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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Viertes Quartal.

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Der jüngste Tag.

Dies erfuhr Jonas, als er in der Küche saß und sich mit Cynthy Ann
unterhielt. Er war gekommen, um irgend eine Botschaft von dein in der Ge¬
nesung begriffne,: August zu überbringen und war durch die Anziehungskraft
der Adhäsion festgehalten worden.
'

Sagt ich dir doch, es wäre Fuchs und Gans. Nicht war? Und so heißt
er also Thomas A. Parkins. Gustav Weste meinte, er wollte wetten, daß die
beiden einer und derselbe waren. Nu, ich muß dieses Raubzeug vertreiben, ehe
es sein Hühnchen erwischt.




Sechsunddreißigstes Kapitel.
Die ^ünde der ^cheinheiligkeit.

Just in diesem Moment traf Herr Hall ein, den ich oben als den guten,
aber unreifen methodistischen Wanderprediger dieses Bezirkes geschildert habe.
Einige Leute siud der Meinung, daß ein Diener am Evangelium von Kritik,
Verspottung und Militärpflicht befreit sein sollte. Aber der menschliche Geist¬
liche teilt das Loos der andern. Nichts könnte verderblicher sein, als wenn
man die Schwächen eines Geistlichen als geheiligt und unantastbar betrachten
wollte. Ohne Zweifel ist Herr Hall schon längst dahin gelangt, über seine
frühern Thorheiten, seine amtliche Heiligkeit und alles das zu lachen, und warum
sollte ich, der ich zu meiner Zeit auch einmal ein unreifer Wanderpredigcr ge¬
wesen bin. nicht zum besten von Leuten seiner Art über den Herrn Amtsbruder
Hall lachen?

Er war gekommen, um die Schwester Cynthy Ann zu besuchen, deren Name
schon lange im Klnssenbuche zu Hardeus Croß Roads als der eines guten und
annehmbaren Mitgliedes der Kirche in voller Gemeinschaft gestanden hatte. Er
besuchte förmlich und amtlich jede Familie, in der sich ein solches Mitglied be¬
fand. Hütte er nicht förmliche nud amtliche Besuche gemacht und sich wie ein
Mensch dabei verhalten und nicht wie ein Herr Pastor, so würde er mehr genützt
haben. Aber er kam zu Andersons und benachrichtigte Fran Anderson, daß
er auf einer Vesuchstour zu deu Mitgliedern seiner Kirche begriffen, und daß,
da jemand von ihrem Haushalt ein solches Mitglied sei, er gern eine kleine
religiöse Unterhaltung mit der Familie anstellen und mit ihr beten möchte. Ob
sie wohl die Gefälligkeit haben wollte, sie zusammenzuberufen?

So wurde denn Julia heruutergerufen und Jonas eingeladen, sich aus der
Küche einzustellen. Sein Anblick betrübte den Bruder Hall. Denn war nicht
dieses Newlight vom Satan abgesandt, eine von seiner Herde aus Irrwege zu
verleiten? Aber er konnte hier wenigstens getreulich mit ihn: ringen.

Er begann mit Herrn Samuel Anderson. Aber dieser Würdige sprang,
nachdem er seine Frau durch einen Blick vergeblich um ein Stichwort gebeten,
sofort auf die Posaunen der Apokalypse ab.¬

Herr Anders"",, da Sie das Haupt dieser Familie sind, ist Ihre Verant
wortlichkeit groß. Fühlen Sie sich im Besitz der vollen Sicherheit, in der Gnade
zu stehen, mein Bruder? fragte Herr Hall.

In wohl, erwiederte Herr Anderson. Ich stehe da und halte meine Lampe
gereinigt und gefüllt bereit für den Bräutigam. Ich horche auf mich den" Rufe
um Mitternacht. Schon in dieser Nacht kam'" die Posaune erschallen. Ich fürchte,


Der jüngste Tag.

Dies erfuhr Jonas, als er in der Küche saß und sich mit Cynthy Ann
unterhielt. Er war gekommen, um irgend eine Botschaft von dein in der Ge¬
nesung begriffne,: August zu überbringen und war durch die Anziehungskraft
der Adhäsion festgehalten worden.
'

Sagt ich dir doch, es wäre Fuchs und Gans. Nicht war? Und so heißt
er also Thomas A. Parkins. Gustav Weste meinte, er wollte wetten, daß die
beiden einer und derselbe waren. Nu, ich muß dieses Raubzeug vertreiben, ehe
es sein Hühnchen erwischt.




Sechsunddreißigstes Kapitel.
Die ^ünde der ^cheinheiligkeit.

Just in diesem Moment traf Herr Hall ein, den ich oben als den guten,
aber unreifen methodistischen Wanderprediger dieses Bezirkes geschildert habe.
Einige Leute siud der Meinung, daß ein Diener am Evangelium von Kritik,
Verspottung und Militärpflicht befreit sein sollte. Aber der menschliche Geist¬
liche teilt das Loos der andern. Nichts könnte verderblicher sein, als wenn
man die Schwächen eines Geistlichen als geheiligt und unantastbar betrachten
wollte. Ohne Zweifel ist Herr Hall schon längst dahin gelangt, über seine
frühern Thorheiten, seine amtliche Heiligkeit und alles das zu lachen, und warum
sollte ich, der ich zu meiner Zeit auch einmal ein unreifer Wanderpredigcr ge¬
wesen bin. nicht zum besten von Leuten seiner Art über den Herrn Amtsbruder
Hall lachen?

Er war gekommen, um die Schwester Cynthy Ann zu besuchen, deren Name
schon lange im Klnssenbuche zu Hardeus Croß Roads als der eines guten und
annehmbaren Mitgliedes der Kirche in voller Gemeinschaft gestanden hatte. Er
besuchte förmlich und amtlich jede Familie, in der sich ein solches Mitglied be¬
fand. Hütte er nicht förmliche nud amtliche Besuche gemacht und sich wie ein
Mensch dabei verhalten und nicht wie ein Herr Pastor, so würde er mehr genützt
haben. Aber er kam zu Andersons und benachrichtigte Fran Anderson, daß
er auf einer Vesuchstour zu deu Mitgliedern seiner Kirche begriffen, und daß,
da jemand von ihrem Haushalt ein solches Mitglied sei, er gern eine kleine
religiöse Unterhaltung mit der Familie anstellen und mit ihr beten möchte. Ob
sie wohl die Gefälligkeit haben wollte, sie zusammenzuberufen?

So wurde denn Julia heruutergerufen und Jonas eingeladen, sich aus der
Küche einzustellen. Sein Anblick betrübte den Bruder Hall. Denn war nicht
dieses Newlight vom Satan abgesandt, eine von seiner Herde aus Irrwege zu
verleiten? Aber er konnte hier wenigstens getreulich mit ihn: ringen.

Er begann mit Herrn Samuel Anderson. Aber dieser Würdige sprang,
nachdem er seine Frau durch einen Blick vergeblich um ein Stichwort gebeten,
sofort auf die Posaunen der Apokalypse ab.¬

Herr Anders»»,, da Sie das Haupt dieser Familie sind, ist Ihre Verant
wortlichkeit groß. Fühlen Sie sich im Besitz der vollen Sicherheit, in der Gnade
zu stehen, mein Bruder? fragte Herr Hall.

In wohl, erwiederte Herr Anderson. Ich stehe da und halte meine Lampe
gereinigt und gefüllt bereit für den Bräutigam. Ich horche auf mich den» Rufe
um Mitternacht. Schon in dieser Nacht kam'» die Posaune erschallen. Ich fürchte,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_359176/204>, abgerufen am 22.07.2024.