Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal.Bakchen und Thyrsosträger. herzig und ganz ohne Kompromiß, wenn Sie das als Parlamentarier über sich Er zog Herrn Irrwisch bei dieser Frage abseits und kümmerte sich gar nicht Der kluge Rcichstagsabgeorduete, so vom alten Bankier gefragt, glaubte, Wenn ich ganz offen reden soll, sagte er deshalb, so muß ich allerdings Schon gut, unterbrach ihn der Bankier, ich ... . Erlauben Sie, fuhr Irrwisch fort, den alten Herrn an einem Komthurorden Er hielt inne, denn der Bankier ballte wüthend die Fünfte, und sein Gesicht Mir scheint, die Anlage des Hauses ist nicht ganz praktisch, fuhr Irrwisch Schicken Sie ihn doch einmal zu mir, sagte der Freiherr, ich will ihn Damit wandte er sich endlich den Damen Irrwisch zu und nahm mit säuer¬ Bakchen und Thyrsosträger. herzig und ganz ohne Kompromiß, wenn Sie das als Parlamentarier über sich Er zog Herrn Irrwisch bei dieser Frage abseits und kümmerte sich gar nicht Der kluge Rcichstagsabgeorduete, so vom alten Bankier gefragt, glaubte, Wenn ich ganz offen reden soll, sagte er deshalb, so muß ich allerdings Schon gut, unterbrach ihn der Bankier, ich ... . Erlauben Sie, fuhr Irrwisch fort, den alten Herrn an einem Komthurorden Er hielt inne, denn der Bankier ballte wüthend die Fünfte, und sein Gesicht Mir scheint, die Anlage des Hauses ist nicht ganz praktisch, fuhr Irrwisch Schicken Sie ihn doch einmal zu mir, sagte der Freiherr, ich will ihn Damit wandte er sich endlich den Damen Irrwisch zu und nahm mit säuer¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0530" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/86651"/> <fw type="header" place="top"> Bakchen und Thyrsosträger.</fw><lb/> <p xml:id="ID_2169" prev="#ID_2168"> herzig und ganz ohne Kompromiß, wenn Sie das als Parlamentarier über sich<lb/> gewinnen können: Riecht es hier nach der Küche oder nicht?</p><lb/> <p xml:id="ID_2170"> Er zog Herrn Irrwisch bei dieser Frage abseits und kümmerte sich gar nicht<lb/> um seine Nichte Rahel, welche in Demut und Freude über den Anblick und das<lb/> Freudenfest des reichen Onkels fast ganz zerflossen dastand. Auch um Sylvia<lb/> kümmerte er sich nicht, welche elegant, ruhig und freundlich hinter der Mutter<lb/> stand, um ihren Glückwunsch abzustatten.</p><lb/> <p xml:id="ID_2171"> Der kluge Rcichstagsabgeorduete, so vom alten Bankier gefragt, glaubte,<lb/> daß es dem reichen Manne nicht schaden könne, wenn er am heutigen Tage,<lb/> wo ihm so viel angenehmes wiederfuhr, auch etwas geärgert würde. Er sah<lb/> mit Neid auf die prachtvollen Orden des Alten und dachte in seinem Innern,<lb/> es sei ein Skandal, daß alte Geldjuden so bepflastert würden, während würdigere<lb/> Männer leer ausgingen. Zugleich überlegte er, daß der Bankier einigemale davon<lb/> gesprochen hatte, sich ein neues Haus in der Stadt bauen zu lassen, weil ihm<lb/> die Villa zu entfernt liege, und er wollte die Gelegenheit nicht unbenutzt vorüber<lb/> gehen lassen, den Bräutigam seiner Tochter, da ihn Sylvia nun doch einmal<lb/> thörichter Weise liebte, als geschickten Architekten zu empfehlen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2172"> Wenn ich ganz offen reden soll, sagte er deshalb, so muß ich allerdings<lb/> gestehen, daß ich soeben an ein Lieblingsessen von mir erinnert werde, welches<lb/> ich erst in Pan in seiner ganzen Feinheit kennen lernte — nämlich ....</p><lb/> <p xml:id="ID_2173"> Schon gut, unterbrach ihn der Bankier, ich ... .</p><lb/> <p xml:id="ID_2174"> Erlauben Sie, fuhr Irrwisch fort, den alten Herrn an einem Komthurorden<lb/> festhaltend, es wird Sie interessiren. Ein alter französischer Offizier zeigte mir<lb/> die wahre Zubereitung des Endivien-Salates. Wesentlich ist dabei, wie Sie wissen,<lb/> der Lllaxon, aber....</p><lb/> <p xml:id="ID_2175"> Er hielt inne, denn der Bankier ballte wüthend die Fünfte, und sein Gesicht<lb/> rötete sich um einen tieferen Ton.</p><lb/> <p xml:id="ID_2176"> Mir scheint, die Anlage des Hauses ist nicht ganz praktisch, fuhr Irrwisch<lb/> achselzuckend fort. Die Küche ist offenbar so gelegen, daß die natürliche Wind¬<lb/> richtung den Geruch von dort in die Zimmer treibt. Die Architekten legen noch<lb/> immer nicht genug Wert auf solche Dinge, welche sie für nebensächlich halten.<lb/> Sie denken, wenn die Küche nur weit entfernt liege, sei es gut. Aber damit<lb/> ist es nicht abgethan, sondern es müssen wissenschaftliche Untersuchungen der<lb/> durch die atmosphärische Situation gegebenen Bedingungen vorhergehen. Ich<lb/> habe das von meinem zukünftigen Schwiegersohn gelernt, einem eminenten jungen<lb/> Mann, der die gediegenste wissenschaftliche Bildung mit dem genialsten Blick<lb/> verbindet.</p><lb/> <p xml:id="ID_2177"> Schicken Sie ihn doch einmal zu mir, sagte der Freiherr, ich will ihn<lb/> darüber sprechen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2178" next="#ID_2179"> Damit wandte er sich endlich den Damen Irrwisch zu und nahm mit säuer¬<lb/> lichem Lächeln ihre Glückwünsche an. Er wünschte sehnlich, die Besuche möchten</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0530]
Bakchen und Thyrsosträger.
herzig und ganz ohne Kompromiß, wenn Sie das als Parlamentarier über sich
gewinnen können: Riecht es hier nach der Küche oder nicht?
Er zog Herrn Irrwisch bei dieser Frage abseits und kümmerte sich gar nicht
um seine Nichte Rahel, welche in Demut und Freude über den Anblick und das
Freudenfest des reichen Onkels fast ganz zerflossen dastand. Auch um Sylvia
kümmerte er sich nicht, welche elegant, ruhig und freundlich hinter der Mutter
stand, um ihren Glückwunsch abzustatten.
Der kluge Rcichstagsabgeorduete, so vom alten Bankier gefragt, glaubte,
daß es dem reichen Manne nicht schaden könne, wenn er am heutigen Tage,
wo ihm so viel angenehmes wiederfuhr, auch etwas geärgert würde. Er sah
mit Neid auf die prachtvollen Orden des Alten und dachte in seinem Innern,
es sei ein Skandal, daß alte Geldjuden so bepflastert würden, während würdigere
Männer leer ausgingen. Zugleich überlegte er, daß der Bankier einigemale davon
gesprochen hatte, sich ein neues Haus in der Stadt bauen zu lassen, weil ihm
die Villa zu entfernt liege, und er wollte die Gelegenheit nicht unbenutzt vorüber
gehen lassen, den Bräutigam seiner Tochter, da ihn Sylvia nun doch einmal
thörichter Weise liebte, als geschickten Architekten zu empfehlen.
Wenn ich ganz offen reden soll, sagte er deshalb, so muß ich allerdings
gestehen, daß ich soeben an ein Lieblingsessen von mir erinnert werde, welches
ich erst in Pan in seiner ganzen Feinheit kennen lernte — nämlich ....
Schon gut, unterbrach ihn der Bankier, ich ... .
Erlauben Sie, fuhr Irrwisch fort, den alten Herrn an einem Komthurorden
festhaltend, es wird Sie interessiren. Ein alter französischer Offizier zeigte mir
die wahre Zubereitung des Endivien-Salates. Wesentlich ist dabei, wie Sie wissen,
der Lllaxon, aber....
Er hielt inne, denn der Bankier ballte wüthend die Fünfte, und sein Gesicht
rötete sich um einen tieferen Ton.
Mir scheint, die Anlage des Hauses ist nicht ganz praktisch, fuhr Irrwisch
achselzuckend fort. Die Küche ist offenbar so gelegen, daß die natürliche Wind¬
richtung den Geruch von dort in die Zimmer treibt. Die Architekten legen noch
immer nicht genug Wert auf solche Dinge, welche sie für nebensächlich halten.
Sie denken, wenn die Küche nur weit entfernt liege, sei es gut. Aber damit
ist es nicht abgethan, sondern es müssen wissenschaftliche Untersuchungen der
durch die atmosphärische Situation gegebenen Bedingungen vorhergehen. Ich
habe das von meinem zukünftigen Schwiegersohn gelernt, einem eminenten jungen
Mann, der die gediegenste wissenschaftliche Bildung mit dem genialsten Blick
verbindet.
Schicken Sie ihn doch einmal zu mir, sagte der Freiherr, ich will ihn
darüber sprechen.
Damit wandte er sich endlich den Damen Irrwisch zu und nahm mit säuer¬
lichem Lächeln ihre Glückwünsche an. Er wünschte sehnlich, die Besuche möchten
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