Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal.Bakchen und Thyrsosträger. August Niemann ( Roman vonGotha). Das Recht der Überhebung vorbc- ^leer. Nachdruck verboten. (Fortsetzung.) ber sage mir doch zunächst, du Parlamentsredner und Staats¬ Auf deine persönliche Meinung, sagte der Abgeordnete verbindlich, lege ich Es läßt sich denken, daß es sich um nichts Geringes handelt, wenn man Es handelt sich um eine vollständige Revolution, um die Vernichtung des Ungeheuerlich! rief der Gelehrte. Lieber Ephraim, es ist, mit einem Worte gesagt, die Reaktion, die ihre Der Tanz um das goldne Kalb, sagte I)r. Stahlhardt sinnend, ist eine Bakchen und Thyrsosträger. August Niemann ( Roman vonGotha). Das Recht der Überhebung vorbc- ^leer. Nachdruck verboten. (Fortsetzung.) ber sage mir doch zunächst, du Parlamentsredner und Staats¬ Auf deine persönliche Meinung, sagte der Abgeordnete verbindlich, lege ich Es läßt sich denken, daß es sich um nichts Geringes handelt, wenn man Es handelt sich um eine vollständige Revolution, um die Vernichtung des Ungeheuerlich! rief der Gelehrte. Lieber Ephraim, es ist, mit einem Worte gesagt, die Reaktion, die ihre Der Tanz um das goldne Kalb, sagte I)r. Stahlhardt sinnend, ist eine <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0148" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/86269"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341835_89804/figures/grenzboten_341835_89804_86269_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Bakchen und Thyrsosträger.<lb/><note type="byline"> August Niemann (</note> Roman vonGotha).<lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/> Das Recht der Überhebung vorbc-<lb/> ^leer. Nachdruck verboten.<lb/> (Fortsetzung.) </head><lb/> <p xml:id="ID_561"> ber sage mir doch zunächst, du Parlamentsredner und Staats¬<lb/> mann, wie kommst du dazu, mir unbekanntem Schuhu — denn<lb/> der bin ich wohl nicht nur für meine teure Gattin — diese Interna<lb/> und Secreta so eifrig mitzuteilen? Legst dn soviel Wert auf<lb/> meine persönliche Meinung von dir?</p><lb/> <p xml:id="ID_562"> Auf deine persönliche Meinung, sagte der Abgeordnete verbindlich, lege ich<lb/> natürlich den höchsten Wert, aber gestatte mir, meine Ausführung zu Ende zu<lb/> bringen, dn wirst dann noch klarer sehen. Es trägt nämlich die Feindschaft,<lb/> der ich jetzt ausgesetzt bin, einen eminent politischen Charakter, ja, ich kann wohl<lb/> sagen, man plant, indem man mich stürzen will, den Umsturz alles Bestehenden.</p><lb/> <p xml:id="ID_563"> Es läßt sich denken, daß es sich um nichts Geringes handelt, wenn man<lb/> dich anzugreifen wagt.</p><lb/> <p xml:id="ID_564"> Es handelt sich um eine vollständige Revolution, um die Vernichtung des<lb/> Systems, unter dem Deutschland mächtig und blühend geworden ist, und dem<lb/> das Reich es verdankt, wenn seine Bürger der Kultur der Welt voranschreiten,<lb/> uicht wie die Franzosen in ihrer prahlerischer Weise zu thun vermeinten, sondern<lb/> in ernster Sittlichkeit und uuter dem Banner wahrer Freiheit.</p><lb/> <p xml:id="ID_565"> Ungeheuerlich! rief der Gelehrte.</p><lb/> <p xml:id="ID_566"> Lieber Ephraim, es ist, mit einem Worte gesagt, die Reaktion, die ihre<lb/> Hydrahäupter wieder einmal erhebt, und die sich jetzt einer schmählichen Maske<lb/> bedient, um ihr wahres Gesicht zu verhüllen. Man wirft unsrer Partei im<lb/> offnen Reichstage den Tanz um das goldne Kalb vor.</p><lb/> <p xml:id="ID_567" next="#ID_568"> Der Tanz um das goldne Kalb, sagte I)r. Stahlhardt sinnend, ist eine<lb/> höchst interessante Erscheinung, und ich neige halb und halb zu der Ansicht, daß<lb/> sich deine Partei diesen Vorwurf zur Ehre anrechnen sollte. Aber freilich, die<lb/> Herren sind nicht sehr belesen. Mir scheint nämlich die Aufrichtung jenes Bildes,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0148]
[Abbildung]
Bakchen und Thyrsosträger.
August Niemann ( Roman vonGotha).
Das Recht der Überhebung vorbc-
^leer. Nachdruck verboten.
(Fortsetzung.)
ber sage mir doch zunächst, du Parlamentsredner und Staats¬
mann, wie kommst du dazu, mir unbekanntem Schuhu — denn
der bin ich wohl nicht nur für meine teure Gattin — diese Interna
und Secreta so eifrig mitzuteilen? Legst dn soviel Wert auf
meine persönliche Meinung von dir?
Auf deine persönliche Meinung, sagte der Abgeordnete verbindlich, lege ich
natürlich den höchsten Wert, aber gestatte mir, meine Ausführung zu Ende zu
bringen, dn wirst dann noch klarer sehen. Es trägt nämlich die Feindschaft,
der ich jetzt ausgesetzt bin, einen eminent politischen Charakter, ja, ich kann wohl
sagen, man plant, indem man mich stürzen will, den Umsturz alles Bestehenden.
Es läßt sich denken, daß es sich um nichts Geringes handelt, wenn man
dich anzugreifen wagt.
Es handelt sich um eine vollständige Revolution, um die Vernichtung des
Systems, unter dem Deutschland mächtig und blühend geworden ist, und dem
das Reich es verdankt, wenn seine Bürger der Kultur der Welt voranschreiten,
uicht wie die Franzosen in ihrer prahlerischer Weise zu thun vermeinten, sondern
in ernster Sittlichkeit und uuter dem Banner wahrer Freiheit.
Ungeheuerlich! rief der Gelehrte.
Lieber Ephraim, es ist, mit einem Worte gesagt, die Reaktion, die ihre
Hydrahäupter wieder einmal erhebt, und die sich jetzt einer schmählichen Maske
bedient, um ihr wahres Gesicht zu verhüllen. Man wirft unsrer Partei im
offnen Reichstage den Tanz um das goldne Kalb vor.
Der Tanz um das goldne Kalb, sagte I)r. Stahlhardt sinnend, ist eine
höchst interessante Erscheinung, und ich neige halb und halb zu der Ansicht, daß
sich deine Partei diesen Vorwurf zur Ehre anrechnen sollte. Aber freilich, die
Herren sind nicht sehr belesen. Mir scheint nämlich die Aufrichtung jenes Bildes,
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