheuchte alle
finanzwirtschaftlichen Sorgen, bis 1S75 das Stcuerproblem wieder auf der Tages¬
ordnung erschien. Der Kanzler sprach sich jetzt für ein reines Finanzzollsystem
aus, fand aber im Reichstage keine Zustimmung. Die Folge war, daß er seinen
Finanzplan nun erweiterte und nicht nnr die Matrikularbeitrcige zu beseitigen, sondern
auch noch den Staate,, mit Ueberschüssen unter die Arme zu greifen gedachte, damit
diese wiederum den namentlich in Preußen von Jahr zu Jahr steigenden Klagen
über zunehmende Belastung durch direkte Staats- und Gemeindesteuern zu be¬
schwichtigen imstande wären. Auf diese Weise kam es zu dem Zolltarif von 1879.
der aber als eine endgiltige Regelung der Finanz- und Steuerfrage „och nicht an¬
gesehen werden darf. Betreffs der Gemeindesteuern kann er noch keine Besserung
herbeiführen. Leider ist das Material zur Beurteilung der Finanzvcrhältnissc in
den Gemeinden vollständig nur in Preußen vorhanden. Dort haben im Jahre
1877 statistische Erhebungen stattgefunden, durch welche die Finanzzustände im
Jahre 1876 für jede einzelne der 157 Städte mit über 10 000 Einwohnern
mit einer bisher unerreichten Vollständigkeit, für die übrigen Städte und Land¬
gemeinden summarisch ermittelt worden sind. Veröffentlicht wurde dies Material
durch den Geheimen Obcrregierungsrat L. Herrfurth 1878 und 1879 (Zeitschrift
des königl. preuß. statistischen Bureaus nebst Ergänzungsheft). Aus diesem im
Verein mit der in, Ergänzungsheft von 1880 veröffentlichten „Finanzstatistik der
Kreise des preußischen Staates" läßt sich ein einigermaßen vollständiges Bild vou
der Belastung für örtliche Zwecke herstellen. Von der Überzeugung ausgehend,
»daß eine Verbreitung der Kenntnisse lokaler Finanzverhältnisse den weiter,, Gang
der Rcichssteuerfragc und ihre glückliche Lösung wesentlich fördern könne," hat
nun Gerstfeldt die vorliegenden tabellarischen Übersichten und graphischen Skizzen
veröffentlicht. Er will auch durch diese Schrift wie durch seine frühern für das
englische System der indirekten Besteuerung eintreten, d. h. für das System der
wenigen, aber ertragreichen indirekten Steuern auf Luxusartikel der großen Masse,
wie Tabak. Kaffee. Bier, Branntwein, Zucker, unter Aufhebung der Salzabgaben,
Getreidezölle und einiger andern indirekten Abgaben, die in der That gerade die
Armut belasten. Die Quellen und die Methoden der Bearbeitung des Materials
sind überall angegeben, wodurch Kontrole und tieferes Eingehen ermöglicht wird.
Die graphischen Skizzen gewähren über die Hauptergebnisse eine überraschend de<
queue Übersicht und erleichtern in hohe», Maße die Benutzung des Werkes. Wir
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