Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal.Bakchen und Thyrsosträger. habe, etwas böses zu thun. Ach, und ich muß es Ihnen doch sagen, daß ich Ephraim erhob mit flehender Geberde die Hände und dachte, sein Herz Ich kenne die Gefahren wohl, welche die Liebe bringt, fuhr Flörchen altklug O, Fräulein Flörchen! rief Ephraim und drückte ihre Hand. Ist das die Liebe, die Sie so krank macht? fragte Flörchen mit schelmischem Flörchen, engelgutes Flörchen! sagte Ephraim, in Dankbarkeit zerschmelzend. Ich will ja alles thun, was Sie mir befehlen, sagte Flörchen, die Hand O, mein Himmel! rief Ephraim, so war es ja nicht gemeint! Nun denn, sagte sie, und zog die Hand von den Angen weg, dann wollen (Fortsetzung folgt.) Für die Redaktion verantwortlich- Johannes Grunow in Leipzig. Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. -- Druck von Carl Maranart in Reudnitz-Leipzig. Bakchen und Thyrsosträger. habe, etwas böses zu thun. Ach, und ich muß es Ihnen doch sagen, daß ich Ephraim erhob mit flehender Geberde die Hände und dachte, sein Herz Ich kenne die Gefahren wohl, welche die Liebe bringt, fuhr Flörchen altklug O, Fräulein Flörchen! rief Ephraim und drückte ihre Hand. Ist das die Liebe, die Sie so krank macht? fragte Flörchen mit schelmischem Flörchen, engelgutes Flörchen! sagte Ephraim, in Dankbarkeit zerschmelzend. Ich will ja alles thun, was Sie mir befehlen, sagte Flörchen, die Hand O, mein Himmel! rief Ephraim, so war es ja nicht gemeint! Nun denn, sagte sie, und zog die Hand von den Angen weg, dann wollen (Fortsetzung folgt.) Für die Redaktion verantwortlich- Johannes Grunow in Leipzig. Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. — Druck von Carl Maranart in Reudnitz-Leipzig. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0320" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/86441"/> <fw type="header" place="top"> Bakchen und Thyrsosträger.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1357" prev="#ID_1356"> habe, etwas böses zu thun. Ach, und ich muß es Ihnen doch sagen, daß ich<lb/> mich, ach, so sehr darüber freue, daß Sie mich lieben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1358"> Ephraim erhob mit flehender Geberde die Hände und dachte, sein Herz<lb/> müßte vor Glück und Bangigkeit zerspringen, als sie ihn mit zärtlichem Aus¬<lb/> druck ansah.</p><lb/> <p xml:id="ID_1359"> Ich kenne die Gefahren wohl, welche die Liebe bringt, fuhr Flörchen altklug<lb/> fort. Aber liegt es denn nicht in unsrer Macht, ihnen zu trotzen und sie zu<lb/> besiegen? Ich wundre mich, daß das mir, die ich doch so unwissend bin, nicht<lb/> schwierig vorkommt, während Sie, ein gelehrter Herr, wie alle sagen, so erschrocken<lb/> darüber zu sein scheinen. Sie sehen ganz blaß und krank aus, so daß ich Sie<lb/> nicht ohne Mitleid ansehen kann.</p><lb/> <p xml:id="ID_1360"> O, Fräulein Flörchen! rief Ephraim und drückte ihre Hand.</p><lb/> <p xml:id="ID_1361"> Ist das die Liebe, die Sie so krank macht? fragte Flörchen mit schelmischem<lb/> Blick. Ich wundre mich, denn die Liebe ist doch keine Krankheit, und auf mich<lb/> hat sie eine ganz andre Wirkung. Ich war so froh, als ich Sie kommen sah,<lb/> und ich hatte den ganzen Tag eine frohe Ahnung gehabt, ich würde Sie sehen,<lb/> obwohl ich keinen Grund hatte, es zu erwarten. Ja, soll ich es gestehen? Ich<lb/> hatte schon in der Nacht geträumt, ich sähe Sie. Ich wachte auf, und als ich<lb/> sah, daß es nur ein Traum war, suchte ich bald wieder einzuschlafen, um meinen<lb/> Traum wiederzufinden. Und wirklich gelang es mir. Das hatte mich so glücklich<lb/> gemacht. Ach mein lieber Herr Doktor, wenn für Sie die Liebe eine Qual ist,<lb/> so thut es mir ja herzlich leid, aber sollten Sie unter allen Menschen dazu<lb/> geboren sein, nicht zu lieben?</p><lb/> <p xml:id="ID_1362"> Flörchen, engelgutes Flörchen! sagte Ephraim, in Dankbarkeit zerschmelzend.</p><lb/> <p xml:id="ID_1363"> Ich will ja alles thun, was Sie mir befehlen, sagte Flörchen, die Hand<lb/> an die Augen drückend, mit traurigem Ton, ich will Sie nie wieder sehen, aber<lb/> ich werde niemals aufhören, an Sie zu denken, denn das ist mir nicht möglich.<lb/> Ich will mich Ihnen nie wieder zeigen, denn besser, Sie leben gesund ohne Liebe<lb/> als Sie werden krank.</p><lb/> <p xml:id="ID_1364"> O, mein Himmel! rief Ephraim, so war es ja nicht gemeint!</p><lb/> <p xml:id="ID_1365"> Nun denn, sagte sie, und zog die Hand von den Angen weg, dann wollen<lb/> wir doch zusehen, ob es nicht noch ein andres Mittel zur Genesung giebt. Das<lb/> von Ihnen angegebene betrübt uns zu sehr. Überlegen Sie, vielleicht ist es<lb/> doch nicht das einzige, und Sie könnten eines entdecken, das nicht so bitter<lb/> wäre. — Schlagen Sie einmal ein andres vor und trauen Sie ein wenig Ihrem<lb/> Flörchen, setzte sie mit schalkhaftem Blick hinzu.</p><lb/> <p xml:id="ID_1366"> (Fortsetzung folgt.)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Für die Redaktion verantwortlich- Johannes Grunow in Leipzig.<lb/> Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. — Druck von Carl Maranart in Reudnitz-Leipzig.</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0320]
Bakchen und Thyrsosträger.
habe, etwas böses zu thun. Ach, und ich muß es Ihnen doch sagen, daß ich
mich, ach, so sehr darüber freue, daß Sie mich lieben.
Ephraim erhob mit flehender Geberde die Hände und dachte, sein Herz
müßte vor Glück und Bangigkeit zerspringen, als sie ihn mit zärtlichem Aus¬
druck ansah.
Ich kenne die Gefahren wohl, welche die Liebe bringt, fuhr Flörchen altklug
fort. Aber liegt es denn nicht in unsrer Macht, ihnen zu trotzen und sie zu
besiegen? Ich wundre mich, daß das mir, die ich doch so unwissend bin, nicht
schwierig vorkommt, während Sie, ein gelehrter Herr, wie alle sagen, so erschrocken
darüber zu sein scheinen. Sie sehen ganz blaß und krank aus, so daß ich Sie
nicht ohne Mitleid ansehen kann.
O, Fräulein Flörchen! rief Ephraim und drückte ihre Hand.
Ist das die Liebe, die Sie so krank macht? fragte Flörchen mit schelmischem
Blick. Ich wundre mich, denn die Liebe ist doch keine Krankheit, und auf mich
hat sie eine ganz andre Wirkung. Ich war so froh, als ich Sie kommen sah,
und ich hatte den ganzen Tag eine frohe Ahnung gehabt, ich würde Sie sehen,
obwohl ich keinen Grund hatte, es zu erwarten. Ja, soll ich es gestehen? Ich
hatte schon in der Nacht geträumt, ich sähe Sie. Ich wachte auf, und als ich
sah, daß es nur ein Traum war, suchte ich bald wieder einzuschlafen, um meinen
Traum wiederzufinden. Und wirklich gelang es mir. Das hatte mich so glücklich
gemacht. Ach mein lieber Herr Doktor, wenn für Sie die Liebe eine Qual ist,
so thut es mir ja herzlich leid, aber sollten Sie unter allen Menschen dazu
geboren sein, nicht zu lieben?
Flörchen, engelgutes Flörchen! sagte Ephraim, in Dankbarkeit zerschmelzend.
Ich will ja alles thun, was Sie mir befehlen, sagte Flörchen, die Hand
an die Augen drückend, mit traurigem Ton, ich will Sie nie wieder sehen, aber
ich werde niemals aufhören, an Sie zu denken, denn das ist mir nicht möglich.
Ich will mich Ihnen nie wieder zeigen, denn besser, Sie leben gesund ohne Liebe
als Sie werden krank.
O, mein Himmel! rief Ephraim, so war es ja nicht gemeint!
Nun denn, sagte sie, und zog die Hand von den Angen weg, dann wollen
wir doch zusehen, ob es nicht noch ein andres Mittel zur Genesung giebt. Das
von Ihnen angegebene betrübt uns zu sehr. Überlegen Sie, vielleicht ist es
doch nicht das einzige, und Sie könnten eines entdecken, das nicht so bitter
wäre. — Schlagen Sie einmal ein andres vor und trauen Sie ein wenig Ihrem
Flörchen, setzte sie mit schalkhaftem Blick hinzu.
(Fortsetzung folgt.)
Für die Redaktion verantwortlich- Johannes Grunow in Leipzig.
Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. — Druck von Carl Maranart in Reudnitz-Leipzig.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |