Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal.Bakchen und Thyrsosträger. meinen politischen Einfluß benutzt, um der von mir dirigirten Bank Vorteile Nicht möglich! rief der kahlköpfige Mann. Ja noch mehr. Ich ward, wie du weißt, infolge des allgemeinen Ver¬ Das ist eine schwere Anklage, sagte Dr. Stahlhardt finster. Nicht wahr? fragte der Politiker unruhig. Eine schwere und niederträchtige Dann wird es dir gewiß leicht werden, deine Gegner zu widerlegen. Ob es mir so leicht werden wird, das ist noch die Frage. Du weißt: Für die Redaction verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig. Verlag von F. L, Hering in Leipzig. -- Druck von Carl Marqnnrt in Reuduitz-Leipzig. Bakchen und Thyrsosträger. meinen politischen Einfluß benutzt, um der von mir dirigirten Bank Vorteile Nicht möglich! rief der kahlköpfige Mann. Ja noch mehr. Ich ward, wie du weißt, infolge des allgemeinen Ver¬ Das ist eine schwere Anklage, sagte Dr. Stahlhardt finster. Nicht wahr? fragte der Politiker unruhig. Eine schwere und niederträchtige Dann wird es dir gewiß leicht werden, deine Gegner zu widerlegen. Ob es mir so leicht werden wird, das ist noch die Frage. Du weißt: Für die Redaction verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig. Verlag von F. L, Hering in Leipzig. — Druck von Carl Marqnnrt in Reuduitz-Leipzig. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0112" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/86233"/> <fw type="header" place="top"> Bakchen und Thyrsosträger.</fw><lb/> <p xml:id="ID_432" prev="#ID_431"> meinen politischen Einfluß benutzt, um der von mir dirigirten Bank Vorteile<lb/> zu verschaffen.</p><lb/> <p xml:id="ID_433"> Nicht möglich! rief der kahlköpfige Mann.</p><lb/> <p xml:id="ID_434"> Ja noch mehr. Ich ward, wie du weißt, infolge des allgemeinen Ver¬<lb/> trauens, das ich genieße, zum Chef des Rcichsevusolidirnngsfonds ernannt. Die<lb/> Gelder dieses Fonds habe ich nach bestem Wissen und Gewissen angelegt, immer<lb/> von der Absicht geleitet, möglichst hohe Zinsen bei möglichst sicherer Anlage zu<lb/> erhalten, damit der Fonds auch seiner Bestimmung entsprechend in ausgiebiger<lb/> Weise verwandt werden könnte. Unglücklicherweise sind infolge unberechenbarer<lb/> Ereignisse, die der Hauptsache nach den wühlenden Parteien niedrer Volksschichten<lb/> zur Last fallen, mehrere Anlage-Papiere erheblich gefallen, svdnß ein nomineller<lb/> Verlust von einigen Millionen den Fonds betroffen hat, und das Unglück will, daß<lb/> dies gerade solche,, Werten begegnet ist, die mit der Patriotischen Handelsbank<lb/> in gewissen. Zusammenhange stehen. Nun greift die schamlose Presse der Gegner<lb/> mich an, als hätte ich mit dem Gelde des Staates meine Bank und die von<lb/> ihr abhängigen Institute unterstützt und dabei mich selbst bereichert.</p><lb/> <p xml:id="ID_435"> Das ist eine schwere Anklage, sagte Dr. Stahlhardt finster.</p><lb/> <p xml:id="ID_436"> Nicht wahr? fragte der Politiker unruhig. Eine schwere und niederträchtige<lb/> Anklage. Dir gegenüber brauche ich wohl nicht zu versichern, daß ich voll¬<lb/> ständig unschuldig bin. Ich habe einiges Vermögen erworben, natürlich lange<lb/> nicht soviel, wie man behauptet. Mau sicherte nur, als ich die Aufsicht der<lb/> Bank übernahm, eine jährliche Einnahme von acht bis zehn Tausend Thalern<lb/> zu. Diese Einnahme stellte sich allerdings, dank meiner geschickte,, Leitung der<lb/> Geschäfte, auf ungefähr das Zehnfache, sodaß ich zurücklegen konnte. Der Arbeiter<lb/> ist seines Lohnes wert. Aber ums jetzt von gegnerischer Seite vorgebracht wird,<lb/> ist ein schändliches Gewebe der augenscheinlichsten Lügen.</p><lb/> <p xml:id="ID_437"> Dann wird es dir gewiß leicht werden, deine Gegner zu widerlegen.</p><lb/> <p xml:id="ID_438"> Ob es mir so leicht werden wird, das ist noch die Frage. Du weißt:<lb/> (Ü!Üumnig.r6 g-uclaotsr, ssmpsr lati<i„la u-ierst. Um dir aber jeden Zweifel darüber<lb/> zu benehmen, welchen Charakter die gegen mich erhobene Anklage hat, will ich<lb/> dir noch folgendes mitteilen . . . (Fortsepmg folgt.)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Für die Redaction verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig.<lb/> Verlag von F. L, Hering in Leipzig. — Druck von Carl Marqnnrt in Reuduitz-Leipzig.</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0112]
Bakchen und Thyrsosträger.
meinen politischen Einfluß benutzt, um der von mir dirigirten Bank Vorteile
zu verschaffen.
Nicht möglich! rief der kahlköpfige Mann.
Ja noch mehr. Ich ward, wie du weißt, infolge des allgemeinen Ver¬
trauens, das ich genieße, zum Chef des Rcichsevusolidirnngsfonds ernannt. Die
Gelder dieses Fonds habe ich nach bestem Wissen und Gewissen angelegt, immer
von der Absicht geleitet, möglichst hohe Zinsen bei möglichst sicherer Anlage zu
erhalten, damit der Fonds auch seiner Bestimmung entsprechend in ausgiebiger
Weise verwandt werden könnte. Unglücklicherweise sind infolge unberechenbarer
Ereignisse, die der Hauptsache nach den wühlenden Parteien niedrer Volksschichten
zur Last fallen, mehrere Anlage-Papiere erheblich gefallen, svdnß ein nomineller
Verlust von einigen Millionen den Fonds betroffen hat, und das Unglück will, daß
dies gerade solche,, Werten begegnet ist, die mit der Patriotischen Handelsbank
in gewissen. Zusammenhange stehen. Nun greift die schamlose Presse der Gegner
mich an, als hätte ich mit dem Gelde des Staates meine Bank und die von
ihr abhängigen Institute unterstützt und dabei mich selbst bereichert.
Das ist eine schwere Anklage, sagte Dr. Stahlhardt finster.
Nicht wahr? fragte der Politiker unruhig. Eine schwere und niederträchtige
Anklage. Dir gegenüber brauche ich wohl nicht zu versichern, daß ich voll¬
ständig unschuldig bin. Ich habe einiges Vermögen erworben, natürlich lange
nicht soviel, wie man behauptet. Mau sicherte nur, als ich die Aufsicht der
Bank übernahm, eine jährliche Einnahme von acht bis zehn Tausend Thalern
zu. Diese Einnahme stellte sich allerdings, dank meiner geschickte,, Leitung der
Geschäfte, auf ungefähr das Zehnfache, sodaß ich zurücklegen konnte. Der Arbeiter
ist seines Lohnes wert. Aber ums jetzt von gegnerischer Seite vorgebracht wird,
ist ein schändliches Gewebe der augenscheinlichsten Lügen.
Dann wird es dir gewiß leicht werden, deine Gegner zu widerlegen.
Ob es mir so leicht werden wird, das ist noch die Frage. Du weißt:
(Ü!Üumnig.r6 g-uclaotsr, ssmpsr lati<i„la u-ierst. Um dir aber jeden Zweifel darüber
zu benehmen, welchen Charakter die gegen mich erhobene Anklage hat, will ich
dir noch folgendes mitteilen . . . (Fortsepmg folgt.)
Für die Redaction verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig.
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