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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Viertes Quartal.

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Zum Monismus.

zu vereiteln, mit welchen die irische Opposition Session für Session die Arbeit
des Parlaments zum Stocken gebracht hat. Die legislatorische Schöpferkraft
darf nicht länger der Unterbindung durch eine kleine Partei ausgesetzt sein, die
kostbare Zeit nicht länger durch breite Geschwätzigkeit und böswilligen Wider¬
stand verschwendet werden. Die Opposition gegen die Gladstoneschen Anträge
darf sich nur von dem Wunsche leiten lassen, das altherkömmliche Recht, un¬
gehindert zu debattiren, soviel, als es die Unistände erlauben, erhalten zu sehen.
Große Massen in England verlangen sehnsüchtig, daß der Pest, welche das
Parlament seit einigen Jahren ergriffen hat, mit allen Mitteln gesteuert werde,
ausgenommen solche, welche gegen die Ehre der Volksvertretung verstoßen und
der zukünftigen Gesetzgebung den Stempel der Gewaltthätigkeit ausdrücken würden.
Der Fluch der von den Homerulern erfundenen Obstruktion muß beseitigt, der
Alp, unter dem das Unterhaus bisher seufzte, muß auf Nimmerwiederkehr be¬
schworen werden, und wenn Gladstone andre so fest wie sich selbst überzeugen
könnte, daß er mit Unterdrückung der Willkür nicht die Freiheit zu ertöten im
Begriffe ist, so könnten die Engländer selbst den "französischen Knebel" will¬
kommen heißen.

Die hier besprochene erste der Resolutionen oder Regeln Gladstones ist die
einzige von allen, die gerechte Bedenken erregt hat. Die übrigen kann man
ruhig dem gesunden Menschenverstande des Unterhauses zur Beurteilung und
Erledigung überlassen. Dann wird es an der Zeit sein, den Vorschlag des
Rechts zur Stellung von Vertagnngsnnträgen zu prüfen, mit dem gleichfalls
viel Unfug getrieben worden ist, das aber auch gute Dienste geleistet hat, indem
es häufig wichtige und dringende Beschwerden sofort zur Kenntnis des Landes
und feiner Vertreter brachte, die sonst keine Aussicht auf rasche Prüfung von
feiten des höchsten Gerichtshofes im Reiche gehabt hätten.




Zum Monismus.

aß die Naturwissenschaft eines Tages gezwungen sein werde, mit
der vornehm ignorirten Philosophie einen Pakt zu schließen, hatten
ihr die Kundigen vorausgesagt. Mittlerweile sorgte ihr Entwick¬
lungsgang dafür, daß der Grund dieser Nötigung auch dem Kurz-
^ sichtigen klar werde. Indem durch die siegreiche Kraft der Darwin¬
schen Prinzipien die Idee eines lückenlosen genetischen Zusammenhangs alles
Wirklichen auftauchte, richteten sich die Blicke fast instinktiv auf diejenigen Punkte,
Welche in diesem allgemeinen Zusammenhang eine AusnalMestelluug zu fordern


Zum Monismus.

zu vereiteln, mit welchen die irische Opposition Session für Session die Arbeit
des Parlaments zum Stocken gebracht hat. Die legislatorische Schöpferkraft
darf nicht länger der Unterbindung durch eine kleine Partei ausgesetzt sein, die
kostbare Zeit nicht länger durch breite Geschwätzigkeit und böswilligen Wider¬
stand verschwendet werden. Die Opposition gegen die Gladstoneschen Anträge
darf sich nur von dem Wunsche leiten lassen, das altherkömmliche Recht, un¬
gehindert zu debattiren, soviel, als es die Unistände erlauben, erhalten zu sehen.
Große Massen in England verlangen sehnsüchtig, daß der Pest, welche das
Parlament seit einigen Jahren ergriffen hat, mit allen Mitteln gesteuert werde,
ausgenommen solche, welche gegen die Ehre der Volksvertretung verstoßen und
der zukünftigen Gesetzgebung den Stempel der Gewaltthätigkeit ausdrücken würden.
Der Fluch der von den Homerulern erfundenen Obstruktion muß beseitigt, der
Alp, unter dem das Unterhaus bisher seufzte, muß auf Nimmerwiederkehr be¬
schworen werden, und wenn Gladstone andre so fest wie sich selbst überzeugen
könnte, daß er mit Unterdrückung der Willkür nicht die Freiheit zu ertöten im
Begriffe ist, so könnten die Engländer selbst den „französischen Knebel" will¬
kommen heißen.

Die hier besprochene erste der Resolutionen oder Regeln Gladstones ist die
einzige von allen, die gerechte Bedenken erregt hat. Die übrigen kann man
ruhig dem gesunden Menschenverstande des Unterhauses zur Beurteilung und
Erledigung überlassen. Dann wird es an der Zeit sein, den Vorschlag des
Rechts zur Stellung von Vertagnngsnnträgen zu prüfen, mit dem gleichfalls
viel Unfug getrieben worden ist, das aber auch gute Dienste geleistet hat, indem
es häufig wichtige und dringende Beschwerden sofort zur Kenntnis des Landes
und feiner Vertreter brachte, die sonst keine Aussicht auf rasche Prüfung von
feiten des höchsten Gerichtshofes im Reiche gehabt hätten.




Zum Monismus.

aß die Naturwissenschaft eines Tages gezwungen sein werde, mit
der vornehm ignorirten Philosophie einen Pakt zu schließen, hatten
ihr die Kundigen vorausgesagt. Mittlerweile sorgte ihr Entwick¬
lungsgang dafür, daß der Grund dieser Nötigung auch dem Kurz-
^ sichtigen klar werde. Indem durch die siegreiche Kraft der Darwin¬
schen Prinzipien die Idee eines lückenlosen genetischen Zusammenhangs alles
Wirklichen auftauchte, richteten sich die Blicke fast instinktiv auf diejenigen Punkte,
Welche in diesem allgemeinen Zusammenhang eine AusnalMestelluug zu fordern


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[0267] Zum Monismus. zu vereiteln, mit welchen die irische Opposition Session für Session die Arbeit des Parlaments zum Stocken gebracht hat. Die legislatorische Schöpferkraft darf nicht länger der Unterbindung durch eine kleine Partei ausgesetzt sein, die kostbare Zeit nicht länger durch breite Geschwätzigkeit und böswilligen Wider¬ stand verschwendet werden. Die Opposition gegen die Gladstoneschen Anträge darf sich nur von dem Wunsche leiten lassen, das altherkömmliche Recht, un¬ gehindert zu debattiren, soviel, als es die Unistände erlauben, erhalten zu sehen. Große Massen in England verlangen sehnsüchtig, daß der Pest, welche das Parlament seit einigen Jahren ergriffen hat, mit allen Mitteln gesteuert werde, ausgenommen solche, welche gegen die Ehre der Volksvertretung verstoßen und der zukünftigen Gesetzgebung den Stempel der Gewaltthätigkeit ausdrücken würden. Der Fluch der von den Homerulern erfundenen Obstruktion muß beseitigt, der Alp, unter dem das Unterhaus bisher seufzte, muß auf Nimmerwiederkehr be¬ schworen werden, und wenn Gladstone andre so fest wie sich selbst überzeugen könnte, daß er mit Unterdrückung der Willkür nicht die Freiheit zu ertöten im Begriffe ist, so könnten die Engländer selbst den „französischen Knebel" will¬ kommen heißen. Die hier besprochene erste der Resolutionen oder Regeln Gladstones ist die einzige von allen, die gerechte Bedenken erregt hat. Die übrigen kann man ruhig dem gesunden Menschenverstande des Unterhauses zur Beurteilung und Erledigung überlassen. Dann wird es an der Zeit sein, den Vorschlag des Rechts zur Stellung von Vertagnngsnnträgen zu prüfen, mit dem gleichfalls viel Unfug getrieben worden ist, das aber auch gute Dienste geleistet hat, indem es häufig wichtige und dringende Beschwerden sofort zur Kenntnis des Landes und feiner Vertreter brachte, die sonst keine Aussicht auf rasche Prüfung von feiten des höchsten Gerichtshofes im Reiche gehabt hätten. Zum Monismus. aß die Naturwissenschaft eines Tages gezwungen sein werde, mit der vornehm ignorirten Philosophie einen Pakt zu schließen, hatten ihr die Kundigen vorausgesagt. Mittlerweile sorgte ihr Entwick¬ lungsgang dafür, daß der Grund dieser Nötigung auch dem Kurz- ^ sichtigen klar werde. Indem durch die siegreiche Kraft der Darwin¬ schen Prinzipien die Idee eines lückenlosen genetischen Zusammenhangs alles Wirklichen auftauchte, richteten sich die Blicke fast instinktiv auf diejenigen Punkte, Welche in diesem allgemeinen Zusammenhang eine AusnalMestelluug zu fordern

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_359176/267>, abgerufen am 22.07.2024.