Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Viertes Quartal.Minister Graf Finckenstein, nur Alvensleben beharrte noch bei einer gewissen Als der unermüdliche Haugwitz, nachdem Snwarvffs Siege in Italien Minister Graf Finckenstein, nur Alvensleben beharrte noch bei einer gewissen Als der unermüdliche Haugwitz, nachdem Snwarvffs Siege in Italien <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0281" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/194259"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1009" prev="#ID_1008"> Minister Graf Finckenstein, nur Alvensleben beharrte noch bei einer gewissen<lb/> Hinneigung zik Frankreich. Der König aber sah den Frieden als höchstes Gut<lb/> der Welt an, er wollte nichts von einem Unternehmen wissen, das zum Kriege<lb/> mit den Franzosen führen mußte, er wünschte, sich mir sür den Fall, daß diese<lb/> ihn angriffen, mit den andern Mächten zu verständigen. So führten die<lb/> englisch-russischen Anträge zu nichts, und als dieselben im Mai, wo der Krieg<lb/> in Italien und Süddentschland wieder ausgebrochen war, erneuert wurden, n»d<lb/> Haugwitz sie wieder warm zur Annahme empfahl, lehnte sie der König, durch<lb/> den Geucraladjutauteu Köckritz und den Geh. Kabinetsselretür Lombard in seiner<lb/> fnedensseligen Gesinnung bestärkt, abermals ab und genehmigte die Fortsetzung<lb/> der Verhandlungen mir zu dem Zwecke, mit England und Rußland eiuen Garantie¬<lb/> vertrag und ein Übereinkommen für den Frieden zustande zu bringen. Umsonst<lb/> machten die Minister neue Vorstellungen, indem sie hervorhoben, daß Preußen<lb/> uach dem Abbrüche des Kongresses in Rastatt und bei der unabsehbaren Dauer<lb/> des Krieges seiue linksrheinischen Lande nicht länger in der Gewalt der Fran¬<lb/> zosen lassen dürfe, sondern sie, nötigenfalls mit den Waffen in der Hand, zurück¬<lb/> fordern müsse. Da aber ein Angriff anf das Gebiet links vom Niederrhein<lb/> notwendig zu einem Angriff auf Holland führte, so erbaten sie sich Vollmacht<lb/> zu neuen Verhandlungen mit Rußland und England. Auch dieser Versuch, deu<lb/> König umzustimmen, blieb erfolglos. Später, am 2. Juni, genehmigte derselbe<lb/> zwar auf einer Reise in Westfalen (in Petershagen) die militärische Mitwirkung<lb/> Preußens zur Befreiung Hollands, sobald die Verbündeten die bei Abschluß<lb/> des Friedens von Campo Formio von ihnen innegehabten Stellungen am Rhein<lb/> und Main wieder eingenommen hätten, aber eine formelle Vollmacht zu neuen<lb/> Unterhandlungen mit Rußland und England war von ihm nicht zu erlangen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1010" next="#ID_1011"> Als der unermüdliche Haugwitz, nachdem Snwarvffs Siege in Italien<lb/> Preußens Teilnahme am Kriege weniger bedenklich lind eine Verständigung mit<lb/> der Koalition gegen Frankreich dringender gemacht hatte, mit dem englischen<lb/> Gesandten Grenville einen Vertrag formulirte, der uns den von ihm in Peters-<lb/> hngen vorgetragenen Gedanken beruhte, ünßerte sich der König zustimmend, aber<lb/> wieder weigerte er sich, dem Minister die nötige schriftliche Vollmacht zu geben,<lb/> und endlich wies er Haugwitz an, keinerlei bindende Verpflichtungen gegen die<lb/> Koalition zu übernehmen; dagegen befahl er ihm, Frankreich um freiwillige<lb/> Räumung Hollands und der linksrheinischen Lande Preußens anzugeben. Am<lb/> 2V. Juli sprach Haugwitz gegen den französischen Geschäftsträger den Wunsch<lb/> aus, die Republik möge den Holländern ihre Unabhängigkeit zurückgeben, sonst<lb/> sei ein Einverständnis zwischen Preußen und Frankreich unmöglich, und um<lb/> Holland die Freiheit sicherstellen zu können, müsse Preußen anch anf Heraus¬<lb/> gabe seiner Gebiete links vom Rheine bestehen. Ähnlich äußerte sich Zastrow,<lb/> der indeß hinzufügte, auf die linksrheinischen Gebiete lege der König weniger<lb/> Gewicht. In Paris wies man das Verlangen Preußens in Betreff Hollands</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0281]
Minister Graf Finckenstein, nur Alvensleben beharrte noch bei einer gewissen
Hinneigung zik Frankreich. Der König aber sah den Frieden als höchstes Gut
der Welt an, er wollte nichts von einem Unternehmen wissen, das zum Kriege
mit den Franzosen führen mußte, er wünschte, sich mir sür den Fall, daß diese
ihn angriffen, mit den andern Mächten zu verständigen. So führten die
englisch-russischen Anträge zu nichts, und als dieselben im Mai, wo der Krieg
in Italien und Süddentschland wieder ausgebrochen war, erneuert wurden, n»d
Haugwitz sie wieder warm zur Annahme empfahl, lehnte sie der König, durch
den Geucraladjutauteu Köckritz und den Geh. Kabinetsselretür Lombard in seiner
fnedensseligen Gesinnung bestärkt, abermals ab und genehmigte die Fortsetzung
der Verhandlungen mir zu dem Zwecke, mit England und Rußland eiuen Garantie¬
vertrag und ein Übereinkommen für den Frieden zustande zu bringen. Umsonst
machten die Minister neue Vorstellungen, indem sie hervorhoben, daß Preußen
uach dem Abbrüche des Kongresses in Rastatt und bei der unabsehbaren Dauer
des Krieges seiue linksrheinischen Lande nicht länger in der Gewalt der Fran¬
zosen lassen dürfe, sondern sie, nötigenfalls mit den Waffen in der Hand, zurück¬
fordern müsse. Da aber ein Angriff anf das Gebiet links vom Niederrhein
notwendig zu einem Angriff auf Holland führte, so erbaten sie sich Vollmacht
zu neuen Verhandlungen mit Rußland und England. Auch dieser Versuch, deu
König umzustimmen, blieb erfolglos. Später, am 2. Juni, genehmigte derselbe
zwar auf einer Reise in Westfalen (in Petershagen) die militärische Mitwirkung
Preußens zur Befreiung Hollands, sobald die Verbündeten die bei Abschluß
des Friedens von Campo Formio von ihnen innegehabten Stellungen am Rhein
und Main wieder eingenommen hätten, aber eine formelle Vollmacht zu neuen
Unterhandlungen mit Rußland und England war von ihm nicht zu erlangen.
Als der unermüdliche Haugwitz, nachdem Snwarvffs Siege in Italien
Preußens Teilnahme am Kriege weniger bedenklich lind eine Verständigung mit
der Koalition gegen Frankreich dringender gemacht hatte, mit dem englischen
Gesandten Grenville einen Vertrag formulirte, der uns den von ihm in Peters-
hngen vorgetragenen Gedanken beruhte, ünßerte sich der König zustimmend, aber
wieder weigerte er sich, dem Minister die nötige schriftliche Vollmacht zu geben,
und endlich wies er Haugwitz an, keinerlei bindende Verpflichtungen gegen die
Koalition zu übernehmen; dagegen befahl er ihm, Frankreich um freiwillige
Räumung Hollands und der linksrheinischen Lande Preußens anzugeben. Am
2V. Juli sprach Haugwitz gegen den französischen Geschäftsträger den Wunsch
aus, die Republik möge den Holländern ihre Unabhängigkeit zurückgeben, sonst
sei ein Einverständnis zwischen Preußen und Frankreich unmöglich, und um
Holland die Freiheit sicherstellen zu können, müsse Preußen anch anf Heraus¬
gabe seiner Gebiete links vom Rheine bestehen. Ähnlich äußerte sich Zastrow,
der indeß hinzufügte, auf die linksrheinischen Gebiete lege der König weniger
Gewicht. In Paris wies man das Verlangen Preußens in Betreff Hollands
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